January 26 2017

Pazifik Tag 13-15

“Motti” so nennen wir den Spinacker, liegt noch immer im Cockpit. Quadratmeter fuer Quadratmeter, mit Brille auf der Nase, werden kleinste Mottenloecher mit einem schwarzen Filzstift markiert. Die Orientierung zu behalten, ist echt nicht einfach. Zudem haben wir ja keine Ahnung wie das Teil ausgelegt gemustert ist. Thomas schafft es doch tatsaechlich einen Plan zu erstellen wie er aussieht. Unglaublich. In stundenlanger Arbeit werden nun kleine Flicken der Spezialfolie auf die Loecher geklebt. Dazu stehe ich im Niedergang, die oberste Stufe dient als Buegelbrett um die Flicken mit einer erhitzten Pfanne anzubuegeln. Der Wind schwaechelt nun immer mehr. Knappe 10 Knoten, doch die Wellen bringen die Robusta mehr und mehr in Schwingung, so dass die Segel immer wieder mal schlagen. Das nervt tierisch. Denn das tut den Segeln nicht gut. Was ist angenehmer? 50 oder 5 Knoten Wind??? Motti ist bereit um in Betrieb genommen zu werden. Der Spinackerbaum ist auf volle Laenge ausgefahren und mit einem Hoch- und Niederholer bestueckt. Eins, zwei, drei und Motti woelbt sich in voller Pracht, mit 87 weissen Flicken. Doch hilfe, der Spinackerbaum wabbelt bedrohlich und biegt sich wie eine tobende Schlange! Wenn das Teil bricht, koennte es uns aufspiessen. Runter mit dem Spi! Was fuer ein Muell dieser Spinackerbaum von der Marke Pfeiffer. Echt die totalen Pfeiffen die sowas konzipiert haben. Die Enttaeuschung ist gross. Mit langen Gesichtern knien wir auf Motti damit er nicht davon weht. Ich mit dicker Lippe, da ich eine schlagende Leine in die Schnute abbekommen habe. Sehe aus, als haette ich mir die Lippen mit Silikon aufpimpen lassen. Immerhin sind die Flohstiche jetzt verheilt und keine neuen sind dazu gekommen. Silikonlippe und Thomas rollen in den Kojen rum und finden unmoeglich Schlaf. Der Wind ist nun ganz weg. So nun habe ich mal Lust auf tierisches Eiweiss. Krame die selber gebastelte Angelutensilie aus. Als Rolle verwende ich ein Ding aus dem Baumarkt auf dem im Laden die Ketten und Leinen ausgestellt sind. Hat der Verkaeufer mir umsonst gegeben. Er fische auch mit denen. So wickle ich etwa 50 Meter Leine auf die Rolle und bringe den besten Tintenfischkoeder an. Als Achse verwende ich einen Backloeffel aus Hartplastik. Durch das Loch im Loeffel selber und das der Aufhaengung fuehre ich den Fahradschlauch, der die Rolle abfedern soll. Der Fang wird dann ueber die Winsch eingeholt. Der erste Koeder verschwindet gleich in den Fluten! Der verdammte Knoten, das erste mal nach Anleitung vom Fischbuch gemacht! Also zweiter Koeder her. Diesmal mache ich den Knoten auch im Stahlvorfach wie gehabt. Kann ja auch nicht halten so ein mueder Achterschlick! Stunden spaeter, ein Rumpeln, wau da sehe ich gerade noch die Heckflosse eines gigantischen Fisches, der mit dem ganzen Gebastel am Horizont verschwindet! Motti fliegt wieder! Nicht als Spinacker, sondern er dient nun als Leichtwindsegel. Einfach am Vorstag angeschlagen und mit einer Leine ins Cockpit gefuehrt. Klappt wunderbar! So rauscht die Robusta angenehm wiegend ueber den Pazifik! Anja Muss den Eingang finden, grosse Drehtueren, viele Schilder, Wachpersonal. Bahnhof, laute einfahrende Zuege, viele Leute in den Unterfuehrungen. Wo faehrt der Zug, wo muss ich umsteigen ? Wo bin ich ? Wieder Im Buero, grosse Kantine, viele leckere Verlockungen im Angebot. Was soll ich nur bestellen ? Im Flur des Grossraumbueros wird geplant, gewerkelt und besprochen. Wo ist nun mein Platz schon wieder ? Es rauscht so ungewohnt. Was das wohl ist? Ein Traum, ich bin auf unserem Boot, die Wellen draussen spratzen an die Bordwand. Traeume so viel und intensiv zur Zeit, immer wieder, immer ganz real. Liegt das daran, dass ich auf Wache alle 30 Minuten vom Wecker aus dem Schlaf gerissen werde? Thomas


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Posted January 26, 2017 by robusta in category "Pazifik Überfahrt

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