January 30 2020

Saipan

Port Control weist an, direkt zur Marina zu fahren und dort auf die Behörden zu warten. Geht ja schon mal gut los. Ich ziele auf den falschen Steg. Ach wie blöd, es ist eng im Kanal. Am Ziel angekommen, weiss der dürre Mann nicht so recht, was mit der überreichten Leine anzufangen. So kann ich nicht zurücksetzten. Der Wind pustet ablandig. Festmachen, brüllen alle. Zu spät, Robusta kommt dem Polizeibot gefährlich nahe. Ganz so blöd war der Dreher im Nachhinein doch nicht. Der Bug zeigt jetzt in Richtung Ausfahrt.
Ach ihr habt bereits US-Visas? Saipan ist nämlich US-amerikanisches Außengebiet. Das freut die kugelrunden, in Amerikanische Uniformen gezwängten Mikronesier. Die Prozedur ist schnell erledigt. Keiner bemüht sich an Bord zu klettern. Ihr könnt sechs Monate bleiben. Besser ist aber, wenn ihr nur zwei bleibt. Hä? Von der Biosecurity kommt niemand. Die frischen Lebensmittel dürfen wir alle behalten. Einfach nichts davon an Land nehmen. Auch den Müll nicht.
So und jetzt wird’s kompliziert. Smiling Cove Marina ist keine Marina im herkömmlichen Sinn. Da ist kein Gästeplatz und seit dem letzten Zyklon auch keine Toiletten und keine Duschen mehr. Was für ein Sch………….. Den perfekten Ankerplatz gibt es in der Bucht auch nicht. Da ist viel Schwell und etliche Touristenboote sausen voll Garacho hin und her. Ein überdimensionales Kriegschiff liegt vor Anker. Wir dürfen schlussendlich doch am Steg hinter dem Polizeiboot bleiben. Aber maximal zwei Wochen, für 8 Dollar pro Tag. Für an Bord wohnen, muss erst ein Antrag gestellt werden. Big Ben vom Büro macht das und händigt schon mal grosszügig das Marinareglement aus. Darin steht kurz zusammengefasst geschrieben; alles was Spass macht und noch vieles mehr, ist verboten. Wir alle sind müde und jetzt obendrauf auch noch frustriert. Die Touranbieter vom Nachbarsteg sind voll nett. Welcom to Saipan! Jemand bringt einen Schlauch, damit wir im Badeanzug duschen können.

So jetzt aber schnell an Land, sich bewegen und ein Frustbier in der Stadt trinken.
Saipan ist ein Touristenort. Hauptsächlich Chinesen, Taiwanesen und Japaner verbringen ihren Urlaub auf der zu Asien nahegelegenen Tropeninsel. Das prunkvolle Casino, als Geldwaschanlage für Chinesen verschrien, sticht schon von Weiten dominant raus. Weisse Strände, türkis blaues Wasser. Windsurfer gleiten im stehtiefen Wasser. Zwischen ihnen die nervtötenden Wassertöffs. Im kleinem Zentrum, direkt hinter den riesigen am Strand gelegenen Hotelanlagen, reihen sich Souvenirshops – alle mit dem selben Kram ausgestattet und Läden mit zollfreien Pillen, so eine Art Zusatzfutter für die moderne Gesellschaft. Touranbieter, Kneipen mit Asiatischem und Amerikanischem Food, und auch Chinesinnen die Massagen und Anwendungen gegen Sonnenbrand anbieten. Der absolute Renner, einen schrill pinken, oder babyhellblauen oder leuchtend gelben Ford Mustang zu mieten! Auch wir leihen uns für eine Inselrundfahrt ein Auto (keinen Mustang), denn in Saipan existieren keine öffentlichen Verkehrsmittel. Ein Angestellter der Marina lässt uns auch ab und zu sein Auto für ein paar Dollar nutzen.
Was ist denn hier eigentlich los? Die super durchgestylten Leute tragen weisse Masken? So wie in einem Horrorfilm. Eine Verkäuferin, selber auch Maskenträgerin, rät von den Chinesen Abstand zu halten. Ah ja? Die bringen ein gefährliches Virus mit. Eine Woche später wirkt Saipan wie eine Geisterstadt. Wegen dem Coronavirus dürfen keine Chinesen mehr einreisen. Ja auf einer Überfahrt fehlen Nachrichten was in der Welt vor sich geht.

Warum sind wir nur nach Saipan gesegelt? Guam ist einfach durch das ganze Armeegedöns zu negativ besetzt. Saipan sah im Internet netter aus. Kleiner, und alles ist zu Fuss erreichbar. Eine weitere Überlegung war, da unser nächstes Ziel Ogasawara, eine Inselgruppe im Osten von Japan, wesentlich näher von hier gelegen ist. Doch dort hin kommen wir erst gar nicht. Der Passat bläst zu dieser Jahreszeit noch immer hauptsächlich aus Nord-Ost. Ein halbwegs vernünftiges Wetterfenster ist auch zehn Tage später noch nicht in Aussicht. Nicht mal ein Zwischenstop in Pagan wäre möglich. Was tun wir auf einer mini kleinen Vulkaninsel, mit sieben Einwohner und 200 Kühen, falls wir dort nicht mehr weg kommen? Pagan wäre ja sehr spannend. Doch der Zeitplan drängt leider zur zügigen Weiterreise. So steht leider eine Planänderung an. Neues Ziel; Okinawa, Japan.

Claudi und Jona haben einen Flug via Korea und Vietnam nach Bangkok gebucht. Doch bevor es soweit ist, verbringen wir noch eine nette Zeit miteinender. Der Abschied wird bei einem Fondue Chinoise zelebriert. Das Personal kennt uns bereits. Kein Wunder, denn Claudi hat sich beim letzten Besuch in der Toilette verklemmt. Die Türe ging einfach nicht mehr auf. Der stämmige Koch musste von aussen mit Küchenwerkzeug nachhelfen.
Für die Fahrt zum Flughafen wurde ein inoffizielles Taxi gebucht. Diese sind wesentlich günstiger. Doch die Wagengrösse war entsprechend ungünstig. War nicht ganz einfach das bescheidene Gepack, plus die zierliche Claudi und den Jona in das winzige Auto zu pfärchen. In der ganzen Aufregung blieb prompt eine Tasche am Strassenrand stehen! Heftiges Brüllen brachte das ulkige Gefährt zur sofortigen Umkehr.
Also nochmal: Ciao ihr beiden, alles Gute und auf ewige Freundschaft!!

So und nun stehen wieder mal einige Reparaturen an. Der Klüver hat einen etwa fünfzehn Zentimeter langen Riss. Ein Stück Segelstoff wird mit 3M – 5200 auf den Riss geklebt. Aus Erfahrung hält das besser als genäht. Ich nähe Stunden von Hand das Deckshaus wieder zusammen, welches bei der letzten Passage durch eine Welle zerstört wurde. Die Nähte und Reissverschlüsse sind durch Sonne und Salzwasser zerschlissen. Aus den USA bestellten wir neue Reissverschlüsse, die in wenigen Tagen angekommen sind. Diesmal achtete ich darauf, dass die Rutscher auch aus Plastik sind. Aluminium korridiert innert kürzester Zeit.
Und da ist immer noch das Geräusch aus dem Getriebe beim Gang einlegen, welches uns Sorgen bereitet. In Majuro hat Thomas sich von einem Mechaniker aus der Grossschifffahrt beraten lassen. Er kannte sich mit Deutz Motoren und dem Hurth Getriebe nicht aus. Er wäre jedoch bereit gewesen, das ganze Getriebe auseinanderzufriemeln. Ohje und dann? Thomas kontaktierte erneut die Vetus Vertretung in Sydney. Die und weitere Abklärungen hatten damals bestätigt, die Dämpferplatte müsse ersetzt werden: Ausser Spesen nix gewesen. Am nächsten Tag kam prompt eine Nachricht von Vetus aus Holland. Das Problem ist ihnen bekannt. Ein adaptiertes Ersatzteil wird umgehend und ohne jegliche Kosten nach Saipan geflogen. Thomas verschwindet erneut, bei bratender Hitze, für zwei Tage im Motorraum. Derweil verbringe ich Zeit am schönem Strand und versuche nautische Informationen über Japan einzuholen.
Dann lernen wir Ivan kennen. Er zeigt uns seine Wahlheimat. Wie sein Name schon verrät, ist er nicht von Saipan. Er träumt davon, mit seiner Frau ebenfalls auf grosse Fahrt zu gehen. Er ist auch Segler und kennt die Bedürfnisse Gleichgesinnter. Ivan fährt mit uns zu einem Engros Geschäft. Alles ist wesentlich günstiger und in grösseren Mengen verpackt als im Supermarkt. Perfekt. Von Ivan werden wir echt verwöhnt. Er beschenkt uns mit allerlei Dingen, die wir in Japan unbedingt brauchen werden! Einen alten Campingkocher mit einer Kiste Ersatzkartuschen. Gasflaschen kannst du in Japan nicht füllen, weiss Ivan. Zur Angewöhnung bringt er auch noch Japanisches Bier! Und ihr braucht schöne Socken, wenn ihr bei jemandem eingeladen seid. Und in Japan ist es wesentlich kälter als hier. Die Socken erweisen sich bereits auf der Überfahrt nach Japan als Gold wert!
Danke für die schöne Zeit mit dir in Saipan!
Morgen geht’s los. Das Wetterfenster ist nicht ganz optimal. Doch da müssen wir jetzt durch.

Wir sind total neugierig auf Japan😀


Copyright 2021. All rights reserved.

Posted January 30, 2020 by robusta in category "Nördliche Marianen

Leave a Reply

Your email address will not be published. Required fields are marked *