Pazifik Tag 40-42
Seit Tagen ist ja der Empfang keiner Email.Station mehr möglich. Doch erinnerte ich mich doch schwach, dass es auch eine andere Möglichkeit gibt, Wetter auf hoher See zu empfangen: Der gute alte Wetterfax! Verschiedene Bodenstationen, für den Pazifik in Honolulu, senden täglich zu bestimmten Zeiten Wetterfax-Informationen. Das sind Wetterkarten oder Windprognosen von grossen Seegebieten, die sich über Kurzwelle empfangen lassen. Dabei hört der Computer die Signale und wandelt sie in ein Bild um. So empfangen wir wieder einmal täglich Windprognosen für die nächsten 3 Tage.
Thomas
Der Wetterbericht ist niederschmetternd. Wieder Flaute! Noch 630 Seemeilen liegen vor uns. Am Horizont erblickt Thomas einen Frachter. Die zweite Schiffsbegegnung seit sechs Wochen. Könnte fast schon von einem Highlight reden. Funke den Frachter aus Singapur an. Doch der Kapitän ist recht wortkarg. Na ja, ist ja auch noch sehr früh am Morgen. Kann ich gut verstehen.
Fast jeden Abend, zum Sonnenuntergang, bei einem Drink, mit kleinem Snack, widmen wir uns den Gesprächen über die Liebe. Klingt romantisch. Doch den Teppich zu entstauben ist spannend aber auch verdammt hart. In den letzten drei Jahren haben wir uns zu fest „angeglichen“. Wir sind fast immer zusammen. Sehr nahe zusammen. Privatsphäre, ausser auf dem Klo, gibt es keine. Unmöglich sich mal daneben zu benehmen, ohne dass es der andere gleich mitbekommt. So manche Erkenntnis über meinen Charakter und speziell mein so oft bockiges Verhalten, beschämen mich. Möchte mich etwas distanzieren um alles nochmals alleine nachwirken zu lassen. Aber wie bitte soll denn das mitten auf dem Pazifik auf einer 38 Fuss kleinen Yacht möglich sein?
Es ist so heiss, das Leintuch klebt am Körper, denken ist eh nicht möglich und muss auf kühlere Tage verschoben oder verdrängt werden. Das Grosssegel nervt. Es flappt. Also wird es geborgen. Nur Motti ist im Einsatz und die Robusta dümpelt mit knapp drei Knoten unter fantastischem Sternenhimmel bei Leermond durch die Nacht.
Regen prasselt durch die offene Luke in die Koje! Thomas aufwachen! Squall! Innert weniger Minuten steigert sich der Wind auf über 25 Knoten! Motti muss geborgen werden! Ein Knall und Motti ist wohl für immer zerstört! Traurig und frustriert stopfen wir den triefnassen Spinacker ins Cockpit.
Anja