Wartungsarbeiten in Puerto Montt
So nun ist es erst mal fertig mit faul auf der Yacht durch die wunderschöne Landschaft Patagoniens zu schippern. Berge gucken, in Caletas liegen, Regentropfen zählen und starke Winde abwettern gehören nun der Vergangenheit an. Jetzt wird gearbeitet! Die Robusta wurde im Yachtclub Reloncavi an Land gehievt. Der Termin hat wie versprochen geklappt. Das Kranen mögen wir gar nicht. Ist ja auch kein Wunder, denn in Salvador ist die Robusta runter gefallen. Mit grossem Glück direkt ins Wasser! Na ja, kann ja nicht sein, dass sowas zwei Mal in einem Leben geschieht. Die Anlage sieht recht modern aus. Beim genaueren Hinschauen entdecke ich, dass es sich beim Kran um das selbe Modell wie in Brasilien handelt. Irgendwie scheint der Rumpf der Robusta ein Problem darzustellen. Alle jammern wenn sie den fetten Langkieler aus dem Wasser heben sollen. Der Rumpf ist von hinten bis etwa zur Mitte gerade und dann zum Bug langsam gegen oben gekurvt. Das macht es schwierig den optimalen Punkt zu finden, damit sie nicht nach vorne kippt oder die Gurte weg rutscht. Wichtig ist eine Spring an die Gurte zu legen. Rückwärts zwischen die beiden Stege der Krananlage einparken war überhaupt nicht lustig. Der Ebbstrom hat bereits wieder eingesetzt. Nach etlichen Versuchen hat Thomi das Steuer übernommen und ich musste das Feld als Verliererin räumen. Typisch Frau am Steuer, mussten die Werftarbeiter wohl gedacht haben. Das hat mich natürlich recht angepisst. Na ja, immerhin hat nun alles bestens geklappt. Unsere Eingeweide haben sich wieder entspannt und die Wartungsarbeiten können in Angriff genommen werden. Doch wie nicht anders zu erwarten, regnet es in Patagonien in Strömen. Auf der Werft sind bis jetzt nur Aleko und Sepke am arbeiten und ein Paar aus Frankreich, das mit ihrer wunderschönen hundert Jahre altem Holzyacht bereits schon seit zwanzig Jahren die Weltmeere bereist. Sie werden mir in ewiger Erinnerung bleiben. Beide haben auf einem Frachtschiff gearbeitet und dort die Liebe zur See entwickelt. Er meint entschlossen, er werde in seiner Koje sterben! Ein bewegendes Thema, aber ein schönes Lebensziel wenn ich mir das so überlege! Diese Leute wissen was sie wollen. Sie wollen gesund bleiben und segeln!
Hier stellen wir fest, wie erholungsbedürftig unsere Körper von den Strapazen der vergangenen Monate sind. Über sieben Monate in der Kälte, dauernd der Anspannung ausgesetzt zu sein, wo ist der nächste gute Ankerplatz, hält der Anker? Immer unterwegs sein, sich immer wieder neu zurechtfinden und die vielen Eindrücke allgemein sind nicht ohne Erschlaffungserscheinungen an uns vorbeigegangen. Darum empfinde ich das Leben auf der Werft mal als eine spannende Abwechslung. An einem Ort zu bleiben, bringt mal etwas Ruhe in den Alltag.
Auf einer Werft treffen die verschiedensten Abenteurer aufeinander. Nach und nach trudeln sie ein. Alte Bekannte, wie die Crew der Kalibu wieder zu sehen freut uns besonders. Unsere Flottille trennt sich nun leider. Aleko will nochmals dringend das Caletaerlebnis mit möglichst viel Regen, Starkwind und Kälte durchleben. So wird er schon bald nochmals in den Süden segeln. Stepke hasst Kälte und Regen und will so schnell wie möglich den nächsten Palmenstrand ansteuern. Kalibu sind sich noch nicht einig wohin ihre Reise weiter gehen soll. Meine Freundin wird uns im November in Chile besuchen kommen. Mit ihr wollen wir nochmals die Kanäle besegeln, bevor die Winde uns in die Südsee tragen.
Aber eben, erstmal liegen noch Wartungsarbeiten an. Mehrere Regentage zwingen uns erst mal innen Klarschiff zu machen. Entrümpeln, Wäsche waschen, Ordnung schaffen, Bücher aussortieren, Winterkleider wegpacken. Dabei entdeckt Thomi eine nasse Gammelecke! Die Hundekoje! Während der ganzen Reise durch Patagonien war diese mit allerlei Material vollgestopft. Darum blieb diese feuchte Ecke unentdeckt. Es tropft von der Decke! Die Seekarten sind aufgeweicht! Die Matratze nass und grau gefleckt. Auch wir sind nicht verschont geblieben! So ein Mist. Alles Material wird mal aus dem Schiff in den Regen geschmissen. Holzwände ausgebaut um die Ursache des Wassereinbruch zu erkunden. Macht dann besonders Spass gammeliges Tropfwasser zu testen um zu erkunden, ob es sich um Salz- oder Süsswasser handelt. Die Analyse ergibt glücklicherweise, dass es sich um Süsswasser handelt. Die Hundekoje ist nur an einer Wand nicht isoliert! Schon nahm das Drama im kalten Süden seinen Lauf. Es muss demzufolge Kondenswasser sein. Das ganze Material, was noch zu retten ist, wird mit Essig und Chlor abgewaschen. Ersatzteile, Kilometer Kabel und lauter Krimskrams. In die Schrauben- und Nagel- und Werkzeugkisten ist der Gammel glücklicherweise nicht vorgedrungen. So nun blüht uns wohl die Hundekoje auch noch wie Aleko und Stepke mit Prinzessinnen Puzzleteilen zu isolieren. Diese Dinger eignen sich wirklich perfekt und sind erst noch billig. Jogamatten gibt es in Chile auch super günstig und sind auch perfekt zum isolieren! Alles beim Sodimac erhältlich.
Das ist wohl die Strafe, wenn über andere gelacht wird.
Nach der Regenperiode steht positiv ausgedrückt “Stahlpflege” an. Die Grundierung ist schon aufgetragen. Doch schwarze und rote Farbe scheint es in Chile nicht zu geben! Mit Versand auch nicht möglich zu bestellen. Die Schwimmwesten sind beim letzten Ausflug mit Freunden auch alle explodiert, weil sie auf dem Dinghiboden liegend etwas Wasser abbekommen haben. Die Gaspatronen sind bis jetzt nirgends erhältlich und dürfen auch nicht in ein Flugzeug. Bravo. Und jetzt? Über Bord fallen verboten? Ach und die Mäuse vom Estero Paillard haben die Rettungsleine zerstört! Es hängen nur noch kleine maximal dreissig Zentimeter lange Fetzen auf der Rolle. So gibt es wiedermal mehr zu tun als erwartet….
Muss die Robusta nun schwarz – weiss gefleckt im Schweizer Kuhlook in die Südsee???
Fotos gibts leider auch keine, da die Kamera ins Wasser gefallen ist.