June 20 2021

Raus aus dem Sound – Yakutat – bis Cape Spencer



Die folgende Etappe führt über’s offene Meer. Diese 350 Seemeilen (650 km), wollen wir unter keinen Umständen unter Motor bewältigen. Robusta ohne Segel im Schwell des Pazifik, gleicht einer wild hüpfenden Flaschenpost. Das Wetterfenster muss sorgfältig gewählt sein. Es donnern noch immer heftige Tiefs über den Golf von Alaska. 

Mit Einfluss eines Hochdruckgebietes im Golf von Alaska, laufen wir tatsachlich unter Segel vom Prince William Sound aus. Doch das Hoch ist zu mickrig, um uns ans geplante Ziel zu bringen. Schaffen es gerade noch in die auf halber Strecke liegende Icy Bay. Völlige Wildnis, super schön. Unberührte Landschaft mit einer unbeschreiblichen Weitsicht. Mount Saint Elias ragt sozusagen direkt aus dem Pazifik, bis über 6000 Meter in den Himmel. Ein lokales Phänomen bringt bei Sonnenschein Westwind. Verursacht werde dies durch den sage und schreibe 75 Kilometer breiten Gletscher. Das moderate Wetter erlaubt ganz nahe an der Küste entlang zu segeln. Wir sind hin und weg. Glotzen uns die Augen an der Schönheit der Natur wund. Ich denke es ist ein grosses Privileg diesen Abschnitt unter Segel und bei bester Fernsicht zu bewältigen. Zudem wird es nie richtig dunkel. Darum sind wir auch ziemlich aus dem Ernährungs- und Schlafrhythmus gefallen. Kriechen immer später aus den Kojen und sind um Mitternacht noch voll aktiv. Moskitos und Bremsen nerven selten. Lange Hosen und Jacken und Mütze schützen gut. Doch die Biester erwischten uns vor allem an der Stirn. Das Problem besteht nur bei Windstille. Im Cockpit glimmt ein Räucherstäbchen, was die Nervtöter zuverlässig fern hält. Gegen Bären kommt auf den Landgang immer ein Bärspray mit. Sieht aus wie Omas Drei-Wetter Taft Haarspray. Unmöglich gross ist diese Tränengaspetarde. Irgendwann, eines regnerischen Tages, geht ein Knall mit folgendem Zischgeräusch los. Wir erstarren. Der Bärspray! Wo ist der? Im Deckshaus! Ich hechte in die Koje und halte mir mein Kissen über’s Gesicht. Und Thomas, keine Ahnung. Er brüllt nun.  Es sei die Automatik Rettungsweste. die wohl wegen der grossen Luftfeuchtigkeit ausgelöst wurde. Uffff. 20 Dollar futsch für die neue Patrone. 

Die Landschschaft erscheint in so vielen Lichtfacetten und wenn es schifft in mehrtönigem Grau. Jedenfalls auch super schön!

Yakutat, eine Native Siedlung, nur über die Luft oder auf dem Wasserweg erreichbar, wird wegen dem leidigen Thema Windmangel zum nächsten Zwischenstopp. Ich erkundige mich telefonisch bei der Gemeindeverwaltung, ob wir in die kleine Siedlung einlaufen dürfen. Kein Problem. Gäste sind wieder willkommen. Im kleinen Hafen lernen wir sofort Leute kennen. Fischer und solche die mit ihren Wassergefährten auf Durchreise sind. Ex-Eigner und neuer Eigner eines Kutters sind gemeinsam für eine Überführung von Süd nach Nord unterwegs. Das Gefährt ist fast abgesoffen. Die beiden Kapitäne konnten sich in letzter Sekunde noch in den Hafen retten und warten nun auf Ersatzteile. Mit dem selben Kahn sind wir gemeinsam fischen gegangen. War toll! So haben wir von echten Profis so einige Tricks gelernt, wie in diesen Gewässern Steinfische und Hailbutt gefangen werden. Solche Sozialkontakte sind in der Wildnis eine willkommene Abwechslung.

Mit der GCI Telefon SIM Karte, hatten wir konstant keinen Empfang! Am Fresswagen oberhalb des Hafens, gibt es WIFI. Kanada und die USA werden dieses Wochenende erneut über eine Grenzöffnung entscheiden. Befürworter und Gegner liegen sich in der Mähne. Die Nachricht ist niederschmetternd. Wie seit 14 Monaten bleibt die Grenze, für mindestens einen weiteren Monat geschlossen. Dabei sind die Ziele für eine schrittweise Öffnung erreicht!? Was soll das? Trudeau steht auf der Bremse! Hört nicht auf seine Berater. Doofer weise ist jetzt auch noch seine Partnerin Covid19 positiv getestet. Ein kleiner Lichtblick in die Zukunft in Richtung Öffnung: Für voll geimpfte Kanadier, die vom Ausland zurückkehren, entfällt die Quarantäne. Was genau der Unterschied zwischen voll geimpften Kanadier oder Ausländer ist, können viele nicht verstehen. 

Wir nehmen Kontakt mit Hansueli und Paul auf, um einen Schlachtplan auszuarbeiten. Die beiden sind mit ihren Yachten letzten Herbst diese Strecke gesegelt. Beide hatten so ihre echt schrägen Erfahrungen mit den Behörden machen müssen. Auch nach diesen Gesprächen bleiben wir ziemlich ratlos. Alles ist doof. Die optimale Lösung erscheint dermassen absurd, dass es sogar peinlich ist sie hier zu erwähnen. Ich tu es trotzdem: Schiff in Alaska stehen lassen – nach Mexiko fliegen – erneut in die USA einreisen und schon ist das Problem für den Aufenthalt um weitere sechs Monate gelöst.

Kanada bleibt ein sich in Dunst auflösender Traum. 


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Posted June 20, 2021 by robusta in category "Alaska

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