February 28 2017

Pazifik Tag 46-48

168 Seemeilen bis zum Ziel. Mit Segeln ist nun auch nichts mehr. Der Wind ist total eingeschlafen. In der Nacht liessen wir die Robusta treiben. Sieben Seemeilen ist sie alleine in die genau perfekte Richtung getrieben. Brave Robusta! So werden wir die Marquesas mit einem Knoten Strom nach Westen in einer Woche erreichen. Das ist uns nun zu blöd. Der Motor wird angeschmissen. Nach einer Stunde tut mir der Hintern vom Steuern weh, da die Wellen quer laufen, rutsche ich auf dem Cockpitbank hin und her. So stehe ich nun am Steuer. Das kann es doch auch nicht sein. Ich bin super dankbar, dass die Windsteueranlage nicht schon früher ausgestiegen ist. Wau, nicht auszudenken, mehrere Wochen mit kleiner Crew von Hand zu steuern! Doch in der Not steigert sich die Kreativität. Irgend etwas mit dem Fock hätten wir gebastelt. Dies Back stellen, zwei Leinen via Rollen ins Deckshaus gelenkt und dann ans Steuer gebändselt müsste doch theoretisch auch klappen. Probieren wir demnächst mal aus. Irgendwo in einer Gegend mit Wind.
Die ersten Delfine begleiten uns! Ein ganzer Schwarm Seevögel in der Ferne. Das ist eine tolle Aufmunterung. Haben wir doch auf der ganzen Überfahrt keine gesehen. Auch keine Wale. Nix. Dafür wunderschöne Wolkenbilder. Regenschauer, Sternenhimmel, unzählige Sternschnuppen bis mir keine Wünsche mehr in den Sinn gekommen sind.
50 Seemeilen vor dem Ziel, glaubt Thomas Land auszumachen.
Tatsächlich, nun erkenne ich die Konturen zwischen den Wolken am Horizont auch ganz schwach!
Yes! Bald sind wir da! Ob da auch noch andere Yachties sind? Ich bin richtig gierig wieder Menschen zu treffen. Oder sind welche da die wir bereits kennen?
Die Bucht ist von steilen spitzen Bergen, die immer wieder mal in fetten Wolken verschwinden, umgeben. Alles ist üppig grün! Unglaublich heiss und feucht. Die Sonne grillt senkrecht auf Höchststufe von oben und treibt den Schweiss aus allen Poren.
Nach 48 Tagen auf See fällt der Anker neben acht weiteren Yachten in der Bucht von Tahauku bei Atuona auf der Insel Hiva Oa, eine der Marquesas Inseln. Von Valdivia, Chile 5011 Seemeilen versegelt, mit sieben Tage Flaute.
Wir fallen uns in die Arme, dankbar und erleichtert es endlich geschafft zu haben!
Dinghi aufbauen und sofort an Land! Das ganze Chaos wird alles stehen und liegen gelassen. Die Segel wurden ja schon vorgestern eingepackt. Doch die Gastlandflagge fehlt noch. Eine Französische Flagge ist keine an Bord. Die Marquesas Inseln gehören zu Frankreich. Mit dem Fernglas glaubt Thomas im Dorf eine rot-weiss-rote Flagge neben der Französischen zu erkennen. Perfekt. So eine habe ich in der Flaggenkiste! Was die dort zu suchen hat, kann ich mir auch nicht genau erklären. Österreich liegt ja nicht am Meer?! Die gelbe Quarantäneflagge wird darunter gesetzt. Wieder mal alles nicht so ganz traditionell, aber lieber zu spät als gar nie.
Paddeln Richtung Land. Da blärrt schon jemand aus einer Yacht die vor Anker liegt. Es ist der Spanier Marco. Ob wir was trinken wollen. Einklarieren bei der Gendarmerie können wir erst ab halb drei. So nehmen wir die Einladung gerne an.
Eine Stunde später ist es soweit. Der linke Fuss berührt festen Boden! Toll. Ich falle hin, beinahe rückwärts ins Wasser. Die Landkrankheit setzt ein. So torkeln wir beide an den Werftarbeitern vorbei, als hätten wir einen in der Krone. Per Anhalter zu fahren ist hier üblich. Doch laufen wir lieber ins Dorf um den Bewegungsmangel zu kompensieren. Klappen jedoch fast zusammen. Es ist so feucht und heiss! Bei der Gendarmerie treffen wir mit hochroten Birnen und total durchgeschwitzten Klamotten ein. Ihr Büro ist klimatisiert. Toll! Die vier Beamten freuen sich, dass wir beide Französisch sprechen. Pässe, Bootspapiere und Ausreiseformular von Chile müssen vorgewiesen werden und ein kleines Formular im Vergleich zu den Chilenischen soll ausgefüllt werden.
„Menge Alkohol, Tabak und Drogen an Bord“ lautet eine Frage. Wie viel dürfen wir denn einführen erkundige ich mich? Eine Yacht wird wie ein Privathaushalt angesehen. Aber nach etwa 200 Liter werde dann schon mal die Alkoholsteuer fällig. So viel haben wir nicht eingeführt. Dann kommt das Ding mit dem sogenannten „Bond“. Die einen die nach Französisch Polynesien einreisen, müssen ein Flugticket für die Ausreise vorweisen. Die Beamten schauen auf einer Liste wie das für die Schweizer ist. Schweiz ist in der EU? Oui, oui, wir sind Nachbarn, ich liebe die Franzosen! Gut, alle aus der Europäischen Union sind vom „Bond“ ausgeschlossen. Paff und alles ist mit bizeli Schummeln erledigt.
Tipps um den „Bond“ zu umgehen: Buche im Internet einen Flug, präsentiere die Reservation bei der Gendarmerie, vor der Tür annullierst du den Flug gleich wieder.
So nun mal testen ob das klappt mit dem 48 Tage lang ersehnten Bier zu stemmen. Schliesslich wurde täglich trainiert! Die Bar ist noch nicht offen. Der Supermarkt ist bereits geschlossen. Doch wir dürfen doch noch rein. Ein Sixpack Bier kostet 20 Euro!!! Krass.
Leisten uns zur Feier des Tages zwei grosse Flaschen und dazu ein Baguette.


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Posted February 28, 2017 by robusta in category "Pazifik Überfahrt

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