May 28 2020

Gedanken zur Überfahrt nach Alaska

Irgendwie ist die Routenpalnung völlig aus den Fugen geraten. Dieses Land ist einfach schlicht zu gross um in der kurzen Segelsaison zu erforschen. Der ursprüngliche Plan war von Okinawa den südlich gelegenen Inseln, bis nach Hokkaido im Norden zu segeln. Von dort sollte der Absprung nach Alaska über den Nordpazifik los gehen.

Doch wie so oft ändern sich beim Segeln Pläne. Nicht mal die Hälfte der Strecke ist geschafft. Nagasaki, Osaka, Kyoto und der absolute Höhepunkt, ein Treffen mit meinem Sohn Sascha in Tokyo, war leider wegen Corona nicht möglich! 
Seit einiger Zeit beschäftigen wir uns mit der Überfahrt nach Alaska. Da nicht viel Infomaterial  existiert, gestaltet sich alles etwas aufwändiger als sonst. Ich schaue regelmässig den Wetterbericht vom Nordpazifik an. Weil es mir dabei schlecht wird, konzentriere ich mich auf Wetterstatistiken der vergangenen Jahre, explizit nur auf die Sommermonate.
Segler die die Passage von Hokkaido via den Aleuten nach Alaska beschreiben, berichten nicht gerade erfreuliches. Entweder war da null Wind oder dann Orkan. Ein beachtlicher Teil der Strecke musste bei milden Bedingungen unter Motor zurückgelegt werden. Im Buch “Segelrouten der Welt” von Jimmy Cornell, wird empfohlen südlich von 35 Grad Nord bis 165 oder 170 Grad Ost zu segeln. Je nach durchziehenden Tiefs, von diesem Punkt direkten Kurs Nord Ost nach Dutch Harbor Alaska anlegen. Diese Strecke misst 3200 Seemeilen und ist somit wesentlich länger als die Nordroute. Und wann ist der beste Zeitpunkt um loszusegeln? Diese Info fehlt im Buch. Ende Juni soll sich vor Alaska und Kanada das sogenannte stationäre “Big Fat High” bilden, welches die aus West heranziehenden Tiefs noch Nord umlenkt. Also in dem Fall ist da der ganze Stress weg, möglichst schnell in den Norden zu gelangen. Sayonara Hokkaido!

Entschieden ist, die Passage beginnt in Shimoda nach Jimmy’s Plan. Da ist auch noch der Schwarze Strom, Kuroshio Current. Dieser schiebt mit gegen vier Knoten nach Ost. Klingt verlockend, doch dieser Strom suppt aber meist nördlich von 35 Grad. Es ist bereits anfangs Juni und langsam wird es in Japan kritisch mit der Taifunsaison.
Hoffen auf Westwind! Angenehm wäre ein Hoch, was Segeln bei schönem Wetter bedeutet.
Wünschen soll Glück bringen!

 

 

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May 11 2020

SETO NAIKAI oder Seto Inland Sea

Das Kllima ist mit dem im Mittelmeerraum vergleichbar. Doch über der bezaubernden bergigen Landschaft um den Seto Naikai, mit seinen tausenden Buchten und Inselchen, traditionellen Orten und Kulturstätten, hängt derzeit eine dunkelgraue fette Wolke. Für die Golden Week Feiertage, an denen jeder Japaner üblicherweise Urlaub macht, bittet die Regierung die Bevölkerung inständig, wegen Corona zu Hause zu bleiben. Sämtliche Touristenattraktionen sind eh seit Monaten geschlossen. Nun wird es aber auch für uns kompliziert. Auf die Feiertage haben die Gemeinden am Meer, die Seestationen geschlossen. Es handlet sich dabei um kostenpflichtige Bootsanlegestellen mit Toiletten und Duschen. Oft gehört auch noch eine Art Clubhaus dazu. Schade, gerade während dieser Woche haben wir gehofft, lokale Segler kennen zu lernen. Touristen sind nirgends mehr willkommen. Alle fürchten sich vor dem Virus. Drei mal täglich werden über die Tsunamiwarnlautsprecher Verhaltensregeln zu Covid19 durchgegeben. Wir fühlen uns echt fehl am Platz. Wir passen uns an. Tragen in der Öffentlichkeit Masken und halten Abstand. Einmal musste ich niessen, der Typ auf der anderen Strassenseite, rannte in vollem Garacho davon. Die Ansteckungszahlen bleiben im weltweitem Vergleich, trotz ähnlichem Modell wie in Schweden, eher niedrig. Ein Unterschied zu Schweden ist jedoch noch anzumerken: Alle tragen konsequent Maken und die Küsserei und das Pratzenschütteln gehören nicht zum Japanischen Begrüssungsritual.

Ankern ist in Japan nicht üblich. Schlechter Halt wegen Kelp, einer üppig wuchernden Wasserpflanze und weil die geschützten Buchten oft mit Aquakulturen belegt sind. Für die Japaner dient der Anker nur für Notsituationen. So fragen wir wie bis anhin, die Fischer ob wir irgendwo festmachen können. Diese Männer waren stets hilfsbereit und wiesen uns immer irgendwo einen Platz zu. Doch eine gewisse Distanz war dennoch zu vernehmen.
Statt Besuche in Touristenorten, Kurtrustätten, Museen und Bars, spazieren und wandern wir durch Wälder und in die Berge. Entlang von Reisfelder und betörend duftenden Ziftusfruchtplantagen. Besuchen schmucke kleine Dörfer mit liebevoll gepflegten Blumen- und Gemüsegärten und auch schräge schroddelige Städte und halb verlassene Käffer. Die Unterschiede sind frappant.

Ganze Obstplantagen liegen brach und die Früchte verrotten am Boden. Ein trauriges Bild, in anbetracht dessen, eines der wertvollsten Geschenke in Japan Früchte darstellen. Sie werden in den Geschäften, stets aufwändig verpackt, schon fast zum Preis von Goldvreneli verkauft. In den Fischerhäfen liegen Boote, deren Ende der Lebensdauer weit überschritten ist. Vermutlich weil der Besitzer keine Nachkommen hat, die ins Geschäft einsteigen wollen. Auffallend ist, dass fast keine Kinder auf den Strassen rumtoben. Statt Kinderwagen sind vor den Geschäften Rollatoren geparkt. Japans Bevoelkerung ist total überaltert und schrumpft. Die jungen Leute zieht es in die Ballungsgebiete der pulsierenden Grossstädte wo es gute Jobs gibt und das glamouröse Leben lockt. Die Entwicklung in der westlichen Welt, geht übrigens in die selbe Richtung.

Seto gehoert von den Windverhältnissen her nicht zu den Top Segeldestinationen. So kommt immer wieder mal der Dieselverbrater zum Einsatz. Total spannend sind zwischen den Inseln die Stömungsverhältnisse die beachtet werden müssen. Die Krönung ist der Naruto Strudel am südöstlichen Ausgang des Seto Naikai. Je nach Tidenhub strömen die Wassermassen bis zu neun Knoten unter dem gigantischen Bauwerk der Naruto Brücke hindurch. Bei Stillwasser herrscht hier reger Frachtschiffverkehr.
Bischen Strömung muss ja sein, damit es Spass macht. So zischt die Robusta mit 12 Knoten Speed unter der Brücke durch! (o.k das ist ja wohl fast ein wenig dick aufgetragen. Da war kein Wind gegen Strom, sonst wäre sowas nicht zu empfehlen!)

Und siehe da, im Pazifik weht auch schon wieder eine anständige Brise mit um die 25 Knoten.

 

 

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