October 25 2019

Tuvalu Funafuti

Das Atoll Funafuti, was zu meinem Entsetzen Funa-F-U-T-Z-I ausgesprochen wird, ist in ein paar Stunden erforscht. Das Zentrum vom Hauptort Vaiaku ist recht hübsch. Nette kleine einfachste Holzhäuser mit Wellblech oder Strohdach, dazwischen neue Häuser inklusive prominentem Wassertank im Garten, nach dem letzten heftigen Zyklon von Australien gespendet, einige kleine Geschäfte die ihre Ware feinst säuberlich assortiert darbieten, eine Bank, Hotel und kleine Gasthäuser säumen die Strassen im Zentrum. Die üppige Vegetation bietet reichlich Schatten und etwas Schutz vor der erbarmungslos bratende Sonne.

Ich glaube Tuvalu hat die grösste Dichte von Motorräder der Welt! So mieten wir gleich mal zwei Mofas, eines für Intis, um das Atoll zu erkunden. Die Vermieterin fragt nicht mal nach unserem Namen. Kassiert die 10 Dollar und in 24 Stunden sollen wir sie wieder zurück bringen. Gefahren wird hier auf der falschen Seite, keine Helmpflicht und die Verkehrsregeln beruhen auf gegenseitige Rücksichtnahme. Alle sind voll gemütlich unterwegs. Stress und Hektik scheint niemand zu kennen.

Einen Katzensprung vom Zentrum entfernt, erscheinen die Behausungen in einem neuen Licht. Der positive Eindruck von Tuvalu zerbröselt. Aus allerlei Materialien gezimmerte Buden, oft ohne Seitenwände, Müll und einige Schiffswracks zieren das schmale Atoll. Die Verwandtschaft aus der Vergangenheit nimmt einen grossen Stellenwert ein. Auf den viel zu kleinen Grundstücken thronen ihre Grabstätten vor den Hütten liebevoll geschmückt. Für das überbevölkerte Atoll nehmen sie meiner Meinung nach zu viel wertvolles Land für den Gemüseanbau weg. Doch hier wird auf den mit bunten Fliesen und Blumen verzierten Grabstätten auch gerne mal ein Mittagsschläfchen abgehalten. 

Tuvalu, eines der kleinsten Länder der Welt, steht durch die Klimaerwärmung vor riesigen Herausforderungen. Fruchtbarer Boden wird durch den Anstieg vom Meeresspiegel und die immer heftigeren Stürme überspült.  Ich staune wie viel Energie die Regierung mit Unterstützung vom Ausland in diesen fast schon verlorenen Ort investiert. Vorbildlich ist der Fakt, dass seit August dieses Jahres Einwegplastik verboten und eine Steuer auf Importware erhoben wurde, um das Recyclen oder Exportieren des Mülls zu finanzieren. Ein weiteres sehr interessantes Projekt, die kostenlosen Workshops zur Selbstversorgung. Hier wird gelehrt, wie  Familien ihr eigenes Gemüse anbauen können, wie Kompost hergestellt wird und Bewässerungssysteme angelegt werden. Traditionell werden die Blätter verbrannt statt kompostiert. 

Das eindeutige Highlight von Vaiaku ist die während des zweiten Weltkrieges von den Amis errichtete Flugpiste. Sie ist heute noch als Internationaler Flughafen in Betrieb. Ab fünf Uhr abends ist hier der Bär los. Landen oder starten keine Flugzeuge, wird hier Fussball und Volleyball gespielt, gepicknickt, Musikboxen aufgestellt, Kinder tollen herum, Hunde toben auf der Piste, zahlreiche Mofas knattern hin und her – was wohl die einzige Abkühlung vom heissen Tag bringt. Auch wir geniessen die Abende am Rande der Flugpiste in Atas Kneipe und Gasthaus mit dem Sarg im Vorgarten. In heissen Nächten schleipfen die einen ihre Matten aus den Häusern und pennen auf dem weissen Mittelstreifen! Wenn die Sirene der Feuerwehr ertönt, muss die Piste schnell geräumt werden. Das ganze Chaos ist tatsächlich erstaunlich diszipliniert, vor der Landung von Air Fiji beseitigt!

Schade ist es nicht möglich, die so weit auseinander gelegenen Atolle zu besuchen, ohne wieder nach Funafuti zum ausklarieren zu müssen. Bis vor wenigen Jahren wurden noch Sonderbewilligungen erteilt. Dies ist mit der Begründung unterbunden, dass einige Segeler sich nicht an die Bestimmungen gehalten haben. Die Behörden verstehen nicht, dass Segler auf den Wind angewiesen sind, welcher in der Konvergenzzone sehr launisch ist. 

Wir beobachten sorgfältig die Wetterprognosen. Der Einfluss des süd-ost Passat wird ab November immer schwächer und die Konvergenzzone wechselt stetig ihre Lage. In wenigen Tagen könnte eine Weiterreise nach Kiribati über den Äquator gelingen.

 

 

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October 19 2019

Einklarieren in Tuvalu

Zehn Uhr geht’s los. Endlich wieder Land unter den Füssen. Eine Woche dauerte die Passage von Fiji nach Tuvalu. Einklarieren, Behördenrennen.
Auf die Kleiderordnung pfeifen wir mal. Knie und Schultern bedeckt. Geht doch gar nicht bei dieser Hitze! Die INTI und ROBUSTA Crew haben einen Kater, da wir gestern die Ankunft zu ausgiebig gefeiert haben. Zudem bin ich auch noch Landkrank. Ich war noch nie Seekrank, doch die ersten Stunden nach einer Passage an Land, leide ich in engen Räumen. Die Wände bewegen sich und drohen auf mich einzustürzen. Mir ist übel.

Im neuen Regierungsgebäude, gleich hinter dem Neubau mit türkis Dach, ist es schön kühl. Doch niemand weiss so genau wo wir hin müssen. Zweiter Stock links. Dort oben angekommen, heisst es rechts unten. Nein, da waren wir schon. Ah, links unten ist die Immigration. Der im Rock gekleidete nette Mann, findet im ganzen Büro keinen Stift, zum die Formulare ausfüllen. Jetzt zur Quarantäne. Mitte rechts. Erneut ein Formular ausfüllen. Kennen das Gebäude schon bald besser, als die Leute die dort arbeiten.


Dann latschen wir bei praller Mittagshitze, eine gefühlte Stunde zum Spital. Jemand fragt dort, ob wir gesund sind. Ja – kostet 20 Aussi Dollar. Jetzt noch zum Hafen. Dort ist der Zoll. Können auf der Ladefläche eines Pick Up mitfahren. Ja und dort stecken wir die Mecke nun ein, weil die Port Control bei der Ankunft nicht angerufen wurde. Hier müssen wir bei der Abreise noch einen unbestimmten Betrag bezahlen. Ausklarieren geht nur hier. Dabei liegen noch einige Atolle auf der Strecke nach Kiribati die optimal wären, um bei Flaute auf Wind zu warten. Verstehen die Regeln nicht. Kein Wunder bei dieser Hitze.

Nun nochmals zurück zum Regierungsgebäude um die Zeremonie endlich abzuschliessen. Ohne jegliches Beweisstück, dass alle Stellen besucht wurden. Der nette Beamte ist nicht mehr da. Die Chefin ist dort und faucht wie ein Drache was von falscher Reihenfolge. Irgendwann begreift sie dann doch, dass alles seine Richtigkeit hat. Sie wird etwas sanfter. Doch auf eine Bewilligung um noch weitere Atolle nach dem Ausklarieren anlaufen zu können, geht sie nicht ein. Zudem muss jede Schiffsbewegung vorab angekündigt werden.

Ohje. Immerhin können wir uns jetzt legal und frei im Kaff bewegen.

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