December 8 2015

Mast Reparatur

Robusta Bauch ist wieder zugeschweisst und wir sind um 1000 Dollar leichter.  Die Arbeit wurde von dem Spanier Jesus und Alexandro super professionell ausgeführt. Fehlen nun innen und aussen 7 Schichten Farbe.
5 Punkte für Billy! Der Mast ist zur Hälfte laminiert☺
Grossen Dank an all die lieben Menschen die uns mit allem Möglichen unterstützen!  Echt wertvoll, ohne all das wären wir wohl erledigt gewesen. 
DANKE
10 PUNKTE FÜR BILLY, Vorarbeit für Malen sind abgeschlossen! 

December 8 2015

Im Revedero beim Club Nautico Barlovento

Edelstahltanks sind ja schon eine tolle Sache, das Wasser bleibt auch über längere Zeit trinkbar. Es verdirbt nicht. Sind lebensmittelecht. Auch bleiben die Tanks dicht, korridieren nicht und sind somit eigentlich das Beste was man haben kann.
Sind solche Tanks jedoch im Rumpf (Bilge) eines Stahlschiffes montiert, so korridiert der Rumpf galvanisch, wenn sich in der Bilge Salzasser befindet. Genau dies war bei uns der Fall, Das Wasser musste einige Zeit gestanden haben. Bevor wir das Boot übernahmen. Auch bei uns hatte es Wasser, dies aber nur kurzzeitig, vor allem nach einem “Unfall” wie Seeventil vergessen zu schliessen oder eintretende Welle über offenem Fenster.
Die zunehmenden Rosterscheinungen unterhalb und neben den Tanks mussten untersucht werden. Wir bauten die drei Tanks aus und wollten eigentlich den Rost klopfen. Zum Glück haben wir diese Arbeiten nicht im Wasser ausgeführt. Raus mit dem Schiff im Club Barlovento, letzter Tank ausgebaut und das mechanische Entfernen mit dem Hammer konnte beginnen… Peng, kurz darauf – Loch ! Oh weh. Und noch eines. Somit war also klar, die Bordwand ist im Bereich der Tanks, etwa 1,5m unter der Wasserlinie ziemlich arm und dünn. Mit dem Klopfen konnte ich aufhören. Nun ist Rat gefragt. Wie sanieren ? Das einfachste wäre, Stahlplatten aussen darüber zu schweissen. Hat aber den Nachteil, dass sich zwischen den armen Rumpfplatten und den neuen schnell wieder Korrision bilden kann, die weder behandelz noch verhindert werden kann. Hält ca. 5 Jahre… Hatte übrigens schon solch eine kleine Platte am Rumpf, das Problem mit den Tanks scheint also nicht neu zu sein… Die bessere, nachhaltige Variante ist, die korridierten Stellen komplett grossflächig ausschneiden und neue Stahlplatten einzuschweissen. Dies verlangt jedoch nach erfahrenen Leuten, die hier in Argentinien nicht an jeder Ecke zu finden sind. Und gute Schweissgeräte, mit Gas, nicht elektrisch. Die Suche nach der richtigen Lösung, mit den richtigen Leuten dauerte beinahe zwei Wochen. Doch seit Anfang der Woche sind sie am arbeiten. Professionell und schnell. Aber nicht billig.
Wir sanieren nun die Robusta hier im Yachtclub Barlovento, die Probleme mit der galvanischen Korrision wegen der Edelstahltanks werden behoben. Nebenbei wird die Welle wieder mal schön geflickt, die Unebenheiten, verursacht von den brasilianischen Kollegen, werden hier glatt geschweisst und gedreht. Nachdem wir die Welle in Salvador nach so vielen Problemen endlich wieder drin hatten, müsste man ja meinen, es wird alles gut. Aber nein, nach einiger Zeit begann die Stopfbuchse zu lecken und die Welle schleifte am Stevenrohr. Dies wegen nicht richtig angezogenen Motorenfussschrauben, die Leckage weil im Bereich der Stopfbuchse die Welle nicht rund geflickt wurde, es hatte nach dem Schweissen der Korrisionslöcher Unebenheiten, die nach und nach das Stopfbuchsenlager zerstörte.
Kleinere Arbeiten wie Spühlbeckenabläufe ersetzen und Ruder-Stopfbuchsenlager erneuern, Segel und Segelschutz nähen, dürfen dabei auch nicht fehlen… Lucie von der Mouse hat uns das genäht. Vielen Dank dafür !


Wir hoffen dass wir hiermit die grossen Fehler dieses sonst so tollen Bootes gefunden haben und damit endlich weiterfahren können. Wird aber vieleicht zeitlich für Patagonien leider nicht mehr reichen. Wir machen daraus aber unser eigenes Abenteuer: Wir werden da unten wahrscheinlich überwintern. Haben wir doch mal nötig, einen Winter zu erleben, hatten wir ja schon lange nicht mehr 😉
Thomas

November 20 2015

Blanke Nerven / Behördenrennen

Ui ui ui ich rase ettliche Kilometer hin und her von Behörde zu Behörde. Shit und heute haben die vom Zoll festgestellt, dass ich vor zwei Wochen nicht vorbeigekommen bin. Die haben ein Hirn wie ein I Book. Unglaublich. Vor zwei Wochen wurde unser Mast an Land gelegt. Dazu musste ich mit einer Bestätigung des Club Nautico Barlovento zum Zoll rennen, warauf sie ein aufwendig erstelltes Schreiben mit allen Details an Arbeiten die ausgeführt werden, erwähnt sind. Mast streichen, habe ich angegeben. Die rotte Stelle im Mastfuss habe ich nicht erwähnt. Bitte lesen und eine Unterschrift. Ja super. Die Lesebrille ist nicht dabei. Die Beamtin leiht mir ihre Brille aus. Das Amts-Castellano verstehe ich nur andeutungsweise. Immerhin kann ich ausschliessen, dass da nicht steht, ich werde ihnen die Robusta schenken.
Auf den Krantermin warten wir nun schon drei Wochen um die Robusta an Land zu stellen. Erst ist kein Platz frei, dann wird bei Regenwetter nicht gearbeitet, was ich nicht ernst genommen habe und somit vergebens zum Zoll gerannt bin. Die haben’s ja schön hier! Dann müssten wir bei dem  Wetter in der Schweiz ja höchstens einen Monat pro Jahr arbeiten! Bei Regen und vor allem bei Gewitter ist es für die Arbeiter zu gefährlich den Kran zu bedienen. Ja gut, dafür haben wir Verständnis!
Heute wird die Formularschlacht noch intensiver ausfallen. Schweiss überströmt stehe ich erneut am Schalter der Aduana, der Zollbehörden. Die Damen und Herren sind nicht erfreut, dass ich letzte Woche nicht wie versprochen mit dem Papier der Prefectura erschienen bin. Ich dachte der Club Nautico Barlovento hätte eine E-Mail geschrieben, dass die Robusta nun doch nicht an Land gestellt werden kann. Ich und niemand anders sei für die Übermittlung dieser Information verantwortlich! Upa, jetzt sind sie aber gereizt. Die vier Beamten und Beamtinnen verschwinden erneut in ihrem kleinen Büro, um dann lange nicht mehr zu erscheinen. In einer halben Stunde sollte ich mit dem entsprechenden Stempel beim Kran erscheinen. Das schaffe ich mit dem Fahrrad niemals rechtzeitig! Möglichst beherrscht klopfe ich nach einer gefühlten Ewigkeit mal an die Fensterscheibe. “Tranquillo” meint der Beamte und schiebt mir seine Tasse Mate Tee, das bittere Gebräu, zwischen den Papierstapeln und diversen Stempeln entgegen. Trink erst mal einen Schluck.


Der Tee tut gut – die letzten zwei Wochen waren für uns echt ein Wechselbad der Gefühle. Bis Aleko sich den Mast anschauen konnte, haben wir schon mal verschiedene Lösungen in Erwägung gezogen. Ein lokaler Bootsbauer wurde um seine Meinung gebeten. Das Resultat war niederschmetternd. Reparatur kostet 3500 Dollar und neuen Holzmast erstellen würde 6000 Dollar kosten. Die Telefonmastenfirma haben wir auch schon angeschrieben. Dei Antwort ist noch ausstehend. Hans der Zimmermann aus der Schweiz, der seinen Katamaran in Australien selber gebaut hat, relativiert die Diagnose und meint trocknen lassen und neues Holz einsetzen. Nun ist Aleko da und er repariert den Mast super professionell. Was für ein Glück wir haben ist unglaublich!!! Danke Alektistan!
Nun liegt mein Fahrrad auf der Ladefläche des Ford der Zollbehörde und sie fahren mich zur Marina zurück. Sie müssen eh ein Foto vom Schiff für ihre Akten machen wenn es an Land steht. Robusta hängt bereits in den Gurten als wir ankommen. Aber die Übung wird wegen Regen abgebrochen. Das bekommen die Beamten aber nicht mehr mit, weil sie vom Regen in ihr Büro flüchten.
 
 
 

November 8 2015

Buenos Aires, Rio Lujan


Sind schon in Buenos Aires angekommen! Gemeinsam mit Markku von Finnland,  segelten wir vor Einbruch der Dunkelheit von La Paloma in Uruguay los, in die Mündung des Rio de la Plata. Richtig einklariert haben wir nicht in Uruguay. Das ist in La Paloma nicht möglich. So hätten wir mit dem Bus zur Grenze von Brasilien reisen müssen, um dort den ganzen Papierkram zu erledigen. Die Busfahrer lassen dich an der entsprechenden Stelle aussteigen. Es hat niemand gemeckert. Auch nach zwei Wochen noch nicht. Darum blieb und das ganze Galam erspart.
Nur ein Gewitter, sonst war die Reise bis Buenos Aires sehr angenehm. Doch zu wissen nur wenige Zentimeter Wasser unter dem Kiel zu haben und die vielen Wracks die hier liegen sollen, gaben uns schon ein unbehagliches Gefühl. Die Reise bis zum Club San Martin durch den Canal Mitre waren fantastisch! Eine Nacht verbrachten wir in schönster Natur ankernd im Flussdelta um am nächsten Morgen ans Ziel zu gelangen. Wir hatten Glück. Hier einen Liegeplatz zu bekommen ist nicht einfach. Stepke und Aleko (Alekistan) haben für uns vorgespurt. Haben mit viel Ueberzeugungskraft einen Platz für uns ergattert! Das war echt mega super von ihnen. Grossen Dank euch beiden!!! Am besten ist, wenn die Clubs vorher per Mail angeschrieben werden um sich auch kurz vorzustellen. Das mögen sie. Nicht alle bieten Liegeplätze für Gäste an.
 
Unser erstes Asado! Die anwesenden Argentinier hatten ja fast einen Schock als Thomi Oregano auf das Fleisch schmiss. Aber als wir dann die ganze Wirbelsäule noch umdrehten bevor sie auf der Knochenseite fertig gebraten ist, da war klar, dass wir Ausländer keine Ahnung von Asado zubereiten haben!
So,  nach der Fleischüberdosis sind wir voller Energie geladen. Müssen den Mast behandeln. In der tropischen Hitze hat sich die Colanhülle vom Holzmast abgelöst. Für den Mast an Land legen, was wir in Barlovento tun werden, brauchen wir eine Bewilligung. Diesen Stempel hole ich beim Zoll in Tigre.

Maststufen, Winschen, alle Beschläge und die Colanhülle lassen sich recht schnell entfernen. Doch am Mastfuss entdecken wir eine faule Stelle! Vom Kabel konnte Wasser eindringen. Stepke und Aleko (Alekistan), die beiden reisenden Profis, werden die Stelle reparieren. Was für ein Glück wir doch haben!
Nächste Woche wird die Robusta auch aus dem Wasser gehoben. In La Paloma haben wir die Wassertanks aus der Bilge ausgebaut. Die Roststellen brauchen Pflege. Rost klopfen ist aber gefährlich im Wasser. Das Schiff könnte absaufen. So schnell kriegst du im Notfall bei der ganzen Bürokratie keinen Krantermin um dies zu verhindern!
 
 

November 1 2015

Uruguay, La Paloma

Der Plan ging fast auf! Der Wetterbericht war wie von den einheimischen Skipper versprochen echt genau. Flache Topografie macht es möglich.
Abends, mit dem auslaufendem Wasser motoren wir mit Robusta bis an die flache Stelle in der Flussmündung und ankern dort bis der Wind auf Nord-Ost dreht. Acht Uhr morgens, Anker auf und unter Motor laufen wir bei noch schwachem Nordostwind aus der Flussmündung. Heissa da gehts aber ab! Strom von Süd gegen Flussströmung. Selbst im super schön aufklariertem Schiff fliegt einiges aus dem Shapps! Chaos perfekt. Steile kurze Wellen bringen die Robusta arg ins Schlingern. Die Wellen können nicht flacher geschnitten werden, da es uns sonst in die Untiefen drückt. Der Spass dauert etwa eine Stunde!


Nur wenige Seemeilen vor La Paloma dreht der Wind auf Süd-West. Aufkreuzen ist angesagt. Den Hafen La Paloma habe ich schon mal angefunkt. Das ist in Uruguay sehr wichtig. Die sind nicht mehr so locker drauf wie in Brasilien. Die Senhora spricht englisch. Will viele Informationen von mir die ich so noch nie angeben musste. Zweite Wende, da dröhnt ihre Stimme schon wieder aus dem Lautsprecher. Sie will zwei Minuten später erneut die Position haben. Auf Backbord liegend, vernehmen wir ein schauderhaftes Geräusch! Erst gefriert mir das Blut in den Adern bis es wieder mit einem Schweissausbruch in Wallung kommt. Im selben Moment knistert es schon wieder aus der Funke. Nein nicht jetzt! Keine Ahnung was da wieder los ist. Hoffentlich springt der Motor an! Der Wind stellt gleich ab und dies bei noch schäumender See mit vorgelagerten Riffen und Strömungen!
Im Hafen liegt die Segelyacht SKOL! Was für eine freudige Überraschung! Wir sind in Uruguay angekommen!

Diagnose vom Geräusch, zwei Befestigungsschrauben vom Motorblock haben sich gelöst! Der Motor muss neu ausgerichtet werden.

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October 12 2015

Persönliche Eindrücke von Brasilien

 
 
Der Abschied stimmt uns echt sentimental. Die teils intensive Zeit werden wir wohl nicht mal mehr unter Alzheimer leidend vergessen.
Hier einige Eindrücke die uns immer wieder zum Schmunzeln bringen:
Die Brasilianer sind die herzlichsten Menschen der Welt. Aufzählen, was wir mit ihnen alles tolles erlebt haben, würde hier echt den Rahmen sprengen. Herzlichsten Dank an alle die uns geholfen haben und mit uns lustige Tage verbracht haben!
-Wichtigste Handbewegung: Daumen nach oben haltend, bedeutet “todo bem”, alles super.
-Sprachkenntnisse sind Türöffner! Das Brasilianische Portugiesisch ist eine wunderbar lustige Sprache, ich vermisse sie!
-Bus fahren: dieses Gefährt hält nur an, wenn du ausdrücklich mit hochgestrecktem Arm andeutest, dass du mitfahren willst. Manchmal hinten einsteigen, dann aber wieder vorne. Der Fahrpreis  in Lokalbussen ist immer gleich. Egal wie lange die Strecke ist. Beim Umsteigen muss neu bezahlt werden. Geld möglicht passend dabei haben.
-Sammeltaxi: meist handelt es sich dabei um die kultigen VW-Busse. Nur ganz wenig teurer! Der Preis ist von der Strecke abhängig. Erst beim Aussteigen wird bezahlt.
-Taxi fahren: Darauf bestehen, dass der Fahrer den Taxameter anstellt. Wenn du die Preise kennst, kannst du auch ohne Taxameter einen Preis im Voraus ausmachen. Lohnt sich sehr für lange Strecken! Achtung, ist aber illegal.
-Einkaufen: Super tolle schöne Auswahl an Gemüse, Früchte, Gewürze. Auf dem Wochenmarkt ungekühlt erhältlich und somit länger haltbar! Touristen und Einheimische bezahlen die selben Preise. Handeln lohnt sich oft, vor allem bei grösseren Mengen. Wenn du einen Beitrag zum Umweltschutz tun willst, bring deine eigenen Taschen mit. Die Brasilianer sind echte Weltmeister im jedes Produkt in hübsche bunte Plastiktüten zu stopfen.
-Kilorestaurant: Aus vielen Töpfen kannst du dir selber schöpfen was du magst. Achtung, vorher müssen die Pfoten gewaschen werden. Dazu findest du am Buffet, meist bei den Salatsaucen, eine Flasche Desinfektionsmittel.
-Bar, Kneipe: Willst du bedient werden, mach dich mit einem “ps ps” bemerkbar. Oft sind die Gerichte in den Speisekarten für zwei Personen gedacht. Wer geht denn schon alleine essen?
-Bier ist nebst dem nationaldrink Caipirinha das beliebteste Getränk. Runtergekühlt auf minus 3 Grad wird es in 0.6 Liter Flaschen mit einem Isolationschutz aus Plastik serviert mit mehreren Plastikbacher dazu. Hier wird immer geteilt! Ist der Durst nach der ersten Flasche noch nicht gestillt, nimm sie aus dem Isomantel, und schon wird die nächste geliefert. Die leeren kommen unter den Tisch.
-Fleisch: Das Paradies für Carnivoren – der Graus für Vegetarier sind die Churrascarias. Leckerstes Fleisch vom Grill mampfen bis der Bauch platzt.
-Bürokratie ist riesig, doch die Beamten sind immer super freundlich drauf und manchmal scheint mit dem sogenannten “Jeitinho” das Unmögliche möglich zu werden. Die Brasilianer haben zum Überleben hoch sensible Instinkte und listige Auswege entwickelt um mit all den Hindernissen und Vorschriften fertig zu werden.
-CPF Nummer: Ist eine Art persönliche Steuernummer. Ohne CPF geht fast nicht’s! Sogar beim Arztbesuch oder bei Reparaturen wird diese Nummer verlangt. Genau jetzt käme dann eben der “Jeitinho” zum Zug. Doch der Computer kann leider mit dem “Jeitinho” nichts anfangen.
-Telenovela: Liebesschnulzen und Drama Serien sind hoch im Kurs. Sogar während der Arbeit werden sie auf dem Handy mitverfolgt. Kann darum schon mal vorkommen, dass du in einem Geschäft etwas länger warten musst um bedient zu werden.
-Klingeln: Diese Dinger funktionieren selten. In die Hände klatschen – und schon öffnet sich die Tür.
-Mechaniker: Bei Reparaturen schriftlichen Kostenvoranschlag von mindestens zwei empfohlenen Mechanikern einholen. Dies ist auch auf einem Fresszettel verbindlich.
-Pünktlichkeit: Abhängig von der Wichtigkeit des Termins.
-Reklamationen im Geschäft / Umtausch: Würde der Brasilianer niemals machen. Ist halt einfach Schicksal. 
-Iate Club: Nicht alle Clubmitglieder interessieren sich für’s Segeln. Clubmitglied wird jemand der seine Freizeit gerne in einem geschützten Rahmen verbringt und es liebt Menschen zu treffen. Die Zeit mit der “Cortesia” ist fast vorbei. Nur wenige Iate Clubs gewähren noch 1 – 3 Tage kostenloses Liegen und Nutzung der Anlagen. Gäste sind jedoch immer willkommen!
-Vergitterte Häuser: Das Gefälle zwischen Arm und Reich ist riesig und offensichtlich! Pompösen Schmuck und Uhren tragen, Wertsachen und protzige Kameras sind zu Hause sicherer aufbewahrt und stellen aus meiner Sicht für unterprivilegierte Menschen eine Provokation dar.
 
 

October 11 2015

Rio Grande do Sul


Als aller erstes suchen wir schnurstracks, bevor wir uns im Hafenbüro anmelden, eine schöne heisse Dusche! Bis wir wieder fein duften, ist das Büro geschlossen. Wochenende! Sonntag ist es von 10 bis 12 Uhr geöffnet. Also statten wir dem neben der Marina liegenden Museum einen Besuch ab. Die Ausstellung im Ozeanografischen Museum ist wirklich interessant. Wer kein Portugiesisch spricht, hat Pech gehabt. Sämtliche Beschreibungen sind nur in Portugiesisch. Ich bräuchte dringend den Dictionnaire um das alles genauestens zu kapieren. Dazu bin ich aber noch viel zu müde von der letzten Überfahrt. Gucke halt einfach. Im Museum darf auch fast alles angefasst werden. In Brasilien ist der Eintritt in Museen in der Regel kostenlos. Finde ich toll, so können sich alle Menschen sowas anschauen.
Wir fragen den bewaffneten Türsteher nach Lauro dem Direktor. Er begleitet uns zu ihm durch den Museumsgarten. Da ist er, in einem Hüttchen über dem Fluss, cool eingerichtet, mit fantastischer Aussicht. Lauro bittet uns rein und serviert uns einen Tee. Er hat wohl nach unseren Augenringen geurteilt und uns einen starken Schwarztee verpasst. Irgendwie hat Lauro ein grosses Herz. Nebst erschöpften Seglern, nimmt er dort verletzte Meerestiere auf und päppelt sie wieder auf, bis sie gestärkt wieder in die Wildnis entlassen werden können. Ein Institut, in dem unterpriviligierte Jugendliche Skills im Bootsbau erwerben können, hat er auch ins Leben gerufen. Museu Oceanográfico.
Doch der Willi ist ein Fall für sich (er heisst anders, aber ich habe ihn immer so angesprochen). Als Baby kam er in die Station. Wurde bereits schon drei mal ausgewildert. Ist aber jedesmal innert kürzester Zeit zum Museum zurück geschwommen, hat dort solange rumgenervt und geheult, bis sie ihn wieder in sein kleines Gehege mit Swimmingpool rein liessen. Er ist nun schon 23 Jahre in seinem Pool. 15 Kilo Fisch verspeist Willi täglich und muss dabei gar nichts tun ausser Schnauze zu öffnen und von einer jungen Senora diesen in Empfang nehmen. Der Willi ist ja nicht blöd.
Drei Stunden später verholen wir die Robusta zum Museumssteg. Hier liegen wir total idyllisch mit tollster Aussicht. Wir wollen Lauro und Miriam als Dank zum Essen auf der Robusta einladen. Doch Thomi wird am nächsten Abend von fürchtelichem Brech-Durchfall geplagt. Er hat behauptet, der Eisbergsalat müsse nicht gewaschen werden. Der ist ja ganz zu. Da gehen die ganz klitze kleinen Bakterien nicht rein.

Danken dir Lauro und der Crew des Universitätsschiffes für die spannende Zeit mit euch allen! Auch herzlichen Dank an die hilfsbereiten Security Jungs und Frauen für’s Bewachen und dass ihr mit euren Schiesseisen nicht rumgeballert habt. Ja wir wissen, wir sind schliesslich in Brasilien. Witzig, dabei haben wir uns hier im Süden noch gar nie irgendwie bedroht gefühlt.

September 26 2015

Pinheira – Rio Grande do Sul

Es dauert etwa zehn Minuten bis ich schnalle, wie die verflixte Dusche heisses Wasser zaubert. Dann geht’s los! Schön mollig warm rieselt das heisse Wasser über mein mitlerweile ultra glänzendes Haar, bis über den ganzen Körper. Was für ein fantastisches Gefühl! Das kannst du dir gar nicht vorstellen! Ich will gar nicht mehr raus aus der Dusche. Nach dem Abtrocknen wandert meine Hand  magischerweise zurück zum Drehknopf und stellt diesen nochmal an. Ich wiederhole die ganze Prozedur und geniesse noch intensiver das heisse Wasser! Ein Stück Appenzeller Käse und ein Stück Schweizer Schoggi wäre jetzt in dieser Situation auch nicht schlecht als Aufmunterung.
Fünf Tage auf See. Der verfluchte Wetterbericht. Wie hatten doch Ugur und Maral von der Blue Belle nur recht gehabt, doch nicht los zu segeln! Wir steckten den Kurs auf der Karte ab, es sah alles nach easy sailing aus. 10 bis 15 Knoten aus Nord-Ost. Das Wetterfenster ist jedoch knapp bemessen. Drei Tage soll es so bleiben, bevor der Wind auf Süd dreht. Die Gewitter machen Ugur und Maral Sorgen. Vor allem die Böen. Sie wollen ihren altersschwachen Mast schonen. Kann ich gut verstehen! Er ist ja auf dem Atlantik schon mal gebrochen.


Letzte Wetterbesprechung: Sie bleiben, wir segeln los. Motoren aus der Bucht, wo eben gerade noch Wind war. Kennen wir das nicht schon? Draussen segelt Robusta mit knapp zwei Knoten Fahrt. Super, so kommen wir nie in Rio Grande do Sul an. Immerhin sichten wir Wale! Die Baleia Franca (Eubalaena australis) sind um diese Jahreszeit in diesen Gewässern. Schon eindrücklich diese Tiere zu beobachten. Wir montieren sofort den Wal Wecker. Die antike Schiffsglocke hängt am Bugspriet, mit einer Schnur am Plämpel, mit Schäkel beschwert, die bis ins Wasser reicht. So bimmelt die Glocke immer wieder mal. Die Wale, die knapp unter der Wasseroberfläche schlafen, werden durch das Geräusch geweckt und verduften hoffentlich. Eine Kollision mit Walen wollen wir unbedingt vermeiden. 14 Tonnen gegen 50 Tonnen und 18 Meter lange Fische? Wie endet sowas?
Mist der Wind stellt ab! Ausser Wellen und schlagende Segel null, nix, nada. Fünf Stunden harren wir aus. Die See beruhigt sich nicht, der Wind bleibt aus. Neptun, brauchst du noch einen extra Schluck Cachaça? Als dieser Versuch auch nicht hilft, kommt der Arabische Wind zum Einsatz. Motoren drei Stunden bis Imbituba. Ankern  im Dunkeln nach Navionics Seekarte. Nach  OPEN CPN Plotter ankern wir fast auf einer Kuhweide! Super, soviel zur Genauigkeit der Brasilianischen Seekarten. Der Tiefenmesser zeigt aber genügend Wasser unter dem Kiel an. Wir schlafen, bis wir morgens um zehn vom Schlagen der Falle geweckt werden. Nun aber los! Wau, wie angenehmes Segeln. 15 Knoten aus Nord-Ost, bei Sonnenschein, perfekter könnte es nicht sein. Doch die nächsten drei Tage verbringen wir mit Gewitterzellen ausweichen, Segel setzen, Segel reffen, Segel runter, dümpeln, Rauschefahrt bis fast neun Knoten mit unserem lieben Stahleimer. Unglaublich! Das nur mit gerefftem Klüver. Ich frage mich wirklich, ob unser Windmesser stimmt. 30 Knoten hat er maximal angezeigt.

Nach meiner Nachtschicht falle ich komatös müde, vor Angst verspannt in meine Koje. Gewaltig wie ein Gewitter auf hoher See aussieht. Fette Blitze schlagen ins Wasser ein. Entscheiden, den ganzen Strom vom Netz zu nehmen. Lieber ohne Beleuchtung segeln. Bei dem  scheiss Wetter ist ja eh kein Fischer unterwegs. Die fetten Pötte, die hier selten rumkurven, erkennen wir trotz heftigen Regenschauer. Müssen wir halt ausweichen. Wau sind wir froh, ist die Robusta mit einem Deckshaus aus Lastwagenplane ausgerüstet!!! Sie ist ein tolles Schiff, wir lieben dich Robusta, obwohl du nicht so schnell bist wie Gin Fizz  🙂
An Schlaf ist nicht zu denken. Ich werde durch rasende Kopfschmerzen geplagt. Habe ich eigentlich selten. Mehr Wasser statt Alkohol trinken? Na ja jetzt saufen wir wieder mal nichts wenn wir auf See sind. Der Biervorrat ist eh alle. Thomi flutscht die Magensäure durch die Schaukelei in den Kehlkopf oder so ähnlich, wie er behauptet. Wir fragen uns, warum wir uns das alles antun. Trotzdem hat Thomi die Nerven, zehn Minuten nach der Ankunft in Rio Grande gleich vom nächsten langen Schlag zu reden. Ich raste kurz und heftig aus. Will nichts mehr vom Segeln hören. Am liebsten würde ich gerade nochmals unter die Dusche huschen.

Doch wir sind noch nicht angekommen! Wau, nur noch 23 Seemeilen bis zur Einfahrt in den Ententeich. Null Wind. Wie bitte?? Wellen, schlagende Segel. Das volle Programm. Segel runter, wir pennen und alle Stunde wird der Wecker gestellt. Um fünf Uhr morgens müssen wir den Motor anschmeissen, sollte der Wind nicht einsetzen, damit wir rechtzeitig in der Flussmündung ankommen. 04.37 werde ich mit der Nase an die Bordwand gedrückt. Wind! Segel setzen und los geht’s! Ab die Post. So ein Mist, der Wind kommt von genau von dort wo Robusta hin soll. Ich stecke einen Kurs ab, rechne wie wahnsinnig, das alles um fünf Uhr morgens. Die Härte für einen Morgenmuffel. Wirklich meine Lieblingsbeschäftigung. Thomi will motoren. Mit gegen den Wind aufzukreuzen schaffen wir es nie rechtzeitig in die Flussmündung. Die Wellen werden immer höher, der Diesel immer knapper den wir dringend im Fluss brauchen werden. Also doch Aufkreuzen. Um den kleineren Klüver zu setzen sind wir zu faul. Also ungerefft gegen etwa 18 Knoten Wind. Robusta macht das schon, die Segel hoffentlich auch. Keine Chance der Küste rechtzeitig näher zu kommen. Wir kreuzen den ganzen Tag hin und her! Die Flusseinfahrt erreichen wir zum suboptimalen Zeitpunkt. Versuchen trotzdem rein zu fahren. In einem Fluss muss ein Neerstrom sein. Eine entgegengesetzte Strömung am Ufer. Also fahren wir ganz nahe an der rechten Hafenmole entlang. Diese ist übrigens 35 Meter länger als in der Seekarte eingezeichnet!!! Muito obrigada für die Genauigkeit der Brasilianischen Seekarten! Gut war da kein Nebel. Im Dunkeln hören wir die grunzenden, schnarchenden oder wie auch immer tönenden Seelöwen die auf der Mole hocken. Schade können wir sie nicht sehen. Es klappt, Robusta schiebt sich bei normaler Motorenleistung mit über sechs Knoten den Fluss hoch! Nach einer Meile ankern wir da der Fluss breiter wird, der Neerstrom ausbleibt und pennen gründlich aus. Ab elf Uhr wird die Flut uns ans lang ersehnte Ziel bringen.
 
 

September 18 2015

Pinheira (Santa Catarina)

Wir warten immer noch auf das passende Wetterfenster. Was heisst da passend? Optimal wird es hier wohl nie sein. Es ist eine schwierige Ecke mit viel wechselnden Wetterlagen. Der Frühling ist eine Zeit der Wechsel. Schon noch schräg; Von der Jahreszeit her haben wir jetzt den Winter in Brasilien verbracht. Für uns war dies gefühlsmässig aber Sommer! Temperaturen gegen 30 Grad, schlafen mit einer ganz dünnen Decke, T-Shirt und Shorts tragen und barfuss segeln. Jetzt wird es langsam Frühling. Die immer grüne Natur beginnt zu blühen. Doch wir ziehen gegen Süden, die Temperaturen fallen deutlich unter 20 Grad, wir hüllen uns in immer mehr Klamotten. Grotesk – der Sommer kommt bald!
Zwischendurch machen wir schöne Landausflüge.
UUPAA! DER IST ABER GROSS! DA RENNT ER AUCH SCHON AUF UNS BEIDE ZU, DER KANN UNS GLEICH MIT EINEM BISS BEIDE GLEICHZEITIG VERSCHLUCKEN….
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Der liebe Knuddelbär hat wohl gerochen, dass wir auch Schweizer sind. Er ist schliesslich der Schweizer NATIONALKÖTER ! Nur das Schnapsfass fehlte an seinem Halsband.
Ja wir sind noch immer in Brasilien. Im Süden. Eigentlich hocken wir fest. An einem schönen Strand mit einem schrägem Kaff. So schieche  Käffer gibt es wohl auf der ganzen Welt. Die Menschen sind aber sehr nett und neugierig. Mit denen wir ins Gespräch kommen, fragen von wo wir her kommen und wollen viel über unsere Reise wissen. Es ist wirklich von Vorteil, die so lustig liebevoll klingende Sprache zu lernen!
In der gebirgigen Gegend von Pinheira wachsen, wie es der Name schon sagt, Pinien. Vor allem Rindviecher und Muscheln werden hier gezüchtet. Am Fluss der sich zum Meer schlängelt, wohnen einige Fischer in einfachen Hütten. Im Supermarkt hängt ein Poster von einer Flugaufnahme, worauf zu erkennen ist, dass irgend wann nach 1970 der Bauwahn ausgebrochen ist. Im Sommer muss hier der Bär los sein, doch im Winter stehen die meisten Häuser und Pousadas leer. Die Gegend wirkt geisterhaft und verlassen. Was uns total irritiert, der schöne sechs Kilometer lange weisse Sandstrand wird  mit  Autos befahren! Wenn wieder mal eine Karre stecken bleibt, was öfters vorkommt, können wir uns das Lachen leider nicht verkneifen. Spannend wird`s, wenn dann die Flut kommt. (Natürlich helfen wir immer und glotzen nicht einfach zu)


Die Bucht ist optimal um auf ein Wetterfenster zu warten. Im Norden zwicken wir gratis Internet von einem Hotel ab und können so täglich mehr oder weniger gut Wetterberichte herunterladen. Im Süden der Bucht ist der eigentliche winzig kleine Dorfkern mit Kneipen, einer originellen Bar und grossem Supermarkt mit tollem Angebot. Er liegt nicht weit weg vom Strand. Somit hält sich das Geschleppe in Grenzen.

Blue Belle, Skol und Robusta warten auf Nordwind oder wenigstens so was ähnliches. Hier befindet sich die gefürchtete Ecke wo der Pampeiro (Süd-West Wind) und der Carpintairo (Süd-Ost Wind) wüten können. Das heisst auch schon mal mit weit über 50 Knoten! Das Problem dabei ist, dass der Süd-Ost Wind Schiffe genau gegen die Küste pressen können. Da bleibt keine Chance um in irgend eine Richtung abzulaufen. Bis La Paloma in Urugay sind es zirka 550 Seemeilen. Dazwischen liegen noch Imbituba, dieser Hafen bietet nur  Schutz von Winden aus Sektor Süd und Rio Grande do Sul kann nicht in allen Wetterbedingungen und zu jeder Tageszeit angelaufen werden. Die elf Meilen den Fluss hoch in die Lagoa dos Patos, übersetzt “Ententeich”, ist vor allem abhängig von der Windrichtung. Bei nördlichen Winden kann die Strömung schon mal bis 5 Knoten betragen. Mit den Gezeiten ist auch etwas ungewöhnlich. Nur einmal pro Tag läuft das Wasser ein. Da sind wir bis jetzt noch nicht schlau daraus geworden wieso dies so ist.
Egal, wir haben Zeit und geniessen die Gemeinsamkeit. Wir sechs Weltenbummler kochen zusammen super leckere Gerichte mit türkisch- französisch- schweizerischem Einfluss, die das letzte Mal mit reichlich Cachaça begossen wurden, was mit viel Kopfschmerz endete.
Ein Ausflug ins Europäische Tal, Vale Europeu

Ende 19. Jahrhundert sind viele Europäer, vor allem Deutsche in den Süden Brasiliens ausgewandert. Die Stadt Blumenau wurde von einem Deutschen gegründet. Immer im Oktober, wie könnte es anders sein, findet das Oktoberfest statt, welches mit viel Bier ausgelassen gefeiert wird. Viele Menschen sprechen hier noch immer Deutsch. Eine alte Frau erzählt mir, in fast akzentfreiem Deutsch, dass während des zweiten Weltkrieges verboten wurde, Deutsch zu sprechen. In den Schulen wurde der Deutschunterricht gestrichen und sämtliche Strassenschilder mit Deutschen Namen umbenannt. Heute ist das wieder anders. Deutschunterricht ist ab der vierten Klasse Pflicht.