December 13 2016

Besuch

Wie ist es, wenn ein Züri-Chick nach Chile reist? Ich hatte Anja und Thomi versprochen etwas für den Blog zu schreiben und ich breche ungern meine Versprechungen. Es ist nun schon mehr als zwei Wochen her, dass ich auf der Robusta Unterkunft und Essen geniessen durfte. Ich möchte gerne einen Einblick geben, wie es denn so war als Gast. Zuerst einmal, war ich völlig überrascht, dass meine Reise nicht wie schon lange geplant in die Südsee ging (Bikini und Badetuch bereits im Geiste eingepackt), nein, Chile war der neue Ferienort. Was um himmelswillen soll ich denn in Chile? O.K, Reiseführer kaufen und mal schauen. Anja, hatte mich schon mal sanft vorgewarnt, die Wollsocken einzupacken und nicht nur den Bikini. Doch wirklich Zeit um mich auf die Reise vorbereiten zu können, hatte ich nicht. Gerade mit einem Masterstudium im Sack, eine kurze Abschlussreise mit den Studienkollegen und dann noch gschwind das Diplom einsacken, musste ich schon bald meinen Rucksack packen. Ich hatte mir einen Monat Auszeit von all den Verpflichtungen gegönnt.
Eine 30 stündige Reise hinter mir, kam ich dann in Puerto Montt an. Oh… vielleicht noch zu erwähnen: Ich flog über Paris. Der Flug war über die Nacht. Ich musste drei Stunden am Flughafen warten. Ich sass also in der Wartehalle und eine Eule flog ihren nächtlichen Flug durch die Wartehalle. Eine Eule im Flughafen? Ich musste drei Mal hingucken bis ich wirklich überzeugt war, dass dem so war.
Angekommen in Chile war der Wettergott nicht gut gestimmt. Es war kalt und Petrus wollte die Wolken nur einmal  über ein paar Tage ausschütten. Ich wurde aber von Anja vom Flughafen abgeholt, für das ich so dankbar war, denn noch Spanisch zu lernen, lag einfach nicht mehr drin. Oh, das hatte mich die ganze Reise über genervt, dass ich mit den Leuten nicht sprechen konnte.
Meine Koje war schön vorbereitet. Zum Glück hatte ich drei Decken für mich, denn ich hatte die Kälte auf See und den Wind unterschätzt. Die Wolljacke und Filzfincken nahm ich gerne an. Also, da bin ich nun auf engstem Raum mit meiner lieben Freundin und ihrem Lebenspartner. Was erwartet mich? Wie läuft es? Was, wie, wo?
Doch Thomi hatte bereits einen warmen Gemüseeintopf vorbereitet und dann ging es gleich zum Einkauf für die nächsten Tage. Ich wusste noch nicht, dass mich Anja und Thomi an wunderschöne Orte (sogar ohne Handyempfang) entführen werden.
Mich hatte es etwas an das Engadin erinnert. Doch dort fehlen die Seehunde, Delphine und Pelikane. Aber es war ein Erlebnis. Bei einer chilenischen Familie auf Besuch, ich glaube Henry, Aleksandra und die zwei kleinen Girls… dann auch Mate-Tee probiert, grausame getrocknete Muscheln gegessen (nach einem Biss hatte ich genug) und nach ein paar netten Worten, die ich nicht verstand, ging es mit gutem Wetter weiter. Ohh…zu den heissen Quellen. Plantschen mitten im Wald.
Ich hatte dies vergessen. Ich hatte vergessen wie viel Schönes einem die Natur geben kann. Ich bin auf dem Land aufgewachsen, aber man vergisst.
Anja und Thomi hatten mich ganz schön durch den Urwald geschleift. Meine Beine und Arme verkratzt von Dornen, doch war es wunderbar. Mit Gummistiefel unterwegs und keine Sau interessiert es. Ich hatte vergessen, dass genau das so schön sein kann.
Ich bin den beiden sehr dankbar, dass ich dies wieder einmal erleben durfte.
Ach ja, mittlerweile waren wir ja auch zu den Grillkönigen gereift. Ohh…Lagerfeuer mit leckerem Fleisch, sanft gegart und Anja’s Gerstensalat exquisit, kann ich nur sagen! Dann schon bald mal einen Aufenthalt in der Zivilisation. Nach zwei Wochen ohne Dusche und Haarewaschen nach Castro. Ein buntes Städtchen. Für Alle Kaffeetrinker und Teeliebhaber Sehenswert, weil Anja und ich bei einem herzallerliebsten Kaffee Pause machten bei einem Landausflug. Deshalb hatten wir uns auch ein Haarewaschprogramm gegönnt. Beim dritten Anlauf hatten wir dann den passenden Salon gefunden. Ich hatte leider das Pech, dass ich als Erste nur mit kaltem Wasser bedient wurde. Naja….Hauptsache, die Haare schön.
So, und dann schön ab auf See. Ich war also wirklich drei Wochen auf dem Boot. Es wurde mir nicht schlecht. Ich dufte für drei Wochen mit dabei sein. Ich musste mein Schamgefühl überwinden und auch den Toiletttengang mit ihnen teilen. Ich musste mich einfügen.
Doch jetzt, wo ich wieder in dem hektischen Treiben des Arbeitsalltags stehe, denke ich oft an die zwei Weltenbummler. Es hat mir einmal mehr gezeigt: Lebe jetzt, lebe hier und geniesse das Leben in allen Facetten!
Ich hatte dabei aber auch einen ganz bestimmten Menschen vermisst. Anja und Thomi hatten dies schon auch bemerkt, daher auch wieder ein glückliches Heimkommen.
So….und jetzt? Ich bin wieder in Züri….Ich denke gerne an die Reise…
Schön war’s!
Regula


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Posted December 13, 2016 by robusta in category "Chile

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