Palmeira in Action
Thomi liegt flach ausgestreckt in der Koje. Er musste ja unbedingt diese lauwarmen Fischkroketten von der Marktfrau kaufen. Er dachte wenn wir so langsam in wärmeres Klima reisen, gewöhnt sich das Imunsystem an alles. Nun ist er von Durchfall geplagt.
Andrew von der Yacht Sula hilft mir am Nachmittag damit ich endlich die Salingschuhe erneuern kann. Er sichert mich mit einem Fall (Seil um Grosssegel zu setzen), während ich in der Ankerbucht bei 4 – 5 Bf Wind auf den Mast klettere. Bin nun bereit mit meinen vier vorbereiteten Lederflicken, die ich aus zwei ledernen Arbeitshandschuhe ausschnitt, da es auf der ganzen Insel, wo jeder Flip Flops trägt, kein Leder zu kaufen gibt, mit Nylonseil und einer Schere ausgerüstet. Ich muss mich in ca. 10 Meter Höhe ganz schön raus stemmen damit ich die Baustelle erreiche. Dem Wind und dem Geschaukel der Robusta entgegenzuhalten ist ganz schön anstrengend. Die Aktion dauert eine Stunde. So nun sollten die Segel nicht mehr aufgescheuert werden! (Richtiger Segelausdruck wäre schamfilen, aber das kann es ja auch nicht sein…)
Am Abend gehen wir an Land. Thomi auch. Er trinkt Coca Cola nachdem er den ganzen Tag Haferflocken, Reis und Bananen zu sich genommen hat. Geil, beim Faranzosen gitbt es einen Billardtisch! Cool ich will spielen. Der Tisch ist allerdings seit Stunden belegt. Im Raum hinter der Veranda halten sich etwa 10 Männer auf. Ich stampfe rein und frage in gebrochenem Portugiesisch – Kreolgemisch, ob ich auch mal spielen darf. Hocke mich auf einen Schemmel und schaue zu und erkundige mich nach ihren Regeln. Alle gleich wie ich sie kenne. Nur der Billardstock ist eine echte Heruasforderung. Die schöne Lederspitze, die normalerweise mit blauer Kreide eingerieben wird, scheint hier ein Luxusartikel zu sein. Stock ohne nix dran. O.k. Nun bin ich endlich an der Reihe. Ich spiele gegen den Sieger der letzten Runde. Der Tisch hat grausam kleine Löcher. Die Kugeln passen ganz knapp rein. Ich habe Glück! Mein Gegener versenkt die Schwarze Kugel im falschen Loch!
Es ist Sonntag Abend und draussen auf der Terrasse spielt eine Band ausgelassen fröhliche Kreol Musik und es wird dazu paarweise getanzt. Freitag bis Sonntag ist im Dorf Feiern bis in die frühen Morgenstunden angesagt.
Egal welches Alter, alle sind dabei!
Nun tritt der Nächste gegen mich an. Wer gewinnt darf weiter spielen. Stunden später beginnt Thomi zu klönen, er wolle endlich heim. Ich bin noch immer im Spiel. Schade.
Am nächsten Abend gehen wir erneut in die Bar. Ich werde gefragt, ob ich wieder Billard spielen will.
Aber ja doch, sehr gerne!
Ich gewinne den ganzen Abend, niemand schlägt mich. Kein Wunder, nach langjähriger Jugendarbeit bin ich halt der Crack. Der einzige der es mal geschafft hat , ist ein Engländer mit langjähriger Pub Erfahrung. Noch nicht genug. Ich bin voll in Form. Rund um den Tisch hocken Typen die den Spieler offensichtlich auslachen weil er gegen eine Frau am verlieren ist. Das Gelächter und nun auch noch die Wortgefechte werden immer lauter und ich traue mich schon gar nicht mehr, die schwarze Kugel nur annährend in die richtige Richtung zu bewegen. Da fliegt auch schon die erste Bierflasche durch die Bude und alle rennen blitzartig auf die Strasse.
Nur noch die beiden Raufbolde wälzen sich mühsam am Boden rum.
Spiel abgebrochen. Nun hilft nur noch der Einsatz von Don Limpio.