January 12 2016

Mit Blaulicht durch die Pampas

Im Kanal Leones bläst der Wind mit über 35 Knoten. „Kalibu Kalibu – Robusta“ rufe ich auf Kanal 69 wie vereinbart unsere Freunde. Sie liegen bereits mit ihren Yachten in der Caleta Horno. Sie wollen bei unserem ersten Manöver mit Landleinen in der schmalen Schlucht helfen. Markku hat bereits eine Landleine an der südlichen Felswand vorbereitet. Perfekt! Damit wir an den beiden Yachten vorbei können, müssen sie eine Leine lösen. Die Situation wird kurz mal kritisch, da es die Kalibu in diesem Moment arg gegen die Cara Mia drückt. Beide Dickschiffe hängen nun nur noch an einer Landleine. Wie lange diese die starken Fallböen aushält, ist fragwürdig. Galatée wartet im Windschatten der Einfahrt, bis wir festgezurrt sind. Nach einer Stunde sind die vier Yachten optimal, wie in einem Spinnennetz in der Schlucht gesichert. Der Tidenhub von über vier Meter und die Caleta mit ihren steilen Felswänden ringsum sind beeindruckend.


Das Wiedersehen sollte mit dem extra für uns aufgespartem Asado gefeiert werden. Doch das Fleisch hat das lange Warten leider nicht überlebt. Die Fische freuen sich dafür. Diese werden doch von uns später gefangen und aufgegessen.
Die karge Pampas ist genial zum Wandern. Birgit bringt uns sechs mit dem Dinghi an die südliche Felswand, von wo wir mit einem kleinen Picknick ausgerüstet, die Gegend erforschen wollen. Doch Markku steuert stur gegen Osten. Ihn zieht es in die Zivilisation. Der Fleischvorrat sei ihm ausgegangen und Teria, die an Board wartet, brauche dringend Karotten. Markku behauptet, wenn wir immer geradeaus laufen, muss da in etwa zehn Kilometer Entfernung eine Strasse sein. Dort wolle er ein Auto anhalten, welches ihn nach Camarones bringt. Wir wollen ihn nicht alleine ziehen lassen. Also geht Thomas von der Kalibu mit seinen Kindern zu den Klippen und wir latschen eine, zwei, drei Stunden Markku hinterher, ohne auf eine Strasse zu treffen. Ausser Steine, Berge, karges Gestrüpp, Guanocos, Schafe und Hasen, sind weit und breit keine Anzeichen von Zivilisation zu erkennen.
Etliche Kilometer später, vom höchsten Punkt, ist in der Ferne, schon fast wieder am Horizont, eine Farm zu sehen. Dort ist dann tatsächlich die erhoffte Strasse, auf der aber wie sich herausstellt, sehr selten Autos fahren.

Nach nahezu 30 Kilometer latschen, sitzen wir gemütlich in einer kultigen Kneipe. Doch wie informieren wir nun unsere Freunde, dass wir es heute nicht mehr zurück schaffen? Die machen sich bestimmt Sorgen. Wenn die nun einen Notruf absetzen? Handys und Internet stehen uns schon lange nicht mehr zur Verfügung. Schon gar nicht in der Pampa.
So beschliessen wir, mit dem Handfunkgerät das wir dabei haben, uns mal bei der Prefectura Camerones zu melden. Haben wir eh schon seit Tagen nicht mehr gemacht, da die Entfernung zu gross ist.
Lima-4-Bravo, Lima-4-Bravo, Robusta, rufe ich schon etwas angeheitert aus der Kneipe ins Funkgerät (hatten schliesslich auch einen riesigen Durst zu löschen). Ich erkläre dem Polizeibeamten, dass wir extra hierher gelaufen sind, um uns wiedermal bei ihnen zu melden (zwei mal täglich verlangt die Prefectura normalerweise eine Positionsmeldung). Das freut den Mann besonders. Er fragt, ob wir eine Dusche bräuchten. Ich erkläre, wir hätten bereits eine kleine Pension zum übernachten gefunden. Mit warmer Dusche! Er meint, wir sollen Morgen ins Hafenbüro kommen. Den langen Weg könnt ihr unmöglich wieder zurück laufen.
Wir fahren euch!
Die Wirtin nimmt die Bestellung auf. Doch sie hat kein Fleisch. Das freut den Markku aber gar nicht. Er stänkert  rum da sie ihm gerade eine Flasche Wein geöffnet hat, die er in dem Fall auch nicht mehr haben will. Die Wirtin schlägt vor, dass sie im Supermarkt für ihn Fleisch holen könne. Doch der Supermarkt ist leer, das ganze Fleisch wurde bereits von uns aufgekauft!

Also ich muss hier meine negative Einstellung zu Beamten etwas revidieren:
Die sind hier ja voll nett!


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Posted January 12, 2016 by robusta in category "Argentinien

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