Wind und Regen sind an der Ostküste von der Hauptinsel Viti Levu eine Seltenheit. Wir wollen aber weiter. Hier an der Westküste werden die Zuckerrohrfelder abgefackelt um die Ernte zu erleichtern. Es stinkt und kleine schwarze schmierige Fussel landen an Deck. Sie haben sogar den Weg bis ins Bett gefunden! Alles ist voll davon. Grrrr, nerv. Also nichts wie weg hier. Anker auf und die Schleppleine raus. Bald beisst auch schon ein fetter Mahi Mahi und die Fussel sind vergessen. An dem knabbern wir bestimmt eine Woche rum.
Die Lau Group liegt um die 100 Seemeilen östlich von Savusavu oder Suva. Zu den Lau zu gelangen, ist etwas doof. Einklarieren kannst du nur in Suva, Lautoka oder Savusavu. Also erstmal am Ziel vorbeifetzen, einklarieren und dann mühsam gegen den Passat zurück stampfen.
Zirka alle zwei Wochen dreht der Passat entweder eher nördlich oder südlicher. Auf solch eine Wetterlage warten wir nun. Bewältigen erst mal die 140 Seemeilen bis Savusavu in mehreren Etappen, bei absoluter Windstille. Ausnahmsweise unter Motor. Alles innerhalb des nördlichen Riffgürtel von Viti Levu.
Seit dem letzten Aufenthalt vor zwei Jahren, hat sich in Savusavu vieles geändert. Werden schon mal angepisst, weil wir im Fluss ankern. Die neue Marina ist immer noch nicht fertig. Da war angeblich mal ein Baustop wegen illegaler Abholzung eingelegt. Gut so. Doch nun scheint alles wieder weiter zu gehen. Es ist traurig zuzusehen, wenn die vielen Vögel der Mangroven laut zwitschernd flüchten, wenn die schweren Baumaschinen Bäume umrammen. Über der Baustelle hängt vom nassen Holz, das dort verbrannt wird, ein dicker Qualm.
Susanne und Hanspeter liegen mit ihrer Yacht Mi Corazon an einer Boje. Ich freue mich riesig die beiden wieder zu sehen. Thomas und ich machen mehrere tolle Ausflüge in die Berge. Fahrpläne sind ein Rätsel mit mindestens sieben Siegel. Fragst du sieben Busfahrer, bekommst du genau so viele verschiedene Antworten. Prompt taucht auf dem Rückweg kein Bus auf. So laufen wir auf der Strasse, irgendwo in den Bergen in strömendem Regen Richtung Savusavu. Ein junger Typ hat Erbarmen. Nimmt uns mit, ohne dass wir Autostop gemacht haben. Er fährt uns mit seiner gepimpten Karre zurück. Schneller und fast so gekonnt wie Schumacher. So kommen wir doch noch pünktlich zu Susannas Geburtstagsfest. Sally und Metthew von der Segelyacht Alchemist sind auch eingeladen. Die beiden haben wir heute Nachmittag zufällig im Bus kennen gelernt. War ein nettes Fest mit feinem Essen und viel Kopfweh danach…
Jep und der Passat dreht tatsächlich auf Süd! Jetzt aber schnell noch dick einkaufen. In den Lau Inseln gibt es keine Läden. Die wenigen Güter die mit Versorgungsschiffen auf die abgelegenen Inseln gebracht werden, sollten meiner Meinung nach nicht von den Seglern aufgekauft werden. Der Markt in Savusavu ist ein Traum! So viel schönes Gemüse und überall riecht es intensiv nach Indischen Gewürzen. Nur bei den Eier habe ich mich vergriffen. Viele waren schon übers Datum. Mist, die Kavabüschel (Yaqona) sind hier massiv teurer als in Suva! Kava sind getrocknete Wurzeln aus der das traditionelle Getränk hergestellt wird, welches Männer gemeinsam aus einer grossen Schüssel trinken. Darf natürlich nicht fehlen. Beim Besuch eines Dorfes wird erwartet, dass dem Dorfchef eine Yaqona überreicht wird. Kava wächst in den Lau Inseln nicht. Darum ist es ein besonders begehrtes Geschenk.
Kurz vor dem Ablegen entflammt noch eine Diskussion wegen der Routenplanung. Erst ganz in den Süden-Osten nach Fulaga segeln? Oder doch erst die Inseln im Osten ansteuern? Von Fulaga wären alle anderen Inseln leichter zu erreichen. Studieren wiederholt verschiedene Wetterberichte. Wir denken, für die gemütliche Robusta ist das Wetterfenster zu kurz um Fulaga zu erreichen. Mit Wind voll auf die Nase, erreichten wir Fulaga auch unter Motor nicht falls der Wind zu früh dreht. Den anderen wäre es egal die Flaute zu nutzen und die ganze Strecke unter Motor zu fahren. Mit Kurs auf Fulaga dümpeln wir los. Doch bereits auf Höhe von Koro Island stellt der Wind ab. Flaute. So drehen wir um und ankern im Norden von Koro und warten dort auf den Winddreher. Unsere Freunde informieren wir per Funk über die Planänderung. Alchemist tuckert bei Flaute nach Fulaga.
Hanspeter und Susanne folgen uns. Nächster Treffpunkt ist Vanua Balavu Island.
Am frühen Morgen, bevor wir weiter segeln wollten, kommt ein kleines Fischerboot daher. Die Insassen sehen wie schmuddelige Piraten aus. Allerlei Fischerutensilien liegen unsortiert im Kahn. Sie schenken uns sechs Kokosnüsse und Bananen und leihen ein Messer von uns aus, um ihre Köder zu zerlegen. Sie laden uns in ihr Dorf ein. Doch wir wollen weiter. Ich schneide vom frischen Kuchen für jeden zwei Stücke ab und überreiche sie ihnen mit einem kleinen Tütchen gemahlenem Kava.
Am nächsten frühen Morgen sind wir pünktlich bei Hochwasser vor dem Nggilanngila Pass (wird tatsächlich so geschrieben). Die aufgehende Sonne verunmöglicht das Erkennen der Riffe. So orientieren wir uns an den Seekarten von Navionics und den weissen Landmarken am Ufer. Gerade vor Kurzem ist dort eine Yacht aufs Riff gescheppert.
Fiji ist kein einfaches Seegebiet! Unzählige Riffe bedeuteten schon für so manche Yacht das bittere Ende einer Reise. Die Seekarten sind oft ungenau. Wir navigieren mit Navionics und mit Overlay von google maps. Die Satellitenbilder sind super. Einfach nicht segeln wo eine Wolke auf dem Bild erscheint. Nicht vergessen Navionics immer ganz reinzoomen damit alle Details sichtbar werden!!! Und als zweite Option oder als Back Up nutzen wir Open CPN. Auf Sicht Navigieren ist in Fiji unerlässlich. Die Sonne im Rücken, leicht bewegte Wasseroberfläche, zwischen 10 und 16 Uhr sind optimal. Mit polarisierten Sonnenbrillen erscheinen die Farben kräftiger. So lassen sich die Riffe gut erkennen. Dunkles Wasser bedeutet tief. Also keine Gefahr. Desto heller blau – umso weniger tief. Braun, Grün, Gelb sind die Farben der Korallenköpfe. Also Alarmstufe rot! Segeln in der Nacht ist hier trotz modernster Technik gefährlich. Routen müssen sorgfältig geplant werden.