April 24 2020

Saiwaki und Beppu

Echtes Geknorze um wieder aus dem Hafen von Ibusuki zu kommen! Der Wind bläst mit um die 25 Knoten aus Nordost und drückt die Robusta voll an die Mauer. Die Steuerbordseite ist am Heck mit fünf Autoreifen gepolstert. Nicht mal mit Vollgas in die Spring eindampfen, ist der Bug von der Mauer wegzubekommen. Naoya, der liebenswürdige Mann von der kleinen Bootswerkstatt, eilt herbei. So wird eine Leine vom Bug an die im rechten Winkel verlaufende Hafenmauer gespannt. Der kräftige kleine Mann zerrt wie wahnsinnig. Endlich dreht die Robusta mit dem Bugspriet, knapp an den Fischkuttern vorbei, schwerfällig durch den Wind. Im dritten Reff, stampft nun der Stahlkutter durch die aufgewühlte See. Am Kapp Satamisaki, welches wir grossräumig umsegeln, schwappen Wellen aus allen Richtungen über’s Deck und bis ins Kockpit. Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie wertvoll das Deckshaus jetzt wäre. Diese nasskalte Erfahrung gibt den entscheidenden Ansporn, die Reparaturarbeiten schnellst möglich fertig zu stellen. Ich klemme mich hinter den Tisch und versuche zu nähen. Halte immerhin ein paar Stunden durch und schmeisse mich danach mit einem Genickkrampf in die Koje. Thomas segelt die ganze Nacht durch und findet es total spannend, zwischen den Frachtschiffen durchzusegeln. Was nicht mal so doof ist wie es sich anhört. Denn mit dieser Strategie kannst du dir sicher sein, nicht mit Fischernetzen in Konflikt zu geraten. Frachtschiffe sind auch bei Dunkelheit deutlich zu erkennen, was bei den Netzen oft nicht mal bei Tageslicht möglich ist.

Bei Saiwaki stellt der Wind ab und zwingt zu einer Pause. In der Mündung vom Fluss Mimi, übernachten wir beim kleinen Fischerhafen an der Aussenmole.

Ich nähe den ganzen folgend Tag am Deckshaus bis es fertig ist Einige Männer fangen Fische an der Mole. Einige kommen mal schnell auf einen Schwatz vorbei. Wir offerieren Kekse und Kaffee den sie gerne einfach schwarz trinken. Eine sehr alte Frau plappert in Japanisch auf uns ein. Sie zupft energisch an meinem Arm, weil ich sie nicht verstehe. Thomas bringt nun das Tablet mit der google translate app. Versuche der Frau klar zu machen, da rein zu reden. Sie kapiert nicht was sie tun soll. Jetzt zupfe ich auch mal am Arm und zeige ihr dabei wo sie reinreden muss. Es klappt und sie ist begeistert. Später kommt sie wieder. Bringt Früchte und zwei Gesichtsmasken.

Gegen Abend schlendern wir noch durch das kleine nette Zentrum und am Strand entlang. Die Gegend war vom zweiten Weltkrieg weitgehend verschont geblieben. Im Zentrum existieren noch Häuser, sogenannte Minkas, die um die 100 Jahre alt sind. Die meisten sind frisch renoviert und sehr gepflegt. Vor einem kleinen Haus bewundern wir den hübschen Garten. Der Besitzer weiss bereits, dass wir mit der Yacht gekommen sind. Er sei auch Segler. Und schon sitzen wir in seiner gemütlichen Stube bei einem Bier. Morgen ist er bei uns zum Frühstück eingeladen. Er kommt nicht alleine. Seine Nachbarn sind auch dabei. Sie bringen Früchte und Wein. So sind sie, die Japaner! 

Die nächste Station ist Beppu.

Da ist eine Marina. Die Preise hauen uns aus den Socken. Für 38 Fuss 45 Euro pro Tag! Keine Stunde später liegt die Robusta im Fischerhafen, kunstvoll verschnürt, mit Autoreifen gepolstert, an einer hohen Mauer. Hier gefällt es uns wesentlich besser! 

Beppu ist ein beliebtes Reiseziel mit diversen Attraktionen. Thermalbäder, Geysire, Pärke, Naturzoo, Museen und ein riesiger Spasspark mit einer Achterbahn aus Holz gebaut. Doch fast alles ist wegen Corona geschlossen. Das Zentrum ist Menschenleer.

So macht segeln in Japan auch keinen Spass! Da kommt erneut die Frage auf, wie es aktuell mit der Einreise nach Alaska für Yachten steht. Thomas schreibt ein Email an die zuständige Behörde des Custom and Border Control Info Center der USA. Im Anhang eine Kopie unsere Pässe und den B1/B2 Visas. Er steht auch noch mit Seglern im Kontakt, die er irgendwie per Zufall im Facebook gefunden hat. Diese schildern die Lage in Alaska folgendermassen: Jedesmal wenn wir ein Kaff anlaufen, müssen wir auf der Yacht zwei Wochen Quarantäne absitzen, bevor der Landgang erlaubt wird. Es ist aber möglich, Lebensmittel in den Hafen liefern zu lassen. Dann verkrümeln sie sich wieder in die Wildnis bis alles aufgefuttert ist.

👍🏾😂, na ja in dieser Situation bringt dich nur noch Humor über die Runden…… Bären gucken und Beeren sammeln als Kompensation oder dann halt Bier trinken, etwas schlaueres kommt mir dazu auch nicht in den Sinn 

 

 


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Posted April 24, 2020 by robusta in category "Japan

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