September 12 2020

Wo überwintern in Alaska?

Die Fischerei stellt in Alaska ein grosser  Einkommenszweig dar. Um das Überleben der Arten und das Ökosystem zu sichern, gelten für den Fang aus dem Wasser strenge Regeln. Dieses System stellt weltweit einen sehr hohen Standart dar. Ich habe mir vorgestellt, wer eine Lizenz hat, darf eine bestimmte Menge fangen. Nein, alles ist viel komplizierter. Ist die Fangquote für eine Art erreicht, so endet die Saison exakt zu diesem Zeitpunkt. Dies bedeutet für die Seeleute viel Stress mit langen Arbeitsschichten, Schlafentzug und dazu noch in schroffen Bedingungen. Die riesige Gedenktafel mit all den eingravierten Namen von Menschen die ihr Leben in der See verloren haben, lässt mich erschaudern. Viele sind im Alter von meinem Sohn. Fischen in Alaska ist eindeutig nur ein  Job für die ganz Hartgesottenen. Warum setzen sie ihr Leben auf’s Spiel? Ist eine Crew gut eingespielt, lockt das grosse Geld. Der moderne Goldrausch von heute? Ein paar Schiffe im Hafen kommen uns bekannt vor. Ach ja, von der Serie “The Deadliest Catch”. Diese Filme habe ich mir reingezogen, um eine Vorstellung der See von Alaska zu bekommen. Durch Josh lernen wir Scott von der Seabrooke kennen.  Trotz Umbaustress für die Königskrabben Fangsaison findet Scott Zeit  uns jeden Winkel des berühmten Kutters zu zeigen. Zum Abschied schenkt er ein Buch über sein Leben und der Seabrooke. Ich bin beeindruckt über seine Lebensgeschichte und dem Einblick in die Fischerei.

Kodiak ist ein wildes Kaff. Treffen Fischer in der Bar auf die Crew der Küstenwache, artet dies regelmässig in Schlägereien aus. Dass wir unbewaffnet sind, kann auch niemand glauben. Josh, mit ihm verbringen wir viel Zeit, will uns überreden für den Winter in Kodiak zu bleiben. Die Zeit rennt nur so. Es ist bereits anfangs September und wir haben uns noch immer  nicht entschieden, wo die harten Wintermonate abzuwettern. Eines ist klar. Ende September schlägt das Wetter rapide um. Die Tiefdrucklagen ziehen heftiger und öfter durch und bringen Kälte, Schnee und Eis.

Zur Auswahl steht einerseits die Insel Kodiak, wo wir gerade sind. Hier ist der Winter etwas milder. Seldovia ist ein kleiner netter Ort. Jedoch ohne Anschluss ans Strassennetz. Im Winter ist der Fährbetrieb eingestellt. Homer ist Top raten alle.  Ein Nachteil, der Hafen liegt 12 Kilometer vom Dorf entfernt.

In Kodiak endet vorerst leider das Karavanensegeln mit John und Jeniffer von der Segelyacht Caro Babbo. Ihr Auswasserungstermin in Homer rückt näher. Wir werden die Beiden vermissen. Haben schliesslich eine extrem nette Zeit miteinander verbracht. Umärmel, sehen euch im Frühling wieder, freuen uns darauf.

Von Kodiak segeln wir in Tagesetappen  nach Seldovia und später in die Halibut Cove. Ankern immer in sehr geschützten Buchten. Die Passage dort hin muss gut geplant sein. Starke Gezeitenströme kreieren gefährliche Seen mit konfusen Wellen. In der Shuyak Island bekommen wir keinen Wetterbericht rein. So bleibt uns nichts anderes übrig wie zu Kapitän Cooks Zeiten den Himmel zu beobachten. Der ist gerade blau und die paar Wolken ziehen gemütlich in die gewünschte Richtung. Eigentlich sind wir vorgewarnt. Jeder Fischer fürchtet dieses Gebiet wegen der starken Strömungen. Ich bestehe darauf, trotz der schlappen zehn Knoten Wind, schon mal das Grosssegel zu reffen. Und tatsächlich, auf Höhe der Barren Islands geht die Post ab! Die See baut sich innert weniger Minuten gewaltig auf. Aus West bläst der Wind nun mit über 35 Knoten! Hier auf offener See ist es wieder möglich, die GRIB Wetterdaten per SSB Funk zu laden. Doch die zeigen nur zehn Knoten Wind aus Nord-West. Hohe Berge können Fallwinde kreieren.

Am nächsten Morgen liegt die Robusta bei schönstem Wetter ausserhalb vom kleinen Hafen von Seldovia vor Anker. So geniessen wir die letzten  warmen Herbsttage mit Wandern und Beerensammeln. Im Abenddunst verdampfen die Gedanken ans Überwintern in den prächtigen Farben mit dem Sonnenuntergang.

 

 

 


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Posted September 12, 2020 by robusta in category "Alaska

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