August 21 2015

Mamanaguã

Weg von der schönen Ilha Grande, wieder ans Festland, stimmt uns echt traurig. Mamanagua soll aber auch sehr schön sein. Nur der Wind will nicht so recht. Die GRIB Files schwören auf 10 Knoten Wind. Doch uns fällt auf, seit wir in Brasilien sind, schwindeln sie uns manchmal etwas an. GRIB Files berücksichtigen die lokale Topographie von der Küste nicht. Wo hohe Berge sind, wird der Wind umgeleitet, Fallwinde oder thermische Verhältnisse haben einen wesentlichen Einfluss auf die Wetterküche. Während der ganzen Reise haben die Wind- und Wetterprognosen zu 98 % zugetroffen. Für Brasilien trifft das jedoch nicht mehr zu.
Gleich wird der Blick in das von 800 Meter hohen Bergen umgebene Saco (Fjord) Mamanagua frei. Dunkles üppiges Grün. Da und dort eine kleine kahl geschorene Fläche. Im Saco leben nur wenige Menschen in drei kleinen Siedlungen. Dem Flusslauf folgend, bis zum kleinen Wasserfall, leben Indios in den Mangroven, die sich über Besuch freuen.
Innert Sekunden verwandelt der Wind die Söckli in Kniesocken und die im geschützten Deckshaus aufgehängten T-Shirts werden einen halben Meter länger. Fliegendes Wasser! Wau, der erste Vorgeschmack auf Patagonien? War das soeben ein Willywally, der sich nach Brasilien verirrt hat? In Patagonien kommen solche Fallwinde bei Westwindlagen vor. Ein cirka sieben Sekunden andauernder extrem starker Fallwind, der meist Hagel oder Regen und Schnee mit sich bringt. Zum Glück haben wir wenige Minuten zuvor gerade die Segel runter genommen. Die schwere Robusta legt sich trotzdem zur Seite. Schon folgt die nächste Böe. Wir fallen ab und flüchten vor dem Wind in das nächste Saco. Windstille, spiegelglattes Wasser, der Sonnenuntergang wirkt so friedlich. Das nur einige Minuten später! Wir ankern hinter einer kleinen Insel absolut windgeschützt. Zur Sicherheit stecken wir fünffache Kettenlänge.
Am nächsten Morgen versuchen wir  nochmals nach Mamanguã zu kommen. Kath und Franco segeln uns entgegen, als wir in die Bucht einbiegen wollen. Sie brüllen uns zu, “ganz hinten seit ihr geschützt, ankert links vom Strand”.
Wer liegt denn da? Familie Schüpfert! Gleich mal einen Besuch abstatten. Die Kinder haben gerade Schulunterricht bei Lehrpersonen Eltern.


Wenig später rasen ich mit Schüpferts zu siebt im Dinghi zum Fluss in die Mangroven. Thomi, vollgas alleine hinterher. Kracht über eine Welle, noch eine kleine Priese Wind dazugemixt, ergiebt fast den perfekten Rückwärtssalto. Ow jemineh, ich sehe schon den Fotoapparat baden gehen und den Motor in Einzelteile zerlegt, um vom Salzwasser befreit zu werden. Glück gehabt, nix passiert.
Die Flusseinfahrt ist schwer auszumachen. Einige Stecken zeigen den Weg. Wie denn jetzt, links oder rechts daran vorbei? Falsch, wir stecken im Schlamm fest. Also rechts rum.

Beim Wasserfall wollen die Kinder Blätter sammeln, um damit Kleider einzufärben. Doch die schönen grünen Blätter ergeben eine grauslig gräulich-beige Brühe. Solche Klamotten wollen die Kids nicht tragen.
Die Indios sind nicht da. Wir versuchens am nächsten Tag nochmals. Wieder niemand da. An einem Brett, von einem durch einem rein zufällig von einem Baum zerdeppertem Häuschen, klebt ein amtliches Dokument mit folgendem Inhalt:
Weiss jemand was das zu bedeuten hat??


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Posted August 21, 2015 by robusta in category "Brasilien

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