September 2 2020

Knuddeltiere oder Problembär M13?

So viele liebevolle Erinnerungen haften an ihm. Überall war er mit dabei. War er mal nicht da, so bedeutete dies pures Drama. Der beste Freund. Papi hat ihn sogar selbst genäht. Vielleicht nicht ganz freiwillig, denn das war während eines Klinikaufenthalt. Mama musste ihm das Bein wieder annähen. Sein Auge flicken oder seinen struppigen Pelz waschen.

Diese faszinierenden Kreaturen verdienen einen eigenen Blogeintrag.

Um sie zu beobachten, ankern wir die Robusta möglichst nahe am Ufer. Wir kannten sie nur aus dem Zoo. Ich lese viel über ihr Verhalten. Schaue Berichte, rede mit Leuten der Gegend über ihre Erfahrungen mit Bären.

Du brauchst eine Waffe! Wenn ein Bär dich angreift, musst du ihn erschiessen oder du bist tot, oder zumindest fertig gemacht für den Spital. Der Bärenspray, wobei es sich um nichts anderes als Tränengas handelt, ist die Alternative zur tödlichen Waffe. Weht der Wind jedoch ungünstig, landet das Gas schnell mal in der eigenen Nase. Beim Spazieren begegnete ich einer Frau, die einen Revolver im Schulterhalfter trug. Wegen der Grizzly und Schwarzbären,  erklärt sie der naiven Touristin. 

Ich bin verwirrt. Wie gefährlich sind sie nun tatsächlich?

All diese Infos muss ich nun erst mal  einordnen. Jedenfalls ist schon mal klar, Angst ist keine optimale Voraussetzung für eine Wildtierbegegnung. Tiere nehmen deine Angst wahr und reagieren entsprechend. Ich habe Respekt. Ich sehe mich als Eindringling in ihr Revier. Mir ist bewusst, Muttertiere schützen ihre Jungen und dies geschieht nicht sanft. 

 Meinen Mut bekomme ich durch den Ranger Fritz zurück. Er rät beim Spazieren zu singen, oder ein Glöckchen an den Rucksack zu hängen damit die Bären realisieren, dass da jemand ist. Ein überraschter Bär könnte angreifen. Ein hungriger Bär ist ein gefährlicher Bär. Geht mir ähnlich. Kann ich durchaus nachvollziehen. Davonrennen geht gar nicht. Falls du Jogger bist, kennst du die Reaktion der Hunde. Im Gegensatz zu Thomas, der regelmässig Opfer von Hunden wird, hat mich erst einmal ein Dackel gebissen. Dies auch nur weil ich auf ihn raufgetreten bin. (Thomas wehrt sich gerade über diese Aussage). Ich fürchte mich nicht.

Im Sommer kämpfen sich die Lachse gegen tosenden Strom durch enge Schluchten, die Flüsse hoch, bis zu ihren Laichplätzen. Die Bären sind nun wohl genährt und haben für den Winterschlaf bereits einiges an Fettreserven zugelegt. Ich bin zuversichtlich, dass sie mich dünnes Gestell nicht fressen wollen und ihnen die Lachse viel besser schmecken. 

Wie empfohlen wird das Dinghi vor dem Landgang geputzt und von allfälligen Fischduft befreit. Wir paddeln möglichst ruhig am Ufer entlang wo sich Fischotter und viele Seevögel tummeln. Die Flussmündung gleicht einem Massaker. Im zertretenen Gras liegen angekaute Fischkadaver und stinken vor sich hin. Zahlreiche Vögel picken an ihnen rum. Sehr gruselige Szene. Fühlen uns nicht mehr wohl. Oh nein. So ein Gefühl ist jetzt gerade genau nicht angebracht. Die Vögel verziehen sich. Aus dem Gebüsch tapst nun tatsächlich, völlig gemütlich und unbeirrt, eine Bärin mit einem Jungtier in unsere Richtung. 

 

Mit dem Paddle Board und Kamera ziehe ich nun auch alleine an Land. Setze mich an eine übersichtliche Stelle zwischen Baumstämmen in der Nähe des Flusses und warte Stunden. 

Bitte nicht nachmachen! Ich will nicht verantwortlich sein falls du verunstaltet wirst.

Wir sind so stolz auf das Privileg als Segler an nahezu unberührte Orte der Erde sein zu dürfen. Dennoch hinterfragen wir auch unser Eindringen in die Natur kritisch. Vielleicht nicht kritisch genug – wir haben es getan.

 


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Posted September 2, 2020 by robusta in category "Alaska

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