December 19 2014

AHOI SAL

SAL


Ein Segler der wenige Tage nach uns in Palmeira eingetroffen ist, hätte es nicht treffender ausdrücken können als ich ihm den Ort gezeigt habe: “Wau ich war noch nie in Afrika oder sonst irgendwo wie das hier. Ich komme mir vor wie in einer Hollywood Westernfilm Kulisse. Fehlen nur noch die Banditen die mit ihrer Winchester von den Dächern ballern.”
Ja das ist Palmeira! Staubstrassen, bunt bemalte Häuser, viele niemals fertig erstellte Bauruinen, an der Pier weden Thunfisch zerlegt und ganz mega liebe Menschen die auch immer für einen Schwatz Zeit haben. Mehrere kleine hübsch assortierte Läden wo das nötigste zum Leben verkauft wird, zwei Kneipen, mehrere mini kleine Bars und am Wochenende dröhnt von Freitag bis Sonntag Musik. Auch hier ist  der Hip-Hop Style bei den Jugendlichen angekommen. Am Freitag ist bei den Franzosen in der Bar “Open Mike”.  Alle können spontan singen, musizieren und ihre darbietungen präsentieren. Ist cool.
IMG_5641      NÃO STRESS – TODU TRANQUILO
waren die ersten Worte die ich zu Gehör bekomme, als uns ein Junge beim Dinghi festmachen und aussteigen half. Hier wird Kreol gesprochen. Amtssprache ist Portugiesisch. Der Junge zeigt uns auch gleich wo die Hafenpolizei zu finden ist. Aber erst wollten wir natürlich mindestens ein Anlegerbier direkt an der Pier aus der kleinen Baracke zu uns nehmen. Nach sieben Tage auf See, so direkt ohne Vorsedierung zu den Behörden kommt devinitif nicht gut.
Mich haut’s fast vom Hocker. Bin Landkrank! Alles schaukelt, die Häuser bewegen sich, ich torkle bevor ich überhaupt Alkohol zu mir genommen  habe.
Vier Minibierli später (zwei Stangen nach Schwiizer Masseinheit), begeben wir uns noch ungeduscht, aber immerhin mit frischen Klamotten zur Capitão do Porto. Vor der Tür versuchete ich noch meine Haare etwas zu zähmen, jedoch ohne sichtlichen Erfolg.  Auf See stinkt es ja nicht so wie in einer Stadt. Also tranquilo, nao stress, rein in den modernen Betonbau, der direkt neben der Werft liegt, die eher einer Müllhalde gleicht ……
Nach der Einreise in Dänemark, Norwegen, Schottland, Irland, Spanien, Kanarischen Inseln, müssen wir zum ersten Mal ein Visua beantragen. Hierfür benötigen wir den obligaten Stempel von der Capitão do Porto  und den Ausreisestempel von den Kanarischen Inseln.
Au ja, das war auch noch so eine Geschichte mit diesem Dokument: muss ich hier doch noch schnell erwähnen: Diesen Stempel zum Ausklarieren bekommst du aber nur in Santa Cruz de Teneriffe, oder in Gran Canaria und in Santa Cruz de la Palma. Gut, wir wollten aber auch noch die Inseln La Gomera und eventuell auch noch El Hierro besuchen. Das bedeutete, dass wir in Santa Cruz de la Palma zur Hafenbehörde müssten (ist im langen Gebäude neben Fred Olsen Delfinkiller-Schnell-Fähre Anlegestelle gleich neben der Marina). Wir finden auch direkt das Büro mit den richtigen Personen. Zack, päng der Stempel ist auf dem betreffenden Formular. Nun wollen die Herren der Polizia Frontiera dennoch wissen, ob wir noch weitere Inseln anlaufen werden. “Ja” sage ich Doofmaus. Wenn wir den Stempel haben, müssen wir die Kanariaschen Inseln verlassen. Ja aber wie bitte sollen wir von la Gomera wieder hierher zurück segeln? Wind direkt auf die Nase. Ich erkläre ihnen, dass dies mit  einer Regattayacht aber nicht mit Robusta möglich ist. Widerwillig händigt er das Formular doch noch aus. Wir sollen aber niemandem erzählen, dass wir hier im Büro erwähnt haben, dass wir noch weitere Inseln anlaufen. O.k. versprechen wir beide hoch und heilig.
Also liebe Segler, gut merken! Immer schön lügen, dann ist alles kein Problem.
Nun kommt noch dazu, dass es in der Marina de la Palma einfach gerade sehr lässig war. Coole Leute dort. Wir hatten richtig viel Spass miteinander. So entschieden wir uns spontan noch einen Abend länger zu bleiben. Vier Tage später lagen wir immer noch in der Marina, was der Herr mit dem Stempel wohl mit dem Feldstecher von seinem Bürostuhl aus beobachtet hat, nun veranlasst, einen persönlichen Besuch an Bord der Robusta abzustatten. Sebstverständlich zu ganz unchristlichen Zeiten. Ich, jedenfalls noch im Teifschlaf, muss dem erbosten Herrn den Stempelzettel wieder aushändigen. Kein Traum. Wir kriegen ein neues Formular wenn wir tatsächlich ausreisen, verspricht er. Sollen ihn zu Bürozeiten auf Kanal 09 anfunken. Immerhin nett.
…..nun rein in die Capitão do Porto von Palmeira                                                            .IMG_5717      
Uiuiui.
Die Jungs sind hoch offiziell in adretten Uniformen gekleidet und erinnern mich an meine Arbeit im Jugendhaus an die deftigen Comorrha-Gansta-Brothers*! Krass. Ich versuche mein auf der Ueberfahrt angeeignetes Brasilianisch Portugiesisch anzuwenden. Das irritiert die Typen irgendwie. Frau redet mit den Beamten! Später erfahren wir übrigens, dass eine Frau bei den Behörden nicht die Türe zu öffnen hat. Das muss der Mann machen! Ich kann mich an die Szene nicht mehr erinnern, wie wir da rein sind. Jedenfalls ging das ganze sehr flott und dauerte nur eine knappe halbe Stunde. Die Schiffs Papiere behalten sie bis zu unserer Ausreise. Für das Visa will der Beamte uns subito ein Taxi bestellen, das uns für 1500 Escudos zum Flughafen bringt. Der Fahrer wird auf uns warten, bis die Zeremonie mit dem Visa vollendet ist und uns wieder zurück bringen. Bitte drei mal raten was am Flughafen los war. Büro geschlossen! In Palmeira angekommen, stampfen wir der Hafenpolizei nochmals auf die Matte um uns zu beschweren (wer diesmal die Tür geöffnet hat, weiss ich nicht mehr). Nach der  Reaktion der Beamten muss es Thomi gewesen sein. Er verspricht den Visa Beamten auf den nächsten Tag  hier her zu bestellen! He he unglaublich.
Die Jungs wollten wohl ihrem Kollegen die Möglichkeit verschaffen, mit seinem Taxi einige Escudos zu verdienen.
Die Fahrt mit dem Aluger (Minibus) hätte 200 Escudos gekostet mit einmal umsteigen in Espargos. Übrigens die Minibusse, alles Toyotabusse,  fahren erst wenn sie randvoll sind und der goldene Bus ist doppelt so teuer. Das Visa hat übrigend 500 Escudos (5 Euro) gekostet.
*Namen geändert!!
Anja


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Posted December 19, 2014 by robusta in category "Kap Verden

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