Absprung von Shimoda
Und los geht’s!
Anfang Woche entwickelt sich wie gewünscht ein kräftiges Hoch. Es zieht südlich von 35 Grad nach Osten. Danach soll es in Shimoda kräftig stürmen. Dies scheint der perfekte Zeitpunkt um die 3300 Seemeilen lange Passage nach Alaska in Angriff zu nehmen.
Frisches Gemüse muss noch angeschafft werden, Wasser tanken, Dieseltank ist noch fast voll.
Ausklarieren ist in Japan etwas spezieller als an anderen Orten der Erde. In Shimoda selber ist dies nicht möglich. Dafür müssen wir in die Hauptstadt der Präfektur Shizuoka auf die Immigration. Unsere Freunde von der Segelyacht Pino warten noch auf ein Paket. Laut Tracking Nummer sollte dies jedoch bereits beim Empfänger angekommen sein.
Nach einer drei stündigen Reise mit dem Zug, hocken wir nun im vollgepacktem Immigrationbüro. Jeder zweite Stuhl ist mit Klebeband wegen Covid 19, als unbrauchbar markiert. Warten und dann viele Papiere ausfüllen. Als es ums Stempeln der Pässe geht, gerät alles etwas aus den Fugen. Thomas nervt sich weil ich verlangte, dass sie den Stempel eine Woche vordatieren sollen. War nur so eine spontane Idee falls wir morgen wegen dem Wetter doch nicht los kommen. Begründen tue ich die Forderung mit der extrem langen Anreise zu ihrem Büro und Japans launischem Wetter. Mein stures Gemüt lässt es nicht zu, locker zu lassen. Dann fordere ich, sie sollen der Zollbehörde in Shimoda Bescheid geben, dass wir morgen um acht ausklarieren. Dafür seien sie nicht zuständig. Thomas schämt sich. Wir haben kein Telefon. Ausländische Touristen bekommen keine Telefonkarte. Eine Philippinin offeriert mir ihr Telefon zu benützen. Bei der kontaktierten Stelle spricht niemand Englisch. So reiche ich das Telefon den Beamten. Bitte reden. Die verstehen mich nicht. Jetzt werden wir aus dem Büro gewedelt. Wir sollen nach ein Uhr nochmals kommen.
Nach einem Stadtbummel in Shizuoka, stellt sich heraus, dass in Shimoda ausklarieren zur Zeit nicht möglich ist. Herzlichen Dank für die Abklärung! Und jetzt?
Sie hätten bereits organisiert, dass wir auf der Zollbehörde in Numazu ausklarieren können. Dies ist auf halber Strecke zurück nach Shimoda. Jetzt muss aber salles schnell gehen. So leisten wir uns den Hochgeschwindigkeitszug Shinkansen. Der elegante weisse futuristische Wurm, rollt quasi lautlos an den mit Sicherheitszaun versehenen Bahnsteig. Die wartenden Passagiere stehen brav in Einerreihe mit gebührendem Abstand an. Kein Gedränge. Die Sitze sind super konfortabel. Nun flitzt der Zug mit 320 km/h mitten durch Dörfer und Städte. Ich schreibe eine Nachricht an Pinos: eine Stunde Verspätung für Abschiedsessen. Bitte alle informieren, mein Akku ist fast leer!
Und dann ist auch noch die Zuglinie unterbrochen! Sowas passiert eigentlich gar nie im perfekten Japan! Doch diese Info kommt bei Pino nicht mehr an.
Robusta hat für die Zeit in Japan ein sogenanntes Naikosen erhalten. (Entbindet von der Pflicht in jedem Hafen erneut einzuklarieren. Wir hatten jedoch verpennt, in jedem Closed Port uns bei den Behörden zu melden. Dises Malheur kam aus, als wir die Aufenthaltsbewilligung verlängern wollten. Details zum Naikosen im Blog vom 24. Februar 2020)
Dieser Status muss nun auf dem Customs Office wieder ausgelöst werden.
Vom Bahnhof Numazu geht’s mit dem Bus in fünf Minuten zum Customs Office. Und siehe da. Die Beamten haben sämtliche Papiere bereits vorbereitet. Nur noch paar Ergänzungen gabs zum nachtragen. Den versiegelten Alkohol hat niemand kontrollieren wollen. So korrekt wie die hier arbeiten, habe ich darauf spekuliert, wir dürfen gleich mit ihnen im Auto nach Shimoda fahren. So dann aber doch nicht. Die Panne mit dem Zug ist auch schon wieder behoben.
Total ausgehungert in der Kneipe angekommnen, ist da ausser ein grosser Tisch mit leergegessenen Schälchen niemand mehr. Was??? Das ist ja schräg. Wo sind denn nun alle? Wir sind echt enttäuscht. So beschliessen wir alleine was essen zu gehen. Gar nicht einfach um diese Zeit. In Japan schliessen die Kneipen schon früh. Da springt unser Freund aus einem Hamburgerschuppen auf die Strasse. Pinos seien ebenfalls nach Shizuoka zum Ausklariern gefahren. Das Paket sei heute morgen angekommen. Sie kommen in einer Stunde zurück! Shuhei führt uns in ein typisch Japanisches Restaurant. Das war dann doch noch ein netter Abschiedsabend.
Oh werden wir die Japanisches Küche vermissen! Nicht nur das. Jetzt wo ich die Zeit in Japan reflektiere, werde ich gerade etwas sentimental. Wir hatten echt nette Begegnungen. Bauern die uns Früchte schenkten, und all die Einladungen oder für Ausflüge mitgenommen zu werden. Ein grosses Lob geht auch an die Japan Coast Guard für Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft.
Herzlichen Dank für die schöne Zeit in Japan! Hoffen wir sind nicht all zu oft in ein Kulturelles Fettnäpfchen gestampft. Wie an Thomas Geburtstagsparty als uns die Moskitos genervt haben. Da habe ich in der Not Indische Räucherstäbchen angezündent. Dies hat einen echten Tumult ausgelöst! Die Japanische Fraktion war beinahe im Begriff in die See zu hechten. Im Shinto Buddismus werden diese Dinger auf dem Friedhof als Ahnenkult angezűndet. Der Rauch verwandelt die Toten in einen Buddha!!
Verglichen mit anderen Seglern, die zur Corona Zeit in dieversen Ländern der Erde am Ankerplatz oder Hafen blockiert waren, liessen uns hier alle in Ruhe. Wir konnten die Reise mit kleinen Einschränkungen fortsetzen. Auch für die Einreise nach Alaska ist diese Woche der positive Bescheid vom Infozentrum der US Border Controll eingegangen. Bedingung 14 Tage Selbstquarantäne bei der Einreise. Die Zeit auf See wird angerechnet. Die Überfahrt wird in etwa 30 Tage dauern.