May 1 2021

Fazit – überwintern in Alaska

Den kalten Winter, mit mehr Schnee als in vergangenen Jahren, hat die Robusta und Crew überstanden. In Alaska überwintern stellt eine besondere Herausforderung dar. Kälte, Schnee und Stürme bedingen einige Anforderungen an das Schiff und die Crew. Alle zwei Wochen im Schnitt, zieht ein heftiges Tief von den Aleuten über die Peninsula westwärts über Alaska. 

Die grösste Herausforderung in hohen Breiten ist das Kondenswasser, welches durchs Heizen entsteht.

Nach einem Monat bei Aussentemperaturen  von im Schnitt  um die minus 10 Grad, oder auch zur Abwechslung mal über Null Grad, habe ich mich mal bis in die Bilge im Bug unter den Kojen vorgekämpft. Diese ist schwer zugänglich, da sich dazwischen der vollgestopfte Stauraum befindet.  Unter der Matratze liegt ein Gitterrost damit Luft zirkulieren kann. Alles trocken. Kleider, welche in Vakuumplastiktüten gestaut sind, sehen gut aus und duften auch noch halbwegs fein. Selbst die Tüten sind trocken. Doch die Vorfreude ist schnell weg. Als ich das Bodenbrett entferne, entdecke ich  Kondenswasser und das Holz ist auf der unteren Seite mit Schimmel bepudert. Oh je. Alles muss raus. Bilge auspumpen, Bretter mit Essigwasser waschen. Doch wo trocknen? Chaos über den sonst schon so beschränkten Innenraum ist vorprogrammiert, da nun auch noch Bretter nur drinnen trockenen werden. Die Komfortzone ist im höchsten Mass bedroht. Nerven beginnen durch Reibung zu glühen, denn draussen stürmt es nun seit Tagen. Keiner von uns hat jetzt wirklich Lust um nach draussen zu gehen. Also bleibt nichts anderes übrig als nett und lieb miteinander zu sein. Der kleine Wohnraum im Winter, empfand ich zeitweise ätzend. Zu wenig Platz um die nassen Jacken drinnen aufzuhängen. Die vielen dicken Winterklamotten schienen immer im Weg zu sein. 

In die Bilge unter den Kojen stellten wir  Entfeuchter mit Calciumchlorid.  Diese Behälter müssen regelmässig kontrolliert werden. In ihnen sammelt sich das Kondenswasser welches vom Calciuchlorid aus der Luft aufgenommen wird. Gleichzeitig werden unangenehme Gerüche neutralisiert. Thomas bohrt Lüftungslöcher und baut Computerventilatoren ein, damit der Stauraum unter den Kojen belüftet ist. Dieses weisse Pulver, welches wie Crack aussieht, möchte ich bei der nächsten Grenzkontrolle nicht mehr an Bord haben.  

Feuchtigkeit entstand an allen Stellen, die nicht isoliert waren.  Zum Beispiel wo die Kabel vom Mast durch die Decke in den Innenraum führten und an nackten Stahlstreben in den Schapps. Diese Streben sind nun mit Styropor verkleidet. Dafür habe ich Resten von irgend einer Verpackung verwertet. Der Kabeldurchlass ist  mit Bauschaum  aufgefüllt. 

Die Luken und Bullaugen blieben mit der Doppelverglasung aus Plastiktischtuch total trocken!

Die Robusta ist bis einen halben Meter unter die Wasserlinie  isoliert.  Sie ist mit ihren 38 Fuss klein, somit mit wenig Energie schnell aufgeheizt. Der Hafenmeister war erstaunt über die tiefen Stromrechnungen. Erst dachte er, wir würden irgendwo anders Strom abzwicken.  Besucher waren erstaunt, wie gemütlich warm es drinnen ist.

Die Diesel Standheizung Webasto lief Morgens und Abends für etwa eine  Stunde. Als zusätzliche Wärmequelle kauften wir für den Winter  einen 1500 Watt Oelradiator der über Landstrom lief. 

Der Aufbau über dem Deckshaus hat eher genervt, als wie gedacht vor der Schneelast schützen würde. Schneefall war stets von starken Winden begleitet. Also hat der aus Dachlatten gezimmerte, mit Plane bespannte Schutz, dauernd geflattert. Lüftungsstutzen mussten zugestopft werden. Schnee mit Wind findet überall den Weg ins innere.

In kalten Temperaturen sollen Wanten ganz wenig gelöst werden. Doch dann fingen sie an zu vibrieren. Gummistroppen spannen half recht gut.

Die Robusta ist absolut gut geeignet um in hohen Breiten zu überwintern. Das hat sie bereits in Patagonien bewiesen. 

Wir sind echt dankbar, dass wir für die Wintermonate ein Auto von Freunden benutzen durften. Der Hafen von Homer ist bis zur nächsten Einkaufsmöglichkeit  zehn Kilometer entfernt. Ohne Auto hätte sich eine Überwinterung besser in Seldovia, Seward oder Cordova geignet. Doch Homer gehört definitiv nicht dazu.

Der Hafen ist sehr gut geschützt. Kein Schwell. Doch durch die kleine Öffnung im Hafen, trieben bei  Nordwind mit der Flut, immer wieder mal enorme Mengen an  Eisschollen rein und füllten den ganzen Hafen. Ist ein echtes Schauspiel wie sich die Schollen knirschend and Stegen und zwischen den Schiffen durchschieben. Im Winter liegen hier auch grössere Kutter an denen unermüdlich der Stahl mit der Flex oder dem Hilti geräuschvoll bearbeitet wird. Generatoren brummen, dessen Geräusche sich durchs Wasser übertragen und sogar körperlich zu spüren sind. 

Die Toiletten im Hafen sind modern, geräumig und sehr sauber. Doch da sind keine Duschen! Wir haben uns auch nicht danach erkundigt. Ich mag mich nicht erinnern, dass wir jemals in einem Hafen ohne Duschgelegenheit waren! 

Morgen ziehen wir weiter zum Prince William Sound

 


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Posted May 1, 2021 by robusta in category "Alaska

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