March 31 2015

Metropole Salvador

Ich liege hellwach in meiner Koje. Heute habe ich am Mittag mal statt den kleinen Cafesionio, den es in jeder Kneipe nach den Essen kostenlos dazu gibt, einen grossen Kaffee bestellt. Der wirkt nun wie Amphetamin auf mich. Es ist heiss und feucht, nur “füdlibluttes” schlafen ohene Decke ist möglich. Die ersten Eindrücke bewegen mich zu tiefst…
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Nach einer Woche Grossmetropole Salvador durchstreifen, haben wir eigentlich genug und wollen weiter ziehen. Die erste Woche war recht stressig. Einige Ersatzteile, die wir von Deutschland zum Trans Ocean Stützpunkt schicken liessen, mussten abgeholt werden. Weitere spezielle Dinge wie Medikamente, Stoff um für das Dinghi einen Mantel zu nähen, damit es von der Sonne nicht zerstört wird und noch mehr Krimskrams mussten aufgetrieben werden. Und natürlich stand wieder mal ein Grosseinkauf von Lebensmitteln an. Hierfür entschieden wir uns zusammen mit Tom nach Barra ins riesige Einkaufszentrum zu fahren. Ich dachte ich finde mich in einer Stadt wie Paris wieder! Die meisten Menschen die hier einkaufen oder arbeiten sind weiss, nobel gekleidet und offensichtlich von der Oberschicht. Das Parkhaus, in das ich mich zufällig verirre, ist mit fetten, protzigen Autos vollgestopft. Übrigens, die Lebensmittel in den kleinen Quartierläden sind einiges billiger!
Kontraste
Ich liebe es mit dem öffentlichen Bus die Städte zu erkunden. Doch hier existieren keine Linienpläne und schon gar keine Fahrpläne. Mir ist schleierhaft, wie die Menschen dieses Chaos überblicken. So was können ja nur Genies. Heute hab ich schlicht den Heimweg erst nach fünf Stunden wieder gefunden. Habe mir die Busnummer nicht gemerkt und den Namen des Quartiers auch nicht. Den Pier Salvador schien niemand zu kennen. Zwischendurch bin ich auch mehrmals umgestiegen. Nun bin ich echt froh um meine Brasilianisch Kenntnisse!
….Liege nun recht matt in der Koje und lasse mir die Eindrücke von der Grossstadt nochmals wie einen Film vor dem inneren Augen vorbeiziehen. Krass, die sozialen Unterschiede. Gestern im grossen modernen Einkaufszentrum, heute in den Favelas wo die Mehrheit der Bevölkerung haust. Mich beschäftigen so viele Fragen. Wo sind die fröhlichen Menschen Brasiliens die so ausgelassen festen können und gerne Samba tanzen? Sie sind mir bis jetzt nicht begegnet – oder ich habe sie nicht erblickt.
Junge
Die Krönung des Tages war halt schon, als ich miterleben musste, wie ein Rollstuhlfahrer an einer grossen Bushaltestelle versuchte in einen Bus einzusteigen. Die Busfahrer öffneten wohl die Tür, doch niemand half dem Mann einzusteigen! Schon krass, es lag nicht an der defekten Rampe sondern am unwilligen Busfahrer. Dabei klebt an jeder Frontscheibe prominent das blau-weisse Signet eines Rollstuhls! Auch meine Intervention führte nicht dazu, dass der Mann einsteigen konnte. Dutzende Leute standen einfach untätig rum, was in mir selber vieles auslöste. Ich frage mich was mit diesen Menschen los ist? Was fehlt ihnen? Blöde Frage. Was sollen sie denn schon provitieren von einem durch alle Ebenen korrupten System, das erst vor 30 Jahren von der Militärdiktatur zur Demokratie zurückgekehrt ist, mit eben so vielen verschiedenen Parteien die übrigens von Links nach Rechts ausnahmslos ohne klarem Profil und Zielsetzung politisieren?
FavelaBonfim
Am Sonntag wollten wir uns mit Steffi und Thomy von der Yemanja und Tom von der Cariad in der 10 Seemeilen entfernten Bucht von Itaparica treffen. In der Bahia von Salvador fehlte der angekündigte Wind, so fuhren wir unter Motor los, den Strom der Tide nutzend. Plötzlich, mitten in der Bahia, ertönt ein schrecklich krächzendes Geräusch aus dem Motorraum das uns zusammenfahren liess……
Anja


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Posted March 31, 2015 by robusta in category "Brasilien

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