March 31 2015

Metropole Salvador

Ich liege hellwach in meiner Koje. Heute habe ich am Mittag mal statt den kleinen Cafesionio, den es in jeder Kneipe nach den Essen kostenlos dazu gibt, einen grossen Kaffee bestellt. Der wirkt nun wie Amphetamin auf mich. Es ist heiss und feucht, nur “füdlibluttes” schlafen ohene Decke ist möglich. Die ersten Eindrücke bewegen mich zu tiefst…
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Nach einer Woche Grossmetropole Salvador durchstreifen, haben wir eigentlich genug und wollen weiter ziehen. Die erste Woche war recht stressig. Einige Ersatzteile, die wir von Deutschland zum Trans Ocean Stützpunkt schicken liessen, mussten abgeholt werden. Weitere spezielle Dinge wie Medikamente, Stoff um für das Dinghi einen Mantel zu nähen, damit es von der Sonne nicht zerstört wird und noch mehr Krimskrams mussten aufgetrieben werden. Und natürlich stand wieder mal ein Grosseinkauf von Lebensmitteln an. Hierfür entschieden wir uns zusammen mit Tom nach Barra ins riesige Einkaufszentrum zu fahren. Ich dachte ich finde mich in einer Stadt wie Paris wieder! Die meisten Menschen die hier einkaufen oder arbeiten sind weiss, nobel gekleidet und offensichtlich von der Oberschicht. Das Parkhaus, in das ich mich zufällig verirre, ist mit fetten, protzigen Autos vollgestopft. Übrigens, die Lebensmittel in den kleinen Quartierläden sind einiges billiger!
Kontraste
Ich liebe es mit dem öffentlichen Bus die Städte zu erkunden. Doch hier existieren keine Linienpläne und schon gar keine Fahrpläne. Mir ist schleierhaft, wie die Menschen dieses Chaos überblicken. So was können ja nur Genies. Heute hab ich schlicht den Heimweg erst nach fünf Stunden wieder gefunden. Habe mir die Busnummer nicht gemerkt und den Namen des Quartiers auch nicht. Den Pier Salvador schien niemand zu kennen. Zwischendurch bin ich auch mehrmals umgestiegen. Nun bin ich echt froh um meine Brasilianisch Kenntnisse!
….Liege nun recht matt in der Koje und lasse mir die Eindrücke von der Grossstadt nochmals wie einen Film vor dem inneren Augen vorbeiziehen. Krass, die sozialen Unterschiede. Gestern im grossen modernen Einkaufszentrum, heute in den Favelas wo die Mehrheit der Bevölkerung haust. Mich beschäftigen so viele Fragen. Wo sind die fröhlichen Menschen Brasiliens die so ausgelassen festen können und gerne Samba tanzen? Sie sind mir bis jetzt nicht begegnet – oder ich habe sie nicht erblickt.
Junge
Die Krönung des Tages war halt schon, als ich miterleben musste, wie ein Rollstuhlfahrer an einer grossen Bushaltestelle versuchte in einen Bus einzusteigen. Die Busfahrer öffneten wohl die Tür, doch niemand half dem Mann einzusteigen! Schon krass, es lag nicht an der defekten Rampe sondern am unwilligen Busfahrer. Dabei klebt an jeder Frontscheibe prominent das blau-weisse Signet eines Rollstuhls! Auch meine Intervention führte nicht dazu, dass der Mann einsteigen konnte. Dutzende Leute standen einfach untätig rum, was in mir selber vieles auslöste. Ich frage mich was mit diesen Menschen los ist? Was fehlt ihnen? Blöde Frage. Was sollen sie denn schon provitieren von einem durch alle Ebenen korrupten System, das erst vor 30 Jahren von der Militärdiktatur zur Demokratie zurückgekehrt ist, mit eben so vielen verschiedenen Parteien die übrigens von Links nach Rechts ausnahmslos ohne klarem Profil und Zielsetzung politisieren?
FavelaBonfim
Am Sonntag wollten wir uns mit Steffi und Thomy von der Yemanja und Tom von der Cariad in der 10 Seemeilen entfernten Bucht von Itaparica treffen. In der Bahia von Salvador fehlte der angekündigte Wind, so fuhren wir unter Motor los, den Strom der Tide nutzend. Plötzlich, mitten in der Bahia, ertönt ein schrecklich krächzendes Geräusch aus dem Motorraum das uns zusammenfahren liess……
Anja

March 20 2015

Ein Tag auf dem Atlantik

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Wachablösung 08:00
Sehr früh. Augen noch leicht blockiert, die Sonne blendet auch schon arg und steht bereits ungewöhnlich hoch am Himmel. Kleider anziehen lohnt sich nicht, die sind nach wenigen Minuten eh total verschwitzt. Es wird von Tag zu Tag heisser. Das Thermometer zeigt bereits gegen 30 Grad an. Seit vier Tagen haben wir kein Schiff mehr gesichtet.
Kurs: 210 Grad, Speed schlappe 2.9 Knoten. Wir befinden uns in den Kalmen, die zu Columbus Zeiten gefürchtete windfreie Zone, die vielen Galeeren zum Verhängnis wurden, da sie wochenweise nicht mehr weiter kamen.
Georg liegt noch im Tiefschlaf in der Achterkabine und Thomi wird sich auch gleich in seine Koje verkriechen. Er hatte eine anstrengende Wache hinter sich. Fast kein Wind – schlagende Segel, was bedeutete, dass die Segel geborgen werden mussten damit sie nicht kaputt gehen. Wieder Segel setzen, wieder runter nehmen… Robusta schaukelt nun in alle Richtungen hin und her. An Schlaf war nicht zu denken. Ich bin erschöpft und mein Körper ist von den dauernden Schiffsbewegungen gerädert. Dies obwohl ich mich mit diversen Kissen in meiner Koje eingebettet hatte, damit ich nicht hin und her rolle. Meinen Kopf hatte ich versucht in eine Ecke zu platzieren um meinen Nacken etwas entspannen zu können. Meine Finger schmerzen, als wäre ich einige Kilometer an Krücken gelaufen. Muskelkater vom immer irgendwo sich fest halten müssen.
Der Himmel verdunkelt sich, fette schwarze Wolken ziehen auf und ein dumpfes Donnergrollen ist aus der Ferne zu vernehmen. Der erste Squall.
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Was nun? Halsen um dem Unwetter auszuweichen? Segel hoch, mit zweitem Reff oder sogar drittes Reff rein binden? Wie viel Wind ist da zu erwarten? Ich wecke Thomi. Er freut sich nicht besonders darüber. Wir setzten die Segel und binden mal das zweite Reff rein. Gemeinsam entscheiden wir direkt in den Squall zu segeln. Das Schiff ist so schmutzig. Alle Leinen sind total mit Sand von der Sahara und den Cabo Verden rüber wehen eingepudert. Der Windrichtungsanzeiger zeigt schon seit Tagen stur nach Norden weil er vor lauter Dreck völlig verklebt ist. Alle Leinen sind braun und vom Salzwasser total steif. Also ab in die Naturwaschanlage – alle Fenster zu und wir drei schnappen die Shampooflasche und stellen uns an Deck um gleich zu duschen. Wunderbar! Der erste Regen nach Monaten. Frisch kühl und richtig stark, dass es schon fast weh macht auf der Haut. Wir jauchzen vor Freude. Der Wind nimmt um schätzungsweise 15 Knoten zu und wir machen wieder mal richtig Fahrt. Nach einer Viertelstunde ist der Spass vorbei. Null Wind, kein Regen und zirka 2 Meter Welle.
09:00 Funkrunde
„Yemanja Yemanja this is Sailingyacht Robusta“ rufe ich mit Kurzwellenfunk auf Kanal 4112.
Steffi meldet sich und freut sich bald mal wieder alle an Land treffen zu können. Ich geniesse die Quaselrunden. Sailormoon und Cariad können mithören aber nicht mit uns sprechen da sie statt einer Seefunklizenz ein Amateurfunzeugnis haben sind für sie die Seefunkfrequenzen gesperrt. Wir tauschen uns über den geplanten Kurs und unsere Befindlichkeit aus. Bei uns an Bord ist die Stimmung auf dem Tiefstpunkt angelangt. Nur der Georg ist noch fröhlich und singt übermütig seine Seemannslieder. Wechselnde Winde, oder gar kein Wind und Hitze machen uns zu schaffen und zerren an den Nerven. Das Schiff schaukelt nun echt mühsam. Ich habe mir vorgestellt, dass das Meer in den Kalmen ganz flach wie ein schimmernder Spiegel sein wird.
Ein Badestop hebt die Laune wieder an. Eine Person bleibt jeweils an Bord, falls das Schiff mit der Strömung zu weit abtreiben sollte. Ich habe schon einen wunden Arsch vom rumsitzen. Mir fehlt die Bewegung, mal rennen und den Puls auf 180 zu jagen, so dass das Herz wieder mal in jede kleinste Kapilare Blut pumpt und die Lungen vom Schnaufen so richtig aufgeblasen werden, das fehlt mir schon und ich sehne mich auf den ersten ausgedehnten Landgang!
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Wir essen wie jeden Morgen gegen elf gemeinsam ein reichhaltiges Frühstück mit Eiern, Müsli, selbst gebackenem Brot und Joghurt. Bei der wilden Schaukelei allerdings sehr mühsam, da immer wieder mal was vom Tisch zu fallen droht.
12:00 Schichtwechsel: Georg ist für die nächsten vier Stunden eingeteilt
Während der ganzen Überfahrt lernen wir Brasilianisch. Jeder für sich auf seine Weise und später fragen wir einander ab, üben Verben konjugieren und versuchen die ersten Sätze zu bilden. Gegen den späten Nachmittag spielen wir „Kuhhandel“. Ein echt fieses Spiel bei dem du erfährst, wie dreckig der Kapitalismus ist.
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16: 00 Schichtwechsel. Thomi ist bis 2o Uhr dran
Thomi richtet ein Vesper her. In Kürze steht die Äquator Feier an. Auf der ganze Reise feiern wir eh alles mögliche damit es uns nicht langweilig wird. 15 Grad Feier, 10 Grad Feier, 7000 Seemeilen Feier, Vollmond Feier, frisch mit Salzwasser geduscht Feier, WC funktioniert noch immer Feier um nur einige davon zu nennen. Ich bin voll fasziniert bei der Vorstellung, dass wir uns jetzt sozusagen ganz auf der Seite der Erdkugel befinden und unsere Körper mehr und mehr mit dem Kopf nach unten stehen. Vielleicht verschwinden dann meine Augenringe bald. Ich habe für mein Äquator Experiment eine mit Wasser gefüllte Flasche bereit gestellt. Beim Entleeren der Flasche soll sich, sobald der Äquator überquert ist, der Wirbel angeblich von Rechtsdrehend auf Linksdrehend wechseln. Sowas finde ich schon unglaublich interessant, habe dann aber leider den richtigen Zeitpunkt für meinen Versuch verpasst da ich ja nur noch gebannt auf das GPS glotzen musste um DEN Moment nicht zu verpassen!
Nicht mal für das Äquatorfest wollte ein anständiger Fisch anbeissen. Dann gibts halt Köder statt Sushi zum Vesper.
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Heute Morgen sind wir doch der Yemanja begegnet! Schon unglaublich. Nach 15 Tagen und 13 Stunden und 34 Minuten treffen wir uns mitten auf dem riesigen Atlantik!!! Sie queren den Äquator exakt auf die Minute genau eine Stunde vor uns. Wahnsinn.
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16.24.24 Uhr, auf Position 27Grad 54Minuten 33Sekunden West stossen wir mit 32 Grad warmem Bier an. Der Kühlschrank mussten wir schon vor Tagen abstellen. Der Windgenerator liefert kein Strom mehr und die Solaranlagen reichen knapp um die Positionslichter und die Innenbeleuchtung aufrecht zu erhalten. Hier am Äquator ist der Tag und die Nacht sozusagen gleich lang.
18:00 Positionsmeldung per E-Mail
E-Mail können wir mit Paktormodem via Kurzwellenfunk sehr langsam verschicken und empfangen. Tom ärgert sich im Mail, dass sein Mitsegler zwei Kilo heisse Kartoffeln zum abkühlen in den Kühlschrank gestellt hat, mit dem Resultat, dass nun seine Batterien leer sind. Von Sailormoon erfahren wir, dass es Jaqueline noch immer arg mit der Seekarankheit zu kämpfen hat und Mischa schon recht erschöpft ist weil er sozusagen alles alleine machen muss. Sie werden sich morgen entscheiden, ob sie noch weitere 10 Tage bis nach Salvador durchhalten sollen oder nach Jacaré abbiegen werden. Diese Nachricht stimmt mich sehr traurig. Wir sind doch so eine tolle Clique! Wir wollten doch gemeinsam die Bucht von Salvador erkunden. Das wäre wirklich sehr schade. Ich würde die beiden so gerne unterstützen, für sie etwas kochen oder sonst was nettes tun. Nun sind wir aber mitten auf dem Atlantik. Da kannst du nicht so schnell mal rüber laufen und was vorbeibringen.
Heute gibt es das letzte frische Gemüse mit Reis zum Abendessen. Bei dieser Hitze ist es echt fast nicht möglich, dass das Gemüse noch einigermassen frisch bleibt. In Mindelo Cabo Verde kommt das Gemüse von der Nachbarinsel mit der Fähre immer am Donnerstag an. Losgefahren sind wir ja erst am Montag. So war das Gemüse auch schon nicht mehr so frisch. Die Äpfel verwandelten sich innert kürzester Zeit in nach Schnaps riechende Schrumpfkugeln. Das Gemüse das wir in Galizien für die Überfahrt nach Madeira gekauft hatten, hielt sich locker zwei Wochen.
20:00 Wachwechsel: Ich bin wieder bis 23 Uhr im Einsatz
Ich bitte Thomi mir noch zu helfen, die Segel für die Nacht zu reffen. Dann legen sich die beiden Herren in die Koje. Ich räume auf und gehe danach an Deck für einen Kontrollblick. Von einer Sekunde auf die nächste, setzt richtig heftiger Regen mit gegen 30 Knoten Wind ein. Kann gar nicht so schnell alle Luken und Bullaugen schliessen. Bis ich das ganze Regenwasser aufgewischt habe, ist meine Nachtschicht zu ende und ich krieche voll verschwitzt in meine Koje.
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Hey gaaaats noooo???? Hat sich da jemand ein Freitag der 13. Scherz erlaubt??? Oder Systemfehler???
Find ich gar nicht lustig sowas. Auf dem ganzen Atlantik 100 Knoten Wind!
Nachtschicht 23:00 bis 02:00
Georg kommt auf die glorreiche Idee, mitten in der Nacht, jetzt wo wir alle Fenster zulassen müssen, in dieser Hitze auch noch ein leckeres Brot zu backen. Da rappelt’s aber schon ein wenig in der Stahlkiste… So gemein, sorry Georg, vielen Dank für all die leckeren Brote die du kreiert hast!
Hundewache 02:00 bis 05:00
Die Crew schläft in den Kojen, der Wachhabende pennt im Cockpit.
Woher kommt denn der Ausdruck Hundewache? Auch Google weiss nicht viel darüber zu berichten. Der Wecker wird für einen Kontrollblick über den Horizont auf alle 25 Minuten gestellt. Da ist eh niemand auf diesem riesigen Atlantik, nur die Cariad und die Yemanja könnten in der Nähe sein.
Frühschicht 05:00 bis 08:00
Dies ist Thomis liebste Schicht. Den Sonnenaufgang mit einer Tasse heissem Kaffee zu geniessen, dabei in der Ferne die Wolkenbilder zu beobachten und die Gedanken schweifen zu lassen und wirklich die Ruhe und das Alleinsein zu geniessen.
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So, der eine Tag ist nun rum. Irgendwie sind im Nachhinein die 23 Tage recht rassig vorbeigegangen. Ich wollte noch so viel machen. Viel mehr Bücher lesen und weitere Sternbilder kennen lernen. Das war ja schon Phantastisch. All die Sterne ohne jegliche Lichtverschmutzung bewundern, da waren auf einmal so viele tausende Millionen davon. In der Nacht, das Himmelszelt zu bewundern und die im Mond glitzernden Wellen zu beobachten und wenn ich mir dann dazu noch vorstelle wie gross die Entfernungen bis zu den nächsten Kontinenten sind, fühle ich mich wirklich richtig frei.
Wie ist denn die Mini Atlantik Rally ausgegangen? Wer war wohl zuerst in Salvador?
Die Yemanja ist einen Tag vor uns angekommen. Die Cariad überholte uns doch noch frech in der Bahia von Salvador wenige Meilen vor dem Ziel und Tom nahm unsere Leinen bereits frisch geduscht am Steg der Marina entgegen. Sailormoon ist nach Jacaré abgebogen. Der Amwindkurs nach den Kalmen bis nach Salvador hätte die Seekrankheit noch verschlimmert. Jaqueline und Mischa geht es wieder gut, aber wir vermissen sie!!!
Wir treffen uns in der Südsee, versprochen :-)) !!!

March 1 2015

6. Tag auf See

Schon der sechste Tag auf See. Wenig Wind, fahren Kurs Sued bei 4-5 Kt Fahrt. Wenig Wellen milchige Sonne, Wuestensand in der Luft. Alles ist staubig, die Segel sind braun, die Fallen und Schoten mit einer Schicht Sand bedeckt. Im Wasser befinden sich viele Algen, ganze Teppiche voller Salate. Alle Pflanzen aus dem meer sind essbar. Ungewoehnlich. Die Temperaturen werden dafuer immer angenehmer, wir haben mittlerweile 27 Grad im Boot, auch nachts. Was natuerlich die Energielage schwierig macht, der Kuehlschrank arbeitet mehr, die Sonne scheint nicht so wie sie soll und der Kurs ist nicht ideal, da sie Segel die Solarpanels beschattet. Aber sonst alles gut an Bord wir warten auf den Aequator, es sind noch 450 sm bis dahin.

February 27 2015

Brasilien wir kommen !

Starten wollten wir am Montag um 11 Uhr, da dann die Tide fuer uns war und ebenfalls unsere drei anderen Segelschiffe starteten. Doch Wasser und Diesel holen war dann doch eine Kap Verdische Angelegenheit, Siesta beim Wasser holen und kein Diesel haben die Abfahrt verzoegert auf ca. vier Uhr. Dann ging es los – endlich ! – Richtung Brasilien ! Schwierig an der Ueberfahrt sind die Windverhaeltnisse, d.h. die Kalmen – Rossbreiten, ein Band mit wenig bis gar kein Wind. Im Osten ist sie breiter, im Westen schmaeler, doch da muessen wir wohl oder uebel durch… So fuhren wir zuerst Kurs Sued bis gestern Donnerstag, heute westwaerts bis der Wind wieder oestlicher dreht. Danach erneut Kurs Sued. Schwierig wirds, wenig Wind schon jetzt. Es sind aber noch 600 Meilen bis zu den Kalmen. Dafuer wird es taeglich waermer und wir koennen endlich mal wieder die Shorts tragen und frieren in der Nacht nicht mehr. Es soll noch heisser werden, fahren wir doch in tropische Bereiche. Uns geht es super an Bord, schon das zweite Brot gebacken, wir vertreiben uns die Zeit vor allem mit schlafen und spielen, fischen funktioniert noch nicht, da zu viele Algen herumschwimmen, die sich im Koeder verfangen. Die anderen drei Schiffe sind um uns herum, haben taeglich zwei Mal eine tolle Funkrunde und tauschen unsere Positionen aus. Das ist richtig spannend, wie jeder sein Kurs findet. Wir sind nicht gerade die schnellsten, doch ist es mit unserem Schiff auch nicht so einfach, Standardbesegelung und viel Gewicht. Ist nicht so toll bei wenig Wind. Unsere Position findet man rechts unter “Position”. Ich versuche taeglich eine neue zu senden.

February 23 2015

Mini Atlantic Rally START

Start heisst auch Abschied nehmen


Wir verbringen einen wunder schönen, ausgelassenen Abend zusammen und feiern den Abschied von Cabo Verde und Ilse und Milan mit einem super genialen leckeren Essen. Es war super toll!  Danke ihr Beiden.
A te logo!
Jetzt aber der Bericht der MAR, Mini Atlantik Rally. Zumindest mal vom Start und einige Informationen zur Routenplanung und dem Wetter.
Startschuss 11 Uhr 04
Startnummer 1: YEMANJA
Startnummer 2: CARIAD
Startnummer 3: SAILOR MOON
Startnummer 4: ROBUSTA
 
Nach einer schlaflosen Nacht, kriechen wir um acht Uhr aus unseren Kojen. Alle etwas angeschlagen; unserem Mitsegler Georg tropft die Nase, Thomi und ich sind von einem üblen Husten geplagt. Thomi war gestern noch beim Arzt in der Privatklinik von Mindelo. Ich wollte da nicht hin. Ich ging zum Spital wo sich die Locals behandeln lassen, aus Interesse wie es um die Gesundheitsversorgung für das Volk steht. Der Eingang war schwer zu finden. Das Gebäude erinnerte überhaupt nicht an einen Spital wie ich es aus der Heimat kenne. Alles recht herunter gekommen. Hier an dieser Stelle wird mir einmal mehr bewusst, wie arm dieses Land ist. Ich werde zum Notfall verwiesen. Ja aber so schlimm steht es nicht um mich. Im Vorraum befinden sich mehrere leidend drein blickende Personen auf schäbigen Plastikstühlen sitzend. An den Wänden bröckelt der Verputz. Nun wende ich mich an den Herrn hinter dem klapprigen Tresen. Etwas irritiert nimmt er meine Personalien entgegen. Warum ich nicht in die Privatklinik gehe, will er wissen. Dass ich eine Touristin bin ist nicht schwer zu erkennen; Weiss und spricht fast kein Creol. Immer wieder mal geht eine Türe auf und jemand im weissem Kittel streckt den Kopf raus um dann wieder zu verschwinden. Als nach drei Stunden noch immer niemand dran gekommen ist und jetzt auch noch ein Mann mit einer in ein blutdruchtränktem Tuch gewickelte Hand eintritt, finde ich den Husten nicht mehr so wichtig.
Habe mir stattdessen in der Spital Apotheke Hustensirup geholt. Auf dem Schiff angekommen, sehe ich, dass es irgend ein Antiallergika ist. Super. Keine Zeit mehr für einen Umtausch. Zu viel Stress für die Vorbereitungen zur Atlantikpassage. Drei Wochen werden wir auch ohne Hustensirup überleben. Sobald wir hier weg sind, aus der staubigen Landschaft, die schöne frische Ozeanbrise einatmen können, werden wir eh wieder automatisch gesund. Dass der Wüstensand uns noch bis fast zum Äquator begleiten wird, konnten wir nicht ahnen.
Georg und Thomi zerren das Dinghi aus dem Wasser. Wir lagen ja die ganze Zeit im Ankerfeld direkt hinter der Marina. Der ganze Unterboden ist schlickig braun – grün, stinkt höllisch und muss vor dem Verpacken gereinigt werden.
Die Nervosität steigt.
Unter Deck sieht es auch noch nicht perfekt aus. Pfannen, Töpfe, Flaschen und alles was bei Seegang sonst noch rum klappern könnte, muss verstaut und gepolstert werden. Eierkartons (ohne Kakerlaken Eier) und die Haferflockenpakete eignen sich bestens dafür.
Georg führe ich in all die sicherheitsrelevanten Angelegenheiten ein: Schwimmweste, Lifeline, Seeventile, Feuerlöscher, Rettungsgeräte, Seenotraketen, Wantenschneider im Falle eines Mastbruches, Notwerkzeuge und natürlich die Grab Bag. Falls die Robusta absaufen sollte und wir in die Rettungsinsel umsteigen müssten, soll dieser wasserdicht verschliessbare Seesack unbedingt mit. Inhalt: EPIRB (Sender um über Satellit ein Notzeichen abzusetzen, der regelmässig automatisch unsere Position sendet), UKW Handfunkgerät, Hand GPS (wozu eigentlich? Jedenfalls nicht mehr zum navigieren, aber um in etwa abzuschätzen wie lange die Reise bis ans nächste Ufer noch dauern soll) Pässe, Schiffspapiere, Angelutensilien, Medikamente gegen Seekrankheit, Notapotheke und eine Flasche Rum. Georg packt sein für ihn sehr wertvolles Wanderbuch mit in die Grab Bag. Er ist ein Zimmerer aus Deutschland der auf Wanderschaft ist und uns über den Atlantik nach Brasilien begleitet.
Milan vom TO braust mit seinem Dinghi mit Olaf und Rolli heran, um den Start zu fotografieren. Erschrocken blicken wir auf die Uhr! Gleich elf, wie ist denn das möglich??? Wir müssen noch Wasser und Diesel tanken!
Die Yemanja legt auch schon von der Marina Tankstelle ab. Nun kommt aber wirklich Stress auf: da driftet die Sailermoon frech unter Segel mitten durchs Ankerfeld!?
Jaqueline brüllt uns zu, dass ihr Motor kaputt sei. Welch ein dramatischer Start. Sie schmeissen den Anker. Milan saust gleich zu ihnen rüber. Dieselmotor muss entlüftet werden. Mit dem Impeller scheint auch etwas nicht in Ordnung zu sein erfahren wir später.
Endlich können unsere beiden Anker gelichtet werden. Die Leine des zweiten Ankers ist auch grauslig schmierig und stinkt und hat sich mehrfach um die Ankerkette gedreht. Wie so was möglich ist, können wir uns nicht erklären. Wind immer aus der selben Richtung, keine nennenswerten Tiden. Nun aber los, nur noch Diesel und Wasser tanken das wir beim Fischereihafen holen wollen, weil angeblich von besserer Qualität. Da liegen aber zwei Fischkutter. Die Fischer deuten uns an längsseits anzulegen. Aber wie bitte? Am Kutter ist noch ein kleines Holzboot fest gebunden. Thomi gleitet, für meinen Geschmack recht rasant, auf den Kutter zu. So etwa in der Manier
„14 Tonnen Stahl gegen paar Kilo Holz“.
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Nun geraten die Fischer doch noch in Bewegung und zerren das kleine Boot in letzter Sekunde weg. Beim Manöver streifen die neu geschweissten Reelingstützen den Bug des grösseren Fischkutters.
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Milan schützt gekonnt unsere Windsteueranlage und den ganzen Klimbim am Geräteträger indem er mit seinem Schlauchboot Robustas Heck vom grossen Fischkutter weg drückt. Super, Danke Milan!
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Der Mann mit dem Schlüssel für das Wasser ist nicht da. Diesel können wir erst ab vier Uhr wieder tanken.
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Für uns bedeutet das eine gemütliche Kaffeepause mit Milan, Olaf und Dieter. Gegen drei kommt die Meldung, dass wir nun Wasser tanken können. Mist, der Schlauch ist aber zu kurz. Wir stopfen einen unserer Schläuche in ihren und das eiskalte Wasser sprudelt ohne einen Tropfen Verlust in unsere Tanks.
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Der Schlauch für den Diesel lässt sich allerdings nicht so einfach verlängern! Wollen ja keine Umweltkatastrophe riskieren. Müssen also doch in der Marina tanken. Dort ist die Tankstelle jedoch ausser Betrieb. Kaputt.
Über den Atlantik und durch die Kalmen mit noch ca. 200 Liter Diesel im Tank sollte im Notfall reichen. Blödsinn, im Notfall reicht auch ein voller Tank nicht.
14:07:33 local Time, gleitet Robusta nun endlich mit einer moderaten Verspätung doch noch über die Startlinie!
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Wau, jetzt geht es los!
Etwa drei Wochen auf knapp 40 Quadratmeter eingepfercht. Keine Ahnung wie das sein wird. Was meint denn der Tierschutz dazu? Wie viel Bewegungsraum braucht denn zum Beispiel ein Schwein? Oder eine Kuh? Ja was werden wir denn den ganzen lieben langen Tag tun? Lesen bis die Augen aus dem Kopf rollen? Diskutieren? Auf’s blaue Meer gucken und die Wellen beobachten? Segel trimmen, essen, schlafen, sitzen. Raus schauen um schon wieder Blau anzuschauen? Kompass gucken? Tönt wirklich voll spannend. Solche Gedanken mischen sich immer wieder unter die Vorfreude der Vision endlich Brasilien entdecken zu können.
Auch ein wenig Unbehagen und Angst sind mit dabei. Was wenn etwas kaputt geht? Wenn mein Auto den Geist aufgegeben hat, konnte ich der Pannenhilfe anrufen. Muss auch immer wieder mal an die Yacht denken, die letzte Woche mit selbst gebasteltem Notrigg in Mindelo einlief, weil ihr Mast gebrochen war. Oder an Hubert, einem Einhandsegler bei dem der Baum bei einer Patenthalse 900 Seemeilen vor der Karibik gebrochen ist. Freunden, mit denen wir in Salvador abgemacht haben, ist das Vorstag gebrochen und der Motor hat zu allem Elend auch noch einen grossen Schaden erlitten.
 
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Was macht es aus, dass ich doch mit segle?
Die Vorstellung ganz weit weg von der Küste zu sein, fast alleine, nur auf uns gestellt, Natur pur, Meerestiere beobachten, mit der Energie des Windes von einem Kontinent zum nächsten zu gelangen und zu spüren wie gross die Distanzen sind die sonst so locker mit dem Flugzeug zurückgelegt werden, romanisch zu Zweit in einen Sternenhimmel zu blicken ohne jegliche Lichtverschmutzung lösen in mir unbeschreiblich positive Gefühle aus die sich durch jede Zelle meines Körpers ergiessen!
Anja

Unser Plan:

Atlantiküberquerung von Mindelo, Cabo Verde nach Salvador Bahia, Brasilien, Start 23. Februar 2015. Mit Robusta, unserem schwerem Stahlschiff, mit lediglich Standard Besegelung: Klüver, Arbeitsfock an Selbstwendevorrichtung und Grosssegel. Ziel war, ohne Diesel diese Strecke zu bewältigen. Wir wollen zusammen mit unseren Freunden auf den Segelyachten Cariad, Sailor Moon und Yemanja starten, zusammen zu viert diese Strecke segeln.

Wetterplanung:

Das Wetter spielte lange ziemlich verrückt rund um Cabo Verde. Viel Wind, wir hörten von Segler, die sich südlich von Cabo Verde in 45 Knoten Wind (9 Bf) und 6 m Welle befinden. In Mindelo selbst war es relativ ruhig, doch auch hier waren Böen bis 50 Knoten gemessen. So mussten wir warten, bis sich alles beruhigt hatte und dieser Zeitpunkt war eben am 23. Februar. Passte natürlich ganz gut, der Karneval in Mindelo machte das Warten angenehm. Wo sollen die Kalmen überquert werden? Diese Frage stellte sich bei allen. Zwei Parameter spielen dabei eine Rolle: Wird der Äquator zu weit östlich gequert, sind die Kalmen sehr breit, je östlicher um so breiter so die Faustregel. Liegt der Kurs zu weit westlich, so muss nach den Kalmen gegen den Südostpassat zu hart an den Wind oder gar nach Süden gekreuzt werden, da der Südostpassat immer mehr südlich dreht, je mehr westlich die Position ist. Literatur dazu: Jimmy Cornell, Segelrouten der Welt / Atlatik Crossing Kalender. Die letzten Prognosen an Land versprachen 10-15 kt Wind bis zu den Kalmen. Wir konnten ja jeden Tag frische Wetterdaten laden, insofern war das sehr hilfreich. Wir holten uns täglich unsere GRIB Files, weitere Wetterberichte haben wir nicht verwendet, es gibt auf der Route ja kein wirkliches Wetter mit Hochs und Tiefs, jedenfalls nicht in dieser Jahreszeit, abgesehen von den Squalls bei den Kalmen, die lassen sich auf den Wetterberichten eh nicht genau erkennen. Wir wussten, diese wird es geben und diese werden wir aushalten müssen.
Das erlebte Wetter kann ich in drei Teilen einfach beschreiben:

Der Erste Teil, Tag 1 bis Tag 9


vor den Kalmen, das heisst von Mindelo bis in etwa zum Äquator, war geprägt von 10-20 Knoten Wind, viel Wüstensand in der Luft, welcher das gesamte Schiff und unsere Lungen wiederum mit feinstem Sand bestäubte, die Temperaturen stiegen von Tag zu Tag, die Mittagssonne stand täglich höher und glühte entsprechend. Die tägliche Veränderung des Sonnen- und Mondstandes hatten mich am meisten beeindruckt. Der Nord-Nord-Ost Wind zwang uns leider zu halsen um für zwei Tage nach Westen zu halten, ca. 240°, da wir den Wunschkurs von 190° nicht halten konnten.

Zweiter Teil die Kalmen, Tag 10 bis Tag 15


Der Wind verschwand und zurück blieb die Robusta im Schwell des Meeres, mit hängenden Segeln in gleissender Sonne. Es herrschte nicht die totale Flaute, viel mehr hatten wir ca. 5 Knoten Wind, konnten 2-3 Knoten Fahrt machen, jedoch nicht mehr auf raumigem Kurs, da sonst die Segel zu stark umher schlugen. Der erste Squall, ein Gewitter mit Schauerböen erlöste uns von der Hitze, dem Sand und dem vielen Dreck, der das Schiff seid Cabo Verde umhüllte, den Windanzeiger verklebte und die Solarpanelen unproduktiv machten. Endlich Wasser von oben! Es folgten in den nächsten Tagen weitere Squalls, ca. 1-2 in 24 Stunden, diese sind jedoch weit weniger schlimm als befürchtet. Lässt sich mit einem Wärmegewitter in der Schweiz vergleichen, also keine heftigen Kaltfrontgewitter wie wir sie sonst kennen. Ankündigung der Kalmen im Wetterbericht sieht dann so aus:

INTERTROPICAL CONVERGENCE ZONE (ITCZ) 04N020W, 01N030W,
02S040W AND 02S050W WITH 3/4 DEGREES WIDE.

Wir markierten auf der Seekarte die vier angegebene Positionen und verbanden diese. Schon zeigten sich die Kalmen und so kann die Veränderung auf der Karte täglich erkannt werden. Wir hatten Glück, dass sie sich nördlich verschoben und somit über uns hinweg zogen. Schlussendlich befanden wir etwa fünf Tage in den Kalmen, bevor der Süd-Ost Passat einsetzte. Eindrücklich war das Wetterleuchten und die Blitze der Gewitter in der Nacht.

Dritter Teil: Süd-Ost Passat, Tag 16 bis Tag 23.


Als wir nach einem weiteren Squall auf unseren raumigen Kurs von 260° erreichten, dachten wir noch nichts dabei, für mich war es einen Winddreher nach dem Squall. Doch nach einigen Stunden fragte ich mich warum der Wind nicht zurück drehen wollte, bis mir klar wurde, dass es der neue Wind war! Der Süd-Ost-Passat! Endlich. Segel dicht nehmen, neuer Kurs: Am Wind. Ab nun heisst es: Hart am Wind. Ein neues Fahrgefühl nach langer Zeit.  Doch bereits nach zwei Tagen fierten wir die Segel, so dass ein herrliches Halbwindsegeln erlebt werden konnte. Weitere Tage später nahm der Wind mehr und mehr ab und drehte nördlich, so dass wir raumig kaum mehr vorwärts kamen, die letzten paar Tage waren sehr anstrengend mit flappenden Segeln und achterlichen Winden. Die letzten 100 Meilen fuhren wir nur mit dem Grosssegel, mit 3 Knoten Richtung Salvador. Sehr ungewöhnlich für diese Windregion, denn normalerweise wird hart am Wind gefahren bis Salvador. Wir konnten bis zum Terminal Nautico segeln, dies vor der imposanten Skyline von Salvador. Das war ein Erlebnis. Ansonsten empfand ich diese Etappe mit leichten raumigen Winden, schleppend vorankommend am anstrengensten.
Thomi

February 22 2015

Vorbereitungen für den Atlantik und die MAR

“FEINE LEUTE HALTEN ORDNUNG

DAS GENIE ÜBERBLICKT DAS CHAOS”

 
Wir wühlen den ganzen Inhalt der Backskisten und Schaps raus um alles etwas sinnvoller zu ordnen, damit der riesige Einkauf verstaut werden kann. Der Sand von Sal hat seinen Weg auch überall hin gefunden und muss wieder weg. Unglaublich. Unsere warmen Klamotten werden in luftdichte Vakuumbeutel verpackt.
Jetzt geht’s schliesslich ab in die Tropen! Brasilien. Barfusswetter ist angesagt. Ja und ich freue mich auf den Regen. Richtig heftiger Regen! Alles grün, üppig wuchernde Pflanzen! Kein Staub mehr in der Luft.
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Doch rührt es mich auch von  Cabo verde Abschied zu nehmen. Von dem Land das eine bewegte Geschichte hinter sich hat. Während vier Jahrhunderten galten die Inseln als Drehscheibe des Sklavenhandels, Hungersnöte durch fehlenden Regen um nur zwei Fakten zu nennen. Wir werden viel an die Menschen denken, die hier unter schwierigsten Bedingungen Landwirtschaft betreiben – letztes Jahr ist der Regen wieder mal ganz ausgeblieben.
Es gibt noch so viel zu tun: Schleifen, grundieren, malen, Winschen entsanden und schmieren und Cockpit streichen. An der Windsteueranlage muss das Hauptruder justiert werden, der Fockbaum und das Focksegel liegen auch noch am Heck damit die Farbe ungestört trocknen konnte. Das Grosssegel bekommt noch neue Reffbendsel. Endlich hat es mit der Anschaffung der Ankerkette geklappt. Wir stopfen sie mal vorerst in die Bilge bis wir die neue Nuss, die wir nach Brasilien liefern lassen besitzen.
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Die grösste Herausforderung finde ich schon die Verproviantierung. Esswaren für drei Wochen für drei Personen einkaufen. Frisches Gemüse, was hält sich am längsten? Wasser, Bier und so weiter… Die Einkaufsliste ist riesig! Vier A3 Seiten. Sie soll in Zukunft als Stauübersicht und als Einkaufsliste dienen. Ich habe alles fein säuberlich in den PC getippt 🙂

“feine Leute halten eben Ordnung”

Ich habe bis jetzt immer so „Handgelenk mal Pi“ eingekauft. Ich kann nicht sagen ich brauche drei Kilo Kartoffeln, vier Kilo Früchte. Ich muss die Menge vor mir  sehen und dann kann ich mir ungefähr vorstellen was während der Atlantiküberfahrt so alles in meinen Magen passen wird. Hat bis jetzt immer ganz gut geklappt. Glück gehabt werden sich die einen nun denken. Aber so bin ich halt und der Thomi zum Glück grad auch!

„Das Genie überblickt das Chaos“

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Gemüse einkochen und am Rumpf will ich noch die Muscheln und das Grünzeug abschaben. Die vermehren sich sonst wie blöd im warmen Wasser und können richtig gross werden und bremsen somit die Fahrt. Das ist nicht gut für die Challange MAR
Ja und genau mitten im Stress, grrr….
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Tranquillo não stress!
Nun noch herzlichen Dank an Ilsevania und Milan vom TO Stützpunkt Mindelo!
Ihr seid ganz tolle Menschen und wir haben vor allem die TO Treffen und den Ausflug wahnsinnig genossen. Wir durften viel über dieses sich so rasant entwickelnde Land von euch beiden erfahren.
Die ganzen Tipps und Hilfe für unsere Reise sind von unschätzbarem Wert!
Merci vilmol


Endlich geschafft, am Montag solls los gehen. Der Passatwind hat sich etwas beruhigt.
Der Startschuss der  MAR  – Mini Atlantic Ralley erfolgt am Montag um 11 Uhr 04 mit dem auslaufendem Hochwasser!
-Fehlstart wird mit einem Nachtessen in Salvador belohnt ;-).
Teilnehmende:
Startnummer 1:
Steffi und Tommi von der YEMANJA, im Training von den Kanaren nach Cabo Verde sehr gut abgeschnitten, die Manöver könnten noch etwas schneidiger ablaufen.
Startnummer 2:
Tom von der CARIAD mit Vorschoter Joris.  Im Notfall kann Joris mit dem Kochlöffel etwas mitrudern.
Startnummer 3:
Jaqueline und Mischa  von der SAILOR MOON ein gut eingespieltes Team, wenn sie nur etwas mehr die Segel trimmen würden, sonst wird das nix mit dem Pokal!
Startnummer 4:
Skipper Thomi und Anja von der ROBUSTA mit Georg der vorher auf der Alexander von Humboldt mitgesegelt ist. Hoffentlich bekommt er auf der Robusta keine klaustrophobischen Anfälle.
Cool dass wir euch alle kennen gelernt haben!

February 19 2015

Carnaval Mindelo Cabo verde

Hier nun der lang ersehnte Carnaval – geniesse einfach die Impressionen.


Die Kostüme kosten die Besitzerinnen ein Vermögen. Bis zu 1000 Euro kostet eines der Prachtstücke. Bei einem Einkommen von druchschnittlich 200 Euro pro Monat, ist das eine ganze Menge Geld!
Die die es nicht besitzen, lassen sich sonst was einfallen um auch dabei sein zu können.

 
Dieser Mann trauert um die 18 Menschen die beim Fährunglück vor Fogo ertrunken sind.
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Die total überladene Fähre ist in der Nähe der Küste gekentert. Nur vier Personen konnten lebend aus dem Meer geborgen werden. Mit der Fähre gingen auch 26 Tonnen Lebensmittel für die Schulen verloren!

February 6 2015

Reparaturen / Ersatzteilbeschaffung in Mindelo

 
IMG_7079Seit ein paar Tagen liegen wir in Mindelo (Sao Vicente) neben der Marina vor Anker. Direkt neben einem der mehreren Fracks, die hier in der Bucht knapp unter der Wasseroberfläche vor sich her rosten und nur bei  Ebbe teilweise zu sehen sind. In die Marina wollten wir nicht. Die Preise für die Liegeplätze erachten wir als reinste Abzocke. Das Personal ist total unfreundlich und nicht hilfsbereit. Mails, wegen Anfragen von Ersatzteilen, werden nur teilweise  oder gar nicht beantwortet.
Selbst für das Dinghi parken verlangen sie fünf Euro pro Tag. Duschen dürfen wir  nicht – auch nicht gegen Bezahlung. Na ja, als einzige existierende Marina in den Cabo Verde Inseln, kann man sich das offensichtlich erlauben. Wir erkundigen uns nach einem Schweisser der unsere Relingstütze reparieren kann. Geht nur über die Marina und es werden deutsche Stundenlöhne von 60 Euro verrechnet!! Bedenke man doch, dass ein angestellter Handwerker hier einen Tageslohn von sieben bis acht Euro erhält…
IMG_7066Am Dienstag Abend  findet ein Treffen des  Trans Ocean Club im Fishingclub Mindelo statt. Wir freuen uns neue Leute und die Stützpunktleiter Ilse und Milan kennen zu lernen. Super, auch Jaqueline und Mischa von der Sailor Moon, die wir  mal kurz in Galizien getroffen haben sind auch da. Das war ein toller lustiger  Abend mit  einem leckeren Essen und viel Erfahrungsaustausch!
Wir fragen Milan, wo wir eine neue Ankerkette und die entsprechende  Nuss dazu bekommen können. Auch einen Schweisser kann er uns  organisieren. Super. Nun fehlt nur noch die Bewilligung der  Hafenbehörde, dass wir im Porto Grande anlegen dürfen. Am Freitag verholen wir die Robusta dort hin IMG_7081und liegen im Päckchen mit fünf Fischkuttern. Nur einer von ihnen läuft jede Nacht aus. Alle anderen warten auf die Verlängerung der Lizenz und hocken im Hafen herum, verrät mir ein Fischer frustriert. Er lädt mich auf seinen Fischkutter ein und führt mich herum. Zum Glück war ich gerade erkältet und hatte eine verstopfte Nase. Aber die Besichtigung war schon eindrücklich! Der Mann, dessen Namen ich mir nicht merken konnte, hat auch einige Jahre in Portugal gearbeitet. Aber er hatte irgend wann Heimweh bekommen und auch in Portugal gab es mit der Krise in Europa keine Jobs mehr für ihn.
Nun legt ein kleineres Fischerboot neben uns an. Der gute Mann will uns Krabben verkaufen. So orange runde Dinger mit langen Beinen dran. In der Tüte die er bringt, sind fünf Stück drin. Ich frage nach dem Preis. Er streckt zwei Finger in die Luft. Also krame ich zweihundert Escudos (zwei Euro) aus meiner Hosentasche. Er will aber 2000! Ich schätze den Inhalt auf anderthalb Kilo und stelle die Tüte wieder zurück in sein Boot. Die Tüte wandert IMG_7138noch etwa 15 mal von Robusta zum Fischerboot hin und her, bis wir uns auf einen Preis von 400 Escudos einigen. Nur zwei Minuten  müssen sie gekocht werden. Also bereitet Thomi einen schönen Tomatensalat, Reis und die Krabben zu. Nun liegen die Tiere auf dem Teller vor uns und wir Anfänger wissen nicht, wie wir an ihr Fleisch gelangen. Nach drei Minuten werde ich ungeduldig und hole aus der Werkzeugkiste eine Rohrzange um den Panzer der Krabben zu knacken. Ich esse ein Bein und dann reicht es mir. Grauslig. Nicht mein Geschmack. Thomi verspeist alle alleine. Ist wirklich fast nix dran. Zum Glück habe ich nicht 2000 Escudos hingeblättert!
Am Samstag kommt am frühen Morgen der Schweisser. Er schaut sich mit uns die Arbeit an die zu erledigen ist. Eine Relingstütze muss wieder angeschweisst werden und am Süll soll er gerade noch einen Meter rostiges Rohr raus flexen und ersetzen. Eine Stunde später kommt ein zweiter Typ angelaufen. Er müsse mit uns die Arbeit besprechen. Thomi schickt ihn wieder weg. Nun kommt Jimmy der Boss. Wir wollen nun wissen, wer die Arbeit ausführen wird. Der erste Herr soll es sein. Der andere Mann arbeite nicht zuverlässig. Am Nachmittag soll es los gehen. Vor Feierabend knöpft der Arbeiter dem Thomi 4000 Escudos ab, um angeblich das Material besorgen zu können. Ich beherrsche mich und rege mich nur leicht auf.
Am Montag  schaut Jimmy wieder vorbei und bringt das Material vorbei. Wo denn sein Arbeiter sei? Bis jetzt ist er noch nicht erschienen. Er versucht ihn mit dem Handy anzurufen. Keiner meldet sich. Nun gesteht Thomi, dass er ihm bereits Geld für das Material gegeben hätte… Jimmy regt sich sichtlich auf. Ja dann können wir es vergessen, dass er die nächsten Tage wieder auftaucht!IMG_6986
Gestern war nämlich wieder Mandinga und ganz Mindelo war ausgelassen am tanzen und feiern!
Wenig später taucht ein Herr mit einem Topf Farbe auf. Er müsse bei uns malen. Ich erkläre ihm, dass es erstens noch nichts zu malen gibt und wir das selber machen werden. Am nächsten Abend steht er wieder da. Diesmal schickt ihn Thomi wieder weg.
IMG_7077Am Dienstag kommt Schweisser Nummer drei zusammen mit Jimmy. Er werde nun die Arbeit fertig stellen, was er auch sehr zufriedenstellend gemacht hat. Schade hat erste Mann, der nicht mehr  erschienen ist, den Boden nicht mit einer Brandschutzdecke abgedeckt.  Nun ist alles mit kleinen schwarzen  Brandflecken verziert.
Wir bezahlen 150 Euro und die 4000 Escudos sind wohl im “Grogue”  dem Zuckerrochrschnaps verdampft!
Abschliessend erblicke ich, dass der Herr mit der Farbdose sich doch noch  an  uns vorbei schleichen konnte und voller Elan am streichen ist!!!
Nun kehren wir zurück in die Ankerbucht. Robusta ist total verdreckt. Um für das Schweissgerät Strom zu kriegen, musste der Fischkutter neben uns seine Maschine starten. Eine Wolke mit feinsten Russpartikel verteilte sich auf der ganzen Yacht. Leider waren auch noch die Luken offen und die kleinen schmierigen schwarzen Kügelchen fanden sogar den Weg in unsere Betten. Thomi war den ganzen Tag damit beschäftigt, das Deck zu reinigen damit wir streichen können.
IMG_7152 (1280x960)Hier das Resultat:
Da liegt er nun völlig überarbeitet mit einem entzündetem Handgelenk. Unter dem Verband hat er einen Kochlöffel als Gelenkstütze eingebaut.
Morgen bin ich dran mit Muscheln vom Bootsrumpf  kratzen. Danach kann er mir gleich den selben coolen  Verband anlegen! Nach dem Carnaval sollten wir dann  soweit vorbereitet sein, dass wir  die Passage über den  Atlantik nach Brasilien  in Angriff nehmen können.
 
Anja

January 31 2015

Mandinga

  Was ist denn hier los??? 
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Wir freuten uns so sehr auf die schönen Sambatänzerinnen! Der Carnaval von Mindelo soll genau so toll sein wie der von Rio de Janeiro!
Vier Wochen vor dem eigentlichen Carnaval toben die Mandingues jeden Sonntag völlig abgefahren in Trance durch die Gassen.
Achtung: Alle sind, obwohl sie ja bereits sozusagen schwarz sind, auch noch schwarz angemalt! Wer ihnen zu nahe kommt, hat Pech gehabt!
Anja