Ilha Grande – Pico Papagaio
Salz brennt in den Augen. Es ist drückend heiss. Der Dschungel wird immer dichter. Daniel hat schon immer davon geschwärmt. Er wollte gemeinsam mit uns da rauf. Ganz früh aufstehen, was mir ja schon wieder gar nicht passt. Ich kämpfe mit dem inneren Schweinehund, der jetzt lieber am Strand liegen würde, um ein kühles Bad zu geniessen. Mit dem Schwiizer Sackmesser hacke ich mir zwei Stöcke aus dem Bambusgestrüpp, schneide sie auf die optimale Länge zu und nun können die Arme die nun mittlerweile bleiern schweren Beine entlasten. Jeder Schluck den wir trinken, quillt gleich wenige Minuten später aus sämtlichen Poren, rinnt salzig schmeckend, via klebriger Frisur über die Brauen, ungebremst in die Augen. Der Pfad führt über Wurzeln und Steine, wird immer steiler. Im Reiseführer von Ilha Grande wird gewarnt, den Aufstieg zum Pico Papagaio nur mit einem Führer zu bewältigen. Es hätten sich schon Leute verlaufen und die Nacht im Dschungel verbringen müssen. Ui da krabbelt, raschelt und wuselt es! Wäk, wie grauenvoll der Gedanke doch ist im Gestrüpp zu übernachten, gehen wir trotzdem auf eigene Faust los. Der Trampelpfad durch dichtes Grün ist gut erkennbar!
Durch das Blätterdach der Bäume kann ich etwas Himmel erkennen. Das motiviert zum schneller gehen. Bald müssten wir oben sein! Das junge Paar das uns entgegen kommt, meint es daure noch eine Stunde bis zum 960 Meter über Meer liegendem Gipfel. Was für ein Frust! Wir sind doch schon gefühlte sieben Stunden unterwegs.
Für das letzte Stück deponiere ich meine tollen Wanderstöcke im Gebüsch. Jetzt geht es sozusagen auf allen Vieren weiter.
Der Ausblick über das Dach des Dschungels ist überwältigend! Intensives Grün und Blau soweit das Auge reicht. Doch schon viel zu früh müssen wir leider schon wieder für den Abstieg aufbrechen. Hier ist es bereits um sechs Uhr zappenduster.
Beim Absieg kommt uns doch ein Typ, Oben-ohne, in Surfshorts und mit Havaianas an den Füssen im Eiltempo entgegen. Der trainiert wohl für die Olympiade! Da kommen noch so zwei schräge Gestalten von unten aus dem Grün gekeucht. Sie betteln uns um Wasser an. Sie seien schon seit dem frühen Morgen unterwegs, hätten sich verlaufen und nun endlich den richtigen Pfad gefunden. Wir überlassen ihnen unser ganzen Wasservorrat für die Übernachtung im Dschungel.
Am Abend treffen wir uns mit Don. Er ist gerade von Patagonien gekommen und wir tauschen Informationen und Seekarten aus. Don hat eine coole Yacht! Er hat sie bei sich zu Hause auf seiner Ranch in Texas selber gebaut. Erst hat er Bootsbauer angestellt, die jedoch immer mal wieder nicht erschienen sind. Darum hat er selber Schweissen gelernt und die Yacht auf seine etwas über Corbusiers designte Möbel liegende Körpergrösse angepasst.