Die Überfahrt von Tonga nach Fiji dauerte fünf Tage. Schönes Segeln mit nur einem Tag Flaute. Wir schlafen und lesen viel. Durchforsten Reiseführer und Segelbücher. Schade war halt schon, dass wir an all den schönen Inseln der Lau Group vorbei segeln mussten. Ohne Crusing Permit irgendwo zu ankern wird von Fiji Kennern abgeraten. Ein Port of Entry muss also zwingend angelaufen werden um erst den Crusing Permit zu beantragen. Hier wird der ganze Behördenkram sehr ernst genommen. Mal sehen.
Am dritten Tag der Überfahrt machen wir den absoluten Rekordfang: Der Fisch kämpft wie ein Wahnsinniger an der Leine. Schwimmt im vollem Tempo nach links um gleich darauf wieder in die andere Richtung zu sausen. Plötzlich schwimmt er sogar an der Backbordseite. Hoffentlich verdüddelt sich nun die Angelleine nicht in der Windsteueranlage. Hoffentlich hält die Leine das ganze Gezerre aus! Der Fisch scheint riesig zu sein. Thomas schafft es ihn ins Süll zu hieven. Dort zappelt er mit seinem ganzen Körper und klopft mit der Schwanzflosse heftig auf den Stahl. Ich reiche Thomas das Messer, damit er ihn mit einem Kiemenschnitt killen kann. Nicht einfach da der Fisch nicht stillhalten will. Grauenhaft, nun spritzt das Blut in alle Richtungen. In solchen Momenten schwöre ich, dass ich ab morgen nur noch vegetarisch essen werde. Es ist ein Mahi Mahi! Thomas sieht aus, als komme er direkt vom Schlachtfeld. Nachdem der Mahi Mahi zerlegt ist, müssen wir beide erstmal ein Bad nehmen. Aber erst wenn das ganze Blut vom Deck gespült ist und die Robusta etwas weiter gesegelt ist. Wollen ja keine Haie, die zufällig nach uns schnappen weil wir gerade die Mahi Mahi Eingeweide ins Meer geschmissen haben.
Savusavu laufen wir gegen Mittag mit der gelben Quarantäneflagge gehisst an. Über Funk melde ich bei der Marina Copra Shed, das wir einklarieren wollen. Sie werden uns benachrichtigen, wenn die Beamten da sind. Jemand muss sie abholen. Die haben kein Boot!
Unser Dinghi ist seit längerem immer wieder mal Patient. Luft entweicht immer noch trotz der professionellen Reparatur in Nuku Hiva in den Marquesas. Die ganze Reparatur ist natürlich zwecklos, wenn ein Loch nicht geflickt wird weil es schwer zugänglich ist…. Seit geraumer Zeit dringt auch noch Wasser durch den Boden ein. Nun, ausgerechnet wo Thomas die Beamten abholen muss, ist es besonders schlimm geworden. Innert Kürze stehen zwanzig Zentimeter Wasser im Dinghi! Der Motor bockt auch. Trotz neuem Impeller zirkuliert das Kühlwasser nicht zufriedenstellend. Erst holt Thomas die Beamten von der Health Inspection ab. Sie tragen’s mit Fassung, dass sie mit einer fahrenden Badewanne transportiert werden.
Über Coca Cola und die Pop-Corn mit Curry freuen sich die beiden Indisch stämmigen Beamten sehr.
Alle Papiere füllen sie selber aus. Angaben zum Gesundheitszustand, Menge an frischem Gemüse, Milchprodukte, Fisch und Fleisch oder Tiefkühlprodukte werden im Formular aufgelistet. Dürfen aber alles behalten. Hatten auch nicht mehr viel. Nur noch etwas gefrorenen Fisch. Den haben wir aber nicht deklariert und die Kräuterpflanzen habe ich versteckt. Der Kefir hat auch in der Bilge warten müssen. Nach einer Stunde ist die Prozedur überstanden. Wo bleiben nun die anderen Beamten? Kurz vor fünf kündigt die Copra-Shed über Funk an, dass sie nun abgeholt werden könnten. Wenn die nun Überzeit verrechnen wehren wir uns aber.
Zehn Minuten später ist Thomas mit der noch halbwegs schwimmenden Badewanne, nun mit zwei Beamtinnen beladen, wieder bei der Robusta. Socken und Schuhe mussten sie am Steg deponieren und die Uniform ist bis zu den Knien hochgerollt. Da sie wegen dem schlappen Dinghi grosse Mühe hatten an Board zu klettern, zog ich von oben am Hemdkragen und Thomas hat von unten geschoben…. „Sorry we are to big“ entschuldigt sich die eine. Beide hocken nun Tränen lachend im Cockpit. Ist uns überhaupt nicht recht. Ich reiche ihnen ein Badetuch, damit sie ihre Füsse trocken können. Nun biete ich Kekse und Coca Cola an. “Nein danke” ist nur eine Höflichkeitsfloskel die ich gleich mal ignoriere um nach ihrem Verständnis freundlich zu sein. Schenke Cola ein und stelle die Kekse vor ihnen auf den Tisch. Als sie sich nun von der Lachattacke erholt haben, gehen sie zum ernsten Teil über und füllen die Papiere ebenfalls für uns aus. Sehr nett. Doch sie haben ein Formular vergessen mitzubringen. Somit muss ich am nächsten Tag Customs nochmals aufsuchen, um den Rest auszufüllen und ebenfalls um sämtliche Gebühren zu bezahlen. Health, Biosecurity und Customs. War gar nicht einfach, diese Stellen zu finden. Ich war sicher einen Nachmittag lang in der kleinen Stadt rumgelaufen. Waren insgesamt über 200 US$.
So und nun dauert es ein bis drei Arbeitstage bis der Crusing permit ausgestellt ist und wir dürfen an Land!
Der erste Landgang führt uns an sehr einfachen Indischen und Chinesischen Esslokalen und kleinen Läden vorbei. Im Zentrum liegt der grosse Gemüsemarkt. Die Düfte der Indischen Gewürze bringen den Magen zum knurren. Auffallend sind die vielen Secondhand Kleidergeschäfte. Alles Klamotten aus Hilfslieferungen von Australien. Neue Kleider kann sich offenbar hier niemand leisten. Fiji ist das meist Mulitkulturelle Land in der Südsee heisst es im Reiseführer. Hier leben nebst den Melanesier
, viele Inder, Chinesen und Europäer und weitere Nationen.
Savusavu gefällt uns sehr gut!
Am Abend treffen wir Freunde in der Bar der Copra Shed Marina. Sie hatten weniger Glück beim Einklarieren: Die beiden Ladies nahmen ihren Job sehr ernst. Öffneten Schränke und entdeckten dabei Schnaps und Wein. Der Schnaps war ihnen egal da die Flaschen noch zu sind. Aber für den Wein, der ja auch noch verkorkt war, kassierten sie 100% Alkoholsteuer! Der Wert wurde ausgehandelt. Doch weniger als 4 US Dollar pro Flasche konnte nicht runter gehandelt werden. Da kann sich schon eine Summe zusammenläppern…
Am Wochenende stand ein Besuch im lokalen Tanzschuppen an. Frauen bezahlen keinen Eintritt. Neben der Kasse, auf einem rostigen Oelfass, steht eine grosse Holzschüssel mit Kava, ein beruhigendes Getränk das aus den Wurzeln einer pfefferartigen Pflanze hergestellt wird. Alle durchlaufen nun das Sevusevu Ritual in Kurzform: Sich vor die Schüssel stellen, ein mal in die Hände klatschen, Kokosschale mit Kava ex austrinken und danach drei mal in die Hände klatschen. Das Kava-Kava ist um 11 Uhr bestimmt schon ein echter Bakteriencocktail, denn die Party hat bereits um sechs Uhr begonnen. Aline jedenfalls leidet die nächsten zwei Tage an heftigem Durchfall.
Drinnen ist es recht duster. Das Lokal ist etwa 40 Quadratmeter klein. Lauter Hip-Hop und Reggea dröhnt überlaut aus den Boxen. In einer Ecke ist eine gut vergitterte Bar eingerichtet. Das Publikum besteht zu 99 Prozent aus Männern. Einige von ihnen stürzen sich gleich auf uns Frauen und wollen tanzen. Nicht mal als unsere Partner uns eng umschlungen festhalten, hören sie auf. Echt mühsam. Sogar Thomi wird begrabscht. Dabei waren wir alle super gesittet gekleidet! Nach einer halben Stunde verlassen wir die Bude fluchtartig. Die verbliebenen Gäste veranstalten nun aus irgend einem Grund einen Boxkampf.
Wir dachten Kava hat eine beruhigende Wirkung………………….