April 14 2021

Werft

Heute Nachmittag ist wie alle zwei Wochen wieder, eine besonders hohe Flut angesagt. Die Robusta wird für Wartungsarbeiten an Land gehoben.  Ich kann mir noch gar nicht vorstellen, dass da genug Wasser ist, wo ich so oft spazieren gegangen bin. Doch der Meeresspiegel hebt und senkt sich um die sechs Meter innerhalb von etwa zwölf Stunden.

Wir mögen Kranen nicht. Beide sind aufgeregt oder sogar echt nervös. Den Grund für diese unangenehmen Gefühle ist auf ein Ereignis in Brasilien zurückzuführen. Dort ist die Robusta beim Kranen aus den Gurten gerutscht. Alles geschah glücklicherweise, als sie noch über dem Wasser hing. Thomas war drinnen. Er kam mit einer platten Nase und zerbrochener Brille einigermassen heil davon. Doch die Robusta sah übel aus. … Die Jungs  der Northern Enterprise sind echte Profis.  Behutsam wird die Robusta mit dem Travellift aus dem Wasser an Land gehoben, über die Strasse auf das Gelände der Werft Northern Entreprise transportiert. Etwas erstaunt war ich dann schon zu sehen, wie die Boote im seismisch hoch aktivem Alaska mit Holzpaletten abgestützt werden. 

Die Temperaturen liegen noch immer unter dem Gefrierpunkt. Die Wassertanks sind darum für geleert. Die könnten einfrieren und dabei bersten. Alle Seeventile sind offen, damit kein Wasser in den Leitungen stehen bleibt. Bei Sonnenschein ist es sogar über Null Grad und die Werft verwandelt sich in ein Sumpfgebiet.  Jack bringt mit einem Lastwagen Wasser und  Kompressor, damit wir den ganzen Bewuchs mit dem Hochdruckreiniger vom Rumpf entfernen können. Am nächsten Morgen ist die ganze Suppe unter der Robusta steif gefroren. Der Rumpf sieht gut aus. Nur an einer kleinen Stelle ist Farbe bis auf den Stahl abgekratzt. In Fiji hat die Robusta ein Riff geküsst. Na ja, eigentlich war das der Kapitän… 

Antifouling streichen ist bei diesen Temperaturen, eine Herausforderung. Mit gefütterten Handschuhen und darüber noch eine Lage Gummihandschuhe, wird der Rumpf erst gereinigt und angeschliffen. Total anstrengend. Über Stunden in seitlich gebückter Position. Der kalte Sabber vom Rumpf spritzt ins Gesicht und läuft von den Handschuhen in die Ärmel. Den Antifouling Anstrich anbringen ist dagegen eine schöne Arbeit.  In der Kälte trocknet das Antifouling langsamer.  24 Stunden pro Schicht wird empfohlen. In Alaska gibt es übrigens spezielles Epoxidharz  Trocknet bei bis minus 10°C !

Leider musste die Antriebswelle ausgetauscht werden. War ziemlich korrodiert. Zum Glück gab’s einer der besten Betriebe hier im Ort für solche Belange. Doch die haben hier Imperial Längenmasse. Der Durchmesser der Welle ist nun 3.4925 cm, das sind 1 3/8 Zoll statt 3.5 cm. Aber das liegt im Bereich des möglichen versichert der Profi.

Zwei Wochen später schwimmt die Robusta wieder in ihrem Element.

So und nun stehen noch die letzten Vorbereitungen für die Weiterreise an. Unterwanten ersetzen, Segel anschlagen, Leinen den Mast hochziehen und viele kleine Sachen die einem zuletzt noch in den Sinn kommen.

 

 


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Posted April 14, 2021 by robusta in category "Alaska

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