July 11 2015

Arquipelago Abrolhos

“ABRA os olhos!” Mach die Augen auf! Das rief im 16. Jahrhundert ein Seemann dem anderen zu, wenn das Schiff vor der Küste des brasilianischen Staates Bahia in die Nähe der Korallenriffe kam. Diesem ständig wiederholten Warnruf soll eine Inselgruppe, die aus fünf kleinen Inseln besteht, ihren Namen verdanken: Abrolhos.
Wir haben Glück! Fast richtig getroffen mit der Flaute. Kurz vor dem Archipel stellt der Wind ab. Da es noch dunkel ist, nehmen wir die Segel runter und  lassen uns treiben. Gehen schlafen und halten alle dreissig  Minuten Ausguck. Bei Tageslicht motoren wir die letzten zehn Seemeilen und ankern südlich der Ilha Santa Barbara im ruhigen Wasser. Eine Fregatte der Brasilianischen Marine liegt prominent protzig in der Bucht vor Anker.


Mit dem Dinghi paddeln wir an Land. Doch bevor wir auch nur einen Fuss an Land setzen können, werden wir von einer wild gestikulierenden  Senhorita, mit hübsch geblümten Kleid daran gehindert. Dies sei militärisches Gelände welches nur mit einer Bewilligung betreten werden darf. Haben wir nicht. Ich frage nach dem berühmten ” jeito”. Ein Ausdruck, der in Brasilien alles möglich machen soll. Sie lächelt, schickt uns wieder weg, ruft hinterher, wir sollen um fünf Uhr auf Kanal 69 nachfragen, ob wir den Leuchtturm besichtigen dürfen.
Also paddeln wir wieder zur Robusta, schnallen den Aussenborder ans Dinghi und furzen zur Vogelschutzinsel die wir offensichtlich auch ohne Bewilligung besichtigen dürfen. Die Führung koste aber 54 Reals pro Person. Ganz schön teuer, aber ist ja eine gute Sache. Die Insel ist vor allem von weissen Tölpel, Sula Leucogaster,  bewohnt die nur hier und im Arquipélago Fernando de Noronha brüten. Sie legen jeweils zwei Eier. Überleben tut aber in der Regel nur ein Küken. Das Schutzgebiet ist von Petropras dem Ölkonzern Brasiliens finanziert. Die Führung dauert etwa eine Stunde. Ich erkundige mich wo wir  bezahlen müssen. Die Studentin entschuldigt sich in aller Form. Dies sei leider jetzt gerade nicht möglich. Sie hätten keine Formulare mehr die dazu nötig sind. All right! In Brasilien geht nichts ohne Formular, Stempel oder CPF, der persönlichen Identifikationsnummer. Kein Arztbesuch, aber gar nicht’s geht ohne dieses CPF Ding. Nicht mal den Computer kannst du in einem Geschäft zur Reparatur abgeben ohne  diese  Nummer. Mit viel Glück akzeptieren sie einen ausländischen Pass! Alles will exakt protokolliert und notiert sein in solch einem grossen, sich neu organisierendem Land. Nimmt mich wunder wo die all die Berge Papier hin stopfen, die nach Gesetz fünf Jahre aufbewahrt werden müssen.

Der “jeito” hat gewirkt. Wir dürfen die Insel Santa Barbara auch ohne Bewilligung betreten und den Leuchtturm besichtigen der den Schiffen  den Weg in der Dunkelheit weist. Tiefgefroren nach dem Schnorcheln, bunte  tropische Fischen im geschützten Korallenriff anschauen, gehen wir kurz vor der Dämmerung an Land. Wir werden sogar mit einem Dinghi bei der Robusta abgeholt!

Am Bugspriet bimmelt die Schiffsglocke die wir dort angebracht haben, damit die Wale, die nachts knapp unter der Wasseroberfläche schlafen, uns hören können. Wir hoffen so eine Kollision mit diesen Geschöpfen zu vermeiden. Früh morgens segeln wir weiter Richtung Süden. Und schon sehen wir in der Ferne die erste Fontäne. Da müssen Buckelwale sein! Die Studentin von der Vogelinsel gab uns Hinweise zum Verhalten wenn wir Wale begegnen. Nicht näher als 100 Meter an sie heranfahren. Nur von hinten. Falls sie uns zu nahe kommen, einfach den Motor anstellen. Diese Aussage irritiert mich ein wenig. Sie meinte wohl wenn sie direkt vor dem Bug auftauchen sollten. Ich wusste gar nicht wie verspielt diese Viecher sind. Sie springen mit dem ganzen Körper aus dem Wasser und klatschen mit grossem Getose in die Fluten. Zeigen uns ihre Flunken, schwimmen ganz nahe an der Robusta vorbei und winken dabei mit ihren gigantischen Flossen. Was für ein wunderbares Schauspiel das sich den ganzen Tag so hinzieht. Hier im nur um die 30 Meter tiefen warmen Wasser, gebären die Kühe ihre Babys. Im November ziehen sie mit ihrem Nachwuchs wieder in die nahrungsreiche  kalte Antarktis zurück . Erst probier ich noch zu fotografieren. Doch bei dem Seegang ein Ding der Unmöglichkeit. Befürchte die Kamera könnte Salzwasser abbekommen. Die Wasserdichte GoPro wurde uns ja geklaut. Wir geniessen das Schauspiel einfach so  und werden es als schönstes Erlebnis in Erinnerung behalten! Die beste Jahreszeit um Wale zu sehen ist zwischen Juni und November.


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Posted July 11, 2015 by robusta in category "Brasilien

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