Pinheira (Santa Catarina)
Wir warten immer noch auf das passende Wetterfenster. Was heisst da passend? Optimal wird es hier wohl nie sein. Es ist eine schwierige Ecke mit viel wechselnden Wetterlagen. Der Frühling ist eine Zeit der Wechsel. Schon noch schräg; Von der Jahreszeit her haben wir jetzt den Winter in Brasilien verbracht. Für uns war dies gefühlsmässig aber Sommer! Temperaturen gegen 30 Grad, schlafen mit einer ganz dünnen Decke, T-Shirt und Shorts tragen und barfuss segeln. Jetzt wird es langsam Frühling. Die immer grüne Natur beginnt zu blühen. Doch wir ziehen gegen Süden, die Temperaturen fallen deutlich unter 20 Grad, wir hüllen uns in immer mehr Klamotten. Grotesk – der Sommer kommt bald!
Zwischendurch machen wir schöne Landausflüge.
UUPAA! DER IST ABER GROSS! DA RENNT ER AUCH SCHON AUF UNS BEIDE ZU, DER KANN UNS GLEICH MIT EINEM BISS BEIDE GLEICHZEITIG VERSCHLUCKEN….
Der liebe Knuddelbär hat wohl gerochen, dass wir auch Schweizer sind. Er ist schliesslich der Schweizer NATIONALKÖTER ! Nur das Schnapsfass fehlte an seinem Halsband.
Ja wir sind noch immer in Brasilien. Im Süden. Eigentlich hocken wir fest. An einem schönen Strand mit einem schrägem Kaff. So schieche Käffer gibt es wohl auf der ganzen Welt. Die Menschen sind aber sehr nett und neugierig. Mit denen wir ins Gespräch kommen, fragen von wo wir her kommen und wollen viel über unsere Reise wissen. Es ist wirklich von Vorteil, die so lustig liebevoll klingende Sprache zu lernen!
In der gebirgigen Gegend von Pinheira wachsen, wie es der Name schon sagt, Pinien. Vor allem Rindviecher und Muscheln werden hier gezüchtet. Am Fluss der sich zum Meer schlängelt, wohnen einige Fischer in einfachen Hütten. Im Supermarkt hängt ein Poster von einer Flugaufnahme, worauf zu erkennen ist, dass irgend wann nach 1970 der Bauwahn ausgebrochen ist. Im Sommer muss hier der Bär los sein, doch im Winter stehen die meisten Häuser und Pousadas leer. Die Gegend wirkt geisterhaft und verlassen. Was uns total irritiert, der schöne sechs Kilometer lange weisse Sandstrand wird mit Autos befahren! Wenn wieder mal eine Karre stecken bleibt, was öfters vorkommt, können wir uns das Lachen leider nicht verkneifen. Spannend wird`s, wenn dann die Flut kommt. (Natürlich helfen wir immer und glotzen nicht einfach zu)
Die Bucht ist optimal um auf ein Wetterfenster zu warten. Im Norden zwicken wir gratis Internet von einem Hotel ab und können so täglich mehr oder weniger gut Wetterberichte herunterladen. Im Süden der Bucht ist der eigentliche winzig kleine Dorfkern mit Kneipen, einer originellen Bar und grossem Supermarkt mit tollem Angebot. Er liegt nicht weit weg vom Strand. Somit hält sich das Geschleppe in Grenzen.
Blue Belle, Skol und Robusta warten auf Nordwind oder wenigstens so was ähnliches. Hier befindet sich die gefürchtete Ecke wo der Pampeiro (Süd-West Wind) und der Carpintairo (Süd-Ost Wind) wüten können. Das heisst auch schon mal mit weit über 50 Knoten! Das Problem dabei ist, dass der Süd-Ost Wind Schiffe genau gegen die Küste pressen können. Da bleibt keine Chance um in irgend eine Richtung abzulaufen. Bis La Paloma in Urugay sind es zirka 550 Seemeilen. Dazwischen liegen noch Imbituba, dieser Hafen bietet nur Schutz von Winden aus Sektor Süd und Rio Grande do Sul kann nicht in allen Wetterbedingungen und zu jeder Tageszeit angelaufen werden. Die elf Meilen den Fluss hoch in die Lagoa dos Patos, übersetzt “Ententeich”, ist vor allem abhängig von der Windrichtung. Bei nördlichen Winden kann die Strömung schon mal bis 5 Knoten betragen. Mit den Gezeiten ist auch etwas ungewöhnlich. Nur einmal pro Tag läuft das Wasser ein. Da sind wir bis jetzt noch nicht schlau daraus geworden wieso dies so ist.
Egal, wir haben Zeit und geniessen die Gemeinsamkeit. Wir sechs Weltenbummler kochen zusammen super leckere Gerichte mit türkisch- französisch- schweizerischem Einfluss, die das letzte Mal mit reichlich Cachaça begossen wurden, was mit viel Kopfschmerz endete.
Ein Ausflug ins Europäische Tal, Vale Europeu
Ende 19. Jahrhundert sind viele Europäer, vor allem Deutsche in den Süden Brasiliens ausgewandert. Die Stadt Blumenau wurde von einem Deutschen gegründet. Immer im Oktober, wie könnte es anders sein, findet das Oktoberfest statt, welches mit viel Bier ausgelassen gefeiert wird. Viele Menschen sprechen hier noch immer Deutsch. Eine alte Frau erzählt mir, in fast akzentfreiem Deutsch, dass während des zweiten Weltkrieges verboten wurde, Deutsch zu sprechen. In den Schulen wurde der Deutschunterricht gestrichen und sämtliche Strassenschilder mit Deutschen Namen umbenannt. Heute ist das wieder anders. Deutschunterricht ist ab der vierten Klasse Pflicht.