June 9 2020

Absprung von Shimoda

Und los geht’s!
Anfang Woche entwickelt sich wie gewünscht ein kräftiges Hoch. Es zieht südlich von 35 Grad nach Osten. Danach soll es in Shimoda kräftig stürmen. Dies scheint der perfekte Zeitpunkt um die 3300 Seemeilen lange Passage nach Alaska in Angriff zu nehmen.

Frisches Gemüse muss noch angeschafft werden, Wasser tanken, Dieseltank ist noch fast voll.
Ausklarieren ist in Japan etwas spezieller als an anderen Orten der Erde. In Shimoda selber ist dies nicht möglich. Dafür müssen wir in die Hauptstadt der Präfektur Shizuoka auf die Immigration. Unsere Freunde von der Segelyacht Pino warten noch auf ein Paket. Laut Tracking Nummer sollte dies jedoch bereits beim Empfänger angekommen sein.
Nach einer drei stündigen Reise mit dem Zug, hocken wir nun im vollgepacktem Immigrationbüro. Jeder zweite Stuhl ist mit Klebeband wegen Covid 19, als unbrauchbar markiert. Warten und dann viele Papiere ausfüllen. Als es ums Stempeln der Pässe geht, gerät alles etwas aus den Fugen. Thomas nervt sich weil ich verlangte, dass sie den Stempel eine Woche vordatieren sollen. War nur so eine spontane Idee falls wir morgen wegen dem Wetter doch nicht los kommen. Begründen tue ich die Forderung mit der extrem langen Anreise zu ihrem Büro und Japans launischem Wetter.  Mein stures Gemüt lässt es nicht zu, locker zu lassen. Dann fordere ich, sie sollen der Zollbehörde in Shimoda Bescheid geben, dass wir morgen um acht ausklarieren. Dafür seien sie nicht zuständig. Thomas schämt sich. Wir haben kein Telefon. Ausländische Touristen bekommen keine Telefonkarte. Eine Philippinin offeriert mir ihr Telefon zu benützen. Bei der kontaktierten Stelle spricht niemand Englisch. So reiche ich das Telefon den Beamten. Bitte reden. Die verstehen mich nicht. Jetzt werden wir aus dem Büro gewedelt. Wir sollen nach ein Uhr nochmals kommen.

Nach einem Stadtbummel in Shizuoka, stellt sich heraus, dass in Shimoda ausklarieren zur Zeit nicht möglich ist. Herzlichen Dank für die Abklärung! Und jetzt?

Sie hätten bereits organisiert, dass wir auf der Zollbehörde in Numazu ausklarieren können. Dies ist auf halber Strecke zurück nach Shimoda. Jetzt muss aber salles schnell gehen. So leisten wir uns den Hochgeschwindigkeitszug Shinkansen. Der elegante weisse futuristische Wurm, rollt quasi lautlos an den mit Sicherheitszaun versehenen Bahnsteig. Die wartenden Passagiere stehen brav in Einerreihe mit gebührendem Abstand an. Kein Gedränge. Die Sitze sind super konfortabel. Nun flitzt der Zug mit 320 km/h mitten durch Dörfer und Städte. Ich schreibe eine Nachricht an Pinos: eine Stunde Verspätung für Abschiedsessen. Bitte alle informieren, mein Akku ist fast leer!
Und dann ist auch noch die Zuglinie unterbrochen! Sowas passiert eigentlich gar nie im perfekten Japan! Doch diese Info kommt bei Pino nicht mehr an.
Robusta hat für die Zeit in Japan ein sogenanntes Naikosen erhalten. (Entbindet von der Pflicht in jedem Hafen erneut einzuklarieren. Wir hatten jedoch verpennt, in jedem Closed Port uns bei den Behörden zu melden. Dises Malheur kam aus, als wir die Aufenthaltsbewilligung verlängern wollten. Details zum Naikosen im Blog vom 24. Februar 2020)
Dieser Status muss nun auf dem Customs Office wieder ausgelöst werden.
Vom Bahnhof Numazu geht’s mit dem Bus in fünf Minuten zum Customs Office. Und siehe da. Die Beamten haben sämtliche Papiere bereits  vorbereitet. Nur noch paar Ergänzungen gabs zum nachtragen. Den versiegelten Alkohol hat niemand kontrollieren wollen. So korrekt wie die hier arbeiten, habe ich darauf spekuliert, wir dürfen gleich mit ihnen im Auto nach Shimoda fahren. So dann aber doch nicht. Die Panne mit dem Zug ist auch schon wieder behoben.

Total ausgehungert in der Kneipe angekommnen, ist da ausser ein grosser Tisch mit leergegessenen Schälchen niemand mehr. Was??? Das ist ja schräg. Wo sind denn nun alle? Wir sind echt enttäuscht. So beschliessen wir alleine was essen zu gehen. Gar nicht einfach um diese Zeit. In Japan schliessen die Kneipen schon früh. Da springt unser Freund aus einem Hamburgerschuppen auf die Strasse. Pinos seien ebenfalls nach Shizuoka zum Ausklariern gefahren. Das Paket sei heute morgen angekommen. Sie kommen in einer Stunde zurück! Shuhei führt uns in ein typisch Japanisches Restaurant. Das war dann doch noch ein netter Abschiedsabend.
Oh werden wir die Japanisches Küche vermissen! Nicht nur das. Jetzt wo ich die Zeit in Japan reflektiere, werde ich gerade etwas sentimental. Wir hatten echt nette Begegnungen. Bauern die uns Früchte schenkten,  und all die Einladungen oder für Ausflüge mitgenommen zu werden. Ein grosses Lob geht auch an die Japan Coast Guard für Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft.
Herzlichen Dank für die schöne Zeit in Japan! Hoffen wir sind nicht all zu oft in ein Kulturelles Fettnäpfchen gestampft. Wie an Thomas Geburtstagsparty als uns die Moskitos genervt haben. Da habe ich in der Not Indische Räucherstäbchen angezündent. Dies hat einen echten Tumult ausgelöst! Die Japanische Fraktion war beinahe im Begriff in die See zu hechten. Im Shinto Buddismus werden diese Dinger auf dem Friedhof als Ahnenkult angezűndet. Der Rauch verwandelt die Toten in einen Buddha!! 

Verglichen mit anderen Seglern, die zur Corona Zeit in dieversen Ländern der Erde am Ankerplatz oder Hafen blockiert waren, liessen uns hier alle in Ruhe. Wir konnten die Reise mit kleinen Einschränkungen fortsetzen. Auch für die Einreise nach Alaska ist diese Woche der positive Bescheid vom Infozentrum der US Border Controll eingegangen. Bedingung 14 Tage Selbstquarantäne bei der Einreise. Die Zeit auf See wird angerechnet. Die Überfahrt wird in etwa 30 Tage dauern.

 

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May 28 2020

Gedanken zur Überfahrt nach Alaska

Irgendwie ist die Routenpalnung völlig aus den Fugen geraten. Dieses Land ist einfach schlicht zu gross um in der kurzen Segelsaison zu erforschen. Der ursprüngliche Plan war von Okinawa den südlich gelegenen Inseln, bis nach Hokkaido im Norden zu segeln. Von dort sollte der Absprung nach Alaska über den Nordpazifik los gehen.

Doch wie so oft ändern sich beim Segeln Pläne. Nicht mal die Hälfte der Strecke ist geschafft. Nagasaki, Osaka, Kyoto und der absolute Höhepunkt, ein Treffen mit meinem Sohn Sascha in Tokyo, war leider wegen Corona nicht möglich! 
Seit einiger Zeit beschäftigen wir uns mit der Überfahrt nach Alaska. Da nicht viel Infomaterial  existiert, gestaltet sich alles etwas aufwändiger als sonst. Ich schaue regelmässig den Wetterbericht vom Nordpazifik an. Weil es mir dabei schlecht wird, konzentriere ich mich auf Wetterstatistiken der vergangenen Jahre, explizit nur auf die Sommermonate.
Segler die die Passage von Hokkaido via den Aleuten nach Alaska beschreiben, berichten nicht gerade erfreuliches. Entweder war da null Wind oder dann Orkan. Ein beachtlicher Teil der Strecke musste bei milden Bedingungen unter Motor zurückgelegt werden. Im Buch “Segelrouten der Welt” von Jimmy Cornell, wird empfohlen südlich von 35 Grad Nord bis 165 oder 170 Grad Ost zu segeln. Je nach durchziehenden Tiefs, von diesem Punkt direkten Kurs Nord Ost nach Dutch Harbor Alaska anlegen. Diese Strecke misst 3200 Seemeilen und ist somit wesentlich länger als die Nordroute. Und wann ist der beste Zeitpunkt um loszusegeln? Diese Info fehlt im Buch. Ende Juni soll sich vor Alaska und Kanada das sogenannte stationäre “Big Fat High” bilden, welches die aus West heranziehenden Tiefs noch Nord umlenkt. Also in dem Fall ist da der ganze Stress weg, möglichst schnell in den Norden zu gelangen. Sayonara Hokkaido!

Entschieden ist, die Passage beginnt in Shimoda nach Jimmy’s Plan. Da ist auch noch der Schwarze Strom, Kuroshio Current. Dieser schiebt mit gegen vier Knoten nach Ost. Klingt verlockend, doch dieser Strom suppt aber meist nördlich von 35 Grad. Es ist bereits anfangs Juni und langsam wird es in Japan kritisch mit der Taifunsaison.
Hoffen auf Westwind! Angenehm wäre ein Hoch, was Segeln bei schönem Wetter bedeutet.
Wünschen soll Glück bringen!

 

 

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May 11 2020

SETO NAIKAI oder Seto Inland Sea

Das Kllima ist mit dem im Mittelmeerraum vergleichbar. Doch über der bezaubernden bergigen Landschaft um den Seto Naikai, mit seinen tausenden Buchten und Inselchen, traditionellen Orten und Kulturstätten, hängt derzeit eine dunkelgraue fette Wolke. Für die Golden Week Feiertage, an denen jeder Japaner üblicherweise Urlaub macht, bittet die Regierung die Bevölkerung inständig, wegen Corona zu Hause zu bleiben. Sämtliche Touristenattraktionen sind eh seit Monaten geschlossen. Nun wird es aber auch für uns kompliziert. Auf die Feiertage haben die Gemeinden am Meer, die Seestationen geschlossen. Es handlet sich dabei um kostenpflichtige Bootsanlegestellen mit Toiletten und Duschen. Oft gehört auch noch eine Art Clubhaus dazu. Schade, gerade während dieser Woche haben wir gehofft, lokale Segler kennen zu lernen. Touristen sind nirgends mehr willkommen. Alle fürchten sich vor dem Virus. Drei mal täglich werden über die Tsunamiwarnlautsprecher Verhaltensregeln zu Covid19 durchgegeben. Wir fühlen uns echt fehl am Platz. Wir passen uns an. Tragen in der Öffentlichkeit Masken und halten Abstand. Einmal musste ich niessen, der Typ auf der anderen Strassenseite, rannte in vollem Garacho davon. Die Ansteckungszahlen bleiben im weltweitem Vergleich, trotz ähnlichem Modell wie in Schweden, eher niedrig. Ein Unterschied zu Schweden ist jedoch noch anzumerken: Alle tragen konsequent Maken und die Küsserei und das Pratzenschütteln gehören nicht zum Japanischen Begrüssungsritual.

Ankern ist in Japan nicht üblich. Schlechter Halt wegen Kelp, einer üppig wuchernden Wasserpflanze und weil die geschützten Buchten oft mit Aquakulturen belegt sind. Für die Japaner dient der Anker nur für Notsituationen. So fragen wir wie bis anhin, die Fischer ob wir irgendwo festmachen können. Diese Männer waren stets hilfsbereit und wiesen uns immer irgendwo einen Platz zu. Doch eine gewisse Distanz war dennoch zu vernehmen.
Statt Besuche in Touristenorten, Kurtrustätten, Museen und Bars, spazieren und wandern wir durch Wälder und in die Berge. Entlang von Reisfelder und betörend duftenden Ziftusfruchtplantagen. Besuchen schmucke kleine Dörfer mit liebevoll gepflegten Blumen- und Gemüsegärten und auch schräge schroddelige Städte und halb verlassene Käffer. Die Unterschiede sind frappant.

Ganze Obstplantagen liegen brach und die Früchte verrotten am Boden. Ein trauriges Bild, in anbetracht dessen, eines der wertvollsten Geschenke in Japan Früchte darstellen. Sie werden in den Geschäften, stets aufwändig verpackt, schon fast zum Preis von Goldvreneli verkauft. In den Fischerhäfen liegen Boote, deren Ende der Lebensdauer weit überschritten ist. Vermutlich weil der Besitzer keine Nachkommen hat, die ins Geschäft einsteigen wollen. Auffallend ist, dass fast keine Kinder auf den Strassen rumtoben. Statt Kinderwagen sind vor den Geschäften Rollatoren geparkt. Japans Bevoelkerung ist total überaltert und schrumpft. Die jungen Leute zieht es in die Ballungsgebiete der pulsierenden Grossstädte wo es gute Jobs gibt und das glamouröse Leben lockt. Die Entwicklung in der westlichen Welt, geht übrigens in die selbe Richtung.

Seto gehoert von den Windverhältnissen her nicht zu den Top Segeldestinationen. So kommt immer wieder mal der Dieselverbrater zum Einsatz. Total spannend sind zwischen den Inseln die Stömungsverhältnisse die beachtet werden müssen. Die Krönung ist der Naruto Strudel am südöstlichen Ausgang des Seto Naikai. Je nach Tidenhub strömen die Wassermassen bis zu neun Knoten unter dem gigantischen Bauwerk der Naruto Brücke hindurch. Bei Stillwasser herrscht hier reger Frachtschiffverkehr.
Bischen Strömung muss ja sein, damit es Spass macht. So zischt die Robusta mit 12 Knoten Speed unter der Brücke durch! (o.k das ist ja wohl fast ein wenig dick aufgetragen. Da war kein Wind gegen Strom, sonst wäre sowas nicht zu empfehlen!)

Und siehe da, im Pazifik weht auch schon wieder eine anständige Brise mit um die 25 Knoten.

 

 

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April 24 2020

Saiwaki und Beppu

Echtes Geknorze um wieder aus dem Hafen von Ibusuki zu kommen! Der Wind bläst mit um die 25 Knoten aus Nordost und drückt die Robusta voll an die Mauer. Die Steuerbordseite ist am Heck mit fünf Autoreifen gepolstert. Nicht mal mit Vollgas in die Spring eindampfen, ist der Bug von der Mauer wegzubekommen. Naoya, der liebenswürdige Mann von der kleinen Bootswerkstatt, eilt herbei. So wird eine Leine vom Bug an die im rechten Winkel verlaufende Hafenmauer gespannt. Der kräftige kleine Mann zerrt wie wahnsinnig. Endlich dreht die Robusta mit dem Bugspriet, knapp an den Fischkuttern vorbei, schwerfällig durch den Wind. Im dritten Reff, stampft nun der Stahlkutter durch die aufgewühlte See. Am Kapp Satamisaki, welches wir grossräumig umsegeln, schwappen Wellen aus allen Richtungen über’s Deck und bis ins Kockpit. Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie wertvoll das Deckshaus jetzt wäre. Diese nasskalte Erfahrung gibt den entscheidenden Ansporn, die Reparaturarbeiten schnellst möglich fertig zu stellen. Ich klemme mich hinter den Tisch und versuche zu nähen. Halte immerhin ein paar Stunden durch und schmeisse mich danach mit einem Genickkrampf in die Koje. Thomas segelt die ganze Nacht durch und findet es total spannend, zwischen den Frachtschiffen durchzusegeln. Was nicht mal so doof ist wie es sich anhört. Denn mit dieser Strategie kannst du dir sicher sein, nicht mit Fischernetzen in Konflikt zu geraten. Frachtschiffe sind auch bei Dunkelheit deutlich zu erkennen, was bei den Netzen oft nicht mal bei Tageslicht möglich ist.

Bei Saiwaki stellt der Wind ab und zwingt zu einer Pause. In der Mündung vom Fluss Mimi, übernachten wir beim kleinen Fischerhafen an der Aussenmole.

Ich nähe den ganzen folgend Tag am Deckshaus bis es fertig ist Einige Männer fangen Fische an der Mole. Einige kommen mal schnell auf einen Schwatz vorbei. Wir offerieren Kekse und Kaffee den sie gerne einfach schwarz trinken. Eine sehr alte Frau plappert in Japanisch auf uns ein. Sie zupft energisch an meinem Arm, weil ich sie nicht verstehe. Thomas bringt nun das Tablet mit der google translate app. Versuche der Frau klar zu machen, da rein zu reden. Sie kapiert nicht was sie tun soll. Jetzt zupfe ich auch mal am Arm und zeige ihr dabei wo sie reinreden muss. Es klappt und sie ist begeistert. Später kommt sie wieder. Bringt Früchte und zwei Gesichtsmasken.

Gegen Abend schlendern wir noch durch das kleine nette Zentrum und am Strand entlang. Die Gegend war vom zweiten Weltkrieg weitgehend verschont geblieben. Im Zentrum existieren noch Häuser, sogenannte Minkas, die um die 100 Jahre alt sind. Die meisten sind frisch renoviert und sehr gepflegt. Vor einem kleinen Haus bewundern wir den hübschen Garten. Der Besitzer weiss bereits, dass wir mit der Yacht gekommen sind. Er sei auch Segler. Und schon sitzen wir in seiner gemütlichen Stube bei einem Bier. Morgen ist er bei uns zum Frühstück eingeladen. Er kommt nicht alleine. Seine Nachbarn sind auch dabei. Sie bringen Früchte und Wein. So sind sie, die Japaner! 

Die nächste Station ist Beppu.

Da ist eine Marina. Die Preise hauen uns aus den Socken. Für 38 Fuss 45 Euro pro Tag! Keine Stunde später liegt die Robusta im Fischerhafen, kunstvoll verschnürt, mit Autoreifen gepolstert, an einer hohen Mauer. Hier gefällt es uns wesentlich besser! 

Beppu ist ein beliebtes Reiseziel mit diversen Attraktionen. Thermalbäder, Geysire, Pärke, Naturzoo, Museen und ein riesiger Spasspark mit einer Achterbahn aus Holz gebaut. Doch fast alles ist wegen Corona geschlossen. Das Zentrum ist Menschenleer.

So macht segeln in Japan auch keinen Spass! Da kommt erneut die Frage auf, wie es aktuell mit der Einreise nach Alaska für Yachten steht. Thomas schreibt ein Email an die zuständige Behörde des Custom and Border Control Info Center der USA. Im Anhang eine Kopie unsere Pässe und den B1/B2 Visas. Er steht auch noch mit Seglern im Kontakt, die er irgendwie per Zufall im Facebook gefunden hat. Diese schildern die Lage in Alaska folgendermassen: Jedesmal wenn wir ein Kaff anlaufen, müssen wir auf der Yacht zwei Wochen Quarantäne absitzen, bevor der Landgang erlaubt wird. Es ist aber möglich, Lebensmittel in den Hafen liefern zu lassen. Dann verkrümeln sie sich wieder in die Wildnis bis alles aufgefuttert ist.

👍🏾😂, na ja in dieser Situation bringt dich nur noch Humor über die Runden…… Bären gucken und Beeren sammeln als Kompensation oder dann halt Bier trinken, etwas schlaueres kommt mir dazu auch nicht in den Sinn 

 

 

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April 18 2020

Festland Japan, Ibusuki und Kagoshima

Sind schon ganz gespannt wie das Festland sich anfühlt. Soll ja nochmal total anders sein als die südliche Inselwelt. 

Das Zentrum von Ibusuki erscheint geisterhaft. Viele Liegenschaften stehen leer. Das Onsen ist immerhin ganz nett. Ibusuki soll eine beliebte Touristengegend sein? Äh, schräg. Wir haben kein einziges Foto gemacht!

Das Visum läuft aus und muss verlängert werden. Mit dem Zug ist Kagoshima, wo sich das regionale Immigration Büro befindet, in knapp einer Stunde zu erreichen. Nun sind wir etwas in der Zwickmühle. Sämtliche benachbarten Länder haben ihre Grenzen wegen Corona geschlossen. Sollten die Grenzen demnächst wieder aufgehen, wird die Taifunsaison zum Problem. So haben wir uns folgende Strategie ausgedacht: Stellen gleich einen Antrag um das Visum für ein ganzes Jahr zu verlängern. 

Seitenweise Papiere haben wir bereits online ausgefüllt und ausgedruckt. Schieben nun den Stapel über die Theke in den mit Plastikfolie geschützten Bereich. Zusätzlich wird nun noch eine Liste mit sämtlichen Häfen die wir angelaufen sind verlangt. Was für eine Idiotie. Die Beamten gehen nur auf eine Verlängerung von weiteren 90 Tagen ein. Denn 180 Tage sind die maximale Aufenthaltsdauer pro Jahr in Japan (für einige Staatsangehrige gelten andere Regeln.) Oh wie schrecklich, Mist! Falls Corona in drei Monaten noch immer Thema ist, kann ein erneuter Antrag auf Verlängerung gestellt werden, so lauten die tröstenden Worte der Beamten.   

Die nächsten Tage geht uns so einiges durch den Kopf. Wir sind beide gereizt und gifteln uns immer wieder mal an. Aus Verzweiflung fliessen bei mir die Tränen. Um uns abzulenken, wird die Tuwasliste abgearbeitet. Denn durch die grosse Beanspruchung einer Langfahrtenyacht, fallen immer jede Menge Wartungsarbeiten an. Thomas klopft mit dem Hammer Rost weg, versiegelt, grundiert, überpinselt die Stellen mit roter, schwarzer und weisser Farbe. Am Motor werden Schrauben, Kabel, Oel und Wasser kontrolliert, der Keilriemen nachgespannt und Filter gewechselt. Die Solaranlage kränkelt auch immer wieder mal. Eventuell ist der Regulator altersschwach. Und das Klo will auch immer wieder mal seine Zuwendung. Ich widme mich gerade dem Deckshaus aus Lastwagenplane. An etlichen Stellen ist der Faden gerissen. Ein Reissverschluss ist total korridiert. Ausgerechnet bei den beiden extra langen, ist das Stoffband entlang der Zähne eingerissen. So müssen eigentlich alle vier zwei Meter langen Reissverschlüsse ersetzt werden. Nur schon das Heraustrennen dauert enorm lange. Salzwasser und die krasse UV Strahlung setzen dem Material krass zu!

Nach einer Woche Arbeit sieht die Robusta wieder so richtig gepflegt aus! Nur ich komme nicht vom Fleck. Kämpfe mit der Plane, Reissverschlüssen, Faden und Nadel. Erst im Cockpit, dann wegen Sturm drinnen auf dem kleinen Tisch auf engstem Raum, was super nervig ist. Nach einer Woche täglich Stunden von Hand nähen, brauche ich eine Pause. Meine Finger sind wund. Die nächste Etappe wird mal ohne Deckshaus gesegelt. 

Ich gehe mal an den Strand um Müll einzusammeln. 

 

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April 10 2020

Iōjima Island

Irgendwie rennt uns die Zeit davon. Bis Juni ist die beste Periode um von Hokkaido nach Alaska überzusetzen. Doch sind bis dann die Grenzen wieder offen? COVID19 löste eine Art Fortbewegungslahmheit in uns aus. Wir sind recht deprimiert und wissen nicht so recht wie es weiter geht. Noch können wir uns innerhalb von Japan frei bewegen. Was bedeutet COVID19 für die Japanische Bevölkerung? Die Regierung setzt, ähnlich wie das Schwedische Konzept, auf “Soft Government Directives” und appeliert somit an die Vernunft jedes Einzelnen. Zu Hause bleiben, Hände waschen, Schutzkleidung tragen und Physical Distancing (ich weigere mich den Ausdruck Social Distancing zu verwenden!)

Viele Langfahrtensegler stecken zur Zeit auf der ganzen Welt, in teils prekären Situationen fest. Dürfen nun seit fünf Wochen nicht die Yacht verlassen. Unverständlicherweise auch nicht nach einer Quarantänezeit von zwei Wochen. Lebensmittel und Wasser besorgen ist oft nur mit einer amtlichen Bescheinigung möglich, oder muss sogar über Drittpersonen organisiert werden. Die Angst ist allgegenwärtig. Touristen bringen Corona und so schnell verwandelt sich ein Virus in ein Schimpfwort. In vielen Regionen der nördlichen Hemisphäre beginnt die Zeit der Wirbelstürme. Einige Regierungen haben bereits angedroht, dass die Segler verschwinden müssen. Aber wohin denn bitte? Die Weltmeere sind keine Strassen die in jede Richtung nach Belieben befahren werden können. Je nach Saison sind Wetter, vorherrschende Windrichtungen und deren Stärke zu berücksichtigen. 

Corona ist ein echtes Desaster. Ist das Virus wirklich so gefährlich? Oder sind die Empfehlungen der WHO und die Entscheidungen der Regierungen schlussendlich das grössere Übel? Ich persönlich zolle all diesen Entscheidungsträgern grossen Respekt. Egal wie entschieden wird. Kritik wird es immer hageln. Mit dem Lockdown geraten viele Menschen in drastische finanzielle Schwierigkeiten. Da lese ich doch gerade in einem Artikel folgendes: das Welternährungsprogramm geht davon aus, dass sich durch die Corona Pandemie der Welthunger verdoppeln wird.

Zur Zeit komme ich mir echt blöd vor über unsere Weltumsegelung zu berichten. Ich möchte helfen. Irgend etwas sinnvolles tun, statt über die Weltmeere zu schippern. Nun poste ich einfach noch ein paar Bilder und ich habe mir vorgenommen, jedes mal wenn ich spazieren gehe, eine Tüte mitzunehmen um angeschwemmten Müll einzusammeln. 

Wer auch Gutes tun will, hier ein Link von unseren Freunden Claudi und Jona, die zur Zeit in Thailand sind. Weil der Tourismus ausbleibt, fällt auch der Verdienst weg.

INFOS FÜR SEGLER

Hafen von Nagahamaura Bay (siehe Foto google maps)

Wir konnten am Schwimmsteg liegen. Jemand von der Gemeinde wollte wissen ob wir Fieber haben.

Keine Kosten

Ob das eisenhaltige braune Wasser den weissen Rumpf einer Yacht verfärbt, kann ich nicht sagen. Robusta hat einen schwarzen Rumpf.

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April 5 2020

Yakushima Island

Gegen Abend sind wir auf der Insel Yakushima angekommen und die Robusta ist im im kleinen Hafen von Yudomari festgemacht. Da sind bei Ebbe nur wenige Zentimeter unter dem Kiel. Der Hafen ist total ungeschützt und wird bei Südwind bestimmt zur Hölle. Schade, der Ort wäre super nett gewesen. Sobald es hell wird, hauen wir hier wieder ab. Laut Prognosen wird die Nacht windstill bleiben. Nun weichen wir uns erstmal in der heissen Naturquelle ein. Etwas genialeres gibt es nach einer Passage nicht. Es ist kühl beim Segeln. So um die 15 Grad und nachts fällt das Thermometer schon mal auf fünf Grad.

Yakushima ist eine Insel mit über vierzig Berggipfel die über tausend bis fast zweitausend Meter aus dem Pazifik ragen. Im subtropisch bis subarktischem Klima gedeihen eine Vielzahl von Pflanzen.  Hier soll es die ältesten Zedern von ganz Japan geben. Tausend Jahre und wenige Exemplare sind sogar siebentausend Jahre alt. Wie spannend! Hingegen der ganzjährige Niederschlag von über 35 Tage pro Monat, so beschreiben es die Leute hier, klingt nicht gerade reizvoll! Die Berge laden zum Wandern ein. Doch ich habe ein Problem. Meine super bequemen Schuhe sind gestorben. Beide Sohlen lösen sich vom Leder! Alles ist am zerbröseln. Doch ich habe Glück. Im Sportgeschäft kann alles ausgeliehen werden. Von Bergschuhen, über Rucksäcke, Zelte, Kochutensilien, warme Jacken, Schlafsäcke und so weiter. Meine zarten, weiblichen europäischen Durchschnittsflossen, passen nur in die grösste Männerlatsche! Im Sportgeschäft lassen wir uns beraten. Besprechen mit den Profis die Routen. Einen Führer lehnen wir entschieden ab. Ach ihr kommt aus der Schweiz, alles klar, kein Problem! Ha, auch unter den Eidgenossen existieren eine Menge Wanderpappnasen die sich nur zu oft in den Alpen verirren oder abstürzen. Die Routen sind simpel bis anspruchsvoll. Mehrere einfache Schutzhütten zum Übernachten stehen zur freien Verfügung. Eine freiwillige Gebühr von rund zwanzig Franken bezahlst du am Eingang zum Nationalpark. 

Robusta liegt nun  sicher vertäut im kleinen Fischerhafen von Ambo. Das Wetter ist perfekt um sie mehrere Tage alleine zu lassen. Der Rucksack ist schwer bepackt. Leider nicht mit Schoggi, Käse und Cervelat. Die typische Schweizer Wurst, ohne die ein anständiges Picknick undenkbar ist fehlt. Stattdessen Instant Nudelsuppen.  Zehn Packungen wiegen nur gerade mal wenige Gramm. Auch etwas gesundes ist dabei. Früchte Nüsse und Haferflocken und ein deftiges selbst zubereitetes Vollkornbrot, welches später von einem Bergführer in der Hütte mit grossen Augen bestaunt und getestet wird. Das Japanische Alpenklo ist was ganz spezielles: Im Sportgeschäft erwirbst du Plastiktüten, die über ein Gestell gestülpt werden. Dann weisst du selber was zu tun ist. Danach nimmst du das fertige Paket, gut zumachen nicht vergessen und nun ab damit in deinen eigenen Rucksack! Und schon ist dein Beitrag zum Naturschutz vollführt. Die Vorstellung, ich muss meine Kacke während mehreren Tagen über Stock und Stein schleppen, ist schon sehr befremdend. Und was ist mit der Pisse? Oder muss nur der Cervelat aufgefangen werden? 

Stunden latschen, nein das ist untertrieben, klettern wir über mächtige Wurzeln von gigantischen Zedern. Überwinden Schluchten und Bäche, klettern an Fixseilen immer höher. Quirlige Affen turnen in den Bäumen und der innere Schweinehund grunzt fies aus dem Unterholz. Einige Vogelstimmen kommen uns bekannt vor. Den ganzen Tag, begegnen wir keinem einzigen Menschen! In der kleinen einfachen Berghütte wo wir übernachten,  ist nur ein weiterer Gast und einige Mäuse. 

Die Landschaft wird karger. Es ist kalt. Wollpullover, Mütze und Windjacke kommen zum Einsatz. Ein Hochmoor liegt vor uns. Mount Miyanoura ist nicht zu sehen. Ueberall tolles Wetter, ausser in den Bergen von Yakushima. Statt das Picknick mit atemberaubender Fernsicht zu geniessen, schneit es. So verkrümeln wir uns weiter unten in dichtes Bambusgestrüpp. Nach acht Stunden Marsch, kommt endlich die Hütte in Sicht. Drinnen riecht es unglaublich gut nach Zedernholz! Die Nacht wird zum Horror. Kalt und die Regel bestätigt sich, eine Gruppenunterkunft ist erst heimelig, wenn auch das Schnarchmonster anwesend ist. Der ganze Holzboden vibriert! Sogar Thomas nervt sich. An Schlaf ist trotz Ohrstoepsel nicht zu denken. Ich versuche mich durch Meditation ins Lot zu bringen. Irgendwann packe ich die Taschenlampe und zünde dem Monster damit voll ins Gesicht.. . . .

Am nächsten Morgen verfüttert seine Frau allen  edle Schokolad. Die Arme, so ein Mann ist doch nicht auszuhalten! Er hat sich bereits in Sicherheit gebracht.

Die Zeit in den Bergen zu verbringen, hat gut getan. Beim Segeln ist der Kreislauf ganz und gar nie gefordert. In Fiji war ich das letzte mal im Gebirge. So bezaubernd Atolle auch sind, geniessen wir beide die Berge ganz besonders.

Die Robusta ist auch noch da und ich freue mich auf einen tiefen, ruhigen Schlaf in der warmen Koje.

Da liegt eine Visitenkarte im Cockpit. Von Org und Silvia. Was für eine Überraschung.  Bevor die beiden weiter ziehen, reicht es gerade noch für ein kurzes Treffen. Wir haben uns in Polynesien kennen gelernt. Nun fliegen sie für längere Zeit nach Deutschland.

So verabschieden auch wir uns von der Insel Yakushima und den Menschen die wir hier kennen gelernt haben. Besonders von Naoka durfte ich viele spannende Dinge über dieses faszinierende Land erfahren! Der Hafenmeister, der uns in ein Onsen mitgenommen hat, bringt zum Abschied eine Flasche Reiswein und Gemüse aus seinem Garten. 

INFOS F!R SEGLER:

Hafen von Yudomari ist sehr klein, ungeschützt und aus diversen Gründen gefährlich.

Hafen von Ambo

Im Fischerhafen längsseits festmachen. (Foto google maps) In die Mauer ist eine Treppe eingebaut. Keine Kosten. 

Hafen von Miyanoura 

Im Fischerhafen längsseits festmachen. (Foto google maps). Sehr hohe Hafenmauer. Du brauchst eine Strickleiter. Keine Kosten.

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March 22 2020

Nakanoshima Island

 Verzweifelter Versuch Gesichtsmasken auf den Bäumen zu züchten??? 

Wir sind geschockt. Ausser Stande einzuordnen, was zur Zeit abgeht.

Die WHO gibt Empfehlungen raus, Regierungen tagen und sie wursteln einzeln und uneinig aneinander vorbei. Da werden Tatsachen unter den Teppich gekehrt, oder Beschlüsse sind je nach Situation der einzelnen Länder schlicht nicht anwendbar. Klar ist jedenfall, die Angst beherrscht die ganze Welt! Ausnahmezustand – Lockdown – Shutdown: Immer mehr Länder schliessen ihre Grenzen. Seit Dezember 19 grassiert ein neuartiges Coronavirus und breitet sich rasant über den ganzen Globus aus. In China, auf dem Markt von Wuhan, so wird jedenfalls behauptet, soll alles begonnen haben. Die Medien sind voll von Schauernachrichten. Die Zahl der Infizierten schnellen vielerorts in die Höhe. Todesfälle durch Ersticken wegen Lungenentzündung häufen sich. Überquellende Spitäler, das Personal ist völlig am Anschlag und es mangelt an Intensivpflegeplätzen und Schutzkleidung für das Personal. Verschwörungstheoretiker haben Hochkonjunktur. Einige Szenarien erscheinen uns durchaus plausibel. Gab’s da nicht mal so einen Science fiction Film? “Contagion” hiess der doch. Ähnliche Szenarien sind nun Realität geworden.  Jetzt sind Ausgangssperre, geschlossene Schulen und Geschäfte und leere Städte zur Realität geworden. Viele unserer Freunde müssen zu Hause bleiben. Einige sollen auf Home-Office umstellen. Daneben noch die Kinderbetreuung managen, die ohne Auslauf immer wilder werden…. Ich wette, nach dieser Krise wird die Scheidungsrate in den Himmel schnellen. Andere wiederum, die im Gesundheitsbereich und der Lebensmittelbranche oder Reinigung tätig sind, schuften im niedrigsten Lohnsegment für das Wohlergehen der Gesellschaft. 

Wir beneiden niemanden in dieser Situation.

Ich trau mich sowas fast nicht zu tippsen. Doch es gehört zum Thema eines Segler Blogs. Verglichen mit der Situation, mit der nun viele konfrontiert sind, handelt sich es um ein absolutes Luxusproblem! Die Fahrtensegler auf der ganzen Welt, hängen auf ihren Yachten, meist bei bratender Hitze fest. Aber uns geht es gut! Wir erleben in Japan noch keine Einschränkungen. Doch auch unsere Reisepläne geraten durcheinander. Zumal der nicht zu den intelligentesten Kreaturen gehörende Präsident, nun doch noch eingesehen hat, dass die Lage auch für die USA mehr als ernst ist.

Nur in Japan scheint alles anders zu sein. Der anfangs Februar in Yokohama eingelaufene Kreuzfahrteimer, mit über 700 positiv getesteten Passagieren, soll unter Kontrolle sein. Ruhe vor dem Sturm? Die Regierung schliesst vorsorglich im ganzen Land sämtliche Schulen und Museen etc. Leute tragen bei der Arbeit Masken und oft auch auf der Strasse. Und die ganz panischen, sogar wenn sie alleine im Auto sitzen. Ansonsten läuft das Leben normal weiter.  Nachdem die Olympischen Spiele in Tokyo nun doch noch um ein Jahr aufgeschoben wurden, häufen sich auch in diesem, so nahe an China gelegenen Land, die COVID19 Fälle. Alles etwas sehr irritierend. Immerhin hat es die Olympische Flamme am 21. März gerade noch bis zum Bahnhof von Sendei geschafft. Dort wurde sie von einer, angeblich stundenlang, diszipliniert wartenden, maskierten Horde von 50-tausend Menschen bestaunt!

Alaska bleibt somit für uns vorerst mal ein Traum. 

Wir wünschen allen von Herzen alles Gute! Bleibt gesund und munter, es kann nur noch besser kommen. Freuen wir uns alle auf das Fest, welches die Normalität zurückbringt.

Vielleicht nutzen wir in der Zwischenzeit alle mal die momentane Situation positiv, um mal nachzudenken.

Kann denn alles wie bis anhin so weiter gehen?

INFOS FÜR SEGLER

Hafen

Anlegen ist etwas kompliziert. Siehe Foto aus google maps : 

Sehr hohe Hafenmauer. Ankunft bei Hochwasser damit du auf die Mauer klettern kannst. Achtung, diverse Mooringleinen sind durch den Hafen gespannt! 

Auf der Mauer, die mit rotem Pfeil markiert ist, liegen Schwimmleinen. Diese an einem Poller festbinden und nun  begib dich mit der Leine im Schlepp an die Mauer im Osten in eine Lücke zwischen den Fischkutter. Die Leine dient als Mooringleine, nur ist sie an einer Mauer statt am Grund befestigt. Mit Anker geht nicht, felsiger Grund.

Achtung: an der rot markierten Stelle sind Felsbrocken! Nicht dort anlegen!

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March 13 2020

Amami-Oshima Island

Die 160 Seemeilen lange Passage nach Amami geht gegen Abend los. Das nach einer weiteren ausgiebigen Fahrradtour. Mein Göppel war so rostig, dass ich das quietschende Ding erstmal zur Robusta beförderte, wo es eine kräftige Dusche mit Schmiermittel verpasst bekam. Blöderweise triefte der Saft aus der Spraydose auch noch in die Trommelbremse. Ehrlich gesagt ich dachte es handelt sich um die eine Nabenschaltung. Doch das Velo hatte nur einen Gang! Es musste nun nicht nur den Berg hochgeschoben werden, sondern auch wieder runter. Beim ersten Aussichtspunkt fragte ein junger Student aus China, ob Thomas ihn fotografieren könne. Ich dachte ich verhöre mich. Da existieren noch Kreaturen, die keine Selfies von sich schiessen? Fu studiert an der Uni in Tokio Japanisch. Der schlaue junge Mann, hat sich ein E-Bike ausgeliehen. Er sei am Reisen, weil wegen Corona alle Schulen geschlossen sind. Bald schlägt das Wetter um und ein heftiger Regenguss geht nieder. Es ist kalt und wir drei sind klatsch nass. Fu laden wir auf die Robusta ein. Dort kann er sich abtrocknen und wir trinken gemeinsam heissen Tee, denn seine Fähre legt erst in drei Stunden nach Okinawa ab. Paar Tage später bedankt sich Fu in einem Email für die Einladung. Thomas sei jedoch ein mieser Fotograf, denn das halbe Bild ist mit seinem Finger abgedeckt. Das sind eben die Vor- und Nachteile von Selfies, aber dafür durfte er einen netten Tag in Gesellschaft verbringen.

Am nächsten Morgen segelt die Robusta nach einer Rauschefahrt bei im Schnitt von 25 Knoten Wind, der Südküste von Amami-Oshima entlang. In Koniya existieren mehrere kleine Häfen. Thomas meint, hinter den Bäumen an Land, einen Mast erblickt zu haben. In der Seekarte muss das in dem kleinen Einschnitt direkt bei der Flussmündung sein. Ich bezweifle ob das klappt. Da passen wir niemals rein! Mit Bootshaken und Leinen bewaffnet, stelle ich mich für einen besseren Ausblick auf den Bugspriet. Das passt! Los rein in den Schlitz. Ein Mann von der Yacht eilit herbei und nimmt mir die Leinen ab. Eine Freundin aus Zamami hätte ihn informiert, dass wir kommen. Ach wie lustig. Tani bietet Charterfahrten mit seiner freakigen Yacht an. Mit ihm verbringen wir eine nette Zeit. Er kennt all die schönen Ankerplätze. In Japan ist es unüblich zu Ankern. Oft ist der Grund mit Felsen oder Korallen durchsetzt, oder in einer geschützten Bucht triffst du auf eine Muschelfarm. Die vorbeiziehenden Tiefs bringen starken Wind, nicht selten weit über 35 Knoten. Für die Japaner dient der Anker nur für Notsituationen.

Da kommen auch schon zwei Personen in Uniform angedackelt.  Sie verlangen nach den Schiffspapieren und dem Naikosen. Sie fotografieren die Papiere und das war’s dann auch schon. Das sei der Gästeplatz der Gemeinde. Der Schlüssel um Wasser zu tanken, kann auf der Gemeinde abgeholt werden. Nach einer Erkundungstour im Dorf und der Suche nach Milch für den Kefirpilz, steht eine Tasche mit Blumen im Cockpit. Welcome to Japan, steht auf einem Kärtchen geschrieben. Ich bin total gerührt!

Das Rätsel, wer wohl die Blumen gebracht hat, löst sich am nächsten Morgen in aller Frühe. Als ich aufwache, ist Thomas verschwunden. Stunden später kommt er von einer Inselrundfahrt mit “Dreamy Boy” zurück. Sein Traum ist es, eines Tages eine Marina für Segler zu eröffnen. Doch der rüstige, total schwerhörige Mann, ist bereits 75 Jahre alt und er arbeitet immer noch im Gartenbau! Unglaublich. Auf Amami-Oshima hat ja auch die Altersrekordhalterin, Tajima Nabi von 1900 bis 2018 gelebt.

Ein grosser Teil der Insel und Küste stehen seit 2017 unter Naturschutz. Die bergige Insel ist mit dichtem subtropischen Wald überwuchert. Wir sollen aufpassen, denn da sind viele giftige Habuschlangen. Nach einem Biss der bis zu bisc2 Meter langen Vipernart, die nur auf dieser Insel lebt, muss dringend medizinische Hilfe beigezogen werden. Das berichten die drei angeheiterten Männer, von denen wir nach einer Wanderung, in den Garten einer total abgelegenen Farm, zitiert werden. Sie haben gerade einen Eintopf gekocht. Wir müssen essen und Bier trinken. Thomas ist nass und friert, ich habe einen Wanderschuh voll Wasser, denn der im Maps Me App angegebene Wanderweg, führte voll kriminell durch’s Gestrüpp. Viel zu gefährlich mit den vielen Habus. Nach einem Bergrutsch war eh Ende der Tour angesagt. Wir versuchen noch im Bergbach weiter ins andere Tal vorzudringen. Aus purer Vernunft kehren wir wieder um. Wer weiss was da noch kommt. Die Nächte sind hier kalt. 

Wir wollen noch vor Dunkelheit an die Hauptstrasse kommen, denn wir müssen per Anhalter nach Naha zurück. Kommt gar nicht in Frage! Meine Frau wird euch fahren. Die sei noch nüchtern. Und schon kommt die Frau per Auto mit Biernachschub und einer Platte Sushi angebraust. Niemand spricht Englisch. So rufen die lustigen Gesellen einfach einem Freund an, der die Sprache spricht. Er muss per Telefon aus der Ferne übersetzen. Spät in der Nacht werden wir zur Robusta gefahren. Leider ist Ebbe als wir ankommen. Die beiden krümmen sich vor Lachen als wir sie auffordern, die hohe Mauer runter zu klettern. Sie lehnen entschieden dankend ab.

Uns war bekannt, in Japan gehört es zur guten Sitte, bei einer Einladung ein kleines Geschenk mitzubringen. Das darf jedoch nicht in Weiss eingepackt sein, denn das ist die Farbe der Trauer. Die Zahl vier bringt Unglück. Doch was wir hier erfahren, ist nicht wie es im Reiseführer aufgeführt ist. Japan ist einfach einzigartig. Es empfiehlt sich echt sich über die Benimmregeln zu informieren. So vieles ist einfach anders. Zum Beispiel ist es ganz wichtig, sobald es irgendwo eine Stufe hoch geht, müssen Schuhe ausgezogen werden. Auch in der Kneipe! Für den Toilettengang stehen spezielle Schuhe bereit. Das WC ist ein Ort der Unreinheit. Mit den Händen jemanden heranwinken, wie wir es üblicherweise tun, heisst hau ab! Jemandem etwas übergeben oder annehmen, wird immer mit beiden Händen gemacht. Gegrüsst wird indem du wie ein Pinguin, mit dem ganzen Oberkörper etwas nach vorne kippst. Schau selber in den angeführten Links nach. Es ist total spannend! Die Freundlichkeit dieser Menschen haut uns einfach aus den Socken, die für eine Teezeremonie übrigens immer weiss und ohne Löcher sein sollten.

Ich backe eine ganze Kiste voll Guetzli auf Vorrat. Ich will auch freundlich zu diesen netten Menschen sein. Doch jetzt stellt euch mal vor: Wir fragen nach Trinkwasser um die Tanks zu füllen. Sogar in einer Stadt mit 40 Tausend Einwohner, sind die Leute bemüht zu helfen. Dann bringt ein alter Mann Kanister und frische Mandarinen. Unglaublich. Doch wir brauchen 450 Liter. Im Zentrum von Naha ist ein kleiner Hafen. Dort tanken wir. Das wäre der total coole Ort zum Liegen gewesen! Schade. Suku spricht super gut Englisch. Er hat in Thailand gearbeitet und es dort gelernt. Wir laden ihn auf die Robusta zum Kaffee und Kuchen ein. Danach gehen wir noch in einen Recycling Shop den er uns empfohlen hat. Alles ist super spot günstig und es handelt sich dabei meist um neue Ware!?

Als wir zur Robusta zurück kommen, beschenkt uns Suku mit einer halben Tonne Ware. Schnaps, Kekse und Waschtücher. Ich kann nur wieder Unglaublich dazu sagen. Bitte bitte bitte, wenn ihr einem Japaner begegnet, bereitet diesen unglaublich netten Menschen eine Freude! Was wir hier erfahren ist einfach jenseits des Vorstellungsvermögen!

INFOS FÜR SEGLER

Hafen:

Koniya: viel Schwell bei Südwind, Hafenmauer hat unten einen Absatz nach innen. Bei auflaufendem Wasser darauf achten, dass die Fender dort nicht hängen bleiben. Wasser tanken möglich. Schlüssel muss bei der Gemeinde geholt werden. Behörden kontrollierten Schiffspapiere und Naikosen. Keine Kosten.

Naha: Gleiches Problem mit der Hafenmauer wie in Koniya. Die Hafenmauer ist sehr hoch. Bei Ebbe ist die Mauer nur mit einer Strickleiter zu bewältigen. Keine Kosten. Der Liegeplatz im Zentrum  wäre netter gewesen, dort kann Wasser kostenlos getankt werden.

 

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March 7 2020

Zamami Islands

Grosses Gewinke und bald schon verschwindet Okinawa im Dunst. Dafür erscheinen bereits die Berge von Zamami Islands am Horizont. Das ganze Gebiet gehört zum Keramashoto Nationalpark.

Der Blick auf Berge erfüllt mich mit grosser Freude. Wecken Erinnerungen aus der Kindheit. Skifahren mit meinen Eltern, Mami mochte den Schnee jedoch überhaupt nicht. Papa dafür umsomehr. Bei jedem Wetter sind wir los, wie die Wahnsinnigen jede Piste oder im Tiefschnee runtergesaust. Knochenbrüche mussten in Kauf genommen werden. Egal, sowas härtet ab. Keine Herausforderung war zu krass. Oder im Sommer wandern, die Aussicht nach einem anstrengendem Aufstieg ist einfach das grösste aller Hochgefühle. 

Nach fünfstündiger Überfahrt ist die Robusta im östlichen Teil des Hafens, mit Auto- und Motorradreifen gepolstert, längsseits an der Hafenmauer festgemacht. Doch nun kommt jemand und weist uns mit Zeichensprache an, am Schwimmsteg anzulegen. Ja umso besser, perfekt! Dankeschön, das ist reinster Luxus. Ein- und Aussteigen ohne an der Hafenmauer rumzuklettern. Das kleine Dorf ist in zehn Minuten ausgekundschaftet. Nun schlürfen wir Awamori, Reislikör mit viel Eis serviert, im fast leerem Guesthouse. Viele Reisende haben die Buchung wegen Coronavirus storniert. Japan hat die Grenzen zu China und der Republik Korea dicht gemacht. Aktuell sind knapp 200 Personen positiv getestet, die meisten davon in Hokkaido, der nördlichsten Präfektur Japans. Die Regierung hat als erste Massnahme sämtliche Schulen, Museen und Theater im ganzen Land geschlossen. In den Medien häufen sich die Berichte über die Ausbreitung in der ganzen Welt!

Wie ernst die Lage tatsächlich ist, muss erst mal in unseren Köpfen ankommen. So abgelegen und doch nur einen Katzensprung von China und der Republik Korea entfernt, können wir die Lage noch nicht ganz einordnen. In Italien spitzt sich die Lage dramatisch zu. Ich sorge mich um meine Eltern. Was ist mit meinem Sohn? Wie geht es allen Freunden? Kann es sein, dass wir auf einmal nicht mehr auslaufen dürfen und somit in einem Hafen festsitzen? Reisepläne ändern? Was wird aus Alaska? Ja ja ja jaaaaaaa ich weiss, das ist Gejammer auf hohem Niveau. Exgüsi! Doch wir machen uns auch Sorgen und Gedanken über die Folgen einer Pandemie. 

Momentan ist alles ruhig. Jedenfalls auf Zamami.  Fragen über Fragen. Doch erstmal wird Corona positiv verdrängt. 

Es dauert nicht lange, formiert sich eine lustige Clique. Sergey ist mit seiner Yacht für ein paar Tage von Okinawa nach Zamami gesegelt. Er kennt hier viele Leute. Thomas hat ihm beim Anlegen geholfen. Später klopfte er an die Robusta und brachte Salzgebäck und Bier. Wir verstehen uns auf Anhieb bestens. Er fragt ganz vorsichtig, ob ich gerne koche. Er hasse das, doch er würde gerne ein paar Freunde einladen. Ich könne ihm eine Liste geben, er gehe dann einkaufen. Das ist doch ein Deal. Wir begleiten ihn zum Laden, denn es gibt bestimmt einiges zu Schleppen mit all den Getränken. Ein kräftiger Regenguss unterbricht die Aktion erstmal. Sergey lädt uns in ein Restaurant zum Mittagessen ein. Die Wirtin rüstet uns mit drei Regenschirmen aus. 

Am Abend sitzen acht Personen in Sergeys Yacht am grossen Tisch, der mit allerlei Häppchen übersät ist. Die Gäste haben auch etwas Leckeres mitgebracht.  Ich habe Arabisches Fladenbrot mit  Hummus und Tomatensalat an Balsamico Sauce,  Kartoffelsalat und einen grünen Salat zubereitet. Ich muss schmunzeln. Japanisches Essen ist in kleinen filigranen hübschen Schälchen, in kleinen Portionen angerichtet. Da kommen die Alpenländler nach Japan und stellen drei fette Schüsseln auf den Tisch, die wie die Faust auf’s Auge ins Bild passen. Bis auf den letzten Krümel ist alles radikal aufgefuttert. 

Die Wassertemperatur ist schon fast kalt verglichen mit den Tropen. Statt 29 nur noch 20 Grad. Wir quetschen uns zum Schnorcheln in die enge schwarze Wursthaut. Kristallklares Wasser, mit bunten Korallen und es wimmelt von Fischen. Sogar eine Schlange von beachtlicher Grösse, schlängelt am Grund unter mir durch. Zwei Stunden vor Hochwasser kommen jeweils die Meeresschildkröten um am Grund Grass zu fressen. Zamami ist wahrhaftig ein Tauchparadies. Vom Strand aus sind manchmal sogar die Buckelwale zu beobachten, wenn diese Kolosse ihre Sprünge vollziehen. 

Am nächsten Abend sind wir im Dorf eingeladen. Die Kollegen, die wir gestern kennengelernt haben, wollen für uns Tintenfische zubereiten. Auf so einer Art Racletteofen, mit speziellem Aufsatz mit kleinen Einbuchtungen, werden die Tintenfischstücke gelegt und mit Bierteig übergossen. Geschickt jonglieren alle mit ihren Stäbchen, mit denen ich mich immer noch nicht angefreundet habe, die Masse in den Kulen zu runden Bällchen. War alles sehr lecker und gemütlich. Andre, ein Deutscher der im Gasthaus arbeitet, will morgen für die ganze Bande ein Indisches Curry zubereiten. Doch obwohl das Gasthaus wegen Corona zu ist, motzt der Boss und äussert Unmut über das Vorhaben. So findet die Aktion auf der Robusta statt. Andre bringt die Zutaten und macht sich in der Pantry zu schaffen. Der arme Kerl ist jedoch etwas zu gross für die Robusta und müht sich darum in gebückter Haltung am Herd ab. Draussen stürmt und regnet es in Strömen. Das Curry ist extrem scharf geraten. Alle beginnen zu schwitzen und die Tränen kullern über die Wangen. Autsch, das war wirklich extrem. Um das Feuer zu löschen wurde die entsprechende Menge Alkohol nachgegossen. Wir haben jedenfalls bis in die Morgenstunden hinein ausgelassen gelacht, getanzt und dabei viel Spass gehabt.

KAMPAI  Alles Gute liebe Zamamis!!

INFOS FÜR SEGLER

Hafen: anlegen am im Osten gelegenen Schwimmsteg 

Papiere: Jemand kam von der Gemeinde, doch wegen Verständigungsblockade geschah nichts. Keine Papiere mussten gezeigt werden, keine Kosten

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