January 8 2022

Wunden lecken

Was in Salzwasser getränkt ist, trocknet nicht mehr richtig. Noch schlimmer – es beginnt innert Kürze massiv zu stinken. 

Die nächsten Tage ist es tagsüber so richtig schön warm. Sämtliche Decken, Polster und Kissen und einige Kleider liegen nun aufgetürmt an Deck in der Sonne. Die nächsten Tage befassen wir uns mit dem vom vergangenen Sturm entstandenen Chaos. Schapps ausräumen und besonders die Lebensmittel kontrollieren. Jedes Einmachglas muss abgespült werden, damit die Metallbügel nicht korrodieren. Der Motor hat auch ziemlich was abbekommen. Alles wird mit – vor allem jetzt in der Wüste – so wertvollem Trinkwasser gespült. Salzwasser im Motorraum geht gar nicht! Die Dichtung vom Motordeckel gehört erneuert. Thomas zerlegt sicherheitshalber den Alternator und revidiert diesen sorgfältig. Robusta sieht wie ein driftender Flohmarkt aus.

Sämtliche Lebensmittel sind in Petflaschen gefüllt oder in Container verpackt. Diese Mühe hat sich nun ausgezahlt! Durchnässte Esswaren wäre nicht gut. Schon gar nicht auszudenken, auf einer langen Überfahrt von einem Kontinent zum nächsten! Dann kannst du echt nur noch auf deine eigenen Fettreserven zählen! Oder halt nur noch mehrmals täglich Fisch futtern.

Ausser der Yacht aus Frankreich ziehen alle direkt nach Cabo San Lucas weiter. Jacques und Francoise segeln bereits seit vielen Jahren. Er hat seine wunderschöne Holzyacht in Südfrankreich selber gebaut. Die beiden sind uns auf Anhieb sehr sympathisch. Sie haben nahezu eine ähnliche Strecke wie wir zurückgelegt. So gibt es viel zum quasseln. Während der Pandemie sind sie in Kanada stecken geblieben.

Jacques hilft uns den Mast unter die Lupe zu nehmen. Ich schreibe Aleko ein Mail, der mir in Argentinien geholfen hat, den Holzmast zu revidieren. Er meint das könne fast nicht sein, dass der beschädigt ist. Ein weiterer Fachmann und Kolleg fand es echt verschissen, dass wir damals den Mast so dermassen mit einer Glasmatte eingepackt und mit Epoxi überpinselt haben. “Todesmantel”! So können faule Stellen nicht mehr erkannt werden. Auf der Reiseroute die wir gewählt haben, ist es schlicht nicht möglich den Mast jährlich wieder demontieren um ihn wie erforderlich zu pflegen. So entstand für uns diese gangbare Kompromisslösung, um ihn vor extremer Hitze, UV-Srahlung und Kälte zu schützen.  Ich behaupte, ich habe alle Arbeiten bei der Renovation sehr sorgfältig ausgeführt. Unschöne Stellen grosszügig rausgespitzt und mit neuem Holz ersetzt, Feuchtigkeit gemessen, jedes Schraubloch und selbst die Schraube vor der Montage aller Stufen und Beschläge mit viel hochwertigem Silikon gefüttert. Die Maststufen machen eine regelmässige Kontrolle nach Schäden möglich. Wo Wasser ins Holz eindringt, wären braune Spuren sichtbar. 

Schlussendlich finden wir heraus, dass es die zerstörten Rollen waren, die das ächzende Geräusch verursacht haben. Wir beobachten jedoch weiterhin wenn es wieder mal so richtig wild bläst…. Hoffen jedenfalls nie mehr so deftigen Wind zu erleben!

Verbringen die Zeit nicht ausschliesslich mit Putzen. Gönnen uns auch Pausen. Im Januar kommen die Grauwale von Alaska in den warmen Gewässern der Lagunen an, um zu gebären. Die Grauwale schwimmen manchmal sehr nahe am Boot vorbei. Ich frage mich, wer wen beobachtet. Es scheint als gucken sie neugierig durch die schimmernde Wasseroberfläche uns direkt in die Augen. Ende März sind die Kälber stark genug, um ihre erste lange abenteuerliche Reise in den nährstoffreichen Norden anzutreten.  Grauwale waren weltweit sozusagen ausgerottet. Nur die Population im Pazifik hat sich seit 1986 erstaunlich gut erholt, nachdem für 42 Nationen der Erde das Walfang-Moratorium gilt. Für viele Arten kam diese Regelung jedoch zu spät! 

 


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Posted January 8, 2022 by robusta in category "Mexiko - Baja California

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