Yakushima Island
Gegen Abend sind wir auf der Insel Yakushima angekommen und die Robusta ist im im kleinen Hafen von Yudomari festgemacht. Da sind bei Ebbe nur wenige Zentimeter unter dem Kiel. Der Hafen ist total ungeschützt und wird bei Südwind bestimmt zur Hölle. Schade, der Ort wäre super nett gewesen. Sobald es hell wird, hauen wir hier wieder ab. Laut Prognosen wird die Nacht windstill bleiben. Nun weichen wir uns erstmal in der heissen Naturquelle ein. Etwas genialeres gibt es nach einer Passage nicht. Es ist kühl beim Segeln. So um die 15 Grad und nachts fällt das Thermometer schon mal auf fünf Grad.
Yakushima ist eine Insel mit über vierzig Berggipfel die über tausend bis fast zweitausend Meter aus dem Pazifik ragen. Im subtropisch bis subarktischem Klima gedeihen eine Vielzahl von Pflanzen. Hier soll es die ältesten Zedern von ganz Japan geben. Tausend Jahre und wenige Exemplare sind sogar siebentausend Jahre alt. Wie spannend! Hingegen der ganzjährige Niederschlag von über 35 Tage pro Monat, so beschreiben es die Leute hier, klingt nicht gerade reizvoll! Die Berge laden zum Wandern ein. Doch ich habe ein Problem. Meine super bequemen Schuhe sind gestorben. Beide Sohlen lösen sich vom Leder! Alles ist am zerbröseln. Doch ich habe Glück. Im Sportgeschäft kann alles ausgeliehen werden. Von Bergschuhen, über Rucksäcke, Zelte, Kochutensilien, warme Jacken, Schlafsäcke und so weiter. Meine zarten, weiblichen europäischen Durchschnittsflossen, passen nur in die grösste Männerlatsche! Im Sportgeschäft lassen wir uns beraten. Besprechen mit den Profis die Routen. Einen Führer lehnen wir entschieden ab. Ach ihr kommt aus der Schweiz, alles klar, kein Problem! Ha, auch unter den Eidgenossen existieren eine Menge Wanderpappnasen die sich nur zu oft in den Alpen verirren oder abstürzen. Die Routen sind simpel bis anspruchsvoll. Mehrere einfache Schutzhütten zum Übernachten stehen zur freien Verfügung. Eine freiwillige Gebühr von rund zwanzig Franken bezahlst du am Eingang zum Nationalpark.
Robusta liegt nun sicher vertäut im kleinen Fischerhafen von Ambo. Das Wetter ist perfekt um sie mehrere Tage alleine zu lassen. Der Rucksack ist schwer bepackt. Leider nicht mit Schoggi, Käse und Cervelat. Die typische Schweizer Wurst, ohne die ein anständiges Picknick undenkbar ist fehlt. Stattdessen Instant Nudelsuppen. Zehn Packungen wiegen nur gerade mal wenige Gramm. Auch etwas gesundes ist dabei. Früchte Nüsse und Haferflocken und ein deftiges selbst zubereitetes Vollkornbrot, welches später von einem Bergführer in der Hütte mit grossen Augen bestaunt und getestet wird. Das Japanische Alpenklo ist was ganz spezielles: Im Sportgeschäft erwirbst du Plastiktüten, die über ein Gestell gestülpt werden. Dann weisst du selber was zu tun ist. Danach nimmst du das fertige Paket, gut zumachen nicht vergessen und nun ab damit in deinen eigenen Rucksack! Und schon ist dein Beitrag zum Naturschutz vollführt. Die Vorstellung, ich muss meine Kacke während mehreren Tagen über Stock und Stein schleppen, ist schon sehr befremdend. Und was ist mit der Pisse? Oder muss nur der Cervelat aufgefangen werden?
Stunden latschen, nein das ist untertrieben, klettern wir über mächtige Wurzeln von gigantischen Zedern. Überwinden Schluchten und Bäche, klettern an Fixseilen immer höher. Quirlige Affen turnen in den Bäumen und der innere Schweinehund grunzt fies aus dem Unterholz. Einige Vogelstimmen kommen uns bekannt vor. Den ganzen Tag, begegnen wir keinem einzigen Menschen! In der kleinen einfachen Berghütte wo wir übernachten, ist nur ein weiterer Gast und einige Mäuse.
Die Landschaft wird karger. Es ist kalt. Wollpullover, Mütze und Windjacke kommen zum Einsatz. Ein Hochmoor liegt vor uns. Mount Miyanoura ist nicht zu sehen. Ueberall tolles Wetter, ausser in den Bergen von Yakushima. Statt das Picknick mit atemberaubender Fernsicht zu geniessen, schneit es. So verkrümeln wir uns weiter unten in dichtes Bambusgestrüpp. Nach acht Stunden Marsch, kommt endlich die Hütte in Sicht. Drinnen riecht es unglaublich gut nach Zedernholz! Die Nacht wird zum Horror. Kalt und die Regel bestätigt sich, eine Gruppenunterkunft ist erst heimelig, wenn auch das Schnarchmonster anwesend ist. Der ganze Holzboden vibriert! Sogar Thomas nervt sich. An Schlaf ist trotz Ohrstoepsel nicht zu denken. Ich versuche mich durch Meditation ins Lot zu bringen. Irgendwann packe ich die Taschenlampe und zünde dem Monster damit voll ins Gesicht.. . . .
Am nächsten Morgen verfüttert seine Frau allen edle Schokolad. Die Arme, so ein Mann ist doch nicht auszuhalten! Er hat sich bereits in Sicherheit gebracht.
Die Zeit in den Bergen zu verbringen, hat gut getan. Beim Segeln ist der Kreislauf ganz und gar nie gefordert. In Fiji war ich das letzte mal im Gebirge. So bezaubernd Atolle auch sind, geniessen wir beide die Berge ganz besonders.
Die Robusta ist auch noch da und ich freue mich auf einen tiefen, ruhigen Schlaf in der warmen Koje.
Da liegt eine Visitenkarte im Cockpit. Von Org und Silvia. Was für eine Überraschung. Bevor die beiden weiter ziehen, reicht es gerade noch für ein kurzes Treffen. Wir haben uns in Polynesien kennen gelernt. Nun fliegen sie für längere Zeit nach Deutschland.
So verabschieden auch wir uns von der Insel Yakushima und den Menschen die wir hier kennen gelernt haben. Besonders von Naoka durfte ich viele spannende Dinge über dieses faszinierende Land erfahren! Der Hafenmeister, der uns in ein Onsen mitgenommen hat, bringt zum Abschied eine Flasche Reiswein und Gemüse aus seinem Garten.
INFOS F!R SEGLER:
Hafen von Yudomari ist sehr klein, ungeschützt und aus diversen Gründen gefährlich.
Hafen von Ambo
Im Fischerhafen längsseits festmachen. (Foto google maps) In die Mauer ist eine Treppe eingebaut. Keine Kosten.
Hafen von Miyanoura
Im Fischerhafen längsseits festmachen. (Foto google maps). Sehr hohe Hafenmauer. Du brauchst eine Strickleiter. Keine Kosten.