December 22 2014

Palmeira in Action

Thomi liegt flach ausgestreckt in der Koje. Er musste ja unbedingt diese lauwarmen Fischkroketten von der Marktfrau kaufen. Er dachte wenn wir so langsam in wärmeres Klima reisen, gewöhnt sich das Imunsystem an alles. Nun ist er von Durchfall geplagt.
Andrew von der Yacht Sula hilft mir am Nachmittag damit ich endlich die Salingschuhe erneuern kann. Er sichert mich mit einem Fall (Seil um Grosssegel zu setzen), während ich in der Ankerbucht bei  4 – 5 Bf Wind auf den Mast klettere. Bin nun bereit mit meinen vier vorbereiteten Lederflicken, die ich aus zwei ledernen Arbeitshandschuhe ausschnitt, da es auf der ganzen Insel, wo jeder Flip Flops trägt, kein Leder zu kaufen gibt, mit Nylonseil und einer Schere ausgerüstet. Ich muss mich in ca. 10 Meter Höhe ganz schön raus stemmen damit ich die Baustelle erreiche. Dem Wind und dem Geschaukel der Robusta entgegenzuhalten ist ganz schön anstrengend. Die Aktion dauert eine Stunde. So nun sollten die Segel nicht mehr aufgescheuert werden! (Richtiger Segelausdruck wäre schamfilen, aber das kann es ja auch nicht sein…)
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Am Abend gehen wir an Land. Thomi auch. Er trinkt Coca Cola nachdem er den ganzen Tag Haferflocken, Reis und Bananen zu sich genommen hat. Geil, beim Faranzosen gitbt es einen Billardtisch! Cool ich will spielen. Der Tisch ist allerdings seit Stunden belegt. Im Raum hinter der Veranda halten sich etwa 10 Männer auf.  Ich stampfe rein und frage in gebrochenem Portugiesisch – Kreolgemisch, ob ich auch mal spielen darf. Hocke mich auf einen Schemmel und schaue zu und erkundige mich nach ihren Regeln.  Alle gleich wie ich sie kenne. Nur der Billardstock ist eine echte Heruasforderung. Die schöne Lederspitze, die normalerweise mit blauer Kreide eingerieben wird, scheint hier ein Luxusartikel zu sein. Stock ohne nix dran. O.k. Nun bin ich endlich an der Reihe. Ich spiele gegen den Sieger der letzten Runde. Der Tisch hat grausam kleine Löcher. Die Kugeln passen ganz knapp rein. Ich habe Glück! Mein Gegener  versenkt die Schwarze Kugel im falschen Loch!
Es ist Sonntag Abend und draussen auf der Terrasse spielt eine Band ausgelassen fröhliche Kreol Musik und es wird dazu paarweise getanzt. Freitag bis Sonntag ist im Dorf Feiern bis in die frühen Morgenstunden angesagt.
Egal welches Alter, alle sind dabei!
Nun tritt der Nächste gegen mich an. Wer gewinnt darf weiter spielen. Stunden später beginnt Thomi zu klönen, er wolle endlich heim. Ich bin noch immer  im Spiel. Schade.IMG_5673
 
Am nächsten Abend gehen wir erneut  in die Bar. Ich werde gefragt, ob ich wieder Billard spielen will.
Aber ja doch, sehr gerne!
Ich gewinne den ganzen Abend, niemand schlägt mich. Kein Wunder, nach langjähriger Jugendarbeit bin ich halt der Crack. Der einzige der es mal geschafft hat , ist ein Engländer mit langjähriger Pub Erfahrung. Noch nicht genug. Ich bin voll in Form. Rund um den Tisch hocken Typen die den Spieler offensichtlich auslachen weil er gegen eine Frau am verlieren ist. Das Gelächter und nun auch noch die Wortgefechte werden immer lauter und ich traue mich schon gar nicht mehr, die schwarze Kugel nur annährend in die richtige Richtung zu bewegen. Da fliegt auch schon die erste Bierflasche durch die Bude und alle rennen blitzartig auf die Strasse.
Nur noch die beiden Raufbolde wälzen sich mühsam am Boden rum.IMG_4782
 
Spiel abgebrochen. Nun hilft nur noch der Einsatz von Don Limpio.

December 19 2014

AHOI SAL

SAL


Ein Segler der wenige Tage nach uns in Palmeira eingetroffen ist, hätte es nicht treffender ausdrücken können als ich ihm den Ort gezeigt habe: “Wau ich war noch nie in Afrika oder sonst irgendwo wie das hier. Ich komme mir vor wie in einer Hollywood Westernfilm Kulisse. Fehlen nur noch die Banditen die mit ihrer Winchester von den Dächern ballern.”
Ja das ist Palmeira! Staubstrassen, bunt bemalte Häuser, viele niemals fertig erstellte Bauruinen, an der Pier weden Thunfisch zerlegt und ganz mega liebe Menschen die auch immer für einen Schwatz Zeit haben. Mehrere kleine hübsch assortierte Läden wo das nötigste zum Leben verkauft wird, zwei Kneipen, mehrere mini kleine Bars und am Wochenende dröhnt von Freitag bis Sonntag Musik. Auch hier ist  der Hip-Hop Style bei den Jugendlichen angekommen. Am Freitag ist bei den Franzosen in der Bar “Open Mike”.  Alle können spontan singen, musizieren und ihre darbietungen präsentieren. Ist cool.
IMG_5641      NÃO STRESS – TODU TRANQUILO
waren die ersten Worte die ich zu Gehör bekomme, als uns ein Junge beim Dinghi festmachen und aussteigen half. Hier wird Kreol gesprochen. Amtssprache ist Portugiesisch. Der Junge zeigt uns auch gleich wo die Hafenpolizei zu finden ist. Aber erst wollten wir natürlich mindestens ein Anlegerbier direkt an der Pier aus der kleinen Baracke zu uns nehmen. Nach sieben Tage auf See, so direkt ohne Vorsedierung zu den Behörden kommt devinitif nicht gut.
Mich haut’s fast vom Hocker. Bin Landkrank! Alles schaukelt, die Häuser bewegen sich, ich torkle bevor ich überhaupt Alkohol zu mir genommen  habe.
Vier Minibierli später (zwei Stangen nach Schwiizer Masseinheit), begeben wir uns noch ungeduscht, aber immerhin mit frischen Klamotten zur Capitão do Porto. Vor der Tür versuchete ich noch meine Haare etwas zu zähmen, jedoch ohne sichtlichen Erfolg.  Auf See stinkt es ja nicht so wie in einer Stadt. Also tranquilo, nao stress, rein in den modernen Betonbau, der direkt neben der Werft liegt, die eher einer Müllhalde gleicht ……
Nach der Einreise in Dänemark, Norwegen, Schottland, Irland, Spanien, Kanarischen Inseln, müssen wir zum ersten Mal ein Visua beantragen. Hierfür benötigen wir den obligaten Stempel von der Capitão do Porto  und den Ausreisestempel von den Kanarischen Inseln.
Au ja, das war auch noch so eine Geschichte mit diesem Dokument: muss ich hier doch noch schnell erwähnen: Diesen Stempel zum Ausklarieren bekommst du aber nur in Santa Cruz de Teneriffe, oder in Gran Canaria und in Santa Cruz de la Palma. Gut, wir wollten aber auch noch die Inseln La Gomera und eventuell auch noch El Hierro besuchen. Das bedeutete, dass wir in Santa Cruz de la Palma zur Hafenbehörde müssten (ist im langen Gebäude neben Fred Olsen Delfinkiller-Schnell-Fähre Anlegestelle gleich neben der Marina). Wir finden auch direkt das Büro mit den richtigen Personen. Zack, päng der Stempel ist auf dem betreffenden Formular. Nun wollen die Herren der Polizia Frontiera dennoch wissen, ob wir noch weitere Inseln anlaufen werden. “Ja” sage ich Doofmaus. Wenn wir den Stempel haben, müssen wir die Kanariaschen Inseln verlassen. Ja aber wie bitte sollen wir von la Gomera wieder hierher zurück segeln? Wind direkt auf die Nase. Ich erkläre ihnen, dass dies mit  einer Regattayacht aber nicht mit Robusta möglich ist. Widerwillig händigt er das Formular doch noch aus. Wir sollen aber niemandem erzählen, dass wir hier im Büro erwähnt haben, dass wir noch weitere Inseln anlaufen. O.k. versprechen wir beide hoch und heilig.
Also liebe Segler, gut merken! Immer schön lügen, dann ist alles kein Problem.
Nun kommt noch dazu, dass es in der Marina de la Palma einfach gerade sehr lässig war. Coole Leute dort. Wir hatten richtig viel Spass miteinander. So entschieden wir uns spontan noch einen Abend länger zu bleiben. Vier Tage später lagen wir immer noch in der Marina, was der Herr mit dem Stempel wohl mit dem Feldstecher von seinem Bürostuhl aus beobachtet hat, nun veranlasst, einen persönlichen Besuch an Bord der Robusta abzustatten. Sebstverständlich zu ganz unchristlichen Zeiten. Ich, jedenfalls noch im Teifschlaf, muss dem erbosten Herrn den Stempelzettel wieder aushändigen. Kein Traum. Wir kriegen ein neues Formular wenn wir tatsächlich ausreisen, verspricht er. Sollen ihn zu Bürozeiten auf Kanal 09 anfunken. Immerhin nett.
…..nun rein in die Capitão do Porto von Palmeira                                                            .IMG_5717      
Uiuiui.
Die Jungs sind hoch offiziell in adretten Uniformen gekleidet und erinnern mich an meine Arbeit im Jugendhaus an die deftigen Comorrha-Gansta-Brothers*! Krass. Ich versuche mein auf der Ueberfahrt angeeignetes Brasilianisch Portugiesisch anzuwenden. Das irritiert die Typen irgendwie. Frau redet mit den Beamten! Später erfahren wir übrigens, dass eine Frau bei den Behörden nicht die Türe zu öffnen hat. Das muss der Mann machen! Ich kann mich an die Szene nicht mehr erinnern, wie wir da rein sind. Jedenfalls ging das ganze sehr flott und dauerte nur eine knappe halbe Stunde. Die Schiffs Papiere behalten sie bis zu unserer Ausreise. Für das Visa will der Beamte uns subito ein Taxi bestellen, das uns für 1500 Escudos zum Flughafen bringt. Der Fahrer wird auf uns warten, bis die Zeremonie mit dem Visa vollendet ist und uns wieder zurück bringen. Bitte drei mal raten was am Flughafen los war. Büro geschlossen! In Palmeira angekommen, stampfen wir der Hafenpolizei nochmals auf die Matte um uns zu beschweren (wer diesmal die Tür geöffnet hat, weiss ich nicht mehr). Nach der  Reaktion der Beamten muss es Thomi gewesen sein. Er verspricht den Visa Beamten auf den nächsten Tag  hier her zu bestellen! He he unglaublich.
Die Jungs wollten wohl ihrem Kollegen die Möglichkeit verschaffen, mit seinem Taxi einige Escudos zu verdienen.
Die Fahrt mit dem Aluger (Minibus) hätte 200 Escudos gekostet mit einmal umsteigen in Espargos. Übrigens die Minibusse, alles Toyotabusse,  fahren erst wenn sie randvoll sind und der goldene Bus ist doppelt so teuer. Das Visa hat übrigend 500 Escudos (5 Euro) gekostet.
*Namen geändert!!
Anja