August 24 2015

Ilhabela

Aus sechzig Meilen werden hundert! Die Überfahrt ist eine Katastrophe. Wenig Wind bei aufgewühlter See. Wir finden kaum Schlaf, sind dementsprechend grummelig drauf als wir  erst nach Sonnenuntergang in Ilhabela ankommen. In der Dunkelheit rammen wir fast ein fettes gelbes Seezeichen, welches nicht im Open CPN, in den vom Staat zur Verfügung gestellten Seekarten, eingezeichnet ist. Auch der fette, seit Jahren existierende Ponton vom Iate Clube Ilhabela ist nicht in der Seekarte angegeben! Wo ist denn das Bojenfeld? Wir schmeissen den Anker und pumpen das Dinghi auf. Hungrig wie die Wölfe, müde wie Schafe, paddeln wir an einen Steg. Dort blendet uns erst mal die super starke Tachenlampe vom Nachtwächter ins Gesicht. Aus der Küche direkt hinter ihm, strömen leckere Düfte von gebratenem Fisch, Filet Mignion und Moqueca in unsere Riechorgane…. Freundlich wird uns erklärt, dass die Anlage nur für Mitglieder ist. Viele Brasilianer sind in einem Iate Clube Mitglied. Auch wenn sie mit Segeln oder Motorbootfahren überhaupt nichts am Hut haben. Iate Clube Ilhabela sei dort drüben. Müde und hungrig und jetzt auch noch gereizt, finden wir nur schwer den Tackt zum geradeaus paddeln. Da ist ein kleiner Strand! Zwischen aufgebockten Yachten unter einem Holzdach, scheint eine Kneipe zu sein. Direkt vor den Tischen landen wir so unelegant wie möglich mit dem Dinghi an und beide enden mit den Schuhen im Wasser. Huch die Kneipe ist wohl ein Nobelschuppen! Lass uns erst mal die Karte zeigen. Die Bedienung führt uns vom Tisch den wir ausgewählt haben weg in einen Warteraum. Ohne Reservation dauerts halt ein wenig. Nun sitzen wir mit triefend nassen Schuhen und Hosen mit Seglerfrisuren, meine noch immer mit Kaulquappen geschmückt, zwischen chick gekleideten und reichlich parfümierten wartenden Leuten. Nach einem halben Bier ist es schon soweit. Wir werden platziert. Ich habe in meinem ganzen Leben noch nie so flink arbeitende Menschen gesehen! Wir bestellen Asiahühnchen für zwei Personen. Suuuuper extrem leckerli! Das für umgerechnet nur 25 Franken.


Am nächsten Morgen die Überraschung: Wo sind wir hier?? Côte d`Azur? An den Bergflanken bis hoch hinauf stehen geschmackvolle Villen. Robusta haben wir im Dunkeln direkt vor der Einfahrt in die Marina geparkt 🙂
Die Anlage vom Iate Clube Ilabela ist super! Restaurant, Swimmingpool, Kinderzimmer mit diversen Bettchen, Sitzungsraum, Fernsehsaal, Bar und heisser Dusche und wer hätte es gedacht, sogar eine Sauna!
Bei der Anmeldung erfahren wir, dass wir vier Tage kostenlos liegen dürfen und alles benützen können. Doch ein wenig Papier und Stempelkrieg müssen wir schon über uns ergehen lassen. Der Marinero mustert skeptisch die von uns ausgefüllten Formulare. Telefonnummer fehlt! Haben wir nicht. Die anderen vier Marineros im Büro, alle mit einem Smartphone in den Pranken, grinsen ungläubig. Adresse fehlt auch. Haben wir keine. Aber ihr müsst doch irgendwo wohnen? Ein Haus besitzen. Nein wir leben auf der Robusta. Das ist unsere Adresse. Damit sie zufrieden sind, geben wir unsere alte Adresse an. Nun sollen wir noch von den vier eben ausgefüllten Formularen eine Fotokopie machen lassen.
Agora ou súbito? Está bem! Grins. Die Senhora vom Büro des Iate Clube erstellt uns die benötigten Kopien. Übrigens in Brasilien heisst der Kopierer nicht “fotocopiadora” sondern wird nach der Marke des Gerätes benannt. Der Xerox, Sharp oder so…


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Posted August 24, 2015 by robusta in category "Brasilien

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