August 18 2019

Suva – Einkaufsparadies

Zahlreiche tote Schiffskörper, vom Salzwasser halbwegs zerfressen, ragen vor dem Riff aus der See. In der Bucht von Suva liegt so einiges, was da nicht hingehört und schon gar nicht in der Seekarte vermerkt ist. Also nachts einlaufen ist nicht zu empfehlen. Doch wir sind spät dran. Thomas war schon mal da und so können wir dem alten Track auf dem Plotter folgen. Ankern vor dem Royal Yacht Club.

Muss mich erst wieder an den den ganzen Stadtrummel gewöhnen. Der Proviant muss dringend wieder aufgestockt werden. Suva ist super zum einkaufen. Alles ist ist nahe beisammen, das Busnetz ist gut erschlossen und die Taxis sind sehr billig. Leider ist das Museum wegen Renovation geschlossen. Schade. Gleich nebenan liegt das berühmte über 100 Jahre alte Grand Pacific Hotel, in welchem schon allerlei Prominenz residierte. Wollen dort mit Hanspeter und Susanne einen Kaffee trinken. Im Bowling Club fühlen wir uns doch etwas entspannter. Lassen uns von Steve das Spiel erklären und probieren es gleich aus. Am nächsten Tag lädt er uns mit seiner Frau Debbie für einen Ausflug in die Berge ein. Die Abende verbringen wir im Royal Yacht Club. Alles etwas abgefuckt, doch total liebes Personal. Alles in allem ein cooler Ort, wo immer was los ist. Hier treffen sich Segler aus aller Welt, Einheimische feiern Hochzeiten oder Geburtstagsfeste und viele Expats treffen sich nach der Arbeit zum Feierabendbier. 

Wir reden viel über die Eindrücke der vergangenen Wochen auf den abgelegenen Inseln. Südseeparadies pur. Ein Traum für jeden? Kein Fernseher, ohne Kühlschrank und Waschmaschine, kochen auf dem Feuer. Strom steht nur begrenzt zur Verfügung. Handies und Internet haben jedoch viele. Da sind keine Geschäfte, Kinos, Bars oder Tanzlokale. Kein Alkohol. Könntest du dir ein Leben in der Abgeschiedenheit, ohne Geld als Selbstversorger vorstellen? Was macht Glück und Zufriedenheit aus? Sind wir die Privilegierten mit dem ganzen Reichtum, die in einem derart komplexen System leben? Was jedenfalls für mich eindeutig nicht auszuhalten wäre, ist der hohe Stellenwert der Kirche.

Oft fühle ich mich in Schwellenländern etwas unwohl. Einerseits weil ich mehr besitze und weil ich Dinge tun kann, von denen andere nicht mal zu träumen wagen. Was für Gefühle haben diese einfachen Menschen gegenüber den Seglern?

Die Fijis lernen wir als unglaublich herzliche Menschen kennen. Noch nie haben wir erlebt, dass jemand unehrlich war. Selbst in der Stadt. Kein Taxifahrer verarscht uns, auf dem Markt sind die Preise für alle gleich. Kein mühsames Handeln und Feilschen. Nicht einmal kam uns zu Ohr, dass irgendwo etwas gestohlen wurde. Ausser die Ladenbesitzer von Suva klagen über Langfinger und empfehlen nachts nicht zu Fuss durch die Gassen zu latschen. 

Für die Weiterreise überlegen wir uns, was die Menschen an den abgelegensten Orten der Welt brauchen könnten. Kleider sind bestimmt gut. Haben schon einen ganzen Koffer voll von Segelyacht Meerbär bekommen. Lesebrillen, Schaufeln und Nägel sind anscheinend Gold wert. Blöcke und Stifte für die Kinder, sowie Seifen, Verbandmaterial, Pfannen und Töpfe und noch vieles mehr, liegen nun gestapelt in der Achterkoje. Haben auch schon durch andere Segler einen Auftrag bekommen, was eine Familie in Kiribati dringend braucht. Ja für die nächste Zyklonsaison werden wir Richtung Äquator ausweichen.

So ganz nebenbei erfahre ich aus einem Gespräch zwischen Thomas und einem lokalen Skipper, dass er hier in der Bucht beinahe die Robusta verloren hatte! Während dem Einklarieren nach der Passage von Neuseeland, zog ein heftiges Gewitter mit Wind aus Süd auf. In kürzester Zeit baute sich eine enorme See auf. Der Ankergrund sei mit derart viel Müll, vor allem Plastik, verdreckt. Dort hält kein Anker! Von weitem erkannte Thomas, dass die Robusta abgetrieben ist und die sieben im Paket liegenden Kutter sich ebenfalls verselbständigt hatten. Keine fünfzig Meter von der Robusta entfernt, seien diese zum Glück auf Grund gelaufen. 

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August 15 2019

Kadavu Island

Nächster Plan ist die Insel Kadavu ganz im Süden von Fiji zu erforschen. Kadavu ist eine recht kontrastreiche Insel. Berge mit dichtem Dschungel, felsige Küstenabschnitte, dazwischen wird Ackerbau betrieben und das für die Fijikultur so wichtige Kava angepflanzt. Nicht zu vergessen sind die für die Südsee so typisch weissen Sandstrände mit türkisblauem Wasser und die Korallenriffe.

Hanspeter und Susanne müssen dringend einkaufen. Wir hätten gerne wieder den Biervorrat aufgefüllt. In Vunisea soll es mehrere Geschäfte und auch ein Gemüsemarkt geben.

Auf dem Markt ergattern wir gerade noch paar Karotten. Sonst ist alles schon weg. Sollen morgen früh wieder kommen. Das Bier kostet doppelt so viel wie anderswo. Am nächsten Morgen ist auch kein Markt. Erst wieder in einer Woche. Der Wasserstand ist zu tief. Also können die Bauern mit ihren Booten die Ware nicht zum Markt bringen. Hier wollen wir nicht lange bleiben. Komisches Kaff. Nichts wie weg heir! Die Crew von einer anderen Segelyacht will nach Drue. Dort ist ein kleines Tauchresort. Wenig später liegt die Robusta dort vor Anker. Die Anlage ist völlig heruntergekommen. Meine Güte. Stell dir vor, du buchst einen Tauchurlaub aus dem Katalog, mit schönen Bildern und landest in der Wildnis. Der Strom funktioniert nicht, die Duschen geben nur kaltes Wasser her und zu allem Elend sind da keine anderen Gäste, mit denen du über das ganze klönen kannst. Der Manager, ein wirklich liebenswerter schräger Vogel aus Südafrika erzählt, die Besitzer wollen alles verkaufen und darum wird nicht mehr investiert. In den Tropen schreitet der Zerfall extrem schnell voran. Schade um diesen schönen Flecken Erde! 

Kraxeln auf schmalen Pfaden durch eine steppenartige Landschaft. Bald führt der Weg in den Dschungel, was die Wanderung in eine Schlammschlacht ausarten lässt. Wir dürfen im Resort duschen und verbringen mit dem Schrägen Vogel einen total lustigen Abend. Die Tauchgänge mit den Mantas seien jedenfalls toll, dies berichten Segler die dort waren.

Susanne und Hanspeter treffen wir in der Bucht von Kavala wieder. Hanspeter hat eine übel eiternde Wunde am Fuss. Dazu auch noch Fieber. Das gefällt mir gar nicht. Wir gehen mal nur zu dritt ins Dorf um uns vorzustellen. Ohne Kava. Sagen wir kommen alle zusammen am Montag für das Sevusevu Ritual. Die Männer hängen gerade alle vor einer Glotze und schauen sich ein Rugbyspiel an. Ups wir stören wohl. Sie laden uns aber ein, mit ihnen Kava zu trinken.  Dazu habe ich gerade einen Artikel gelesen. Das Gesundheitsministerium warnt davor, Kavaschüsseln zu teilen. Alle trinken immer aus der selben Kokosschale. Immungeschwächte Personen könnten an einer bakteriellen Meningitis erkranken.

Der Sohn vom Dorfchef berichtet von einer Aerztin die auf der anderen Seite der Bucht eine Krankenstation betreibt. Hämpel gehorcht brav und lässt sich erstaunlicherweise ohne Widerrede dorthin transportieren. Er bekommt von der jungen Aerztin eine Penicillinspritze in den Hintern verpasst und einen schönen Verband. Diese Prozedur wird in den folgenden drei Tagen wiederholt. Gefolgt von einer Rosskur Antibiotika. Bezahlen musste er nicht.  

Als wir nun alle zum Sevusevu antreten, herrschte für Fijiverhältnisse ein ungewöhnlich aktives Treiben im Dorf. Rasen wird gemäht,  Cassava und Gemüse geerntet, Frauen pflücken Blumen. Sogar die Fenster der Kirche werden gereinigt. Vier Männer tragen ein an den Beinen gefesseltes, noch lebendes fettes Schwein hinters Haus….

Der Dorfchef ist gestorben! 

Ich habe Kekse gebacken. Zwei Mädchen schenken uns Papayas. Ein alter Mann bringt Kokosnüsse. Etwas zögernd lädt der Sohns vom Dorfchef uns zur Beerdigung ein. Schnell lehne ich ab, ohne mich mit den andern zu beraten. Habe im Youtube eine Doku von einer Beerdigung gesehen. Stuuuuuunden in der Kirche hocken. Und der für den Chief so pompös dekorierte Sarg hat dann nicht mehr durch die Kirchentür gepasst. Thomas blitzt mich böse an. Er hat schon das leckere Schwein aus dem Erdofen gedanklich im Magen…….

 

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August 5 2019

Lau Group, Fulaga

Stampfen unter Motor aus der Bucht von Susui zum Tongan Pass. Es regnet und der Wind pustet mit über 20 Knoten gegen uns. Die Ausfahrt aus dem Riff ist gegen Süd offen. Also keine Wind gegen Strom Situation, die enorme Wellenberge aufbauen könnte. Doch der Schwell aus Süd-Ost drückt rein. Mehrere Yachten funken uns an. Sie möchten Auskunft über die Konditionen ausserhalb vom Riff. Sieht recht imposant aus. Jedenfalls optimale Bedingungen um Seekrank zu werden. Doch alles ist nur halb so schlimm gegen was wir später noch erleben werden…

Bis zum Sonnenuntergang sind wir weit genug von allen Riffs und Inseln entfernt. Die Segel sind optimal im zweiten Reff getrimmt. Die Windsteueranlage ist eingekuppelt. Robusta segelt nun von alleine.  Die ganze Aufregung legt sich und wird durch ein ganz besonderes Glücksgefühl abgelöst. Alle 20 Minuten wird Ausschau gehalten und überprüft ob der Kurs noch stimmt.

Ich koche Süsskartoffeln mit Bohnen und Karotten. In der etwas wild hopsenden Robusta rollen die Karottenscheiben immer wieder auf den Boden. Die ganze Mühe wird mit einem fantastischem Sternenhimmel ohne jeglicher Lichtverschmutzung belohnt. Ich lege mich schon früh in die Koje. Thomas hält Wache. Werde jedoch bald wieder aus dem Schlaf gerissen. Die Bücher sind durch den Seegang aus dem Gestell geschleudert worden.

Sonnenaufgang ist nicht so mein Ding. Sowas ist für den Thomi reserviert. Doch jetzt muss ich aus der Koje. Segel runter, wir sind da! Der Pass von Fulaga ist im Seegang nicht so recht zu erkennen. Dumm ist, wir haben drei widersprüchliche Informationen über die von den Gezeiten abhängigen Strömungsverhältnisse. Unsere Freundin Johanna hat uns schon mal vorgewarnt. Sie sei erst mit dem Dinghi hingefahren. Dabei ist sie in den deftigen Wellen vor dem Pass beinahe gekentert!

Von weitem sieht alles einigermassen gut aus. Wählen für die Durchfahrt die mittlere Zeitangabe. Sonne scheint optimal von hinten. Ich stelle mich an den Bug. Hechte aber schon bald zurück ins geschützte Deckshaus. Ausser schäumendes Wasser kann ich nichts erkennen. Die Kiste droht quer zu schlagen! Schreie Thomas an. Jetzt aber Vollgas, links, rechts, rechts, links! Der Pass ist nur knappe 50 Meter bereit und mitten drin sind auf der Seekarte mehrere Steine eingezeichnet. 

Die Robusta existiert noch. Hanspeter ist eine Stunde vor uns rein. Er dachte ebenfalls, jetzt sei das Ende gekommen. Wie sich später heruasstellt, wäre Info Nummer drei besser gewesen. Jedenfalls ist der übelste Zeitpunkt bei Niedrigwasser! 

Treten gemeinsam mit der Crew von Mi Corazon und Zensation zum Sevusevu an. Zum Dorf führt ein breiter Pfad über einen Hügel durch gefrässige Horden von Moskitos. Wir alle sind anständig gekleidet und mit Kava ausgerüstet. Nach dem Willkommensritual werden wir verschiedenen Gastfamilien zugewiesen. Fulaga ist der einzige Ort wo eine Gebühr von 50 Fiji Dollar als „freiwillige Gabe“ erhoben wird (ca 25 Franken). Dieser Fakt löst grössere Disskussionen unter den Segler aus.

Jemand fragt noch nach, ob wir Feuer machen dürfen. Dann gings los. Für den Schwiezer Nationalfeiertag. So und nun will das ganze Dorf mit uns 1. August feiern! Ohje. Das wird uns nun doch alles etwas zu viel. Doch es kommt noch schlimmer. Da ist schon halbwegs eine Grillaktion mit einem anderem Trupp vom Dorf geplant. Die wollen aber nicht mit der ganzen Meute feiern. Verabreden uns schlussendlich an einem geheimen Ort. Alle bringen Kava und eine Schüssel Leckereien zum Teilen und die Fijis schlachten ein Schwein welches sie im Erdofen garen.

Mit unserer Gastfamilie verstehen wir uns gut. Wenn wir sie besuchen, bringen wir selber gebackenen Kuchen oder etwas Gekochtes mit. Thomas hilft mit der Solaranlage. Lucie hat für uns gekocht. Tintenfisch in Kokossauce, gebratener Fisch, dazu Gemüse und Algen aus dem Meer. Sie sprechen alle gut Englisch. Ihre drei Kinder gehen in Suva zur Schule und wohnen dort bei Verwandten. Mit Nico und Lucie tauschen wir Fischhaken,  Haferflocken, Mehl und  Sicherungen für den Aussenbord Motor gegen frisches Gemüse. Ja und dieser fette 4 Takt 115 PS Motor ist eine andere tragische Geschichte. Beim Entladen des Bootes ist irgedwie unbemerkt der Stöpsel vom Ablauf verschwunden. So wurde der Motor während einer ganzen Nacht im Salzwasser gebadet. Niemand hat das Wissen was zu tun ist. So verrottet der fast neue Motor, ein Geschenk vom Bruder der in Australien lebt.

 

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