Gut geplant – gut gereist
Thomas werde ich in der Baja California treffen. Um diese Reise kümmere ich mich erst jetzt, wo ich bereits in Mexiko City bin. Stunden durchforste ich das Netz nach Flügen, statt die Stadt zu erforschen. Von hier scheint es keinen simplen Weg nach Santa Rosalia zu geben. Angedacht war, von Mexiko City nach Loreto zu fliegen, dort in einen Bus zu steigen und schon bin ich in Santa Rosalia. In Loreto verweilen während den Wintermonaten viele Amerikaner. Darum landen dort nur Flüge aus den USA! Leicht entnervt verkünde ich Thomas meine neuen Reisepläne. Flug nach Cuidad Obregon, Bus und schliesslich über Nacht von Guaymas nach Santa Rosalia mit der Fähre. Thomas meint jedoch, da ist keine Fähre. Das steht aber so im Internet! Doch seit der Pandemie ist diese Verbindung über den Golf von Kalifornien tatsächlich nicht mehr im Betrieb. Was für ein Mist, den Flug habe ich bereits gebucht!
Seit ein paar Tagen plagt mich ein hartnäckiger Husten. Dieser Fakt bereitet mir Sorgen. Meine Augen brennen ebenfalls. Ist es die dreckige Luft? Seit der Pandemie glotzen dich doch alle hell entsetzt an, wenn du es wagst, in der Öffentlichkeit zu husten. Und dann erst im Flugzeug? Da kann ich mir durchaus vorstellen, speziell beim Einsteigen, wo alle dicht gedrängt ihr Handgepäck verstauen, wenn da ein bellender Husten das Treiben übertönt, gar Panik ausbrechen könnte…. Ich treffe sämtliche Vorkehrungen, um keine multiplen Panikattacken auszulösen. Trinke literwiese Tee mit Honig und kaufe einen starken Hustenstiller. Zusätzlich stülpe ich mir eine dieser deutschen Hochsicherheitsmasken über’s Gesicht. Darum habe ich keine Bedenken, mich asozial zu verhalten, falls es sich doch um einen Infekt handelt. Covid19 kann es jedenfalls nicht sein.
Erst fliege ich nach Cuidad Obregon. Von dort geht die Reise per Taxi und mit dem Bus weiter. Drei Stunden durch gefährliches Gebiet. Durch Sonora führt ein wichtiger Transitweg für den Drogenschmuggel. Immer wieder kommt es zu Konflikten zwischen rivalisierenden Kartellen und Sicherheitskräften. Beim Eisteigen habe ich darauf geachtet, einen Platz auf der rechten Seite zu ergattern, um während der Fahrt die Sicht auf die Berge zu geniessen. Drinnen ist es mittags um zwölf stockdunkel. Als ich meinen Vorhang öffne, bat mich jemand dies zu unterlassen. Die müssen aus Sicherheitsgründen zu sein. Von aussen soll niemand sehen, ob und wie viele Passagiere sich im Bus befinden. Zur Prävention vor Überfällen, ergänzt der freundliche Mann neben mir. Ich wünsche uns beiden eine gute Reise.
Jedenfalls musste Thomas rüber ans Festland segeln, um mich dort abzuholen. Mitten auf der zweitägigen Überfahrt springt er bei Flaute für eine Abkühlung ins dunkle Blau. Wie unvernünftig!! Zur Strafe wird er angegriffen. Der halbe Torso und ein Bein sind befallen. Es brennt wie blöd! Mit viel Glück ist sein bestes Teil verschont geblieben. Jetzt tut es mir unendlich leid, dass ich nicht besser geplant habe.
Unter der Gürtellinie sieht alles noch viel deftiger aus. Diesen Teil vom Foto habe ich jedoch weggeschnitten, denn Thomas ist nackt, als er mir die Auswirkung von der Begegnung mit der Qualle auf offener See demonstriert.
Bei der Begrüssung jammern wir beide, als wir einander in die Arme fallen. Er vor Schmerz und ich wegen der Hitze, die mich beinahe erschlägt, als ich aus dem klimatisierten Bus steige. Vier Monate haben wir uns nicht mehr gesehen. Endlich einander wieder in den Armen liegen, klingt romantisch – existiert aber nur in Romanen – jedoch nicht bei Temperaturen an die 40 Grad! Wir beide sind erstmal vom langen Reisen erledigt. Gedanken über die Weiterreise machen wir uns erst, als am Himmel dunkele Wolken aufziehen. Wir Studieren beide den Wetterbericht. Für die Festlandküste sind heftige Gewitter vorhergesagt. Um der Front zu entkommen, lichten wir sofort den Anker, mit dem Ziel zurück zur Baja California zu segeln. Während der Nacht weht ein kräftiger Wind aus Süd-Ost. Aus der Ferne zucken zahlreiche Blitze aus den bedrohlich dunklen Wolken über dem Festland. In dieser Nacht sind in der Bucht von San Carlos einige vor Anker liegende Yachten ins Rutschen geraten. Ich denke es war eine gute Entscheidung dieser heftigen Gewitterfront zu entfliehen. Der Kurs ist nach Santa Rosalia abgesteckt. Dort sollten demnächst drei Yachten eintreffen, mit denen Thomas den Sommer verbracht hat.