Bye bye Amerika – hasta pronto Mexiko
Betreffend Ankern herrscht in San Diego wieder das ähnliche Geschiss wie in der Bay Area von San Francisco. Die Regulierungen, Port of San Diego) erfordern ein sorgfältiges Studium. Das Wichtigste kurz zusammengefasst: Wer im San Diego Bay ankern will, muss erst mit dem Schiff bei der Hafenpolizei vorfahren. Dort wird das Gefährt unter die Lupe genommen. Es geht vor allem um Umweltschutz. Darum muss ein Fäkalientank vorhanden sein und in der Motorbilge darf absolut kein Oel rumschwappen.
Es wird schon bald dunkel. Bei der Hafenpolizei ist bereits niemand mehr. So schnappen wir uns die nächstbeste Boje im Kanal und machen dort fest. Das war schon mal falsch. Der Besitzer ist jedoch nicht aufgetaucht. Trotzdem tuckern wir schon sehr früh zur Hafenpolizei. Doch da ist wieder niemand. Wir hätten telefonisch einen Termin vereinbaren müssen. Die Kontrolle ist rasch erledigt. Ein Papier erlaubt uns nun für drei Monate kostenlos im A9 Ankerplatz zu liegen. Dies gilt nur für Yachten ausserhalb von San Diego. Für die lokalen Segler gelten strengere Regeln. Sie müssen alle paar Tage den Standort wechseln.
A9 ist krass. Direkt neben der Landepiste des internationalen Flughafens gelegen und mit bester Aussicht auf die Skyline von San Diego! Vom Dinghi Dock bist du in zehn Minuten zu Fuss mitten im Zentrum. Einkaufen ist wieder wie in allen amerikanischen Städten ohne Auto höchst kompliziert. Im Zentrum befinden sich nur Büros, Restaurants und Bars. Keine kleinen Einkaufstrassen mit allerlei verschiedenen Geschäften. Sowas findest du in den Shopping Malls. Die liegen weit vom Zentrum entfernt. In San Diego gibt es noch viele andere Dinge zu entdecken. Egal, wir freuen uns auf’s Einkaufen in Mexiko, wo alles wesentlich günstiger sein wird!
Das Maritime Museum, mit dem ältesten noch aktiven Segelschiff, der Star of India, war leider geschlossen. Schade. Etwas enttäuscht schlendern wir weiter am Ufer entlang. Stehen nun vor der USS Midway. Der bis 1955 grösste US-Flugzeugträger ist heute ein Museum. Erst sträube ich mich da rein zu gehen. Ich verabscheue Krieg. Thomas überredet mich. Weil wir uns in Museen eh immer verlieren, werden wir uns in einer Kneipe wieder treffen. Drinnen, während einer Filmvorführung erst recht, überkommt mich ein Schwall von Emotionen. Ich denke an all die jungen Männer und Frauen, die ihre Jugendzeit auf der USS Midway gedient haben und wie viele junge Leben dabei draufgegangen sind. Schrecklich! Ich bin dankbar musste mein Sohn nicht in irgendwelche Kriege ziehen. Die Angestellten haben alle in der Vergangenheit auf diesem Flugzeugträger gedient. Sie gehen verblüffend offen auf unsere kritischen Fragen ein. Ich hockte mich in jeden Jet rein und auch noch in den Flugsimulator. Der war allerdings recht heftig! Sehr eindrücklich! Nun versuchte ich mir vorzustellen, wie alles bei schwerer See und während einer Schlacht abgegangen ist. In geheimer Mission mischte ich mich unter eine Schulklasse, um den Schülern jegliche Gedanken an den Eintritt in die Armee zu vermiesen. Nach sechs Stunden war ich noch immer nicht durch. So bekam ich am Ausgang für den nächsten Tag nochmals ein Ticket.
Bevor die Reise über eine der meist bewachten Grenze der Erde geht, müssen wir am Flughafen ausklarieren. Achte darauf, dass die Exit clearance ausgestellt wird. Wird oft vergessen. Der Wind saust in heftigen Böen bis 40 Knoten über den Ankerplatz. Immer wieder wache ich auf. Der Anker hält gut. Sobald der Wind gedreht hat, geht’s los. Thomas weckt mich um vier Uhr mit einem starken Kaffee. Es regnet und stürmt noch immer recht heftig. Haben Mühe die Segel zu setzen weil alles arg flattert. Was für ein Drama sich vor wenigen Stunden draussen am Coronado Beach zugetragen hat, erfahren wir erst Tage später. Fünfzehn vor Anker liegende Yachten sind in der Nacht gestrandet!
Bye Bye Amerika!