February 4 2016

Dem Teufel das Horn abgesegelt

Thomi war schon bei der Armada um die „Zarpe“ (Bewilligung für das Auslaufen) für die Kap Hoorn Umsegelung einzuholen. Ich besorge noch ein paar frische Gemüse in Puerto Williams, was nicht ganz einfach ist. Das Versorgungsschiff kommt jeweils am Samstag von Punta Arenas. Am Montag sind die schönsten Gemüse bereits schon wieder ausverkauft.
Wie wird eigentlich der Adrenalinspiegel gemessen? Er steht jedenfalls noch so hoch, dass es uns sogar tot müde, selbst um vier Uhr in der Früh schwer fällt, in der warmen Koje einzuschlafen. Warm eingehüllt, in vier Lagen Decken, mit Kuhnagel an den Händen und kalten Füssen, läuft mir der ganze, wohl eindrücklichste Teil unserer Reise, nochmals durch den Kopf:


Vier Yachten verlassen bei etwa 10 Knoten Wind, bei optimalem Wetterfenster, wie es die erfahrenen lokalen Skipper uns bestätigen, den Hafen von Puerto Williams. Nächstes Ziel ist Puerto Tores. Wir Deppen setzen das Grosssegel in voller Grösse, das Fock und den kleinen Klüver. Doch schon bald müssen wir erfahren, wie die Fallwinde der Berge die Robusta unsanft treffen können.
Reffen bei gegen 35 Knoten Fallböen. Über VHF Funk melde ich den uns folgenden Yachten die Windkonditionen.

In Puerto Tores, dem südlichsten Kaff der Welt, leben 22 Menschen, davon sechs Kinder, vier Frauen, ein Armada Soldat und sechs Polizisten, erzählt mir der Polizeiunteroffizier. Wau, hier muss ja die Kriminalitätsrate riesig sein! Er lacht,  seine Aufgaben seien eher Sozialarbeit statt Verbrecher zu ahnden. Die Armada ist für das Meer, die Fischer und die Segler zuständig und die Polizei schaut an Land, dass die Bevölkerung mit allen möglichen für das Leben nötigen Güter versorgt werden. In den Städten sei das natürlich anders. Seine Familie lebe nicht hier. Er selber kommt vom Norden Chiles. Alle drei Monate reist er für 20 Tage nach Hause zu seiner Frau und seinen zwei Töchtern. Mit 50 werde er pensioniert. Er liebe die Abgeschiedenheit und die kleine Kommune in welcher der soziale Zusammenhalt sehr eng ist. Täglich mache er seine Besuche bei allen, trinke Kaffee, transportiert den Müll und Diesel für die Generatoren die die Häuser mit Strom versorgen.  Geheizt wird mit Holz. Der Winter sei lange und hart. Das Versorgungsschiff der Armada kommt einmal im Monat mit Lebensmittel und Treibstoff. Eine Strasse nach Puerto Williams existiert nicht.

Die nächste Etappe nehmen wir morgens um fünf in Angriff. Diesmal wird das dritte Reff ins Grosssegel gebunden, Fock und der kleine Klüver gesetzt. Zwischen hohen, teils schneebedeckten Bergen, über die Bahia Nassau, Segeln zwischen Inseln, erreichten wir abends  den Ankerplatz Maxwell. Die anderen drei Yachten liegen bereits mit Landleinen verzurrt im südlichen Teil der Bucht. Auf Kanal 69 besprechen wir die nächste Etappe ums Cabo de Hornos. Der Wetterbericht zwingt uns wiedermal möglichst früh morgens zu starten.
Wie schrecklich, um sechs Uhr in der Früh schifft es!
Genau um 09:04 erreicht die Robusta die südlichste Position unserer Reise: 55Grad58Minuten Süd/67Grad27Minuten West. Hier treffen der Atlantik und der Pazifik aufeinander.
Ich will es fast nicht wahr haben. Wir laufen unter Motor ums für seine starken Winde berühmt berüchtigte Kap! Die Fotos sehen schrecklich aus! Alles nur Schwarz – Weiss. Wolken, Nebel, karge spitze Felsen. Was für ein Jammer. Die Kamera trau ich mich schon fast nicht aus dem sicheren Deckshaus zu strecken.

Dafür ist es möglich in der Caleta Léon der Isla de Hornos zu ankern. Der Ankergrund ist steinig, voller Kelp und der Anker hält sozusagen bei Flaute nicht mal. Das Schiff darf auf keinen Fall alleine gelassen werden! Mit Dijis Dinghi dürfen Teria und ich an Land den Leuchtturm besuchen. Die grossen runden schmierigen Steine und die Massen von Kelp machen die Anlandung nicht gerade einfach. Der erste Schritt auf der berühmten Insel und schon sind meine Gummistiefel mit dem kalten Wasser bis zum oberen Rand gefüllt. Im Eiltempo huschen wir drei zum Leuchtturm um uns dort ins Gästebuch einzutragen. Bei jedem Schritt durchs neu renovierte Gebäude der Armada, hinterlassen meine glucksenden Gummistiefel Lachen von Salzwasser.
Diji wird immer nervöser. Er will zurück zum Dinghi. Der Wind nimmt allmählich zu. Keine der Yachten liegt mehr an der selben Stelle! Die Anker haben nicht gehalten. Sie laufen unter Motor wartend vor der Bucht hin und her.

Nächstes Etappenziel: Isla Lennox. Der schlappe Wind veranlasst uns die Isla Deceit östlich zu runden. Doch wie war das noch mit den erlaubten und verbotenen Streckenabschnitten? Mit Schrecken stelle ich fest, dass auf der Zarpe diese Strecke nicht eingetragen ist. Ohjemineee.
Die Windprognosen versprechen für die Bahia Nassau 20 bis 28 Knoten Wind aus Süd-West. Optimaler könnte es nicht sein. Der Skipper der Brasilianischen Yacht Endurence meldet über Funk, der neuste Wetterbericht zeige 40 bis 50 Knoten Wind für heute Nacht an. Er empfiehlt uns nicht nach Lennox zu segeln, sondern direkt Puerto Toro anzulaufen, was nochmals 35 Meilen weiter ist.
Die Bahia Nassau hat’s in sich. Nur unter Fock schiesst die Robusta mit Rekordgeschwindigkeiten durch die beachtlichen Wellen.
Patrizia meldet über Funk, dass sie in der Bucht von Puerto Tores beinahe eine Yacht in der Dunkelheit gerammt hätten, die ohne Licht vor Anker liegt. Genaue Position unbekannt. Der Wind weht mit bis zu 60 Knoten aus der Bucht von Puerto Tores meldet uns die Armada. Ich übernehme das Steuer, da Thomi das Fock bergen will. Sogar unter Motor fällt es mir schwer, den Kurs zu halten. In der absoluten Dunkelheit verliere ich mehrmals die Orientierung. Panik bricht bei mir aus, als ich auf den Seekarten vom Navionics erblicke, dass wir bereits über Land fahren und gleich den Leuchtturm rammen, der übrigens auch defekt ist. Nun folge ich dem alten Track auf der Seekarte von Open CPN der ebenfalls teilweise über Land führt. Endlich können wir die schwankenden Taschenlampen von Patizia und Diji ausmachen. Das Anlegemanöver an der Nordseite des Piers muss auf Anhieb klappen! Ich stehe mit der ersten Leine am Bug, im peitschenden Wind und Regen bereit. Der Wurf darf jetzt nicht in die Hosen rauschen. Der Typ von der Armada fängt die Leine gekonnt auf. DJ und Patrizia nehmen weitere zwei Leinen entgegen.
Wau die Freude ist gross endlich im einigermassen sicheren Hafen angelangt zu sein. Doch wo ist der Rest der Flottille?? Es kann doch nicht sein, dass die Robusta die Swan abgetrocknet hat? Wo ist Markku mit der Cara Mia? Über Funk erreichen wir ihn auch nicht. Auch die Armada mit ihren potenteren Anlagen können die vermissten beiden Yachten ebenfalls nicht erreichen!
Gegen vier Uhr in der Früh meldet sich eine schwache Stimme am Funk. Teria meldet,  sie werden gleich in Puerto Tores einlaufen. Ich warne mehrmals vor der unbeleuchteten Yacht. Doch die Verständigung ist mies. Ich bin nicht sicher ob sie mich verstanden hat. Ich spreche trotzdem weiter, gebe Anweisungen und versichere, dass genug Leute da sind um zu helfen!
Die Cara Mia liegt nun an der Robusta festgezurrt. Doch die beiden Masten schwanken gefährlich nahe gegeneinander. Also besser nochmals alle Leinen justieren. Das alles bei druchschnittlichen Windstärken von 50 Knoten! Doch noch nicht genug. Ich bin sicher es ist ein Traum und wir beide reagieren geschlagene 20 Minuten nicht auf das Geschrei und Poltern. Ein Armadaschiff will an den Steg! Wir müssen weg! Wie brutal. Das nach zwei Stunden Schlaf! Die selbe Aktion wiederholt sich drei Stunden später. Das Armadaschiff an dem wir nun angelegt liegen, will wieder weg. Halb im Koma werde ich wegen der fehlenden Gastlandflagge angemotzt, die ich wegen dem nervigen Geflatter entfernt hatte. Die Armada meldet uns, dass die vierte Yacht sicher in Puerto Williams angekommen ist.
 
Vom Hügel geniessen Thomi und ich nun halbwegs ausgeschlafen die fantastische Aussicht! Wir haben es geschafft! Wau Hammer! Cabo de Hornos, der Mount Everest der Segler ist umrundet! Heute, dank den guten Wetterberichten und technischen Möglichkeiten wohl nur noch mit dem Uri Rotstock zu vergleichen.
Wir sind trotzdem stolz!
DSCN7212 (1280x961)

Category: Chile | LEAVE A COMMENT
February 1 2016

E-Mail an Gallatée und Kalibu

Hallo alle!
Puerto Williams ist lustig. Wir liegen als siebtes Boot im Päckchen an der MicalVI, einem riesigen altem Stahlschiff, Baujahr 1926, das jetzt als Yacht Club genutzt wird. Sie diente im Krieg als Kohle- und Munitionstransportschiff. Ja die Robusta ist hier auch die weitaus kleinste Yacht! Ihr könnt euch auch an einer Boje liegenden Yacht in der Bucht festbinden.
Zur Frage wegen der “Verduleria” und der Kontrolle der Chilenischen Agrikultur Behörde:
Wir haben sämtlichen Frischfrass irgendwo im Schiff versteckt. Einen Teil haben wir in einer anderen Yacht deponiert. Den Herren von der Behörde zeigte ich den gähnend leeren Kühlschrank und den Schrank mit allen Trockenvorräten. Sie haben nirgends rumgeschnüffelt. Andere Leute haben berichtet, dass sie noch einige Äpfel an Bord hatten. Sie sagten sie werden sofort gegessen. Dann war dies auch kein Problem. Sehr nette Typen. Gerüchte von Geldstrafen kursieren wegen einer einzigen Banane.
Doch eine halbe Stunde später kam eine Señora vom SAG mit Aktentasche unter dem Arm geklemmt an Bord. Lebensmittelkontrolle! Ich präsentierte ihr das frisch gestempelte Formular. Sie hätte drei Stunden auf uns im Büro gewartet! Sie war sichtlich sauer. Bevor wir zu ihr konnten, war der Besuch auf der Capitania und Inmigracion und Aduana angesagt. Dort erhielten wir das entsprechende Formular mit etwa unübertrieben 10’000 Fragen zur Ausstattung der Yacht. Unterhosen und BH Grösse mussten wir nicht angeben. Dieses Formular füllten wir in einer Kneipe bei einem kleinen Bierchen aus. Danach begaben wir uns direkt zum SAG. Dort war aber niemand. Später entdeckte ich den SAG Truck vor einer anderen Bar. Drinnen fand ich zwei Beamten vor einem Bier sitzend. Also gingen wir gemeinsam zu ihrem Büro und danach direkt zur Robusta für die Kontrolle.
Alles  easy. (Wie alles mit der Señora ausgegangen wäre, weiss ich nicht!?)
Wir sind auf dem Weg zum Cabo de Hornos zusammen mit Markku mit seiner Swan und noch zwei französischen Yachten. Bin schon ganz nervös! Wir werden am Wochenende wieder zurück in Puerto Williams sein….
Bis später Anja und Thomi
Reihenfolge der Behördenrally:
1. Capitania
2. Inmigracion (Öffnungszeiten: 9 Uhr, 3 Uhr, 6 Uhr)
3. Aduana (im selben Gebäude wie Inmigracion
Monster Formular ausfüllen
4. SAG (Agrikulturbehörde)
5. zurück zur Capitania
6. dann warten die SAG Beamten bei der Micalvi um mit dir an Bord zu gehen
Viel Spass!

Category: Chile | LEAVE A COMMENT
January 24 2016

Puerto Deseado – Bahia Tetis – Bahia Buen Suceso

Jeh ich könnte jauchzen vor Freude! Endlich mal super coole Bedingungen! Wau ist das toll. Lustig schwappen und züngeln die Wellen. Weiss von Gischt belegt soweit das Auge reicht. Grosse Berge, rauf und runter surfen. Kalt ist es geworden. Das macht mir aber nicht viel aus, denn ich komme vom Norden. Nur die ständigen heftigen Seitenhiebe der riesigen Wellen mag ich nicht. Die Narbe an meinem Bauch ist gut verheilt. Die Naht hält dicht. Doch als heute morgen so ein tolpatschiger Albatros, die keine Ahnung von präzisem Landeanflug haben, auch noch auf meinem Mast landen wollte, hat das fette Tier mit seinen Latschen, den Windanzeiger verbogen. Die Nadel muss ihn heftig am Bauch gekitzelt haben. Drinnen in meinem Bauch, hocken Thomi und Anja am Kartentisch und fragen sich verzweifelt, wann die 40 bis 50 Knoten Wind endlich abnehmen. Anja hat sich nun in die kalte Koje verkrümelt und träumt von einer heissen Badewanne.
Am krassesten fand ich die Nacht. Schwarze absolut dunkle Nacht. Ich kann nicht sagen ob es regnet oder ob es die Wellenberge sind die über die Robusta krachen. Die Sicht ist gleich null. Wahrscheinlich auch besser so.  Die Einfahrt der Magellanstrasse muss bei diesem starken Wind großräumig umfahren werden. Vorgelagerte Sandbanken bauen dort eine krass steile gefährliche See auf. Im selben Moment dreht der Wind auf Süd-West. Sich nahe an der Küste halten ist nun unmöglich geworden! Die Geräuschkulisse ist nun gewaltig. Ab 40 Knoten ist es schon sehr laut. Das Pfeifen und sirren ist ab 50 Knoten nochmals eine Stufe enormer. Nicht umsonst wird die Gegend hier die Brüllenden Fünfziger genannt. Die See ist chaotisch. Nur noch ablaufen unter der Sturmfock gelingt. Die Windsteueranlage Pazific Plus funktioniert selbst bei diesen extremen Bedingungen tadellos! 
Das Wetter beruhigt sich nach 36 Stunden bei 40 bis 50 Knoten Wind langsam wieder. Doch kurz vor dem Estrecho de Le Maire stellt der Wind völlig ab. Flaute. Die letzten 20 Seemeilen laufen wir unter Motor und kommen in absoluter Finsternis in der Bahia Tetis an. Die Islas de los Estados erreichen wir leider nicht! Dort haben wir uns mit der Gallate und der Kalibu verabredet. Mit der Taschenlampe versuche ich das Kelp auszumachen. Flupp und schon stecken wir drin in den riesigen bis zu 40 Meter langen Wasserpflanzen. Rückwärtsgang und wir kommen mühelos wieder raus. Ups, wenn sich Kelp im Propeller verwickelt, kann das sogar die Welle verbiegen! Es ist saukalt hier, regnet leicht. Nur noch den Anker runter und expressmässig ab in die Kojen. An Schlaf war ja die letzten Tage nicht zu denken. Bei solchen Bedingungen ist die Anspannung echt gross. Was wenn jetzt das Material den Naturgewalten nicht standhält? Es war schon extrem. Ich glaube jetzt dürfen wir uns schon zu den Seebären zählen, denn wir sind selbst bei diesen Bedingungen noch immer nicht seekrank geworden. Ich war aber bestimmt ausserhalb meiner Konfortzone! Erst mal kräftig ausschlafen. Nein geht leider nicht. Sieben Uhr müssen wir mit dem einsetzenden Ebbstrom weiter. Also nur vier Stunden schlafen. Die Bedingungen sind perfekt! Durch den Estrecho de Maire will niemand bei Wind gegen Strom Verhältnissen segeln. Die Meerenge an der südöstlichsten Spitze Südamerikas zwischen Feuerland und den Islas de los Estados, ist bekannt für ihre starken Ströme und bis zu 12 Meter hohe, stehenden Wellen. Wir haben Glück. Nur leichter Nordwind weht. So erlauben es die Bedingungen ganz nahe an der Küste bis nach Bahia Buen Suceso zu segeln. Normalerweise muss das Kap im Mindestabstand von acht Seemeilen umfahren werden.  
Auf den Tag genau, 400 Jahre nach Kapitän Le Maire, segelt die Robusta durch den Estrecho de Le Maire. Der Holländer Le Maire engagierte für das eine Schiff den erfahrenen Kapitän Willem Conelisz Schouten. Das Kommando über das zweite Schiff übertrug Le Maire seinem Sohn Jacob. Bei der Landung auf Java, im Oktober 1616, wurden die beiden Kapitäne verhaftet. Man glaubte ihnen nicht, eine alternative Route zur Magellanstrasse gefunden zu haben. Die beiden wurden in Ketten in die Niederlande zurück verfrachtet und ihre Schiffe wurden konfisziert. Jacob Le Maire starb auf dieser Fahrt.
Hier ein Link der die Wellen beschreibt
http://www.seemotive.de/html/dseegang.htm

January 18 2016

Puerto Deseado

Erst wollten wir an Puerto Deseado vorbeirauschen. Doch der Wetterbericht ist nicht so optimal. Bereits die ganze Nacht lagen wir beigedreht den Südwind abwetternd bei etwa 35 Knoten Wind  in den Wellen. Für Landratten eine Erklärung zum Beidrehen oder Beiliegen: hierbei handelt es sich um eine Technik mit kleiner Segelfläche starken Wind und hohe Wellen abzuwettern, oder schlichter ausgedrückt, auf besseres Wetter warten. Das Schiff liegt so einigermassen ruhig in den Wellen und driftet langsam seitwärts zurück.
Nach zwei Uhr in der Früh ist es wieder möglich mit der Flut in den Fluss Puerto Deseado anzulaufen. Wir ankern im Fluss und schlafen erst mal aus. Die Prefectura hätte laut Laurent uns auch schon versucht zu wecken. Doch wir haben wohl tief und fest geschlafen.


Später kommt die Prefectura nochmals mit ihrem Boot auf Besuch um den Papierkram zu erledigen. Sie haben sogar Durchschlagpapier dabei, was meine Grossmutter wohl noch aus ihrer Schulzeit kennt. Wenn wir im Hafen anlegen wollen, sollen wir doch die Fortuna, ein Schlepper für Frachtschiffe, auf Kanal 10 anfragen, ob wir an ihm festmachen können. Der Steg für kleine Bote existiere nicht mehr erklären uns die Beamten. Neben der Prefectura habe es noch eine private Anlegestelle. Kostet aber 25 Dollar pro Tag.
Kanal 10 funktioniert auf unserem europäischem VHF Funkgerät nicht. Sie hören uns, aber wir sie nicht teilt uns Laurent auf Kanal 16 mit. Super. Er fragt für uns die Fortuna an. Da liegt bereits die Segelyacht Antarktika. Wir können uns an ihr festbinden. Wie es der Namen schon verrät, machen sie Charter Touren von Buenos Aires in die Antarktis und sind nun auf dem Heimweg. Sie hätten die Robusta bereits in Buenos Aires mal gesehen. Die Crew der Fortuna erzählt uns, was für ein Südsturm unsere Freunde hier an der selben Stelle getroffen hat. Das müssen ja dramatische Momente gewesen sein, als die Stricke gerissen sind! Wir haben die Fotos gesehen – dass ihr alle noch mal heil davongekommen seit, grenzt an ein Wunder! Alles Gute Abraxas (Alekistan) und Skol, hoffen es geht euch und euren Yachten wieder gut!!!!!!!!

Morgen ziehen wir weiter gegen Süden. Cara Mia, Calatée und Robusta. Kalibu ist schon weiter gesegelt. Das optimale Wetterfenster gibt es hier nicht. Da müssen wir jetzt durch. Kleinste Besegelung: Sturmfock und Grosssegel im dritten Reff. Im Schiff ist alles gut verstaut und die Schapps sind zusätzlich gesichert, dmit sie nicht ungewollt im chaotischen hohen Seegang aufspringen. Einige Yachten montieren Bretter an ihre Fenster um sie vor Treibgut zu schützen. 
Ohje bin schon etwas nervös. 
Wetterbericht sagt 35 Knoten aus Nord-West voraus. 
Der Skipper der Charteryacht empfiehlt, wie die lokalen Segler und die Armada auch, ausnahmsweise nicht weiter als drei Meilen von der Küste entfernt zu Segeln. Die Wellen sind dann nicht so chaotisch. Der Wind donnert dort von den Anden runter und wird deshalb mindestens 20 Knoten stärker sein als vorhergesagt.
Mamma mia…. 

January 12 2016

Mit Blaulicht durch die Pampas

Im Kanal Leones bläst der Wind mit über 35 Knoten. „Kalibu Kalibu – Robusta“ rufe ich auf Kanal 69 wie vereinbart unsere Freunde. Sie liegen bereits mit ihren Yachten in der Caleta Horno. Sie wollen bei unserem ersten Manöver mit Landleinen in der schmalen Schlucht helfen. Markku hat bereits eine Landleine an der südlichen Felswand vorbereitet. Perfekt! Damit wir an den beiden Yachten vorbei können, müssen sie eine Leine lösen. Die Situation wird kurz mal kritisch, da es die Kalibu in diesem Moment arg gegen die Cara Mia drückt. Beide Dickschiffe hängen nun nur noch an einer Landleine. Wie lange diese die starken Fallböen aushält, ist fragwürdig. Galatée wartet im Windschatten der Einfahrt, bis wir festgezurrt sind. Nach einer Stunde sind die vier Yachten optimal, wie in einem Spinnennetz in der Schlucht gesichert. Der Tidenhub von über vier Meter und die Caleta mit ihren steilen Felswänden ringsum sind beeindruckend.


Das Wiedersehen sollte mit dem extra für uns aufgespartem Asado gefeiert werden. Doch das Fleisch hat das lange Warten leider nicht überlebt. Die Fische freuen sich dafür. Diese werden doch von uns später gefangen und aufgegessen.
Die karge Pampas ist genial zum Wandern. Birgit bringt uns sechs mit dem Dinghi an die südliche Felswand, von wo wir mit einem kleinen Picknick ausgerüstet, die Gegend erforschen wollen. Doch Markku steuert stur gegen Osten. Ihn zieht es in die Zivilisation. Der Fleischvorrat sei ihm ausgegangen und Teria, die an Board wartet, brauche dringend Karotten. Markku behauptet, wenn wir immer geradeaus laufen, muss da in etwa zehn Kilometer Entfernung eine Strasse sein. Dort wolle er ein Auto anhalten, welches ihn nach Camarones bringt. Wir wollen ihn nicht alleine ziehen lassen. Also geht Thomas von der Kalibu mit seinen Kindern zu den Klippen und wir latschen eine, zwei, drei Stunden Markku hinterher, ohne auf eine Strasse zu treffen. Ausser Steine, Berge, karges Gestrüpp, Guanocos, Schafe und Hasen, sind weit und breit keine Anzeichen von Zivilisation zu erkennen.
Etliche Kilometer später, vom höchsten Punkt, ist in der Ferne, schon fast wieder am Horizont, eine Farm zu sehen. Dort ist dann tatsächlich die erhoffte Strasse, auf der aber wie sich herausstellt, sehr selten Autos fahren.

Nach nahezu 30 Kilometer latschen, sitzen wir gemütlich in einer kultigen Kneipe. Doch wie informieren wir nun unsere Freunde, dass wir es heute nicht mehr zurück schaffen? Die machen sich bestimmt Sorgen. Wenn die nun einen Notruf absetzen? Handys und Internet stehen uns schon lange nicht mehr zur Verfügung. Schon gar nicht in der Pampa.
So beschliessen wir, mit dem Handfunkgerät das wir dabei haben, uns mal bei der Prefectura Camerones zu melden. Haben wir eh schon seit Tagen nicht mehr gemacht, da die Entfernung zu gross ist.
Lima-4-Bravo, Lima-4-Bravo, Robusta, rufe ich schon etwas angeheitert aus der Kneipe ins Funkgerät (hatten schliesslich auch einen riesigen Durst zu löschen). Ich erkläre dem Polizeibeamten, dass wir extra hierher gelaufen sind, um uns wiedermal bei ihnen zu melden (zwei mal täglich verlangt die Prefectura normalerweise eine Positionsmeldung). Das freut den Mann besonders. Er fragt, ob wir eine Dusche bräuchten. Ich erkläre, wir hätten bereits eine kleine Pension zum übernachten gefunden. Mit warmer Dusche! Er meint, wir sollen Morgen ins Hafenbüro kommen. Den langen Weg könnt ihr unmöglich wieder zurück laufen.
Wir fahren euch!
Die Wirtin nimmt die Bestellung auf. Doch sie hat kein Fleisch. Das freut den Markku aber gar nicht. Er stänkert  rum da sie ihm gerade eine Flasche Wein geöffnet hat, die er in dem Fall auch nicht mehr haben will. Die Wirtin schlägt vor, dass sie im Supermarkt für ihn Fleisch holen könne. Doch der Supermarkt ist leer, das ganze Fleisch wurde bereits von uns aufgekauft!

Also ich muss hier meine negative Einstellung zu Beamten etwas revidieren:
Die sind hier ja voll nett!

January 5 2016

Puerto Santa Elena

In Mar del Plata treffen wir noch die letzten Vorbereitungen für die grosse Fahrt nach Patagonien. Diesel tanken ist angesagt. Der Diesel vom Fischereihafen sei total mies und schlecht. Also leihen wir uns eine Schubkarre vom Yacht Club Argentino und holen die 300 Liter eben zu Fuss bei der Auto Tankstelle. Beim dritten Mal bezahlen will die Kreditkarte nicht mehr! Also zurück zum Schiff, mit SKYPE der Bank anrufen. Die Karte wurde gesperrt, weil das System einen Betrug vermutet hatte. So viel Diesel passt unmöglich in ein Auto oder so muss sich der Computer gedacht haben. Die Sachbearbeiterin schaltet die Karte wieder frei. Ich gebe meine Karte Thomi (seine ist ja wegen Betrugs gesperrt), damit er alleine gehen kann. Ich brauche mal schnell eine Pause. Es ist fast 40 Grad heiss. Doch kurz darauf kommt er wieder. Ohne Diesel. Der Typ an der Tankstelle hat die Karte nicht mehr akzeptiert, weil da ein Frauenname drauf steht! Also musste ich doch wieder mit. Diesmal fehlte mein Pass! An manchen Tagen ist so eine Reise einfach zum durchdrehen!
Wir reisen einen Tag nach der Kalibu und der Cara Mia ab. Übrigens der Yacht Club Argentino hat draussen in der Bucht zwei gelbe Bojen, an denen du kostenlos festmachen kannst. Für an den Stegen anlegen, zwicken sie pro Tag 50 Dollar ab, zwei Tage sind frei. Unverschämt teuer!


Gemeinsam mit den Franzosen Shu In und Laurent von der Galatée ziehen wir gegen Süden los. Beide treffen sozusagen glichzeitig, nach fünf Tagen auf See in der Bucht von Puerto Santa Elena ein. Wieso die Bucht den Namen “Puerto” trägt, ist mir unerklärlich. Da ist nix! Nicht mal der Leuchtturm funktioniert. Nur sechs Menschen leben auf drei Haciendas erzählt uns Juan. Ich frage ihn, ob er Schaffelle für unsere Betten verkauft. Er habe viele davon. Er rennt nach Hause und schenkt uns zwei! Ach wie lieb!  Die Felle waren ungegerbt, blutverschmiert und stinken. Ich müsse sie noch waschen, dann werden sie schön! Doch so viel Süsswasser haben wir nicht an Bord!  Iris und Mirj, danke für eure Recherche im Internet wie ich die Teile behandeln muss. Irgend wann haben wir die Dinger dann doch den Delfinen gespendet! Nun schwimmen zwei Delfine im Schafspelz im Atlantik 😉

In der Bucht finden wir das erste Kelp. Eine grosse Seealgenart die in grossen Mengen in Patagonien vorkommt. Alle Algen können übrigens gegessen werden. Sie sind äusserst schmackhaft und erst noch gesund. So wird’s gemacht: Erst dreiviertel Stunden im Süsswasser einlegen, dann mit Zwiebeln gedünstet schmeckt diese Pflanze super lecker! Nicht salzen, ist schon genug salzig! In der Bratpfanne wird alles erst mal recht schleimig und sieht gruselig aus. Einfach weiter braten. Wenn die Schleimerei aufhört, ist das Gemüse gar.
Guten Appetit!

 

December 30 2015

Einfuhrbestimmungen Chile

Aber genau jetzt, kurz vor Aufbruch in den Süden, erfahren wir von Bekannten, dass ihnen bei der Einreise nach Chile sämtliche frischen Lebensmittel weggenommen wurden! Super, wir haben gerade für die nächsten drei Monate eingekauft!!! Das bedeutet ja jetzt, wir müssen innert kürzester Zeit 50 Kilo Kartoffeln, 50 Kilo Zwiebeln und zusätzlich noch 30 Kilo frisches Gemüse auffressen???? Ich eröffne eine “Verduleria” in Ushuaia und verkaufe alles Gemüse! Und dann erkranken wir an Skorbut wie in den alten Zeiten der Seefahrt?? In keinem einzigen Blog habe ich bis anhin so eine Information gefunden. Sind die Segler von dieser Bestimmung bis anhin verschont geblieben?


Besondere Bestimmungen (Quelle http://www.chileinfo.de/)
Einfuhrbeschränkungen bestehen für frische und bestimmte zubereitete Lebensmittel, wie beispielsweise Milchprodukte, Obst und Gemüse, Fleisch und Fleischwaren, sowie für Pflanzen, Pflanzenteile und Saatgut. Die Einfuhr dieser Produkte kann nur nach vorheriger Genehmigung durch die Veterinärbehörde erlaubt werden, ggf. ist Quarantäne der entsprechenden Produkte notwendig (z.B. Saatgut). Diese Bestimmungen dienen zum Schutz der einzigartigen Natur und sollen das Einschleppen von Tier- und Pflanzenkrankheiten verhindern, die in Chile aufgrund der isolierten Lage bisher nur selten vorkommen. Die Einhaltung dieser Bestimmungen wird bei Einreise kontrolliert, ein entsprechendes Formular erhalten die Reisenden zusammen mit der Touristenkarte im Flugzeug. Weitere Informationen dazu finden Sie auf der Webseite der chilenischen Veterinär- und Pflanzenschutzbehörde Servicio Agricola y Ganadero – SAG unter dem Link „De viaje“.
Wünschen allen ein Frohes neues Jahr! Wir werden auf hoher See sein.

December 26 2015

Mar del Plata

Weihnachten wollten wir in Mar del Plata mit der Familie von Ines verbringen. Doch das Wetter wollte nicht so ganz wie prognostiziert. Mit  vier Zentimeter Wasser unter dem Kiel, morgens um fünf, ging’s von Buenos Aires (Club Nautico San Martin, San Fernando) los. Gewitter,  danach Flaute und nach diesem sehr speziellen Wetterphänomen (siehe Fotos), was uns bis gerade mal 40 Knoten Gegenwind bescherte, dauerte die Reise einen Tag länger als geplant.


Eigentlich sind wir in Mar del Plata noch rechtzeitig angekommen, doch wir haben Weihnachten zu viert mit  Ines, die mit uns gesegelt ist, und mit ihrem Partner auf der Prefectura verbracht. Die Beamten  in Buenos Aires (Tigre) haben vergessen uns das entsprechende Formular mitzugeben. Ines hat noch etwa dreissig mal ausdrücklich danach gefragt. “Nein”, bräuchten wir nicht, hiess es. Gut, dann halt eben nicht. Ein Formular für die Crewliste konnten sie uns auch nicht geben. Dies hätten wir selber im Internet herunterladen und ausgefüllt mitbringen müssen. Ines bittet um eine Vorlage. Sie malt auf blankes Papier, fix und schnell einige Linien und bastelt so die gewünschte Liste. Doch die Beamten haben unsere Abreise und Ankunftszeit nicht in Mar del Plata gemeldet. Also haben wir uns illegal bewegt?. Ines ist Staatsanwältin und hat allen mal die Kappe gewaschen. Doch  an Weihnachten konnte nun mal nichts überprüft werden. Jedenfalls würden wir ohne Ines jetzt noch bei den bösen Beamten hocken…
Danach waren wir alle zu müde um noch Weihnachten zu feiern….
FROHE FESTTAGE, bei uns ist es gegen 40 Grad heiss, den Beamten hat wohl auch etwas die Birne gekocht!
 

December 21 2015

Mast ist fertig!

Die Robusta schwimmt wieder!
Vom Ufer aus vernehme  ich wie Thomi hektisch die Bodenbretter raus reisst und später auch noch Kopf über im Motorraum verschwindet.  Ich bitte Victor die Gurten vom Kran noch nicht weg zu nehmen. Wasser dringt von irgendwo ein,  viel und schnell!  Bei mir ging natürlich sofort folgender Film ab;  Stopfbuchse falsch montiert,  Schweissnaht  undicht,  Loch im Rumpf……..
Ich darf es fast nicht erwähnen.  Seeventil offen gelassen und der Schlauch vom Lavabo war nach den Malerarbeiten  im Bad noch nicht angeschlossen! Wir Anfänger,  was für ein Schock! Darin sind wir echte Spezialisten. Ausgerechnet genau in diesem Moment kommt Thomas mit seiner Freundin Martina aus der Schweiz mich besuchen. Thomi faucht die beiden erst mal an, bis er realisiert wer denn da gekommen ist. Das Wasser muss erst mal wieder raus. Dann verbringen wir einen lustigen gemütlichen Abend,  natürlich mit Asado und viel verschiedenen Gemüse dazu. Nicht ganz die argentinische Art zu grillen.  War cool haben wir uns getroffen! 
Der Mast wird erst am übernächsten Tag gestellt. Wegen Regen. 
Das war ja ein rechter Würg bis der auf dem Deck gestellte Mast in das Profil rutschte. Das Vorstag ging recht leicht an den Bugspriet. Doch beim Achterstag fehlten ganze zehn Zentimeter! Doch wir müssen weg vom Takelkran. Die sonst so liebenswürdige Kran Crew ist im Stress!  Da es gestern geregnet hatte müssen sie heute doppelt so viele Schiffe rein und raus heben. 
Ohne Achterstag drehen wir nun die vierte Runde um die Insel im Club Nautico Barlovento. Wir wollen so nicht am welligen Liegeplatz fest machen.  Billy setzt die Dirk ein,  um den Mast  mit der Winsch nach hinten zu ziehen.
Jetzt sieht der Mast toll aus! Alles weiss.  Hätte ich nicht erwartet. Alejandro hat ihn mit der Spritzpistole weiss gemalt. Vielen Dank, das hat uns eine Menge Arbeit erspart!
Nun liegen wir wieder im Club Nautico und die Mast- und Abschiedsparty wird ausgiebig gefeiert. Es fällt uns echt schwer euch lieben hilfsbereiten Menschen “adios” zu sagen.