Grenzwertiger Trip
Anja ist nun in der Schweiz. In der Zwischenzeit bin ich alleine in den Norden gesegelt.
Santa Rosalia ist eine kleine Stadt mit etwa 5000 Einwohnern. Eine authentische mexikanische Stadt, ohne den üblichen Tourismus. Die Kupfermine, heute unter Koreanischer Führung, schafft viele Arbeitsstellen für die Bevölkerung. Bereits seit Anfang des 19. Jahrhunderts wird Kupfer und andere Eisen gewonnen. Die Franzosen waren die ersten. Von denen blieb eine Kirche von Gustav Eiffel übrig und ein paar schöne Kolonialbauten wie das Museum und Gemeindehaus. Ich gewann hier erneut einige neue Segler-Freunde. Wir trafen uns am Pool. Viel schlaueres war bei dieser Hitze kaum möglich. Niemand wollte im Boot kochen, um es noch zusätzlich aufzuheizen.
Wir besuchten den Zirkus, der in der Stadt Halt machte. Liebevoll und märchenhaft. Mit nur sechs Artisten gestalteten sie das ganze Programm und brachten das Publikum zum Lachen.
Mitte Juni buchte ich ein Busticket von Santa Rosalia nach Tijuana an die US-Grenze. Ich muss Mexiko nun nach sechs Monaten Aufenthalt verlassen, um ein neues Visum zu erhalten. Eine Verlängerung im Land selber ist nicht möglich. 14 Stunden Fahrt über Nacht. Und wie doch der Bus bequem war! Mit flauschigen Sitzen. Die Beine konnte ich komplett ausstrecken. Die Fahrt wäre angenehm gewesen. Doch mehrere Zwischenhalte an Militärcheckpoints störten die Nachtruhe. Alle müssen aussteigen und jeder einzelne Fahrgast wird von bis auf die Zähne bewaffneten Typen in Uniform, ziemlich oberflächlich durchsucht. Selbes Prozedere mit dem Gepäck. Hilflose Bestrebungen der Regierung, um den Drogenschmuggel und die Kartellaktivitäten einzudämmen. Tijuana selbst war ziemlich schrecklich. Covid19 hat der Stadt ziemlich zugesetzt. Dazu kommt noch der Kartellkrieg der besonders in Tijuana tobt. Regelmässige Schiessereien verunsichert die Bewohner. Dreiviertel aller Läden waren dicht und keine Touristen aus den USA waren da, die sonst in Massen in der Stadt shoppen. Habe mich nicht getraut hier zu fotografieren, falls dies jemand falsch auffassen könnte. Ich musste aus Mexiko ausreisen um dann gleich wieder von den USA erneut einzureisen. Irgendwie gelang es mir ohne überhaupt einen Fuss auf US-Boden gesetzt zu haben. Ich kann es nicht mehr genau nachvollziehen. Da war nicht wirklich eine Abschrankung oder so. Ist mir jedenfalls nicht aufgefallen. Und schwupps stand ich im Büro der Mexikanischen Grenzwache. Ich müsse erst ausreisen, forderte der Beamte mit sichtlich ernster Miene. Ich fragte nach einer Abkürzung, im Sinn von, damit ich bei dieser Hitze nicht den langen Weg über die Brücke und Trumps gigantische Grenzmauer latschen muss. Irgendwie entstand ein Sprachgeschwurbel da ich noch nicht ganz perfekt spanisch spreche. Jedenfalls gingen 500 Pesos (25 Franken) an den Mann, der die Überwachungskamera im richtigen Moment abstellt. Und schon war der Pass gestempelt und ich sass kurz darauf bereits wieder im Bus – zurück nach Santa Rosalia!