October 1 2020

Kachemak Bay State Park

Die Robusta liegt nun gut gesichert am Steg einer kleinen Siedlung im Kachemak Bay State Park. Doch der Landausflug wird von einer Gruppe Anwohnerinnen abrupt verhindert. Wegen Covid19 sei die Insel geschlossen. Sie bedanken sich jedoch, dass wir beide Masken tragen. Schade. Ein echt traumhafter idyllischer Ort! Die hohen Berge tragen bereits weisse Schneekappen. Der Wald leuchtet in der Abendsonne in frischen Goldtönen. So verziehen wir uns frustriert  zur Robusta, um die Seekarten zu studieren. Kaum wieder in der Zivilisation, realisieren wir wie Covid19 die Welt regiert. Speziell als Reisende gelten wir als morbiphor. Die Sichtweise ist einigermassen nachvollziehbar. So bleibt nichts anderes übrig, als die Regeln der Kommune zu respektieren. Die Sonne ist bereits hinter den Bergen ins Meer getaucht. Zu riskant im Licht der Dämmerung  zwischen den Bojen der Austernzucht, aus der Bucht zu navigieren. Morgen zischen wir bei Hochwasser ab.

Jemand klopft  an die Robusta. Erschreckt gucke ich raus. Hole schon mal tief Luft, um eine Erklärung auszuspucken, warum wir noch immer da sind. Da steht ein Mann von beachtlicher Statur. Trotz Kälte trägt er kurze Hosen und keine Schuhe. In seinem Garten habe er ein Feuer gemacht. Er und seine Frau wollen uns auf einen Drink einladen. Schnell packe ich einen kleinen Snack und frisch gebackenes Brot und Bier und warme Kleider  in den Rucksack. Was für spannende Leute. Unglaublich. Die beiden engagieren sich für den Explorersclub, 1904 von führenden Forschern der Welt mit dem Ziel der Unterstüztzng von Erforschung von Land, Meer, Atmosphäre und Weltall gegründet. 

Wie sich herausstellt, ist dies wieder einmal eine super wertvolle Begegnung!  Die beiden stellen uns  für den ganzen Winter ihr Auto zur Verfügung. Ist das nicht toll? Diese Leute haben uns gerade eben kennengelernt und schenken so viel Vertrauen. Es ist uns ein Anliegen, uns in irgend einer Form erkenntlich zu zeigen.

Die beiden überlegen sich etwas. 

Am nächsten Morgen poltert jemand mit einem Stock an die Robusta. Durch den Stahlrumpf tönt das sehr aggressiv. Kurzer Zank wer von uns Beiden die Birne raushält.  Aus einem kleinen Aluminiumboot, streckt mir ein sehr alter Mann  einen Karton mit frischen Eier entgegen. Schon fast im militärischen Ton dirigiert er uns in sein kleines Boot. Inselrundfahrt! Stunden später schlürfen wir in seiner Stube zum Aufwärmen heissen Tee. Logisch haben das alle von der Siedlung mitbekommen. Das kleine Abenteuer löste anscheinend einen Tumult aus. Der unglaublich gut erhaltene 96 Jährige ehemalige Berufsfischer und Oberhaupt der Kommune, ist weit über die Grenzen von Alaska hinaus berühmt. Er hat viel erlebt und ist ein hervorragender Erzähler. Alle wollen ihn vor Corona schützen. Er winkt ab. Alles übertrieben! Das Angebot hier an seinem Steg zu überwintern, kommt nach allem was war total überraschend. Eine Bedingung wäre, einen negativen Covid19 Test vorzuweisen.  So seien alle zufrieden – was wir ernsthaft bezweifeln. . .    

In zwei Wochen werden  Studenten der Pacific University of Alaska ihre Projekte zum Klimawandel der Gegend um Anchorage und den Brooks Range präsentieren. Unsere neuen Freunde und Autosponsoren spannen uns ein, während dem mehrtägigen Anlass mitzuhelfen. Vor dem Anlass stochert eine Krankenschwester mit einem unendlich langem Stäbchen in unseren Nüstern. Dabei dringt sie gefühlsmässig bis fast ins Hirnareal vor. Nein, es handelt sich nicht um einen Intelligenztest sondern um einen Covid19 Test der von allen Teilnehmenden verlangt wird.

Bis voraussichtlich im Frühjahr 2021 wird an der Uni per Zoommeetings unterrichtet. Für die aufgestellte Truppe ein trauriger Fakt. So zu lernen sei sehr unbefriedigend. Die wertvollen Diskussionen untereinander bleiben aus. Etwas unerwartet wollen die Studenten eine Präsentation über unsere Reise sehen. Doch so ein Vortrag ist nicht so schnell aus dem Ärmel geschüttelt. Sechs Jahre Abenteuer knackig zusammenfassen, ist eine echte Überforderung! Doch wir sagen zu auf Morgen etwas vorzubereiten. Alle sind vorgewarnt, dass dies eine absolute Spontanaktion sein wird.

Logisch hat alles mit einer Panne angefangen. Die auf meinem  PC sortierten Fotos wurden vom Mac der Universität in unerklärlicher Willkür durcheinander gemischt. War für uns eine lehrreiche Erfahrung, von Studenten der Umweltwissenschaften und  Outdoor-Studien Vorträge reinziehen und danach selber ausprobieren. Durch die Reaktionen und vielen Fragen der Gruppe, ist uns so richtig bewusst geworden, was für eine Leistung unser Abenteuer in anderer Augen sind. Ich hoffe zumindest die Botschaft ist durchgedrungen, dass sie  mit ihrer Arbeit im Bereich Natur und Umwelt einen wertvollen Beitrag leisten. Durchs Reisen mit einer Segelyacht erleben wir tagtäglich wie dreckig die Meere sind. Wie zum Beispiel Korallenriffe sich rapide ändern, Ozeane Atolle verschlucken und sogar an den abgelegensten Orten der Welt Müll anzutreffen ist. 

Es ist kalt geworden! Ein eindrücklicher Herbststurm fegt schonungslos über den Bay. Ein Entscheid ist nun tatsächlich in aller letzter Sekunde gefällt. Nächste Woche verspricht der Wetterbericht den ersten Schneesturm.

Der Hafen von Homer wird für die nächsten sechs Monate unser neues Zuhause sein.

 

 

 

 


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Posted October 1, 2020 by robusta in category "Alaska

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