Happy und Cabezón
Es ist unglaublich. Überall sind sie anzutreffen. In den kleinen Vorgärten, meist mehrere zusammen, in der Stadt wie auf dem Land und vor allem in den Parks auf den Wiesen und unter Büschen schlafend. Ein sehr beliebter Aufenthaltsort von ihnen scheint der Eingang einer Metzgerei. Nachts im Dunkeln musst du aufpassen, dass du nicht auf sie drauf trittst. Und der Lärm den sie nachts veranstalten ist enorm! Vor allem bei Vollmond.
Happy und Cabezón sind zwei von ihnen. Im Club Nautico Reloncavi in Puerto Montt, war er auf einmal einfach da. Mal erst vorbeigeschaut, dann wieder gekommen und irgendwann ist er dann einfach geblieben. Cabezón heisst soviel wie Grosskopf. Ja einen grossen Schädel hat das riesige Exemplar von Schäferhund wirklich. Seit wir hier in der Marina angekommen sind, schlief Cabezón tagsüber unter der an Land stehenden Robusta. Nachts war er unterwegs. Wo wissen wir nicht. Er ist ein Rüde und wird wohl seine Runden im Quartier auf Weibersuche gedreht haben. Er wollte uns immer begleiten. Aber er ist ein richtiger Jäger! Er jagt Taxis und weisse Autos. Also ein richtig doofer peinlicher Hund. Aber er ist ein lieber Knudelbär. Ab und zu bekam er einen Knochen von der Robusta Crew gespendet.
Da ist noch so ein Streuner! Happy liebt es beim Laufen in die Hosenbeine zu beissen und an den Schuhen zu zerren. Happy wurde schwer verletzt, vermutlich von einem Auto angefahren, von Deutschen Seglern auf der Strasse gefunden. Sie haben ihn, wie uns erzählt wurde, zum Tierarzt gebracht. Doch dieser meinte, er könne nichts für ihn tun, da müsse die Natur selber wirken. Durch liebevolle Pflege des Paares wurde Happy wieder gesund. Sie rennt und spielt mit anderen Hunden. Manchmal hebt sie ein Beinchen in die Luft und belastet es nicht mehr. Ob sie dann Schmerzen hat? Happy schlief auch unter der Robusta – später auf der Robusta. Wir bekamen eine grosse Tüte Hundefutter von Patrick und Annmarie als sie mit ihrer Yacht ausgelaufen sind und den Auftrag, die Hunde zu füttern. Sie werden übrigens auch noch von den Marineros gefüttert. Das Paar, das Happy gerettet hat, wird nach einer Rundreise in der Südsee und nach Neuseeland wieder nach Chile kommen. Sie wollen in Chile bleiben und Happy zu sich nehmen. Vernünftigerweise haben sie schweren Herzens beschlossen, den kleinen Hund nicht auf diese grosse lange Reise mitzunehmen. Tiere dürfen grundsätzlich nicht in diese Länder eingeführt werden. Also dürfen sie nicht an Land und sowas erachte ich als eine absolute Qual. Glaubt mir ich weiss von was ich ich rede. Ich mag Viecher und ich hatte auch immer Hunde. Sie brauchen Bewegung! Wollen Bäume markieren, Gras fressen um ihren Mägen zu reinigen, mit anderen Gesellen spielen. Zuneigung alleine reicht da nicht.
Chile hat ein riesiges Problem mit vielen heimatlosen Hunden. Bei den Katzen ist das nicht anders. Die Regierung von Barchelet hat den Abschuss von Hunden frei gegeben, die sich mehr als 400 Meter von Siedlungen entfernt aufhalten. Achtung, es ist zu empfehlen sich nicht mit Pelzmantel in diesen Zonen aufzuhalten. Ja aber dort sind all die Hunde ja gar nicht! Also wird diese Massnahme kaum zur Lösung beitragen.
Da finde ich die Ansätze der beiden Organisationen Hund und Bello die einerseits Projekte zur Aufklärung zur Hundehaltung und kostenlose Kastrationsprogramme ins Leben gerufen haben, weitaus sinnvoller. Ziel der nationalen Kampagne ist es im ersten Semester 55 Tausend Tiere zu kastrieren. Wie viele Bellos dies wohl National betrifft? Die Streuner dürfen auch profitieren. Doch wer registriert sie in der nächsten Gemeinde? Wer bringt sie zum Tierarzt? Wer ist für die Nachkontrolle verantwortlich?
Irgendwann ist die Robusta ja wieder ins Wasser gekommen. Eines abends, lag Happy friedlich schlafend in der Robusta. Schön brav im Cockpit. Doch Happy ist nicht alleine gekommen. Sie hat auch ihre Kollegen mitgebracht. Das hat uns dann überhaupt nicht gepasst.
Doch jetzt trägt sie ein Flohhalsband und es sollte bald wieder Ruhe einkehren. Denkste, die Flöhe sind beim Ablegen von Puerto Montt nicht ausgestiegen und haben uns ohne Happy noch bis Valdivia begleitet.