March 27 2021

Gedanken um die Zukunft

Die Nachbarin klopft aufgeregt an die Tür. Seit ihr gegen Covid19 geimpft?

-Nein-

Wir können uns nicht vorstellen, als Ausländer einen Termin zu bekommen. Ich habe mich getäuscht. Alle ab 18 Jahre jung, dürfen sich jetzt anmelden. Und jeden Tag bleibe Impfstoff übrig. Die einen können es kaum erwarten, andere haben die Nerven nicht zum vereinbarten Termin zu erscheinen.

Bis anhin liegt die Meinung sich impfen zu lassen, bei einem klaren Nein. Da ist viel Skepsis zum so schnell hergezaubertem Impfstoff. Nach Möglichkeit behandeln wir uns mit Naturheilmitteln selber. Wir beide sind jedoch nicht so  Radikal, dass wir die Schulmedizin ganz verteufeln.

Mittlerweile wird seit wenigen Monaten in den reichsten Ländern der Welt, mit Massenimpfungen begonnen. Einige Regierungen nehmen die Situation noch immer nicht ernst, obwohl massenweise Menschen sterben. Ich nehme in der ganzen Welt eine Zunahme von Verzweiflung, Misstrauen, Frust und Kampf wahr. Leute gehen auf die Strasse, wehren sich gegen Massnahmen der Regierungen. Verschwörungstheorien haben Hochkonjunktur.

Unsere Meinungen schwappen wie in einem Kochtopf mit wild strudelndem Wasser durcheinander. Stunden verbringen wir die Winterzeit, schaudernd und schnell mal  von all den Informationen erschlagen, die durchs Netz auf uns einprasseln.

Zur Erholung ist die bezaubernde Gegend von Homer  bestens geeignet. Auch im tiefsten Winter. Zu Fuss geht das nur bei Ebbe am Strand. Der ist dann riesig wegen der enormen Gezeiten. Die Sandbänke sind nach jedem Wintersturm wieder neu formiert. Dieses Jahr liegt besonders viel Schnee. Caroline bringt mir Langlaufen bei. Sie schlaucht mich bergauf und runter, durch’s Gestrüpp, über Eisflächen und durch Tiefschnee. Sie bindet mir ihren Hund Heidi um die Hüften. So schiesse ich völlig wabbelig, in meinen etwas zu grossen Skischuhen, der sich zwischen Bäumen windenden Langlaufpiste hinunter. Für den Anstieg übernimmt sie den Hund wieder.

Sepp ist auch immer für eine Schneeschuhtour zu begeistern. Ist immer sehr lehrreich mit ihm. Er kennt die Sprache der Natur. Sepp hat rund vierzig Jahre in den Brooksrange, in völliger Abgeschiedenheit, mit seinem Schlittenhundeteam als Trapper gelebt. Sein Auto war 35 Kilometer von seiner Hütte entfernt geparkt. Bis zur nächsten Einkaufsmöglichkeit sind es weitere 40 Kilometer. Um im Winter bei eisiger Kälte den Motor zu starten, muss dieser erst mit Hilfe eines Gasbrenners vorgewärmt werden. Besser der Motor verliert dann gerade kein Oel. Diese enormen logistischen Strapazen des Lebens, will Sepp nun etwas minimieren. Er sucht sich ein Stück Land in gemässigter Zivilisation. Er hat ein Buch geschrieben. Es handelt um seine Teilnahme am härtesten Hundeschlittenrennen der Erde, dem 1600 Kilometer langen Yukon Quest, von Alaska nach Kanada.

Im Gegensatz zu Sepp, stehen unsere Zukunftspläne eher auf wackligen Beinen. Covid19 beeinflusst nun seit über einem Jahr unser Leben. Sind jedoch absolut dankbar, die Pandemie erst in Japan und nun in Alaska zu durchwursteln. In den Geschäften sollen Masken getragen werden. Alles ist offen. Ihr müsstet erleben, wie es hier sonst im Winter abgeht! Party – Party – Party. Mit solchen Sprüchen trauern die neuen Freunde um vergangene Zeiten. Wir geniessen die Situation so wie es ist und denken dabei an unsere Familien und Freunde, die im zweiten Lockdown zu Hause eingesperrt sind. Mein Sohn Sascha hat die Arbeitsstelle gewechselt. Den ersten Arbeitstag verbrachte er in der Firma. Der zweite Tag bereits im Homeoffice. Ohje, wenn das nur gut geht.

Mitte Juli läuft unsere Aufenthaltszeit in den USA aus. So mache ich mich über die Formalitäten für eine Verlängerung her. Irgendwo im Kleinstgedruckten, total schwer zu finden, entdeckt Thomas, folgenden Mist: Abgabe der biometrischen Merkmale erfolgt mit einem Aufgebot per Post. Wann? Keiner weiss das. Im ganzen Staat Alaska, welcher weitaus grösser ist als Europa, geht das nur in Anchorage! Wir müssen spätestens Ende April los segeln. Von unterwegs ist eine Reise nach Anchorage schlicht nicht mehr möglich. Die Zeit drängt. Bis zur Kanadischen Grenze ist es noch weit. Mit durch Wetter bedingten Unterbrüchen, ist in Alaska dauernd zu rechnen. Völlig angepisst, drücke ich auf die delete Taste und die sorgfältig ausgefüllten Dokumente sind weg. Nun erinnere ich mich wieder, warum ich in jungen Jahren doch nicht nach Kalifornien ausgewandert bin. Alles klar!

Was wenn die seit einem Jahr geschlossene US-Kanadische Grenze im Juli noch immer zu ist? Recherchen ergaben, für den Transit durch die kanadischen Kanäle von Alaska nach Washington, wird ein Passierschein ausgestellt. Doch in Kanada einklarieren ist zur Zeit nicht möglich. Ankern und ausruhen ist erlaubt. Diesel tanken geht, doch Futter für Crew einkaufen geht nicht. Eine weitere Möglichkeit wäre, von Alaska nach Kanada auszufliegen. Dann wieder frisch und fröhlich nach Alaska einreisen und ein erneuter Aufenthalt von weiteren sechs Monaten wird mit dem B1 B2 Visa gewährt. Ist doch absurd! Hört sich dennoch verlockend an: Erst einen Covid19 Test vor dem Abflug. Am Flughafen in Kanada erneuten Nasenpopeltest. Dann geht’s auf direktem Weg in ein vom Staat verordnetes Hotel, welches für den dreitägigen Luxusaufenthalt 2000 Dollar abzwickt. Jetzt Freiheit? Aber nein doch. Die nächsten 10 Tage darfst du dich am Ort deiner Wahl einschliessen. Das Schlussbouquet ist mit einem weiterer NP-Test gekrönt. Diese müssen allesamt negativ ausfallen, sonst hast du eh verloren. Die Bestimmungen für die erneute Einreise in die USA, interessieren uns unter solchen Bedingungen nicht mehr gross. 

Eine weitere Möglichkeit wäre,  nach Mexico fliegen und wieder zurück. Covid19 Test jeweils vor Abflug. Fertig.

Ende März gab das Covid19 Informationszentrum von Alaska für geimpfte Personen gewisse Lockerungen heraus. Da wären wir beim leidigen Thema unterschwelliger Impfzwang.

Die wohlhabenden Länder grabschen wie grosse Monster nach Impfstoff. Obwohl der WHO-Chef Tedros  zu globaler Impf-Solidarität aufruft. Ansonsten geht die ganze Aktion nicht auf.

KOMMT ZEIT KOMMT RAT ein Spruch den ich oft von meiner Mama gehört habe.

Wir sind nun beide geimpft. 

Wir fühlen uns echt befreiter. Ein Stück Lebensfreiheit schimmert durch am Horizont aufsteigenden Nebel. Denn für die Covid19 Impfungen sind noch viele Faktoren unerforscht. 

 


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Posted March 27, 2021 by robusta in category "Alaska

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