July 7 2015

Auf den Spuren Cabral's

Die langgezogene sanfte Atlantik Dünung verändert sich. Wellen tanzen ungeordnet umher. Schaumkronen glitzern im Sonnenlicht. Der Wind ändert seine Richtung. Die Luft riecht blumig betörend. Schwarzblaues Wasser ändert seine Farbe in türkis bis sandiges beige.
Ausgerüstet mit Seekarten auf dem Plotter, mit GPS und  AIS brausen wir mit östlichen Winden von Ilheus los. Neu sind wir sogar in Besitz von Navionics. Kein mühsames Zusammensuchen der Gezeitendaten aus dem Internet  ist mehr nötig. Alles praktisch auf dem Smartphone. Seekarten  von ganz Südamerika für 55 Franken. Unglaublich.
Damals  zur Zeit der grossen Entdecker,  ohne all die Technik, was waren das doch nur für mutige Menschen!
Ich stelle mir vor, ich Anja Cabral hocke im Ausguck einer Karavelle, nehme wahr wie sich das Meer plötzlich verändert.  Von Portugal via Kapverdischen Inseln bei Westafrika seit dem 9. März auf See. Auf der Suche nach einer Route mit stetigeren Winden via Südafrika nach Indien. Da sind die  gefürchteten Kalmen vor Westafrika, in denen die Schiffe teilweise Wochen in der Flaute nicht mehr weiter kamen. Menschen verdursteten und verhungerten.  Vor  515 Jahren machte sich der Portugiese Pedro Alvarez Cabral mit einer Flottillie von 1500 Mann mit dreizehn Karavellen, auf die Suche nach einer neuen Rute.  Cabral hoffte im Westen auf bessere Winde. Dabei stiess er unerwartet  am  22. April 1500 beim heutigen  Santo André auf Land und entdeckte somit Brasilien. Er glaubte zuerst es handle sich um eine Insel.
Auf den Spuren Cabrals Brasilen entdecken. Nur ist es  noch dunkel. Ich kann die Veränderung der Farbe vom Wasser nicht erkennen. Nach Seekarte sind hier viele vorgelagerte  Korallenriffe. Die Route in den Fluss nach  Santo André / Cabralia muss genau geplant sein. Hochwasser ist erst gegen halb zwölf. Wir treiben vor der Küste und warten auf den optimalen Zeitpunkt. Aus der Ferne erblicke ich eine Scuna die in Richtung Flusseinfahrt rauscht. Wenn die da jetzt rein passt, können wir auch los! Wir verfolgen die Scuna. Fahren dicht hinter ihr her, ganz nahe am Strand entlang. Ich hocke am Plotter  und gebe Anweisungen nach Seekarte wo lang fahren. Neiiiin mehr Steuerbord! Wir knallen in wenigen Sekunden ins vorgelagerte Riff! Thomi brüllt zurück: ich bin direkt hinter der Scuna, mehr rechts geht nicht! Da ist eine Sandbank! Ich kralle mich schon mal vorsorglich am Kartentisch fest. Das kann nicht sein! Ich haste nach oben, will das Steuer rumreissen. Wild schäumendes Wasser auf allen Seiten. Backbord Riffe und Mangroven die aus dem Wasser ragen, Steuerbord die Brandung vom Ufer. Wir sind durch! Das Wasser wird wieder ruhiger und tiefer! Krass.


So geht’ ohne Grundberührung zwei Stunden vor Hochwasser, Springtime bei einem Tiefgang von1.80 Meter!  Nicht zu früh aufatmen: Im Riff links steckt ein Holzstock der wie eine Frau aussieht. Dort abdrehen und Richtung Gaivota Kneipe steuern und ankern. Achtung nicht im Fahrwasser ankern!
Ohne Scuna wären wir wohl im Sand stecken geblieben ;-). Die Angaben in der Seekarte sind wage und ein Flusslauf verändert sich immer wieder. Wir ankern im Fluss vor der Kneipe Gaivota. Der Liebenswürdige Wirt erlaubt uns die Dusche zu benützen.

Mit dem Dinghi fahren wir mit einlaufendem Wasser im Fluss nach Cabralia. Fahren mit dem Bus nach Porto Seguro, verbringen einige nette Tage an den schönen Stränden der Gegend, lernen Anna und Franz mit Tochter Milena kennen. Thomi repariert den Autopilot von der “Out of Rosenheim”. Thomi hat von seinem alten Segelboot dieses Ersatzteil mit auf die Reise genommen.  Annemarie und Werner von der „Out of Rosenheim“ sind über glücklich nicht mehr von Hand steuern zu müssen!


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Posted July 7, 2015 by robusta in category "Brasilien

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