April 27 2017

Wo bleibt der Wind?

 
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Bei der ITCZ (Intertropische Konvergenz Zone) handelt es sich um ein Gebiet zwischen den nördlichen und den südlichen Passatwinden. Das Wetter ist dort unbeständig. Kurze teilweise heftige Gewitter mit Windböen entwickeln sich in der normalerweise nördlich des Äquators ligenden ITCZ.
Doch dieses Jahr ist alles anders. Laut verschiedenen Quellen haben wir ein La Niña Jahr, das meistens auf auf ein El Niño Jahr folgt. Auch La Niña verändert das Wetter: Die ITCZ befindet sich nun über den Marquesas, südlich des Äquators. Laut Aussagen der lokalen Bevölkerung ist diese Situation sehr ungewöhnlich. Es regnet täglich, zum Teil stark und anhaltend, mit Blitz und Donner. Die Flüsse schieben Geröll und Sedimente und hunderte Kokosnüsse und ganze Palmen in die Buchten, die danach braun gefärbt sind. Soviel zum schönen türkis Meer im Südseeparadies! Und wenn es nicht regnet, ist es heiss und schwül. Die Natur hingegen liebt dieses Wetter. Alles wuchert üppig grün. Jedoch vieles kultiviertes Gemüse ist im Schlamm ersoffen. Normalerweise beginnt die Regenzeit erst ende Mai.
Eine weitere Auswirkung sei eine verlängerte Zyklonsaison in der Südsee. Noch bis Ende April ist weiter westlich von uns mit Zyklonen oder tropischen Stürmen (Depressionen) zu rechnen. Uns raten gebietserfahrene Segler, bis ende April hier in den Marquesas zu bleiben und erst danach weiter in die Tuamotus weiter zu ziehen. Die aktuellen Wetterprognosen für dieses Gebiet sind nicht gerade angenehm: viel Wind aus Ost, mit sehr viel Niederschlag. Da bleiben wir doch noch ein bisschen hier, auch wenn wir mit diesem Klima kämpfen.
Thomas

April 25 2017

Ua Pou

Wo sind nun die 15 Knoten Wind??? Die Segel schlagen. Auf halbem Weg zu der Insel Ua Pou schaukelt die Robusta unkoordiniert in den Wellen. In drei Stunden wird es dunkel! Also wird wohl oder übel der Motor gestartet. Hinter dem Breakwater liegen einige Yachten. Ob sie schwojen oder einen Heckanker verwenden, ist in der Dunkelheit nicht zu erkennen. Also fällt der Anker wohl oder eher übel im Schwell und wir verbringen eine unangenehme rollige Nacht.
Beim ersten Licht wird die Robusta hinter die Hafenmole gequetscht, wo sie nun mit Heckanker ruhig liegt.


Für die 490 Seemeilen lange Überfahrt zu den Tuamotus brauchen wir nur noch Früchte. In den Läden werden sie nicht verkauft. Die Lebensmittel in den Geschäften bestehen hauptsächlich aus Dosenfutter. Alles ist super teuer. Dinge mit den roten Etiketten für den Grundbedarf sind vom Staat subventioniert. Doch etwas erstaunt bin ich über die fettig triefenden Chips mit der roten Etikette. Die zwei Sorten Gemüse sind im Kühlschrank gelagert, was bedeutet, dass sie in der warmen Segelyacht sofort verderben.
Ua Pou muss zum Wandern toll sein. Na ja, das ist uns ja in den Marquesas bis jetzt total verleidet. Die Moskitos lauern schon wieder hinter jedem Gebüsch. Lange leichte Hosen und Hemd und vom Repellente wie eine Speckschwarte glänzend, schleppe ich mich gemeinsam mit der Crew der Mouss zu fünft bei einer Affenhitze morgens den Berg hoch. So lange wir in Bewegung sind, geben die Moskitos Ruhe. Doch wer will schon ohne Pause wandern? Mein innerer Schweinehund ist fast nicht zu bezwingen. Ich schwitze in meinen langen Klamotten.

Zurück im Dorf führt der Weg an hübschen und liebevoll angelegten Gärten vorbei. Wir schnuppern an so manchen Blumen und kommen so mit einer Frau ins Gespräch. Wenig später lädt sie uns alle in ihrem Garten ein. Als sie erfährt, dass unsere Reise zu den Tuamotus geht, wo es ja nur noch Kokosnüsse geben soll, eilt sie ins Haus, holt Säcke raus und beginnt diese mit ihren Kindern mit Pampelmusen, Bananen, Mangos, Kokosnüssen, Ingwer, Zitronen und Paprika zu füllen. Die ganze Ladung bringt ihr Mann später mit dem Auto zum Steg!
Francoise schenkt ihnen zum Dank einen Stapel ausgedruckter Fotos.
Im Garten der Kirche dürfen wir Granatäpfel und Mangos pflücken. Der Pfarrer war nicht anwesend, aber eine Nachbarin gab grünes Licht für die Aktion. Sie verkündete noch, um fünf beginne die Messe. Wie meinte sie das? Dann kommt der heilige Priester und wir müssen verschwunden sein? Oder war das eine Einladung zur Messe?
Mouss und Robusta stampfen unter Segel mit Motorunterstützung aus dem Hafen in den enormen Schwell. Irgend etwas klackert im Motor! Also wird er sofort abgestellt. Zwei Stunden später, auf der Westseite von Ua Pou, im Schwell vor Anker liegend, kontrolliert nun Thomas den Propeller. Shit, der ist locker! Was für ein Mist wenn dieser abgefallen wäre! Die Sicherheitsmutter hat sich gelöst. Kevin hilft ihm diese rund anderthalb Meter unter Wasser liegende Mutter wieder anzuziehen.
So und nun sind die Mouss und Robusta für die Regatta zu den Tuamotus zum Atoll Makemo bereit.
Wer wird das Rennen gewinnen?

April 20 2017

Hakaui (Nukuhiva)

Endlich scheint Wind aufzukommen! Für die nächsten fünf Tage 10 bis 15 Knoten aus Ost. Der Passat meldet sich zurück.
Morgens um sechs Uhr sollen die Segel gesetzt werden. Es wird dann aber doch sieben. In Hakaui wollen wir das gute Quellwasser tanken. In den Atollen der Tuamotus wird es nur noch Wasser aus Zysternen in begrenzter Menge geben. Regenwasser sammeln wird da wohl auch eher seltener möglich.


Über der wunderschönen Bucht von Hakaui liegt jedoch sprichwörtlich eine fette dunkle Wolke. Einerseits ist da der Paul über den eine Menge übler Stories kursieren. So haben wir uns mal präventiv bei der Gendarmerie über die rechtliche Lage erkundigt. Der von oben bis unten mit Tattoos geschmückte langhaarige Beamte verrührt die Hände! Ohje, ja wir stellen gerade ein fettes Dossier über meinen Cousin zusammen. Viele Segler haben sich beschwert. Demnächst werden wir Paul einen Besuch abstatten. Doch der Weg über die Berge ist beschwerlich und ein Boot haben wir nicht. Dann war da noch so ein Vorfall. Vor sechs Jahren wurde der Mann eines Deutschen Seglerpaares  während der Ziegenjagd aufgefressen. So in etwa lauteten damals die Schlagzeilen in den Deutschen Zeitungen.
Nein, der Paul frisst keine Touristen. Seine Aufgabe ist es für eine Kooperative umgerechnet acht Euro von jedem der an Land geht einzukassieren.
In der Bucht ankern zur Zeit zwei Yachten. Hohe spitze kegelförmige grün überwucherte Berge ragen aus dem Meer. Zwei Sandstrände, Palmen und ein gigantischer Wasserfall. Ein echtes Paradies, wären da nicht die Moskitos und Nonos!
Beim ersten Schuppen, links am Ufer des kleinen Flusslaufes, landen wir an und finden tatsächlich einen Schlauch aus dem frisches kaltes Quellwasser sprudelt. Paul scheint nicht da zu sein. Am Strand sitzt ein Fischer. Den fragen wir ob wir Wasser haben können. So füllen wir die sechs Kanister und die erste Ladung wird zur Robusta gebracht. Ich will nicht alleine dort warten. Bei der vierten und letzten Fahrt taucht plötzlich Paul aus dem Nichts auf. Mir gefriert das Blut – seines scheint aber überhaupt noch nicht zu kochen. Er freut sich sichtlich über die Marquesische Begrüssung: “Kao’ha Nui“. Paul, der in Gummistiefel, langer Hose und dicker Jacke gekleidet ist, scheint Hitzeresistent zu sein. Heute ist er wohl mit dem rechten Fuss aus dem Nest geklettert. Er plaudert freundlich. Erzählt wie er hier lebt, dass er einige Jahre weg war und im Tourismus als Barkeeper gearbeitet habe. Als sein Opa gestorben ist, kehrte er in seine  Heimat zurück. Während er sein Erbe renovierte, habe er 50 Kilo abgenommen! Also muss Paul ein echter Schrank gewesen sein.
Im letzten Herbst hat die Kooperative beschlossen, für den Unterhalt und Pflege des Trampelpfades zum Wasserfall von den Touristen Geld einzukassieren. Der Eintritt ist ein Jahr gültig. Er bekomme von dem Geld nichts. Dies werde für die Anschaffung von Motorsägen, Benzin und deren Wartung aufgewendet. Er erzählt auch etwas traurig, dass er sich schon oft mit Touristen gestritten habe ohne genau auf die Details einzugehen. Sie hätten sich geweigert zu bezahlen.
Wir bekommen fünfzig Prozent Rabatt und Früchte aus seinem Garten.

April 15 2017

Mantas

Seit wir in Polynesien sind, wache ich oft sehr früh auf. Mal ganz was neues. Thomas entwickelt sich dagegen zum echten Langpenner! Es ist bereits hell, aber die Sonne ist noch nicht hinter den von Wolken behangenen üppig grünen Bergkämmen aufgetaucht. Was hat mich eigentlich aus dem Tiefschlaf gerissen? Da war doch ein Geräusch durch die Bordwand wahrzunehmen. Mein Blick schweift über das golden glitzernde nur leicht bewegte Wasser der Bucht. Etwa dreissig schwarze dreieckige Finnen durchschneiden die glatte Wasseroberfläche. Haie! Ich wecke sofort Thomas damit er ebenfalls an diesem Schauspiel teilnehmen kann. Nun sind sie direkt neben der Robusta. Das sind keine Haie. Es sind Mantas! Jetzt aber schnell Taucherbrille, Schnorchel und Flossen an. Ich lasse erst mal Thomas ins Wasser springen, um zu sehen ob er die Aktion überlebt.


Am Nachmittag brausen wir mit dem Dinghi weiter zu den Felsen raus, um in klarem Wasser nach den Mantas zu suchen. In der Bucht ist das Wasser vom Regen ganz braun. Doch sie scheinen eine Siesta zu halten. Liegen faul auf dem Grund und ruhen sich von der morgendlichen Jagd aus. Der Mensch steht nicht auf ihrem Speiseplan. Mantas sind die grössten Rochen und erreichen locker eine Spannweite von fünf Meter. Auch sind ihre Stachelschwänze nicht giftig.
Wir haben nochmals Glück. Kurz vor der Dämmerung tauchen sie direkt vor dem Dinghi auf. Also nochmals rein ins kühle Nass. Elegant mit gemächlichen Bewegungen tauchen sie wenige Zentimeter unter uns durch, strömen mit grossen offenen Mündern direkt auf die Taucherbrille zu um im letzten Moment sich auf den Rücken drehend, den weissen Bauch zeigend abzudrehen, was ehrlich gesagt anfangs schon etwas gfürchig war. Die ganzen Moskitostiche waren da im Nu vergessen!
Ich hätte Stunden mit ihnen schwimmen können, wären da nicht auch noch die ganzen Quallen im Wasser rumgetrieben.
 

April 1 2017

Nuku-Hiva Taioahe

Pilze aus Frankreich
„Les Champignons de Paris“ – auf so einen Pilzauflauf hätte ich  auch mal wieder Lust und ich bin mir sicher, die Moskitos würden sich enorm darüber freuen.
Nein das Thema ist ernster:
Als wir in die Bucht einlaufen ist sie prall voll! Es liegen an die fünfzig Yachten vor Anker. Solch eine Ansammlung haben wir auf der ganzen Reise noch nie erlebt. Viele sind Teilnehmer der World ARC, eine Rally für Weltumsegler. Für das ganze Wochenende sind einige Veranstaltungen wie Flohmarkt, Kino, Theater, Essen, traditionelle Tänze und die Ankunft der Piroque Hokule’a angesagt.


Tränen laufen mir mitten in der Theatervorstellung über die Wangen. Das kann doch alles nicht wahr sein! Unter dem Deckmantel für die Weltsicherheit hat Frankreich zwischen 1966 und 1996 in Französisch-Polynesien auf den Atollen Mururoa und Fangataufa 193 überirdische und unterirdische Atombomben sausen lassen. Zu dieser Zeit haben auch diverse andere Nationen wie die USA, Russland, Pakistan, Indien, China ihre Macht mit Atomtests in der ganzen Welt unter Beweis zu stellen versucht. Frankreichs damaliger Präsident De Gaulle hat ohne ehrliche Information und ohne die Polynesier zu fragen entschieden, die Tests im Paradies zu starten. Alles sei sauber und sicher!
Warum wurden die Bomben dann nicht bei Paris gezündet?
Seit Jahren klagen die Menschen hier über gesundheitliche Folgen der Atomtests. Tausende von Anträgen auf Entschädigung wegen eines Krebsleidens sind hängig. Bis heute haben erst sechs Polynesier eine Entschädigung erhalten. Bis 1996 lag die Gesundheit in den Händen der Militärs. Da ist ein Beweis auf Strahlenschädigung natürlich doppelt schwierig.
Erst vor kurzem hat Präsident Hollande bei einem Besuch in Papeete eingestanden, dass die Tests doch negativen Einfluss auf die Umwelt und Gesundheit der Bevölkerung gehabt hätten.
Die Künstlergruppe aus Paris hat nach der Vorstellung ein Mikrophon ins Publikum gereicht. Die persönlichen Berichte der betroffenen Menschen haben uns sehr bewegt.
Hollande versucht einen Strich unter dieses tragische Kapitel zu ziehen. Doch seit 2011 nach dem Tsunami in Japan, fliessen aus den zerstörten Reaktoren in Fukushima täglich 300 Tonnen kontaminiertes Wasser in den Pazifik.
Alle Verantwortlichen und die ganze Welt schauen dabei zu.

March 24 2017

Nuku-Hiva Taipivai

Sie sind so unvorstellbar fleissig wie kein anderes Volk. Pausenlos an der Arbeit. Die Morgenschicht beginnt mit dem Sonnenaufgang wenn die Nachtschicht der anderen endet. Die blutrünstigen Biester nerven. Sie scheinen überall zu sein. In der Sonne, im Schatten, in den Häusern, am Strand. Nur auf der Robusta sind sie zum grossen Glück nicht! Eine tolle Wanderung von Taipivai zu einem Wasserfall, der tosend über mehrere hundert Meter stiebend eine Felswand herunterstürzt, lässt uns danach mehrere Tage leiden. Die Mücken haben sich an unserem Blut ergötzt! Trotz langer Hose, diese auch noch mit „Antibrumm forte“ eingesprüht (nur schon der Name ist doch ein Witz)?! Teure Produkte aus Europa gegen Moskitos mit dem Vermerk “Tropical forte” oder so ähnlich, kannst du gerade so gut ins Scheisshaus leeren. Hilft gar nix! Die restliche Körperoberfläche mit dem lokalen Produkt „MonoiTiki Tahiti Citronelle“ einbalsamiert, hat immerhin die Nonos (Sandfliegen) auf der oeligen Haut ersticken lassen. Die Moskitos liessen sich jedoch nicht im geringsten von ihren Attacken abhalten. Auf meinen Hintern haben sie es speziell abgesehen. Weiss nicht mehr wie sitzen.


Eine Krankenschwester erklärt uns, dass wir Neuankömmlinge besonders attraktiv für die Biester sind. Nach sechs Monaten Ernährung mit den lokal typischen Lebensmitteln, werden die Monster uns in Ruhe lassen. Bravo, das sind ja tolle Aussichten. Die Situation ist bestimmt auch noch verschärft da der Wind seit Wochen ausbleibt und es oft in Strömen regnet.
In der Bucht liegen zwei Yachten vor Anker. Es ist zu heiss um einander zu besuchen. So treffen wir uns alle in Simons kleinem Laden zu einem Bier. Dort sind wir einigermassen vor den Moskitos sicher. Mit Simons Familie verbringen wir etliche Stunden und erfahren von ihnen sehr viel über das Leben und Kultur der Menschenfresser.
Ein sehr empfehlenswertes Buch dazu: Abenteuer in der Südsee, Taipi von Hermann Melville. (Version mit 628 Seiten).
 

March 16 2017

Marquesas – Tahuata

Die Regenzeit hat viel früher als üblich begonnen. Dafür blüht schon alles! Die letzten Tage hat es in Atuona Unmengen geregnet. Luken zu! Es regnet! Dann entwickelt sich in der Robusta innert Kürze eine dampfende Hitze, die echt schweisstreibend sein kann und kaum auszuhalten ist. Nachts hechten wir mehrmals aus den Kojen, um alle Bullaugen und Luken zu schliessen. Irgendwie muss etwas gebastelt werden, damit diese auch bei ergiebigen Regenschauern offen bleiben können. Aus einem alten Segel wird eine Abdeckung über die Luken montiert, die gleichzeitig frische Luft in die Kabine führen soll. Die arme Nähmaschine freut sich gar nicht den dicken Stoff zu bearbeiten.


Endlich kommt wieder mal Wind auf! Die Hitze legt sich etwas und die Segel werden nach zwei Wochen Ruhepause wieder mal gesetzt. Robusta stampft im Kanal Bordelais mit rund zwei Knoten Strom und mit Wind aus Ost gegen West. Die Wellen im Kanal sind beachtlich, doch harmlos gegen das was wir im Südatlantik und Südpazifik angetroffen haben.
Nachmittags fällt der Anker in der Bucht nördlich von Hapatoni. Üppig grün bewachsene, steil abfallende Bergkämme umgeben die Bucht. Vogelgezwitscher statt Gockelgeschrei dringt in meine Ohren!
Die Kette lege ich vom Land weg. Doch das war falsch stellt sich bald heraus. Laut Reiseführer bläst der Wind in der Bucht immer zum Land. Hier soll es toll zum Schnorcheln sein. Doch das Wasser ist durch die ungewöhnlich heftigen Regenfälle nicht ganz so klar wie erwartet. Da kommt im besagten Südseeparadies doch etwas Enttäuschung auf. Von der Karibik kenne ich die Unterwasserwelt als sehr bunt und habe hier eine viel grössere Artenvielfalt erwartet.
Joshua der junge Kanadier paddelt vom Dorf kommend zur Robusta. Ihn haben wir in Atuona kennen gelernt. Er ist verletzt. Wollte einen Pulpo fangen. Doch er hat sich mit seinen acht Beinen an seinem Arm festgesaugt und sich auch noch mit beissen heftig gewehrt. Den Pulpo habe er im Dorf verschenkt. Die Lust ihn selber zu essen, ist ihm vergangen.
Im Dorf werde drei Tage gefeiert. Das wollen wir uns nicht entgehen lassen. Dass es sich um einen religiösen Anlass handelt, wusste Joshua nicht.
Etwa eine Stunde gucken wir uns, die doch etwas sehr langweilige Kirchenzeremonie mit den schönen Gesängen an. Dann schleichen wir uns davon.
Am nächsten Tag frage ich eine typisch füllige ältere Polynesierin, wo ich Früchte sammeln dürfe. Thomas und ich sind beide froh, dass wir recht gut Französisch sprechen. Etwas eingerostet, aber durch fleissiges Bücherlesen kommt der Wortschatz schnell wieder in Erinnerung. Teliua führt uns zu ihrem Haus in dem sie aufgewachsen ist. Einige Jahre hat sie in Papeete gearbeitet. Doch das einfache Leben auf dem Land gefällt ihr wesentlich besser. Zu viel Hektik und Stress in der Stadt. Von ihr erfahren wir, dass die Leute im Dorf vom „Kopra“ und „Noni“ leben. Kopra sind getrocknete Kokosstücke die für die Herstellung von Oel und auch zur Produktion von Kosmetikprodukten verarbeitet wird. Aus Noni wird ein gesundheitsfördernder Trunk hergestellt. In Europa darf dieser Fruchtsaft allerdings nicht als solches angepriesen werden.
Im Nachbarhaus spielen einige Frauen und Kinder Bingo.  Weitere Frauen aus der Nachbarschaft gesellen sich zu uns auf die grosse schattige Terrasse.  Teliua verschwindet ins Haus. Kurz darauf erscheint sie mit zwei kitschig bunten Plastikteller, gefüllt mit verschieden zubereiteten rohen Fischstücken und gebratener Banane.
Probiert! Polynesische Spezialitäten.
Die Geschmäcker sind total fremd – doch unglaublich lecker!

Etwas später und etwa zwei Kilo moppeliger, klettert Thomas nun gut genährt auf Teliuas Avocado Baum. Bananen klaut sie in Nachbars Garten und stopft diese verschmitzt lächelnd in meinem Rucksack.
Beim Verlassen der Terasse, stolpern wir über eine beachtliche Ansammlung von Plastiksandalen und FlipFlops. So peinlich, wir haben unsere Schlappen nicht ausgezogen wie es offensichtlich hier üblich ist!
Am folgenden Tag bringen wir Teliua zum Dank einen  Kuchen, selber gebackenen – mit den geklauten Bananen.

March 11 2017

Marquesas – Hiva Oa – Atuona

Das Dinghi ist am Morgen randvoll. Mit Regenwasser! Cool, da kann ich mich ja gleich gemütlich in die Badewanne legen statt am Steg die Open Air Dusche zu benutzen, deren Mauern nur knapp bis auf Schulterhöhe gebaut sind. Die schlechteste, oder je nach Sichtweise beste Zeit zum Duschen ist wenn der voll besetzte Schulbus ganz dicht an der Dusche vorbei fährt. Der Busfahrer wendet seinen Blick anständig ab, doch die Kinder kleben grölend am Fenster.
Bis die Badewanne leer geschöpft ist, braucht Thomi nun dringend eine Dusche. An das feucht heisse Klima müssen wir uns nach einem Jahr im kalten Patagonien erst gewöhnen. Die Kleider kleben dauernd am nass geschwitztem Körper. Deo muss gleich in Kanistern angeschafft werden.


Thomas hat das Hauptruder der Windsteueranlage, das im Schaft gebrochen ist, in die ganz neue Werft geschleppt. Willi kann das Ruder für umgerechnet 50 Euro schweissen. Es danach selber wieder einzubauen war allerdings nicht mehr so einfach. In der Bucht von Atuona läuft eigentlich immer ein beachtlicher Schwell ein und die Robusta will bei der Montage einfach nicht stillhalten. Das Dinghi schwappt am Heck einen halben Meter rauf und runter, was das Hantieren mit Werkzeugen beinahe verunmöglicht. Doch kurz vor absoluter Dunkelheit ist die Montage doch noch vollendet.
Die Stimmung unter den Seglern ist toll. Gegenseitige Besuche und Tratsch machen grossen Spass. Am Mittwoch Abend treffen sich die Segler und Leute vom Dorf am Aussichtspunkt zum Grillen. Ganz einfach; alle bringen etwas für die Allgemeinheit zum Teilen mit. Der unerschwingliche Alkohol ist besonders beliebt. Konsum von Alkohol am Strand und im öffentlichen Raum sind verboten. Dies kündigt ein Brief der Gendarmerie an jeder Ladentür an.

Das Dorf ist vom Dinghi-Steg bei der Tankstelle fünf Kilometer entfernt. Die Gendarmerie teilt uns mit, dass ohne Bedenken per Anhalter gereist werden kann. Kriminalität gibt es hier nicht. Die Menschen sind sehr freundlich. Das erste Auto das uns mitnimmt, biegt statt zur Tankstelle in eine Strasse die auf einen Berg führt. Ich wehre mich und die Madame fragt ob wir es denn eilig hätten? Sie will uns die Insel zeigen. An einem schönen Aussichtspunkt hält sie ihren SUV an und sammelt, während wir den Sonnenuntergang bestaunen, eine ganze Tüte Mangos für uns ein.
Auf der enorm grünen Insel ist die Versorgung nicht ganz einfach. Die Preise sind hoch. Viele Produkte sind aus Frankreich importiert. Grundnahrungsmittel mit den roten Etiketten sind vom Staat subventioniert. In den Geschäften liegen nur wenige schlaffe Gemüse in einem kleinen Gestell. Früh morgens, sehr früh, wann genau kann aber niemand sagen, wird von Montag bis Freitag Gemüse und Früchte von Bauern direkt vom Pickup verkauft: Bei der Post auf dem grossen Platz und in der Nähe der Bank – dort wird auch leckerer frischer Fisch verkauft.
Auffallend ist nach dem Aufenthalt in Südamerika, dass die Menschen ihre Gärten pflegen und liebevoll gestalten. Überhaupt ist Umweltschutz ein Thema. Plastiktüten müssen im Laden teuer gekauft werden und ein Schriftzug mit Bild weist auf verschiedene Naturschutz Themen hin. Auf den Strassen und am Strand liegt kaum Müll. Der Grund ist einfach: zwei mal pro Jahr wird der Bevölkerung verordnet, die Umgebung aufzuräumen und somit vom Müll zu befreien!