July 14 2021

Lassen uns die Kanadier rein???

Morgens um vier trinkt Thomas starken Kaffee und tuckert mit der  Robusta mit dem Ebbstrom aus der idyllischen Ankerbucht. Wir sind beide super nervös. Die Anspannung entlädt sich kurz vor der Grenze in einem heftigen Zank. Den Zunder dazu liefert die Flüssigkeit für Thomas E-Zigaretten. Die ist gelb und stinkt wie Pisse! Das kann doch nicht sein!

Nach zwölf Stunden Fahrt unter MOTOR, finden wir in Prince Rupert den Steg der Cow Bay Marina nicht. Wir wären pünktlich gewesen. Doch die Seekarten sind so mies und die Position, die ich vom Zoll bekommen habe, stimmt nicht! Ich muss anrufen. Als erstes werde ich mit diversen Fragen bombardiert. Unter anderem wie lange der Transit dauern soll. Spontan setze ich bei vier Wochen an, was am anderen Ende der Leitung ein deutlich hörbares Raunen auslöst.

Robusta tanzt nun wild am Steg von Prince Rupert. Der Schwell ist beachtlich. Die Flut drückt das Boot gegen den Steg. Sämtliche Fender kommen zum Einsatz, sogar die fette Berta. Müsste auch wieder mal aufgepumpt werden. Da kommen wir unmöglich wieder weg bevor die Ebbe einsetzt! Mit Maske, Handschuhen, grosser Tasche und Pistole bewaffnet, erscheinen nun zwei Zöllner. Wir tragen auch Masken, aber keine Handschuhe und sind zudem auch nicht bewaffnet. Das “Arrive Canada App” ist  bereits auf’s Handy geladen und ausgefüllt. Müssen trotzdem nochmals die selben Fragen beantworten. Nun zum dritten mal. Einklarieren geht nicht. Die Grenze ist zu. In Alaska dürfen wir auch nicht mehr bleiben. Und jetzt? So bleibt nur noch die Möglichkeit eine Bewilligung für den Transit durch die kanadischen Gewässer zu bekommen. Es führt nun mal kein anderer Weg nach Hause. Doch die vier Wochen Dauer, lösen schon fast den dritten Weltkrieg aus. Sturheit ist meine Spezialität. An Argumenten fehlt es nicht. Nachts segeln ist wegen der Baumstämme zu gefährlich – die nächste Woche ist Südwind angesagt – Robusta ist keine Rennyacht….. Nun läuft die Beamtin im Gesicht grünlich an. Sie ist seekrank geworden und will die Prozedur schnell abschliessen. Sie fragt noch nach, ob wir genügend Lebensmittel, Wasser und Diesel hätten. Nun händigt sie die Transitnummer in Form von einem gelben Papierschild aus, welches sichtbar am Fenster angebracht werden muss. Die gelbe Quarantäneflagge flattert bereits am Mast. Zum Abschluss legen die beiden uns freundlich nahe, auf jeden Fall nichts gefährliches zu tun. Den obligatorischen Transitplan, über den ich mir den Kopf zerbrochen habe, wie ich ihn möglichst knapp und offen formuliere, vergessen sie im Cockpit. Cool, in dem Fall sind wir jetzt frei? Nicht ganz. Ab sofort gilt für die nächsten zwei Wochen Quarantäne auf der Robusta. Kein Fuss darf an Land gesetzt werden.  Zudem gilt möglichst nicht in der Nähe von Siedlungen ankern. Und nach den zwei Wochen Quarantäne? Auch nicht! Hä? 

In fünf Tagen entscheiden die beiden Präsidenten Trudeau und Biden – wie jeden Monat seit 15 Monaten – über die Massnahmen an der Grenze.

Die Hoffnung stirbt zuletzt ;-)) Sind jedenfalls erleichtert, dass der Transit genehmigt ist und freuen uns erstmal über den leuchtend gelben Passierschein. 


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Posted July 14, 2021 by robusta in category "Alaska", "Kanada

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